Tag für Tag bedienen wir uns unserer deutschen Muttersprache, ohne uns groß darüber Gedanken zu machen; manchmal suchen wir nach Worten, aber über die Aussprache machen wir uns kaum Sorgen, die „kommt automatisch“. Für einen Ausländer sieht das natürlich ganz anders aus, und schon wer aus einem anderen Dialektgebiet kommt, stockt bisweilen, bevor er ein Wort ausspricht, in der Sorge, vielleicht nicht verstanden oder ausgelacht zu werden; zu deutlich ist der nicht-standardgemäße Akzent.
Wäre dieser nun sehr hinderlich dabei, einem Ausländer die deutsche Sprache zu vermitteln? Muss man zu diesem Zweck in allen Situationen wie ein norddeutscher Nachrichtensprecher im Fernsehen sprechen (dessen Akzent in Österreich stark „piefke“-mäßig markiert wäre)? Oder darf man den eigenen Standard lehren und beispielsweise für König die Aussprache ['kø:nIk] statt ['kø:nIç] lehren? Was ist überhaupt der Aussprachestandard des Deutschen, und inwieweit wird er entsprechend realisiert? Gibt es nur einen Standard, der für DaF-Lerner geeignet wäre, oder mehrere?
Um diese Fragen zu beantworten, wird zunächst den Standard und seine Gültigkeit betrachtet, ferner seine Varianten in Stil, Situation und Region, um dann zu sehen, welche Konsequenzen sich für die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache daraus ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Was ist der Standard?
- Die Geschichte
- Theodor Siebs
- Wilhelm Viëtor
- Varianten des Standards
- Stilistische Formstufen der Aussprache
- Lento- und Prestoformen
- Standard versus Dialekt
- Unterschiede in der Aussprache: die Lautschwächungen
- Reduktionen und Elisionen
- Assimilationen
- R-Variationen
- Konsonantenschwächungen
- Fehlender Glottisschlag
- Raffungen und Schwächungen
- Probleme für DaF
- Eine Mischung verschiedener Regiolekte
- ,,Ein Deutsch“ versus „,mehrere Deutsch“.
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Standardaussprache des Deutschen und deren Abweichen von der tatsächlichen gesprochenen Sprache. Sie untersucht die Geschichte der Standardisierung und die verschiedenen Varianten des Standards, die durch Stil, Situation und Region bedingt sind. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Unterschiede auf die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache zu beleuchten.
- Die Geschichte der Standardisierung der deutschen Sprache
- Die verschiedenen Varianten des Aussprachestandards
- Die Bedeutung der Standardaussprache im DaF-Unterricht
- Die Herausforderungen, die sich aus den Unterschieden zwischen Standard und Realsprache ergeben
- Die Frage nach einem einheitlichen Standard im DaF-Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der Standardaussprache im DaF-Unterricht dar und beleuchtet die Unterschiede zwischen der gesprochenen Sprache und dem idealisierten Standard. Sie führt die Frage nach der Gültigkeit des Standards und seinen Varianten ein.
Hauptteil
Was ist der Standard?
Dieses Kapitel definiert den Standard und beleuchtet die Eigenschaften, die eine mustergültige Aussprache auszeichnen. Die Bedeutung von Überregionalität, Einheitlichkeit und Deutlichkeit werden erläutert.
Die Geschichte
Das Kapitel zeichnet die Entwicklung der Standardisierung der deutschen Sprache nach, mit besonderem Fokus auf die Rolle der Germanisten Theodor Siebs und Wilhelm Viëtor. Es wird der Einfluss der Theaterbühne auf die Normierung der deutschen Aussprache und die Entwicklung der Bühnenaussprache als Standard hervorgehoben.
Varianten des Standards
Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Varianten des Standards, die durch Stil, Situation und Region entstehen. Es werden die stilistischen Formstufen der Aussprache, die Unterschiede zwischen Lento- und Prestoformen und die Beziehung zwischen Standard und Dialekt beleuchtet.
Unterschiede in der Aussprache: die Lautschwächungen
Das Kapitel analysiert verschiedene phonetische Phänomene, die die Unterschiede zwischen Standard und Realsprache hervorheben. Es werden Reduktionen, Elisionen, Assimilationen, R-Variationen, Konsonantenschwächungen und der fehlende Glottisschlag erläutert.
Probleme für DaF
Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus den Unterschieden zwischen Standard und Realsprache für den DaF-Unterricht ergeben. Es wird die Frage nach dem Umgang mit verschiedenen Regiolekten und der Schwierigkeit, einen einheitlichen Standard für den DaF-Unterricht zu finden, aufgeworfen.
Schlüsselwörter
Standardaussprache, Deutsche Sprache, DaF-Unterricht, Phonetik, Orthographie, Geschichte der Standardisierung, Sprachvarianten, Dialekte, Regiolekte, Überartikulation, Bühnenaussprache, Realsprache, Lautschwächungen, Reduktionen, Elisionen, Assimilationen, R-Variationen, Konsonantenschwächungen, Glottisschlag.
- Quote paper
- M.A. Friederike Kleinknecht (Author), 2003, Gesprochenes Deutsch und deutsche Standardaussprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70673