Bestimmte europäische Verfassungstexte drücken ein laizistisches Staatsverständnis aus und beinhalten deswegen keinen Gottesbezug. Andere Verfassungen dagegen sprechen von einer „Verantwortung vor Gott“ oder beginnen gar mit einer Anrufung der Heiligen Dreifaltigkeit.
Der Frage, welche ideengeschichtliche Auffassungen solchen Bestimmungen zu Grunde liegt, widmet sich dieses Buch. Verschiedene Weltanschauungen (und damit verbunden Menschenbilder) bedingen unterschiedliche Staatstheorien und Rechtsauffassungen (Naturrecht versus Rechtspositivismus), die sich in den jeweiligen Verfassungsformulierungen widerspiegeln.
Es sind in diesem Zusammenhang zwei bedeutende Strömungen zu nennen: eine "idealistisch-konservative" und eine "modern-säkulare". Erstere sieht den Staat als eine Gemeinschaft, die sich metaphysisch konstituiert und dessen Ziel die Verwirklichung des Gemeinwohles ist. Das Maß politischen Handels wird dabei letztlich in Gott gefunden. Zweitere hat die Aufklärungsphilosophie zur Grundlage, die auf einem Autonomiepostulat des einzelnen Menschen beruht. Diese sieht im Laizismus den Verzicht auf ein übernatürliches Prinzip bei Staatsbildung und Rechtsschöpfung vor und trennt die Kirche vom Staat.
Dieses Buch geht der Frage nach, welche Funktion und Bedeutung eine Verfassung und ihre Präambel haben. Anhand von dokumentierten Verfassungstexten wird die Bedeutung der Religion für Demokratie, Menschenwürde und –rechte, sowie für Politik, Staat und überhaupt Europa erörtert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist der Staat? Staatstheorie
- Antike Staatstheorien
- Platon
- Erkenntnislehre
- Staatsphilosophie
- Aristoteles
- Der römische Staat
- Die Stoa
- Cicero
- Theologische Staatstheorien
- Die Bibel
- Altes (Erstes) Testament
- Neues (Zweites) Testament
- Der Staat nach der Soziallehre der Katholischen Kirche
- Augustinus
- Thomas von Aquin
- Zusammenfassung
- Exkurs: Islam
- Moderne Staatstheorien
- Der Entwicklungsprozess zur Moderne
- William von Ockham
- Martin Luther
- René Descartes
- Zusammenfassung
- Moderne Deutungen des Staates
- Niccolò Machiavelli
- Thomas Hobbes
- G.W.F. Hegel
- Jean-Jacques Rousseau
- Neuere Typologien des Staates
- Staatstheorie in historischer Perspektive
- Verhältnis von Staat und Religion
- Konservative Weltanschauung und Staatstheorie
- Deutung und Bedeutung der invocatio Dei in Verfassungen
- Einfluss der invocatio Dei auf Recht und Verfassung
- Einleitung: Diese Einleitung führt den Leser in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Forschungsfrage, die Zielsetzung und die Methode der Arbeit.
- Was ist der Staat? Staatstheorie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung der Staatstheorie von der Antike bis zur Moderne. Es werden verschiedene Staatstheorien vorgestellt, die unterschiedliche Vorstellungen vom Wesen des Staates und seiner Aufgaben vertreten.
- Antike Staatstheorien: Dieses Kapitel befasst sich mit den Staatstheorien der griechischen Philosophen Platon und Aristoteles. Es werden deren Ideen zur Staatsform, zur Gerechtigkeit und zum Verhältnis zwischen Staat und Individuum erläutert.
- Der römische Staat: Dieses Kapitel behandelt die römischen Staatsformen und die Ideen der stoischen Philosophie, die einen Einfluss auf die Entwicklung der Staatstheorie hatten.
- Theologische Staatstheorien: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Religion in der Entwicklung der Staatstheorie. Es behandelt die biblischen Vorstellungen vom Staat und die Ideen der Kirchenväter Augustinus und Thomas von Aquin.
- Moderne Staatstheorien: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Staatstheorie in der Neuzeit. Es werden verschiedene Staatstheorien vorgestellt, die die Säkularisierung des Staates und die Trennung von Kirche und Staat thematisieren.
- Neuere Typologien des Staates: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Formen des modernen Staates und diskutiert die unterschiedlichen Vorstellungen von Staat und Gesellschaft.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der invocatio Dei in europäischen Verfassungen und analysiert deren Deutung und Bedeutung aus einer christlich-konservativen Weltanschauung. Die Arbeit will die historische Entwicklung der Staatstheorie beleuchten und die Verbindung zwischen Staat und Religion in einem konservativen Kontext untersuchen. Sie will auch den Einfluss der invocatio Dei auf das Verständnis von Verfassung und Recht aufzeigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Staat, Religion, Verfassung, invocatio Dei, christlich-konservative Weltanschauung, Staatstheorie, Naturrecht, Rechtspositivismus, Laizismus, europäische Verfassungen.
- Arbeit zitieren
- Christian Machek (Autor:in), 2007, Die "invocatio Dei" in europäischen Verfassungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71318