Die Bedeutung des Gelehrten für das Menschengeschlecht im zweiten Weltalter


Hausarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das zweite Weltalter
1.1. Das Verhältnis der Menschen zum „Gesichte“
1.2. Vom Propheten und Wundertäter zur gelehrten Gemeinde

2. Der Gelehrte
2.1. Charakteristikum des Gelehrten
2.2. Die Bestimmung des Gelehrten

3. Die Beziehung zwischen Gelehrten und ungelehrtem Volk

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Ist die Welt nicht beßer, so seyd ihr es, die ihr sie nicht beßer gemacht habt; vielleicht auch ohne eure Schuld, indem ihr mit aller Anstrengung eures Vermögens sie etwa nicht beßer machen konntet.“[1]

Mit diesem Ausspruch, wirft der Philosoph Johann Gottlieb Fichte zugleich die Frage auf, wie die Welt, nach einem besseren Prinzip gestaltet werden kann. In seinen Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten von 1811 liefert Fichte, genau auf dieses Problem, eine bemerkenswerte Antwort, die ausschlaggebend für diese Untersuchung ist. Diesbezüglich soll, der Gelehrte[2], der nach Fichte, gerade die Welt zu verbessern weiß, im Fokus dieser Darstellung stehen. Die Bedeutung des Gelehrten für das Menschengeschlecht im zweiten Weltalter bildet somit, die Untersuchungsfrage dieser Arbeit. Der Bezug zwischen dem Gelehrtem und dem Menschgeschlecht soll darüber hinaus, die Bedeutung des Gelehrten untermauern. Die Klärung der Begrifflichkeiten, die Fichte in seinen Vorlesungen mit einbezieht, soll als Grundstock, für die Beantwortung der Untersuchungsfrage, dienen. Letztendlich bleibt abzuwarten, inwieweit dem Gelehrten, eine Bedeutung für das Menschengeschlecht zugeschrieben werden kann.

