Was ist Freiheit? Der Freiheitsbegriff bei Berlin, Machiavelli und Rousseau


Trabajo Escrito, 2020

14 Páginas, Calificación: 3,0


Extracto


Gliederung

1. Einleitung

2. Begriff „Freiheit“ bei I. Berlin

3. Begriff „Freiheit“ bei N. Machiavelli

4. Begriff „Freiheit“ bei J.J Rousseau

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ Freiheit ist politische Macht, geteilt in kleine St ü cke “ Thomas Hobbes Der Freiheitsbegriff ist heutzutage in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu finden: Ethik, Politik, Soziologie, Philosophie etc. Doch immer noch wird darüber diskutiert, wie Freiheit erhalten werden kann. Nicht zuletzt, spricht Thomas Hobbes, ist Freiheit „politische Macht“. Doch ist sie tatsächlich so stark mit der politischen Macht verbunden? Freiheit zu erkämpfen und zu erhalten ist eins der wichtigsten Ziele des Individuums und der Gesellschaft. Sie zu garantieren ist nicht zuletzt essenzielle Aufgabe des Staates. Kann in einer absoluten Monarchie dennoch Freiheit garantiert werden? Welche Faktoren tragen dazu bei, Freiheit zu erkämpfen und sie zu behalten?

In dieser Arbeit werden zwei Ansätze des Freiheitsbegriffs – von Niccolò Machiavelli und Jean Jacques Rousseau – diskutiert. Inwieweit ist eine Domination und Nicht-Domination für die Erhaltung der Freiheit relevant oder spielen die sozialen Klassen eine Rolle? Welche Staatsformen sind für das Erhalten der Freiheit notwendig? Um diese Fragen zu beantworten, wurden folgende Werke untersucht: „Freiheit. Vier Versuche“ von Isaiah Berlin; „Discorsi“ von Niccolò Machiavelli und „Briefe vom Berge“ von J.J. Rousseau.

Zu Beginn dieser Arbeit werden die Ansätze von Berlin dargestellt und analysiert, was positive und negative Freiheit ist. Auf deren Darstellung baut die weitere Untersuchung auf.

Es folgt eine Analyse des Freiheitsbegriffs bei Machiavelli. Dabei werden auch soziale Klassen sowie Domination und Nicht-Domination in der Gesellschaft betrachtet.

Anschließend werden der Freiheitsbegriff bei Rousseau vorgestellt und Vergleiche zu Machiavelli gezogen. In der Schlussfolgerung werden die wichtigsten Aspekte des Freiheitsbegriffs beider Autoren verglichen und gestellte Fragen beantwortet. Schließlich wird untersucht, wie Freiheit erhalten und garantiert werden kann. In welchen Staatsformen kann Freiheit langfristig genossen werden? Weiterhin wird die Frage untersucht, welche Rolle dem Individuum und der Gesellschaft bezüglich der Freiheitserhaltung zukommt und welche dem Staat, damit alle Personen die eigene Freiheit erhalten und genießen können.

2. Begriff ‚ Freiheit ‘ bei I. Berlin: positive und negative Freiheit

Berlin definiert die negative Freiheit als „Freiheit, ungehindert in seinem spezifischen Raum zu agieren“1 und die positive als „Wunsch des Individuums, sein eigener Herr zu sein; Wunsch nach Selbstbestimmung“2.

Zum Verhältnis beider Freiheitsbegriffe ist anzumerken, dass sobald die negative Freiheit eines Individuums wächst, automatisch auch seine positive Freiheit zunimmt. Zu beachten ist, dass Berlins Ansatz nur zur Betrachtung der Individualfreiheit herangezogen werden kann. Eine sichere Aussage über Dritte ist mit der hier gegebenen Definition des Freiheitsbegriffs nicht möglich.3 Außerdem erweist sich der Begriff der Selbstbestimmung als schwierig, da er sowohl als normativer als auch deskriptiver Begriff angewandt werden kann. Die daraus resultierende, zu klärende Fragestellung ist: Wenn die deskriptive Selbstbestimmung steigt, erhöht sich dann gleichzeitig die normative Selbstbestimmung und wenn ja, in gleichem Maße?4

