Der an der Lieder-Edda (Sæmundar Edda) interessierte Leser von heute hat viele Möglichkeiten, sich mit ihren Gedichten bzw. Liedern auseinanderzusetzen. In den seltensten Fällen wird er in die mittelalterlichen Handschriften schauen, sondern je nach seinen Sprachkenntnissen in Editionen oder Übersetzungen lesen. Diese Arbeit möchte auf einen Unterschied zwischen dem Codex Regius und den Editionen, auf denen schließlich die Übersetzungen fußen, aufmerksam machen.
Einige Gedichte im Codex Regius bestehen aus Fließtext und Sprecherwechselinformationen in den Randnotizen, wogegen die Editionen, die den Fließtext in Strophen und Prosaabschnitte auflösten, die Randnotizen nicht als solche darstellen, sondern sie unterschiedslos zwischen den Strophen eingearbeitet haben. Der Unterschied wird zwar in der Forschung – meist als bloße Auflistung der Textgestalt – erwähnt, aber vielfach ignoriert.
Doch diese Randnotizen bedürfen mehr Aufmerksamkeit. Es stellt sich die grundlegende Frage, ob die Randnotizen für das Verständnis des Textes notwendig sind, oder ob ein Leser diese zusätzlichen Informationen nutzen kann, um die Gedichte einem Publikum lebendig vorzulesen?
Durch eine formale Analyse soll hier die Struktur des handschriftlichen Textes am Beispiel der Lokasenna, die mit ihren zahlreichen Sprecherwechseln und Randnotizen für diese Fragestellung gut geeignet ist, genauer untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbetrachtungen: Handschrift, Editionen und Forschung
- Strukturierungsmerkmale im Codex Regius
- Editionen der Lieder-Edda
- Blick der Forschung auf die Lieder-Edda
- Grobanalyse des gesamten Codex Regius'
- Lokalisierung der Randnotizen
- Sprecherwechsel im Fließtext und in den Randnotizen
- Analyse der Lokasenna
- Prosastücke am Anfang und am Ende
- Auftakt der Senna - Erste bis zehnte Strophe
- Das eigentliche Streitgespräch – Elfte bis 54. Strophe
- Abschluß der Senna - 55. bis 65. Strophe
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Unterschied zwischen dem Codex Regius und dessen Editionen anhand der Lokasenna. Sie fokussiert auf die Bedeutung der Randnotizen im Codex Regius, die in den Editionen meist ignoriert werden. Die Arbeit interpretiert diese Randnotizen als Regieanweisungen für eine Aufführung oder Lesung, und untersucht, ob sie essentiell für das Verständnis des Inhalts sind oder lediglich strukturelle Hinweise darstellen.
- Untersuchung der Strukturierung des Eddatextes im Codex Regius.
- Analyse der unterschiedlichen Behandlung von Randnotizen in Handschrift und Editionen.
- Interpretation der Randnotizen als Regieanweisungen.
- Analyse der Lokasenna im Codex Regius, unter Berücksichtigung der Randnotizen.
- Bewertung der Bedeutung der Randnotizen für das Verständnis der Lokasenna.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die verschiedenen Zugänge zum Studium der Lieder-Edda, von mittelalterlichen Handschriften bis hin zu modernen Editionen und Übersetzungen. Sie hebt den Fokus der Arbeit hervor: die Untersuchung der Randnotizen im Codex Regius und deren Bedeutung im Vergleich zu den gängigen Editionen. Die Lokasenna dient als Fallbeispiel, um die mögliche Bedeutung der Randnotizen im Kontext des gesamten Textes zu ergründen. Die Arbeit verfolgt einen interpretativen Ansatz, der die Randnotizen als Regieanweisungen für eine Aufführung betrachtet.
Vorbetrachtungen: Handschrift, Editionen und Forschung: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Strukturierung des Codex Regius, untersucht verschiedene Editionen der Lieder-Edda und deren Umgang mit den Randnotizen, sowie einen Abriss der bisherigen Forschung zu diesem Thema. Es wird die Problematik des Informationsverlustes bei der Erstellung von Editionen angesprochen und die Notwendigkeit einer genaueren Betrachtung der Randnotizen betont. Die unterschiedlichen formalen Elemente im Codex Regius, wie rote Überschriften, Initialen, Großbuchstaben und Punkte, werden im Hinblick auf ihre Funktion zur Strukturierung des Textes analysiert.
Grobanalyse des gesamten Codex Regius': Dieser Abschnitt befasst sich mit der Lokalisierung und Häufigkeit der Randnotizen im Codex Regius. Er analysiert die Funktion der Sprecherwechselangaben sowohl im Fließtext als auch in den Randnotizen und legt den Grundstein für die detaillierte Analyse der Lokasenna im folgenden Kapitel. Der Fokus liegt auf der systematischen Erfassung und Beschreibung der Verteilung der Randnotizen im gesamten Codex Regius, um ein umfassendes Bild der Textgestaltung zu liefern und die Besonderheiten der Lokasenna im Kontext des gesamten Werkes zu verdeutlichen.
