Das literarische Werk des Autors Winfried Georg Maximilian Sebald stellt eine Besonderheit der deutschen Nachkriegsliteratur dar. Mit seinen Mitteln zerrte er die menschliche Zerstörungsgeschichte schonungslos ans Tageslicht und grub gleichsam einem Archäologen Fragmente der Erinnerung aus. Nach seinem zunächst wenig beachteten Einstand mit „Nach der Natur- Ein Elementargedicht“ im Jahre 1988 erwarb er sich binnen kurzer Zeit vor allem im englischsprachigen Ausland Ansehen.
Sebalds Schriften sind niemals rein fiktional, denn er verstand sich meisterhaft darauf, Fragmente der Geschichte, ihre zentralen Gestalten und Schicksale einzubetten in ein von ihm erstelltes Erzählmosaik und nicht selten tritt hinter der Maske des Ich- Erzählers etwas von Sebald selbst hervor. Seine Motive sind vielfältig und gehen unter die Haut. „Er erzählt vor allem von den Leiden an Heimatverlust und Exilierung, aber auch von der Erinnerung an das jüdische Alltagsleben in Deutschland“ (SCHEDEL, S. 9, 2004), jedoch auch von der menschlichen Zerstörungsgeschichte und ihren allgegenwärtigen Spuren. Im Rahmen dieser Arbeit setze ich mich mit ausgewählten Aspekten seiner dritten Novelle Die Ringe des Saturn- Eine englische Wallfahrt auseinander, welche 1995 erstmals im Eichborn Verlag erschien. Zunächst werde ich einen kurzen Abriss über Handlung und Thematik des vorliegenden Buches geben um mich dann der Melancholie im Zeichen des Saturn zu widmen, in der Sebald sich selbst und die Tragödie der Phylogenie des Menschen offenbart. Was genau ist es, dass Sebald seinen Ich- Erzähler entdecken lässt und worin besteht das Verstörende? Wie äußert sich das Saturnische in Sebalds Ich –Erzähler und was versteht man unter dem saturnischen Melancholiebegriff? Woher entlehnte Sebald die saturnische Ringmetapher?
Im nächsten Schritt beschäftige ich mich eingehender mit dem namenlosen Ich- Erzähler. Wie viel von W.G. Sebald steckt in ihm? Aus welchen Beweggründen heraus macht sich der Erzähler auf Wanderschaft und welcher Gestalt ist diese Wanderschaft? Welche Ziele verfolgt er und wie entwickelt er sich? In diesem Zusammenhang werde ich mich den Gefährten im Geiste zuwenden, welche dem Erzähler auf seiner Reise durch Suffolk immer wieder begegnen. Anschließend setze ich mich mit Sebalds Verständnis von Natur und Landschaft als einen durch historischen und kulturellen Wandel unterworfenen Raum auseinander, um die Motive Zerstörung, Erinnerung und Vergessen herausarbeiten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ringe des Saturn - Eine englische Wallfahrt
- Die Saturnische Melancholie in Sebalds Werk
- Gefährten im Gemüt
- Der Wanderer im Zeichen des Saturn
- Geschichte des Zerstörerischen und der Zerstörung - Landschaften der Zerstörung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht ausgewählte Aspekte von W.G. Sebalds Novelle "Die Ringe des Saturn - Eine englische Wallfahrt". Die Zielsetzung besteht darin, die melancholische Stimmung, die Wanderschaft des Ich-Erzählers und das Motiv der Zerstörung in Verbindung mit Erinnerung und Vergessen zu analysieren.
- Die saturnische Melancholie als prägendes Element der Erzählung
- Die Reise des Ich-Erzählers durch Suffolk als metaphorische Pilgerreise
- Die Darstellung von Zerstörung und deren Spuren in der Landschaft
- Das Verhältnis von Erinnerung und Vergessen
- Die Verbindung zwischen dem Ich-Erzähler und dem Autor W.G. Sebald
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das literarische Werk W.G. Sebalds ein und beschreibt dessen besondere Stellung in der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hebt Sebalds Fähigkeit hervor, historische Fragmente und Schicksale in seine Erzählungen einzubetten, wobei oft autobiografische Elemente erkennbar sind. Die Arbeit konzentriert sich auf "Die Ringe des Saturn" und skizziert den geplanten Ansatz der Analyse, der sich mit der Melancholie, dem Ich-Erzähler und dem Motiv der Zerstörung auseinandersetzen wird.