Der Begriff der Selbstbestimmung kann ebenfalls unterteilt werden. Während aus der positiven Freiheit eine regellose Selbstbestimmung, die sich auch über individuelle Grenzen hinweg bewegt, resultiert, handelt es sich bei der negativen Freiheit um eine gesicherte Selbstbestimmung, in der das Individuum stets seinen unantastbaren Schutzbereich hat.5

Des Weiteren ist es wichtig zu klären, ob die von Berlin vorgenommene Zweiteilung des Freiheitsbegriffs sinnvoll ist. Zur Klärung dessen ist in erster Linie der normative Gehalt der gegebenen Definition einer negativen Freiheit zu hinterfragen.6

Berlin schuf hier eine Hülle, die nicht mit Werten gefüllt wurde. Dies ermöglicht einen Missbrauch oder eine Fehldeutung des Begriffs der negativen Freiheit entgegen der These des Autors. Denn der nicht näher definierte spezifische Raum gibt nur wenig Aufschluss über die Tragweite dieser negativen Freiheit.7 Wichtig ist anzumerken, dass es sich bei der Selbstbestimmung in einem spezifischen Raum nicht um eine Freiheit innerhalb bestimmter räumlicher Grenzen alles tun zu dürfen handelt, sondern dieser Raum eher als ein persönlicher Bereich zu verstehen ist.8

Inhaltlich ist weiterhin nicht näher ausgeführt, was genau das Individuum in diesem Raum tun darf. Ohne diese Spezifikation lassen sich aber beliebige Freiheitsbegriffe, die nicht zwangsläufig vom westlichen Demokratieverständnis geprägt sein müssen, einfügen.9 Aufgrund dieser offenen Formulierung der negativen Freiheit ist diese zunächst nicht prinzipiell normativ. Diese Aspekte deuten darauf hin, dass Berlin sich spezifisch mit dem historischen Ereignis des Zweiten Weltkriegs auseinandergesetzt hat und dafür entsprechende Erklärungsansätze liefert, jedoch die Erklärung anderer Ereignisse, zum Beispiel den Aufstieg eines Militärdiktators, unterlässt.10

Die Aussage, dass aus einer negativen Freiheit keine negative politische Entwicklung resultieren könne, ist daher mit Vorsicht zu betrachten. Diese Art der Freiheit stellt demnach eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für einen freiheitlichen Staat dar.11

Folgende Eigenschaften des Freiheitsbegriff können festgestellt werden: Das Recht auf Handeln beziehungsweise Unterlassen; Dritte akzeptieren und/oder bekämpfen das Handeln und es muss darauf reagiert werden, entweder durch Duldung oder Ergreifen von Gegenmaßnahmen. Durch die direkte Erwähnung Dritter in der Definition von Freiheit wird ausgeschlossen, dass diese bei der Ausgestaltung des Freiheitsbegriffs nicht berücksichtigt werden.

3. Begriff ‚ Freiheit ‘ bei N. Machiavelli

„ Wer an Freiheit gew ö hnt war, dem ist jede Kette eine Last und jegliches Band eine Fessel. “ 12

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Freiheitsbegriff bei Machiavelli eher konstitutiv ist. Gesellschaftlichen Zusammenhalt versteht er als Sicherheit und Sicherheit als Synonym zu Freiheit.13 Daraus abgeleitet werden kann, dass Überleben und Eigentum oder Besitz Teil der Sicherheit und Freiheit sind.

Aus diesem Grund wäre eine Person nicht frei, wenn sie bedroht wird, unsicher lebt oder kein Eigentum besitzt. Freiheit ist bei Machiavelli demnach materialistisch.14 Der Staat sollte diese Freiheit regulieren können, indem der durch das Gesetz für alle Bürger/innen gleiche Rechte und Pflichten garantiert. Sobald alle Individuen per Gesetz gleich sind, kann man Domination der Einzelne oder Individuums staatliche Sicherheit erfüllen. Der Rechtsstaat ist dafür verantwortlich, dass es keine Konflikte in der Gesellschaft gibt.15 Zudem ist es zwingend notwendig, den Adel durch Gesetze einzuschränken. In diesem Fall tritt republikanische Freiheit als Nicht-Domination auf der individuelle Ebene auf. Dennoch kann ein Sittenverfall eintreten, wenn die Eigenschaften der Bürger/innen und die des Adels gemischt sind. Dies kann zur Zerstörung des Machtausgleichs führen und in einer Diktatur enden.16

