Der neoinstitutionalistische Denkansatz von James March und Johan Olson ist keine Theorie im eigentlichen Sinne. Er stellt vielmehr eine Wiederentdeckung der Institutionen dar, die den “klassischen” Institutionalismus um soziale und kulturelle Aspekte erweitert und eine genaue Abgrenzung von unterschiedlichen Strömungen und Ausprägungen institutionalistischen Denkens in Form einer kritischen Auseinandersetzung vornimmt. Besonders im Bereich der EU-Integrationsforschung findet der Ansatz von March und Olson viel Beachtung.
In der vorliegenden Arbeit sollen wesentliche Aspekte des Ansatzes verdeutlicht und anhand konkreter Beispiele der Institutionenbildung beziehungsweise des Institutionenwandels der EU auf ihre Anwendbarkeit und Aussagekraft hin überprüft werden. Eine nähere Betrachtung der Entstehung europäischer Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg führt zu der Frage, ob die europäische Integration ein “ehrgeiziges Projekt” einzelner Politiker oder ein (zufälliges) Produkt der Geschichte ist. Da diese Frage für das Verständnis des Ansatzes von March und Olson insofern besonders zentral scheint, als sie die Bandbreite des neoinstitutionalistischen Denkens aufzeigt, wurde sie auch als Titel für die Arbeit gewählt. Sie basiert auf der für neue institutionalistische Theorien wesentlichen Überlegung nach der Rolle von Institutionen in politischen, sozialen und wirtschaftlichen Prozessen (“Do institutions matter?”) und versucht eine Antwort darauf zu finden, ob die europäische Integration sich durch die gemeinsame Kriegserfahrung der europäischen Staaten auch quasi von selbst ergeben hätte oder aber ob Initiativen wie die Gründung der Montanunion notwendig waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung europäischer Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die europäische Integration: “Ehrgeiziges Projekt” einzelner Politiker oder (zufälliges) Produkt der Geschichte?
- Europa damals und heute: Fehlt den Akteuren in der EU eine gemeinsame Motivation?
- Identität und Identifikation - Ein Vergleich nationaler und europäischer Kultur
- Entlastung durch Habitualisierung.
- Sozialisation als Verinnerlichung von Werten.
- Koordination durch Institutionalisierung: Wie wirken Institutionen auf individuelle Akteure?
- Institutionelle Stabilität durch Flexibilität........
- Die Osterweiterung als Herausforderung für die EU-Institutionen
- Wie problemlösungsfähig sind EU-Institutionen?
- Institutionenwandel als “tastende Anpassung an veränderte Bedingungen”
- Entscheidungsfreiheit oder Pflichterfüllung? Zum Verhalten von Individuen in politischen Prozessen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die europäische Integration aus der Perspektive des neoinstitutionalistischen Denkansatzes von James March und Johan Olson. Sie beleuchtet die Entstehung europäischer Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg und analysiert, ob die europäische Integration ein “ehrgeiziges Projekt” einzelner Politiker oder ein (zufälliges) Produkt der Geschichte ist.
- Die Rolle von Institutionen in der Geschichte der europäischen Integration
- Die Bedeutung von Identität und Identifikation in der europäischen Einigung
- Institutionelle Flexibilität und die Herausforderungen der Osterweiterung
- Das Problemlösungspotenzial von EU-Institutionen
- Das Verhalten von Individuen in politischen Prozessen im Kontext von Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den neoinstitutionalistischen Ansatz von James March und Johan Olson. Das erste Kapitel analysiert die Entstehung europäischer Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg und beleuchtet die Frage, ob die europäische Integration ein “ehrgeiziges Projekt” einzelner Politiker oder ein (zufälliges) Produkt der Geschichte ist. Das zweite Kapitel betrachtet die Frage der Identität und Identifikation in der Europäischen Union und analysiert, ob die Akteure in der EU eine gemeinsame Motivation für die Weiterentwicklung des Einigungsprozesses haben. Das dritte Kapitel widmet sich der Frage, wie Institutionen auf individuelle Akteure wirken und wie die EU-Institutionen durch Flexibilität stabil bleiben können. Das vierte Kapitel untersucht die Herausforderungen der Osterweiterung für die EU-Institutionen und analysiert das Problemlösungspotenzial der EU-Institutionen.
Schlüsselwörter
Neoinstitutionalismus, europäische Integration, Institutionen, Identität, Identifikation, Osterweiterung, Problemlösung, Entscheidungsfreiheit, Pflichterfüllung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Christoph Müller (Autor:in), 2003, Zwischen ehrgeizigem Projekt und historischer Entwicklung - Die europäische Integration aus der Perspektive des neoinstitutionalistischen Denkansatzes von James March und Johan Olson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71126