Johannes Calvin und die Täufer


Referat (Ausarbeitung), 2005

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 GENERELLE INFORMATIONEN
1.1 Die Täuferbewegung
1.2 Calvins Kontakt zu den Täufern

2 DAS SAKRAMENT DER TAUFE
2.1 Der dreifache Dienst der Taufe
2.2 Ablehnung der Nottaufe
2.3 Die Kindertaufe: Größter Streitpunkt mit den Täufern
2.3.1 Die Position der Täufer
2.3.2 Beschneidung und Taufe als Zeichen derselben Verheißung
2.3.3 Stellvertretender Glaube bei der Kindertaufe
2.3.4 Vorwurf an die Leugner der Kindertaufe

3 WEITERE KONFLIKTPUNKTE MIT DEN TÄUFERN
3.1 Sinn und Zweck der Kirchenzucht
3.2 Separatismusvorwurf
3.3 Der perfektionistische Anspruch der Täufer
3.4 Der Eid: Durch die Bibel legitimiert oder nicht?
3.5 Calvins Kritik an den weltflüchtigen Tendenzen der Täufer
3.6 Die unterschiedliche Haltung zur staatlichen Obrigkeit
3.7 Die Lehre vom Seelenschlaf

LITERATURVERZEICHNIS

1 Generelle Informationen

1.1 Die Täuferbewegung

Unter den Täufern, auch Anabaptisten oder Wiedertäufer genannt, werden verschiedene religiöse Gruppierungen zusammengefasst, deren Anhänger die Erwachsenentaufe vollzogen. Ihre Bewegung entstand während der Reformation in Europa, insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Mit ihren teilweise radikalen Ansichten hinsichtlich wesentlicher Aspekte des christlichen Glaubens grenzten sie sich deutlich von Lutheranern und Calvinisten ab.[1]

Im April 1534 gelang einem extremen Flügel der Täuferbewegung die Einnahme der Stadt Münster und die Errichtung einer Theokratie. Während dieser Zeit wurden Nicht-Anhänger und Kritiker der Wiedertäufer radikal verfolgt. Erst im Juni 1535 konnte die Schreckensherrschaft beendet werden, ihre drei Anführer wurden gefangen genommen und im Januar 1536 zum Tode verurteilt. Eine derart extreme Form des Täufertums blieb zwar eine Seltenheit, generell aber erregten ihre Anhänger immer wieder Aufsehen, weil sie die Rechtmäßigkeit kirchlicher und weltlicher Obrigkeit leugneten. Oftmals der Ketzerei bezichtigt, wurden sie verfolgt und im Extremfall auch zum Tode verurteilt.[2]

1.2 Calvins Kontakt zu den Täufern

Während seiner Studienjahre hat Calvin vermutlich noch keinen direkten Kontakt zu Täufern, da sie sich in Frankreich zu dieser Zeit nicht so stark verbreitet sind, wie in anderen europäischen Ländern. Er muss aber bereits über die neue Bewegung radikaler Reformatoren, zu denen auch die Täufer zählen, informiert gewesen sein, denn in seiner ersten theologischen Abhandlung „Psychopannychia“, die er 1534 in Orléans schreibt, wehrt er sich gegen die von ihnen verbreitete Lehre des Seelenschlafes.[3] Kurz darauf, bedingt durch seine Flucht aus Frankreich und Aufenthalten in Straßburg und Basel, knüpft Calvin erste Kontakte zu den dortigen Reformatoren, die im Kampf gegen die Täufer engagiert sind. Auf diesem Wege lernt er deren Ansichten und Thesen umfassend kennen, wie bereits aus seiner ersten Fassung der Institutio (1536) ersichtlich wird.[4]

2 Das Sakrament der Taufe

2.1 Der dreifache Dienst der Taufe

In der Institutio von 1543 betont Calvin einen „dreifachen Dienst“[5] der Taufe an unserem Glauben:

1.: Sündenvergebung

Die Vergebung unserer Sünden bezieht sich nicht nur auf vergangene, sondern mit der Taufe werden wir „für unser ganzes Leben abgewaschen und gereinigt“[6].

2.: Teilhaftigkeit an Jesu Tod

Mit der Taufe werden wir in Jesu Tod hineingenommen. Wir erfahren „die Wirkkraft des Todes Christi“[7] in uns durch die Abtötung unseres Fleisches und gleichzeitig Christi Auferstehung durch unsere geistliche Erneuerung mit Hilfe des Heiligen Geistes.

3.: Einung mit Christus

Wir sind nicht nur an Christi Tod und Auferstehung teilhaftig, sondern werden auch „aller seiner Güter“[8] teilhaftig und stehen somit wie er in der Gotteskindschaft. Die Erfüllung der Taufe liegt letztendlich in Christus: „Denn alles, was uns in der Taufe an Gaben Gottes vorgelegt wird, das kann man allein in Christus finden.“[9]

2.2 Ablehnung der Nottaufe

Calvin lehnt die Nottaufe als abergläubischen Brauch der römischen Kirche ab.