Machiavelli unterschiedet zwischen ‚innerlicher‘ und ‚äußerlicher‘ Freiheit. Er sieht die Staaten als einheitliche Akteure, die nicht dominieren.17

Der Staat verfügt über eigene, innere Ziele sowie Interessen und bezieht sich auf seine Rolle in der internationalen Anarchie.18 Somit kann von einem Einfluss innerer und äußerer Freiheit sowie negativer Freiheit im liberalen Sinne, da nicht im internationalen Recht betrachtet, gesprochen werden. Die äußere Freiheit kann aber auch als positive Freiheit verstanden werden, weil es um die Selbstbestimmung der Gemeinschaft geht.19 Der Einfluss der inneren auf die äußere Freiheit und deren Beziehung sind an folgenden Merkmalen zu erkennen: wenn man anerkennt im Inneren, zur innerliche Sicherheit, eines äußeres Feindes, für Stabilisierung und Gemeinwohl des Staates; wenn das Territorium und die Bürger/innen des eigenen Staates vor anderen Staaten, Herrschern und Domination geschützt werden.20

Für solche Fälle und die eigene innere Sicherheit kann die Bevölkerung bewaffnet sein.21 Somit argumentiert Machiavelli für einen Rechtsstaat mit funktionierenden Gesetzen und Institutionen. Nur dieser kann innergesellschaftliche Konflikte und Spannungen verhindern. Somit sollte die Gesellschaft ihre Freiheit kontrollieren, weil die Menschen als Gesellschaftsmitglieder selbst nach Freiheit streben.22 Wenn es keinen funktionierenden Rechtsstaat gibt, der beispielsweise Konflikte regeln kann, könnten die Bürger/innen ihre Freiheit verlieren. So sind zum Beispiel in Rom und Florenz starke Institutionen notwendig, die Konflikte regeln oder neue verhindern können. Auch wenn der Staat neue Gebiete bekommt sind durch den Rechtsstaat materielle, innere Konflikte vermeidbar. Somit ist hier der Einfluss der äußeren auf die innere Freiheit und das Machtgleichgewicht erkennbar. 23

Einer der zentralen Aspekte bei Machiavelli ist die Rolle des Konflikts. Dieser ist zum einen positiv zu bewerten, da durch ihn wie bei der zivilen Freiheit adäquate Gesetze verabschiedet und das politische System stabilisiert werden. Zum anderen hat er eine negative Auswirkung, wenn die politische Ordnung untergeht und damit die Freiheit gefährdet wird.24

[...]


1 Berlin,2006, S.201

2 Berlin, 2006, S.201

3 Berlin, 2006, S.216

4 Vgl. Berlin 2006, 220ff

5 Berlin, 2006, S.221

6 Berlin, 2006, S.313

7 Berlin,2006, S.202

8 Berlin, 2006, S.203

9 Berlin,2006, S.314

10 Vgl. Berlin, 2006, S.201ff.

11 Vfl. Berlin,2006, S.205 ff.

12 Machiavelli, Geschichte von Florenz (Istorie fiorentine), 1532 (posthum)

13 Machiavelli,Discorsi, S.129

14 Münkler, S.58ff.

15 Münkler, S.142

16 Münkler, S.60

17 Ulfig, S.426

18 Machiavelli, Discorsi, S. 145

19 ebd.

20 Ulfig, S.470

21 Ulfig, S.430

22 Machiavelli,Discorsi, S.140

23 Machiavelli,Discorsi, S.145

24 Machiavelli, Discorsi, S. 135ff.

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Was ist Freiheit? Der Freiheitsbegriff bei Berlin, Machiavelli und Rousseau
Universidad
Justus-Liebig-University Giessen
Calificación
3,0
Autor
Año
2020
Páginas
14
No. de catálogo
V704667
ISBN (Ebook)
9783346204158
ISBN (Libro)
9783346204165
Idioma
Alemán
Palabras clave
berlin, freiheit, freiheitsbegriff, machiavelli, rousseau
Citar trabajo
Paul Hrosul (Autor), 2020, Was ist Freiheit? Der Freiheitsbegriff bei Berlin, Machiavelli und Rousseau, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704667

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