1. Das zweite Weltalter

1.1. Das Verhältnis der Menschen zum Gesichte

Um den Bezug zwischen dem „gemeinen“ Volk und dem Gesichte in dem zweiten Weltalter herstellen zu können, muss zunächst eine grundlegende Begriffsbestimmung der Gesichte getroffen werden. Das Moment, dass gegenüber den Gelehrtenvorlesungen von 1794 in Jena und 1805 in Erlangen nun hinzutritt, ist gerade diese modifizierte „Lehre vom Wissen als Erscheinungsgrund des Absoluten“[3], die Johann Gottlieb Fichte in seinen Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten im Sommersemester 1811 an der Berliner Universität postuliert[4]. Den Ausgangspunkt bildet hierbei die Zuschreibung von Eigenschaften, die das Wissen haben muss, damit es überhaupt ein Wert haben kann. „Ein solches Wissen müste praktisch seyn, u. thätig, u. ein Seyn begründend“[5], ergo dürfte das Wissen kein bloßes Abbild und Nachbild eines schon ihm außerhalbliegendem Sein darstellen. Das Wissen ist somit ein durch sich selbst bestimmtes und kann überhaupt keinen Gegenstand entsprechen, noch durch einen solchen bestimmt werden. In diesem Zusammenhang spricht Fichte daher von einem a priorischen Wissen[6], das Wissen, dass allem empirischen Wissen zugrunde liegt und den „Ursprung in der geistigen Einbildungskraft“[7] findet. Solch ein Wissen setzt der Philosoph mit dem Begriff Gesichte gleich und letzteres gibt „in dieser seiner Absolutheit das Bild des innerlichen Seyns und Wesens der Gottheit“[8] wieder. „Ein Gesicht [ist] aus der Welt, die durchaus nicht da ist, der übersinnlichen, und geistigen Welt, die aber durch unser Handeln wirklich werden, und in den Umkreis der Sinnenwelt eingeführt werden soll.“[9] Für Fichte bedingen sich diese beiden Welten, denn einerseits, kann die sinnliche Welt nur aufgrund der verwirklichten Bilder Gottes bestimmt werden und andererseits, muss die Sinnenwelt fortwährend der übersinnlichen Welt gegenüberstehen, damit die Sichtbarmachung dieser überhaupt erst möglich wird. „Durch die Sinnenwelt hindurch also entfaltet sich allein die schöpferische Kontinuität der übersinnlichen Welt.“[10] Infolgedessen bleibt festzuhalten, dass das Erscheinen der göttlichen Ideen aus der übersinnlichen Welt ein unendlicher Akt ist und einzig und allein ist dieses wahre Wissen tatbegründend, die Welt in einem höheren Sinne umzugestalten[11]. Doch die Frage stellt sich nun dahingehend, wie die Gesichte, die Bilder Gottes, dem Menschengeschlecht ersichtlich werden und wie sie bei erfolgter Sichtbarmachung, in die sogenannte Sinnenwelt eingeführt werden können? Zunächst ist davon auszugehen, dass die übersinnliche Welt sich jedem Menschen in Form der Religiosität offenbart, indem Gott als Grund für alles Übersinnliche angesehen wird. Die Einsicht, dass die übersinnliche Welt durchaus existiert, schließt dennoch das Wissen, wie diese sei, nicht mit ein. „Sie bleibt gestaltlos, wie den Gott an sich gestaltlos ist.“[12] Für Johann Gottlieb Fichte ist die reine Form der Religion demnach kein ausschlaggebendes Gesicht, dass den Fortschritt der Menschheitsentwicklung sichern könnte. Der Wille Gottes durchdringt zwar das gewöhnliche Handeln eines jeden religiösen Menschen, doch die Fähigkeit, der übersinnlichen Welt eine Gestalt zuzuschreiben, um folgerichtig ein gestalterisches Potenzial entwickeln zu können, bleibt dem Religiösen verwährt. Aus dem Blickwinkel des religiös gesinnten Menschen wird die sinnliche Welt darum ein Prüfstein für das kommende wahre Leben und bietet auch deshalb, keinen wirklichen Anreiz, diese zu verändern. Mit der Feststellung aber, dass die Erscheinung Gottes in dem Gesichte ein dynamischer Prozess ist, der die Notwendigkeit der gegenseitig hervorrufenden Gesichte, mittels sinnlicher Verwirklichung, beinhaltet, tritt nun die Relevanz des eigentlichen „Sehers“[13] für Fichte in den Vordergrund[14]. „Dieser soll nicht, wie jener [religiöse Mensch], die Welt lassen, wie sie ist, und sie tragen um Gottes willen, sondern er soll sie anders machen, um Gottes Willen, und soll sie bilden nach Gottes Bild.“[15] Das Gesicht, dass unmittelbar auf die Gestaltung der „vorhandene [n] menschliche [n] Gesellschaft[16] abzielt, kann sich letztendlich nur in dem Seher aussprechen, der dieses erkennt und in die sinnliche Welt einzuführen weiß. Die „auserwählten und dazu im Rathe der Gottheit bestimmten“[17] stellen somit das Verhältnis zwischen den Menschen und dem Gesichte her, indem sie als Verbindungsstück tätig werden und die Mehrzahl des Menschengeschlechts, egal ob Gottgläubige oder Ungläubige, nach den göttlichen Ideen formen[18].

[...]


[1] Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte - Gesamtausgabe. Reihe II., Nachlassband 12. Stuttgart: Friedrich Fromm Verlag 1999, S. 311-363.

[2] Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte – Gesamtausgabe, S. 313.

[3] Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften über die Bestimmung des Gelehrten. Meisenheim am Glan: Verlag Anton Hain 1966, S. 62.

[4] Vgl. Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften über die Bestimmung des Gelehrten, S. 62.

[5] Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte - Gesamtausgabe, S. 314.

[6] Vgl. ebd., S. 314-315.

[7] Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften über die Bestimmung des Gelehrten, S. 63.

[8] Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte - Gesamtausgabe, S. 316.

[9] Ebd., S. 316.

[10] Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften über die Bestimmung des Gelehrten, S. 64.

[11] Vgl. Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte - Gesamtausgabe, S. 317-319.

[12] Ebd., S. 325.

[13] Ebd., S. 329.

[14] Vgl. Pohl, Karl: Fichtes Bildungslehre in seinen Schriften über die Bestimmung des Gelehrten, S. 64.

[15] Lauth, Reinhard u.a. (Hg.): J. G. Fichte - Gesamtausgabe, S. 326.

[16] Ebd., S. 328.

[17] Ebd., S. 328.

[18] Vgl. ebd., S. 325-328.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Gelehrten für das Menschengeschlecht im zweiten Weltalter
Hochschule
Universität Stuttgart  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Fichte - Vernunft und Reflexion
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V71020
ISBN (eBook)
9783638630634
ISBN (Buch)
9783638754842
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Gelehrten, Menschengeschlecht, Weltalter, Fichte, Vernunft, Reflexion
Arbeit zitieren
Conrad Maul (Autor:in), 2006, Die Bedeutung des Gelehrten für das Menschengeschlecht im zweiten Weltalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71020

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