Wider die Klischees - Eine Analyse des Beatles-Songs Day Tripper


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2006

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Facts & Trivia
2.1 Day Tripper
2.2 Der Blues und die Beatles Das Standard-Bluesschema

3. Analyse
3.1 Struktur
3.1.1 Strukturtabelle
3.1.2 Erläuterungen zur Struktur
3.2 Harmonik
3.3 Melodik
3.4 Weitere Besonderheiten
3.4.1 Text
3.4.2 Rhythmus
3.4.1 Sonstiges

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis
5.1 Monographien
5.2 Digitale Medien

1. Einleitung

‚Day Tripper’, 1965 als Single veröffentlicht, gehört wohl zu den bekannteren Titeln des Backkataloges der Beatles, obschon er sich in der Hitliste der beliebtesten Beatles-Stücke vielleicht nicht nebst ‚Hey Jude’ oder ‚Let it Be’ ganz oben einreihen kann.

Ich selbst hörte den Song zum ersten Mal 1997 als Teenager, allerdings nicht in der Original-Version, sondern als Cover auf einer B-Side-Compilation der britischen Band Ocean Colour Scene. Sie spielten ‚Day Tripper’ im Mai 1996 auf einem Konzert in London unter Mitwirkung von Liam und Noel Gallagher von Oasis. Den Mitschnitt veröffentlichten sie im folgenden Jahr als B-Seite der Single ‚The Circle’. Auch wenn der Gesang in der Cover-Version meiner Meinung nach etwas zu wünschen übrig lässt, war ich doch sehr angetan von der Energie dieses Songs. Also besorgte ich mir das ‚Rote Album’ der Beatles und hörte von da an fast nur noch die richtige Version von ‚Day Tripper’.

Irgendetwas machte diesen Song so aufregend. Aber was? Als 15-jährige ging ich diesem Gedanken noch nicht auf den Grund, im Rahmen dieser Proseminar-Arbeit bietet sich nun aber die Gelegenheit: An welchen bekannten Grundmustern des Rock bedienen sich die Beatles in ‚Day Tripper’ - ansatzweise kommt man beim Hören einer Anlehnung an den Blues auf die Schliche - und welche Innovationen stecken in diesem Song, kurz: was macht diesen Song so eingängig und gleichzeitig so aufregend? Und was steckt vielleicht nicht darin, dass ihn nicht auf eine Bekanntheitsskala mit ‚Hey Jude’ & Co. setzt?

2. Facts & Trivia

2.1 Day Tripper

‚Day Tripper’ wurde am 16. Oktober 1965 im Studio 2 der Londoner Abbey Road Studios in 3 Takes aufgenommen (vgl. beatles.com, 2006). John Lennon und Paul McCartney teilten sich den Gesang, ansonsten war die Besetzung wie meist üblich: Lennon an der Rhythmusgitarre, McCartney am Bass, George Harrison spielte Leadgitarre und Ringo Starr bediente Schlagzeug und Tamburin (MacDonald, 2000, S. 183). Produziert wurde der Track von George Martin (ebda). ‚Day Tripper’ erschien zusammen mit ‚We Can Work It Out’ als Single mit Doppel-A-Seite in der BRD am 22.11.1965 auf Odeon, am 3.12. in England auf Parlaphone und in den USA am 6.12. auf Capitol (vgl. Moers/Neumann/Rombeck, 1977, S. 165). In Englands Hitparaden schossen beide A-Seiten von Null auf Platz Eins, damit war die Single die siebte in der Karriere der Beatles, die es unmittelbar auf Platz Eins der Hitparaden schaffte (ebda). Obwohl belegtes Zahlenmaterial nicht vorliegt, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass ‚We Can Work It Out’/’Day Tripper’ bis Anfang 1971 etwa 3,6 Millionen mal verkauft wurde und damit bis dahin neben ‚All You Need Is Love’ die siebt meistverkaufte Single der Beatles war (ebd., S. 462).