Die Ringe des Saturn - Eine englische Wallfahrt: Dieses Kapitel fasst Sebalds Novelle zusammen, die als eine Art erweiterter Reisebericht durch die Grafschaft Suffolk beschrieben wird. Der Ich-Erzähler unternimmt eine Wanderung, die gleichzeitig eine Reise durch die Geschichte ist. Er entdeckt Spuren menschlicher Eingriffe in die Natur und seine Beobachtungen evozieren gedankliche Exkursionen in vergangene Epochen. Der Untertitel "Eine englische Wallfahrt" deutet auf eine Pilgerreise hin, motiviert durch den Wunsch, einer Leere nach Abschluss einer größeren Arbeit zu entkommen. Die Saturn-Metapher, eingeführt durch ein Zitat aus der Brockhaus-Enzyklopädie über die Entstehung der Saturnringe, symbolisiert sowohl Spuren der Zerstörung als auch gewaltige Zerstörungskräfte selbst. Die Ringe stehen für Transformationen und die Möglichkeit, dass unsere Welt aus den Resten einer ehemaligen Kultur bestehen könnte.
Die Saturnische Melancholie in Sebalds Werk: Dieser Abschnitt behandelt die Bedeutung des Planeten Saturn und der Melancholie in Sebalds Werk. Saturn wird als Verkörperung des Dunklen und der Einsamkeit dargestellt und in der Astrologie mit dem melancholischen Temperament verbunden. Die Melancholie wird jedoch nicht nur als depressive Verstimmung betrachtet, sondern auch als Voraussetzung, um Unglück zu erfassen. Sebalds Ich-Erzähler bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen melancholischem Sinnen und klarer Erkenntnis. Seine Suche nach Heil findet in der nachträglichen Verschriftung seiner Wanderung und der damit verbundenen traumatischen Erfahrungen Ausdruck.
Schlüsselwörter
W.G. Sebald, Die Ringe des Saturn, Melancholie, Saturn, Wanderschaft, Reisebericht, Zerstörung, Erinnerung, Vergessen, Ich-Erzähler, Landschaft, Geschichte, England, Suffolk.
Häufig gestellte Fragen zu W.G. Sebalds "Die Ringe des Saturn"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert W.G. Sebalds Novelle "Die Ringe des Saturn - Eine englische Wallfahrt". Der Fokus liegt auf der melancholischen Stimmung, der Wanderschaft des Ich-Erzählers und dem Motiv der Zerstörung in Verbindung mit Erinnerung und Vergessen. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, eine Zusammenfassung der Novelle, eine detaillierte Auseinandersetzung mit der saturnischen Melancholie und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, sowie eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Themen werden in "Die Ringe des Saturn" behandelt?
Die zentralen Themen sind die saturnische Melancholie als prägendes Element der Erzählung, die Reise des Ich-Erzählers als metaphorische Pilgerreise durch Suffolk, die Darstellung von Zerstörung und deren Spuren in der Landschaft, das Verhältnis von Erinnerung und Vergessen und die Verbindung zwischen dem Ich-Erzähler und dem Autor W.G. Sebald.
Wie wird die Melancholie in der Analyse dargestellt?
Die saturnische Melancholie wird nicht nur als depressive Verstimmung interpretiert, sondern als Voraussetzung, um Unglück zu erfassen. Der Ich-Erzähler bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen melancholischem Sinnen und klarer Erkenntnis. Seine Suche nach Heil findet in der nachträglichen Verschriftung seiner Wanderung und der damit verbundenen traumatischen Erfahrungen Ausdruck. Der Planet Saturn symbolisiert das Dunkle und die Einsamkeit, und wird in der Astrologie mit dem melancholischen Temperament verbunden.
Welche Rolle spielt die Reise des Ich-Erzählers?
Die Reise durch Suffolk wird als metaphorische Pilgerreise beschrieben. Sie ist gleichzeitig eine Reise durch die Geschichte, bei der der Ich-Erzähler Spuren menschlicher Eingriffe in die Natur entdeckt und diese Beobachtungen gedankliche Exkursionen in vergangene Epochen evozieren. Der Untertitel "Eine englische Wallfahrt" unterstreicht diesen Aspekt.
Welche Bedeutung hat das Motiv der Zerstörung?
Das Motiv der Zerstörung ist eng mit der Landschaft und der Geschichte verbunden. Die "Saturn-Ringe" symbolisieren sowohl Spuren der Zerstörung als auch gewaltige Zerstörungskräfte selbst. Sie stehen für Transformationen und die Möglichkeit, dass unsere Welt aus den Resten einer ehemaligen Kultur bestehen könnte.
Wie ist der Aufbau der Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die die Novelle und Sebalds Werk einführt, Kapitelzusammenfassungen, die die einzelnen Abschnitte der Novelle detailliert beschreiben und eine Abschlussbetrachtung, die die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst. Zusätzlich enthält die Arbeit eine Liste mit Schlüsselbegriffen und eine Darstellung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: W.G. Sebald, Die Ringe des Saturn, Melancholie, Saturn, Wanderschaft, Reisebericht, Zerstörung, Erinnerung, Vergessen, Ich-Erzähler, Landschaft, Geschichte, England, Suffolk.
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- Catharina Lizio (Autor), 2006, Literaturwissenschaftliche Untersuchung des Werkes „Die Ringe des Saturns“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71244