Analyse der Lokasenna: Dieses Kapitel analysiert die Lokasenna im Codex Regius, wobei der Fokus auf dem Verständnis des Textes ohne die zusätzlichen Informationen der Randnotizen liegt. Die Analyse gliedert sich in Abschnitte, die den Aufbau der Lokasenna nachvollziehen: die Prosastücke, den Auftakt, das Streitgespräch und den Abschluss. Ziel ist es, die Sprecher zu identifizieren und die mögliche Bedeutung der Randnotizen im Vergleich zum Fließtext zu erkunden. Der Text wird systematisch auf die verschiedenen Sprechakte untersucht, um die Funktion der Randnotizen im Kontext des epischen Verlaufs zu bestimmen.
Schlüsselwörter
Codex Regius, Lieder-Edda, Lokasenna, Randnotizen, Sprecherwechsel, Editionen, Textgestaltung, mittelalterliche Handschrift, interpretativer Ansatz, Regieanweisungen, altnordische Literatur.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Analyse der Lokasenna im Codex Regius
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den Unterschied zwischen dem Codex Regius und dessen Editionen anhand des Gedichtes Lokasenna. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung der oft in Editionen ignorierten Randnotizen im Codex Regius. Diese werden als mögliche Regieanweisungen für eine Aufführung oder Lesung interpretiert und auf ihren Einfluss auf das Textverständnis hin analysiert.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Strukturierung des Eddatextes im Codex Regius, den Umgang verschiedener Editionen mit den Randnotizen, die Interpretation der Randnotizen als Regieanweisungen, eine detaillierte Analyse der Lokasenna unter Berücksichtigung der Randnotizen und die Bewertung der Bedeutung dieser Randnotizen für das Verständnis der Lokasenna.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Vorbetrachtungen (Handschrift, Editionen, Forschung), eine Grobanalyse des Codex Regius, eine detaillierte Analyse der Lokasenna und ein Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was wird in den Vorbetrachtungen behandelt?
Die Vorbetrachtungen geben einen Überblick über die Strukturierung des Codex Regius, analysieren verschiedene Editionen der Lieder-Edda und deren Umgang mit den Randnotizen und beleuchten die bisherige Forschung zu diesem Thema. Die Problematik des Informationsverlusts bei der Editionierung und die Bedeutung der Randnotizen werden hervorgehoben. Es werden formale Elemente wie rote Überschriften, Initialen und Punkte im Codex Regius hinsichtlich ihrer textstrukturierenden Funktion untersucht.
Wie wird die Lokasenna analysiert?
Die Analyse der Lokasenna gliedert sich in Abschnitte zu den Prosastücken, dem Auftakt, dem Streitgespräch und dem Abschluss. Es werden die Sprecher identifiziert und die Bedeutung der Randnotizen im Vergleich zum Fließtext untersucht. Die Analyse fokussiert auf die verschiedenen Sprechakte, um die Funktion der Randnotizen im epischen Kontext zu bestimmen.
Welche Rolle spielen die Randnotizen im Codex Regius?
Die Hausarbeit interpretiert die Randnotizen als potentielle Regieanweisungen für eine Aufführung oder Lesung. Es wird untersucht, ob sie essentiell für das Verständnis des Inhalts sind oder nur strukturelle Hinweise darstellen. Die Analyse zielt darauf ab, den Einfluss der Randnotizen auf das Verständnis des Textes zu ergründen und den Informationsverlust durch deren Weglassen in den Editionen zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Codex Regius, Lieder-Edda, Lokasenna, Randnotizen, Sprecherwechsel, Editionen, Textgestaltung, mittelalterliche Handschrift, interpretativer Ansatz, Regieanweisungen, altnordische Literatur.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die genauen Quellen und die verwendete Literatur sind im Quellen- und Literaturverzeichnis der Hausarbeit aufgeführt (in diesem Auszug nicht enthalten).
Welchen Ansatz verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit verfolgt einen interpretativen Ansatz. Die Randnotizen werden nicht nur als Nebensache betrachtet, sondern als wichtige Elemente für das Verständnis des Textes und seiner möglichen Aufführungspraxis im Mittelalter. Der Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen Handschrift und Editionen, um den Informationsverlust durch die Editionierung aufzuzeigen.
- Quote paper
- Fabian Schwabe (Author), 2006, Randnotizen und Sprecherwechsel in der Edda-Handschrift Codex Regius am Beispiel der Lokasenna , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70776