‚Day Tripper’ ist wie viele Beatles-Stücke eine Gemeinschaftskomposition von John Lennon und Paul McCartney (vgl. MacDonald, 2000, S. 183). Während McCartney lediglich bei den Strophen aushalf, verfasste Lennon den für den Song grundlegenden Riff sowie den größten Teil des Textes (vgl. Turner, 1996, S. 86). Gänzlich aus Lennons Kopf allein stammt dieser Riff, der sich wohl als einer der bekanntesten der Rockgeschichte entpuppen sollte, indes nicht: Inspiriert wurde er von Bobby Parkers ‚Watch Your Step’ (ebda), dem wohl bekanntesten Song des amerikanischen Modern-Blues-Singer/Songwriters (vgl. allmusic.com, 2006).

Im Jahr 1965 war das Leben der Beatles „von Tourneen beherrscht, was in Wirklichkeit bedeutete: Sie hatten überhaupt kein Privatleben mehr.“ (Hunter, 1994, S. 245) Für das Weihnachtsgeschäft musste aber eine Single her, so entstand ‚Day Tripper’ unter großem Zeitdruck (vgl. Turner, 1996, S. 86). Mindestens genauso entscheidend für die Bedeutung des Songs ist aber, dass er in einer Zeit entstand, in der John Lennon und George Harrison erstmals in den Genuss von LSD kamen. Im Frühjahr des Jahres 1965 mischte ihnen ein Freund die Droge in ihren Kaffee (ebd., S. 203). Auf ihrer anschließenden Amerika-Tournee (14. - 31. August) schmissen sie dann ihren zweiten, freiwilligen LSD-Trip (ebda) und nahmen nach Johns Bekenntnis ab dann regelmäßig LSD. „‚[I] just ate it all the time’“, so John Lennon im August des Jahres (vgl. wikipedia.org). Der Drogenkonsum hatte einen entscheidenden Einfluss auf ‚Day Tripper’. In einem Interview im Jahr 1971 bekannte John Lennon „‚That was a drug song, in a way’“ (vgl. geocities.com/wireless_machine, 2006), darüber hinaus sei es kein „‚ serious message song’“, so Lennon (ebda). Und auch McCartney bestätigte erst kürzlich in einem Interview mit dem ‚Daily Mirror’: „‚Day Tripper, that's one about acid’“ (vgl. mirror.co.uk, 2006). Der Titel des Songs war ein Angriff auf solche Leute, die ein weniger luxuriöses Leben als die Beatles selbst hatten und sich deshalb nur wochenends Drogen-Trips leisten konnten (vgl. Turner, 1996, S. 86), ihr spießiges, äußeres Erscheinungsbild aber nicht veränderten (vgl. MacDonald, 2000, S. 183). Lennon ebenso metaphorisch wie belustigend:

Day Trippers sind Leute, die einen Tagestrip unternehmen, nicht wahr? Normalerweise auf einer Fähre oder etwas ähnlichem. Aber der Song war so eine Art… na ja, du bist eben ein Wochenend-Hippie. Verstanden?“ (Turner, 1996, S. 86)

In dem Song selbst geht es um ein Mädchen, das den Protagonisten anmacht, ohne tatsächlich an ihm interessiert zu sein (ebda). „Big Teaser“ lautete ursprünglich ‚Prick Teaser’ (vgl. MacDonald, 2000, S. 183), ein Wort der englischen Umgangsprache für „a woman who tries to make a man sexually excited but does not intend to have sex with him“ (dictionary.cambridge.org, 2006).

Neben Ocean Colour Scene wurde ‚Day Tripper’ u.a. auch gecovert von Otis Redding[1], Cheap Trick, Sham 69, Bad Brains, Ian Hunter, Jimi Hendrix[2], Nancy Sinatra, James Taylor, Type O Negative und Yellow Magic Orchestra (vgl. wikipedia.org, 2006).