Er wehrt sich gegen die verbreitete Überzeugung, dass ein Ungetaufter nach seinem Tode verdammt sei und misst dem Vollzug der Taufe keine heilsnotwendige Bedeutung bei. Vielmehr ist für ihn die, durch die Taufe bezeichnete, Verheißung Gottes, dass er uns als seine Kinder annimmt, „aus sich selbst heraus stark genug [...], ihre Wirkung zu zeitigen!“[10] Das Sakrament der Taufe wirkt demnach (lediglich) „wie ein Siegel hinterher“[11], das der Verheißung Gottes nicht erst Geltung verschafft, sondern sie ausschließlich bekräftigt.

Hinzu kommt bei der Nottaufe für Calvin das Problem des Amtes, denn „die Ausübung der Taufe ist [...] ein Teil des kirchlichen Amtes“[12] und darf daher seiner Ansicht nach nicht von amtslosen Personen, erst recht nicht von Frauen, ausgeübt werden.

2.3 Die Kindertaufe: Größter Streitpunkt mit den Täufern

Der Kern der Auseinandersetzung liegt in der Frage, ob die Kindertaufe biblisch legitimiert ist oder nicht, da sie an keiner Stelle ausdrücklich erwähnt bzw. autorisiert wird.

2.3.1 Die Position der Täufer

Die Täufer lehnen die Kindertaufe ausdrücklich ab und qualifizieren sie als „eine Neuerung, die aus der Untreue des Papsttums gegen das Evangelium entstanden ist.“[13] ab. Sie begründen ihre Position mit der Nichterwähnung der Kindertaufe in der Bibel und berufen sich auf den Missions- und Taufbefehl Jesu (Matthäus 28,19f; Markus 16,15f), nach dem die Unterweisung der Taufe vorangehen muss. Für sie spricht die Kindertaufe gegen das Evangelium, denn „nur solche, die in der christlichen Wahrheit unterwiesen sind, die sich zu Christus bekehren, [...] sind imstande, das Zeichen des Mitsterbens und Miterauferstehens mit Christus in der hl. Taufe zu empfangen [...].“[14]. Und da Kinder eine solche Glaubensentscheidung nicht treffen können, so ihre Argumentation, dürfen sie auch die Taufe noch nicht empfangen.

2.3.2 Beschneidung und Taufe als Zeichen derselben Verheißung

Calvin hingegen befürwortet die Kindertaufe ausdrücklich und wehrt sich vehement gegen ihre Infragestellung oder gar Ablehnung. Im Bezug auf den Missionsbefehl Jesu an seine Jünger meint er, dass sich dieser auf alle, die noch nicht zur christlichen Gemeinschaft gehören, beziehe und in solchen Fällen selbstverständlich die Taufe erst nach einer Unterweisung empfangen werden dürfe. Allerdings müsse doch unterschieden werden zwischen diesen Außenstehenden (z.B. Juden und Heiden) und den Kindern der Gläubigen, die bereits dem Gnadenbund Gottes angehören. Calvin verteidigt die Rechtmäßigkeit der Kindertaufe für diese Gruppe und beruft sich dabei auf den Bundesschluss Gottes mit Abraham im Alten Testament (Gen 17,7 ). Entscheidend sei hierbei, dass Gottes Heilszusage die Nachkommenschaft Abrahams einschloss und er als Zeichen dieser Zusage die Beschneidung im Kindesalter forderte. Calvin stellt nun den Bezug zum Neuen Testament her und führt aus, dass dieser alte Bund weiterhin Bestand habe, inhaltlich gleich geblieben sei, sich jetzt allerdings nicht mehr an das Volk Israel richte, sondern an die Christen und als Zeichen anstelle der Beschneidung die Taufe getreten sei. Bei Wendel heißt es hierzu: „Taufe und Beschneidung enthalten also dieselben Verheißungen; ihr Unterschied besteht einzig in der „äußerlichen Zeremonie“[15][16]

[...]


[1] Vgl. Artikel „Täufer“ in EKL, Sp.682f.

[2] Vgl. ebd., Sp.683f.

[3] Näheres hierzu in Kap.3.7 dieser Arbeit.

[4] Vgl. Balke [1985], S.10-14.

[5] Institutio nach Weber [1963], S.898.

[6] Ebd., S.899.

[7] Ebd., S.900.

[8] Ebd..

[9] Ebd., S.901.

[10] Ebd., S.910.

[11] Institutio nach Weber [1963], S.912.

[12] Ebd., S.910.

[13] Balke [1985], S.168.

[14] Ebd..

[15] Institutio nach Weber [1963], S.916.

[16] Wendel [1968], S.288.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Johannes Calvin und die Täufer
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Evangelisch-Theologische Fakultät)
Veranstaltung
PD Dr. M. B.: J. Calvin, Institutio religionis christianae
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V71156
ISBN (eBook)
9783638624473
ISBN (Buch)
9783640126880
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johannes, Calvin, Täufer, Calvin, Institutio
Arbeit zitieren
Ricarda Paas (Autor:in), 2005, Johannes Calvin und die Täufer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71156

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