Im Zuge der Harmonisierungsbestrebungen der Europäischen Union ist ein zunehmender Einfluss europäischer Institutionen und Normen auf das deutsche Steuerrecht zu beobachten. So haben kapitalmarktorientierte Unternehmen nach einer EU-Verordnung seit 2005 ihre Konzernabschlüsse nach IFRS aufzustellen (§ 315a Abs. 1 HGB). Einzelabschlüsse sind jedoch weiterhin nach den Vorschriften des HGB zu erstellen. Es ist fraglich, ob diese Begrenzung des Anwendungsbereiches der IFRS aufrechterhalten werden kann. Durch eine Übernahme in den Einzelabschluss könnten die IFRS Einfluss auf die Besteuerung ausüben, es ist dann zu fragen, ob das Maßgeblichkeitsprinzip weiter bestehen könnte.
Weitere europarechtliche Einflüsse auf die steuerliche Gewinnermittlung ergeben sich durch die Rechtsprechung des EuGH, der die einheitliche Anwendung des Gemeinschaftsrechts sicherstellt, und durch die Europäische Kommission. Bedeutend ist hierbei insbesondere das derzeitige Vorhaben der Europäischen Kommission zur Schaffung einer gemeinsamen Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage, wodurch die Gewinnermittlungsregeln in der EU harmonisiert werden würden.
Diese Arbeit soll die unterschiedlichen aktuellen Einflüsse des Europarechts auf die steuerliche Gewinnermittlung darstellen und einer kritischen Betrachtung unterziehen. Hierbei sollen auch künftig mögliche Entwicklungen aufgezeigt werden. Die Bestrebungen zur Harmonisierung der Rechnungslegung und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Besteuerung sind Gegenstand des Kapitels 2. Hier wird auch diskutiert, inwiefern die IFRS als Grundlage der Besteuerung geeignet sind. Der Einfluss des EuGH auf die steuerliche Gewinnermittlung wird in Kapitel 3 beschrieben. Schließlich wird das Projekt der Europäischen Kommission zur Schaffung einer gemeinsamen Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuer erläutert (Kapitel 4). Eine thesenförmige Zusammenfassung beschließt diese Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Harmonisierung der Bilanzierung in der EU – Konsequenzen für die Besteuerung
- 2.1 Einfluss der IFRS auf das Handelsrecht
- 2.2 Mögliche Auswirkungen der IFRS auf das Maßgeblichkeitsprinzip
- 2.3 Probleme bei Geltung der IFRS für die Steuerbemessung
- 2.3.1 Unterschiedliche Zielsetzungen von IFRS und Steuerbilanz
- 2.3.2 Verfassungsrechtliche Bedenken
- 2.3.3 Unklarheit der Auslegungshoheit
- 3. Der Einfluss des EuGH auf die steuerliche Gewinnermittlung
- 3.1 Zuständigkeit des EuGH in Fragen der Steuerbilanz
- 3.2 Anwendung der IFRS durch den EuGH
- 4. Angleichung der steuerlichen Gewinnermittlung in der EU
- 4.1 Grundidee und alternative Konzepte
- 4.2 Die Konzepte in der Diskussion
- 4.3 Die IFRS als Ausgangspunkt
- 5. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss des Europarechts auf die steuerliche Gewinnermittlung im deutschen Kontext. Im Fokus stehen die Harmonisierungsbestrebungen der Europäischen Union und deren Auswirkungen auf die Rechnungslegung und die Besteuerung von Unternehmen. Die Arbeit analysiert insbesondere die Bedeutung der International Financial Reporting Standards (IFRS) und die Rolle des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in diesem Zusammenhang.
- Harmonisierung der Bilanzierung in der EU
- Einfluss der IFRS auf die steuerliche Gewinnermittlung
- Zuständigkeit des EuGH in Fragen der Steuerbilanz
- Angleichung der steuerlichen Gewinnermittlung in der EU
- Kritische Betrachtung möglicher Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 behandelt die Harmonisierung der Bilanzierung in der EU und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Besteuerung. Es analysiert den Einfluss der IFRS auf das Handelsrecht und mögliche Auswirkungen auf das Maßgeblichkeitsprinzip. Zudem werden Probleme bei der Anwendung der IFRS für die Steuerbemessung beleuchtet, insbesondere die unterschiedlichen Zielsetzungen von IFRS und Steuerbilanz, verfassungsrechtliche Bedenken und Unklarheiten bezüglich der Auslegungshoheit.
Kapitel 3 beleuchtet den Einfluss des EuGH auf die steuerliche Gewinnermittlung. Es untersucht die Zuständigkeit des EuGH in Fragen der Steuerbilanz und die Anwendung der IFRS durch den EuGH.
Kapitel 4 widmet sich dem Projekt der Europäischen Kommission zur Schaffung einer gemeinsamen Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuer. Es erläutert die Grundidee, alternative Konzepte und die Rolle der IFRS als Ausgangspunkt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Europarecht, Steuerliche Gewinnermittlung, Harmonisierung, IFRS, Maßgeblichkeitsprinzip, EuGH, Gemeinsame Bemessungsgrundlage, Körperschaftssteuer.
- Arbeit zitieren
- Dipl. oec., MBA Simone Günter (Autor:in), 2006, Europarechtliche Einflüsse auf die steuerliche Gewinnermittlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70791