2.2 Der Blues und die Beatles

Seit etwa Mitte der 50er Jahre drang der Blues buchstäblich aus den schwarzen Gettos Amerikas in die populäre Musik und somit in die Welt der Weißen (vgl. Berendt, 1973, S. 140). Zunächst über den Rock’N’Roll erreichte etwa Ende der 50er ein regelrechter ‚Blues Boom’ die britische Insel und damit paradoxerweise früher als Amerika, was daran liegen mag, dass „man in den USA vielleicht doch zu viele Vorurteile gegenüber der schwarzen Blues-Musik besessen [hat].“ (ebd., S. 143) Unter den jungen Tänzern in den britischen Clubs kam dagegen eine regelrechte Affinität zu den Blues-Interpreten auf. Die Segregation der Schwarzen in Amerika nahmen sie als Symbol für die Kluft zwischen ihren und den Werten und Meinungen ihrer Eltern wahr (vgl. Oliver, 1969, S. 167).

Die Beatles haben „zunächst in England, dann einfach für die ganze Welt ein neues musikalisches Bewußtsein [sic] geschaffen“ (Berendt, 1973, S. 141). „Diese Bewußtseinsveränderung [sic] basiert auf dem Blues und wäre unmöglich ohne ihn“ (ebd., S. 142). Der Blues wurde zum Instrument zur Zerstörung der alten Pop-Musik, die die moralischen, gesellschaftlichen und politischen Standards der bürgerlichen Welt symbolisierte (ebd., S. 141). Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Beatles von dieser Ausgangsbasis immer weiter fort, wurden sozusagen immer bluesferner, bestätigten allerdings noch einmal mit ihrem weißen Album 1968 durch Referenzen zu Chuck Berry und Rhythm & Blues, wo ihre Musik ihren Ursprung hatte (ebd., S. 141 f).

Das Standard-Bluesschema

Das Standard-Bluesschema existierte nicht von Anfang an, die Form verfestigte sich erst im Laufe der Geschichte des Blues - in musikalischer als auch in textlicher Hinsicht (vlg. Berendt, 1973, S. 136). Eine Bluesstrophe besteht aus 12 Takten, die wiederum jeweils aus drei viertaktigen Phrasen besteht (ebd., 134 ff). Die ersten vier Takte stellen dabei eine Feststellung dar, die zweiten vier Takte eine Wiederholung der Feststellung und die letzten vier Takte eine Art Folgerung (ebda). Die Harmoniefolge des Schemas sieht wie folgt aus: T-T-T-T/S-S-T-T/D-S-T-T[3], wobei einzelne oder alle Akkorde mit einer kleinen Septime ausgestattet werden können. Darüber hinaus gibt es Varianten des Schemas: Alternativ kann im zweiten Takt die Subdominante und/oder in der dritten Phrase statt der Subdominante die Dominante und/oder im letzten Takt statt der Tonika die Dominante stehen. Zwischen folgenden Schemen kann sich der Blues-Musiker also seine Variante zurechtlegen:

[...]


[1]Day Tripper […] zahlte zurück, was [...] [‘Drive My Car’] bei Otis Rediding geklaut hatte. (Redding, der sich von dem, was er hörte, geschmeichelt fühlte, preßte [sic] 1967 für Stax seine eigene, verrückt überdrehte Version von Day Tripper.)“ (MacDonald, 2000, S. 183)

[2] Im Oktober 1967 nahmen Jimi Hendrix und John Lennon im Londoner ‚Radio 1’-Studio ‚Day Tripper’ für die Sendung ‚Top Gear’ auf (vgl. Moers/Neumann/Rombeck, 1977, 344).

[3] T=Tonika, S=Subdominante, D=Dominante

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Wider die Klischees - Eine Analyse des Beatles-Songs Day Tripper
Université
University of Bonn
Cours
Einführung in die Formenlehre und Stil-Analyse (an Beispielen aus der Pop-Musik)
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
16
N° de catalogue
V71084
ISBN (ebook)
9783638619660
ISBN (Livre)
9783640506316
Taille d'un fichier
517 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Noten werden hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht mitgeliefert.
Mots clés
Analyse, Formenlehre, Blues-Schema, Akkordfolge, Day Tripper, Musikwissenschaft, Beatles, Musik, Popmusik, Harmonie, Harmonik, Akkorde, Melodik, blue notes, john lennon, paul mccartney, wissenschaftlich, Hausarbeit
Citation du texte
Ines Sundermann (Auteur), 2006, Wider die Klischees - Eine Analyse des Beatles-Songs Day Tripper, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71084

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