"Ich sagte begeistert zu: das war eine unverhoffte Chance!" beschreibt Gerhard Heller seine Freude, als ihm 1940 die Stelle des Sonderführers der Propaganda-Staffel, Abteilung Schrifttum, im besetzten Paris angeboten wird. Über diese Arbeit gibt er knapp vierzig Jahre später ein Buch heraus, in dem er seine Erinnerungen an diese Zeit beschreibt: In einem besetzten Land. NS-Kulturpolitik in Frankreich. Erinnerungen 1940-1944.
Mit der Niederschreibung seiner Erinnerungen an die Arbeit im zweiten Weltkrieg ist Heller nicht der erste. Ebenso Karl Epting sowie Otto Abetz wollten nach dem Krieg über ihre Rolle im besetzten Frankreich berichten. Es ist anzunehmen, dass sie, bewusst oder unbewusst, ihre Mitarbeit für das Naziregime verharmlosen und ihr Engagement für Bedrohte hervorheben wollen. Heller betont zwar, dass er nicht wie etwa Abetz gleich nach Kriegsende das Bedürfnis nach Rechtfertigung verspürte. Doch trotz der Betonung dieses Gegensatzes verbleibt den beiden Deutschen doch die Gemeinsamkeit, als Frankreich-Freunde für ein Regime gearbeitet zu haben, dass seine Unterdrückung anstrebte. Heller über diese tägliche Konfrontation: "Jeder von uns musste mit diesem Zwiespalt, mit diesem Widerspruch irgendwie fertig werden (95)." Diese Arbeit soll sich der Frage widmen, welches Ziel Heller mit seinem Buch abstrebt, inwieweit er sich als Regime-Gegner beziehungsweise Befürworter darstellt und wie man schlussfolgernd das Buch bewerten kann.
Inhaltsverzeichnis
- I) Einleitung
- II) Hauptteil
- 1.)
- a) Hintergrundinformatinen
- Die Besetzung Franreichs
- Die Kulturpolitik der deutschen Besatzer
- 2.) Über Sinn und Zweck des Buches:
- Aufarbeitung oder Rechtfertgung
- 3.) Hellers Haltung zum Nazi-Regime:
- Unterwerfung oder Kampfansage
- a) Hintergrundinformatinen
- III) Schluss
- IV) Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch „In einem besetzten Land. NS-Kulturpolitik in Frankreich. Erinnerungen 1940-1944“ von Gerhard Heller befasst sich mit seinen Erfahrungen als Sonderführer der Propaganda-Staffel im besetzten Paris während des Zweiten Weltkriegs. Der Autor schildert seine Arbeit in der Abteilung Schrifttum und die Herausforderungen, die sich aus der Kulturpolitik der deutschen Besatzer ergaben. Ziel des Buches ist es, einen Einblick in die Zeit und die eigene Rolle in diesem Kontext zu geben, ohne dabei eine Rechtfertigung für die eigene Mitarbeit im Nazi-Regime anzustreben.
- Hellers persönliche Erfahrungen als Sonderführer in der Propaganda-Staffel
- Die Kulturpolitik der deutschen Besatzer in Frankreich
- Der Zwiespalt zwischen persönlicher Überzeugung und der Mitarbeit im Nazi-Regime
- Die Zensur und Kontrolle der französischen Literatur
- Die Auswirkungen der deutschen Besatzung auf die französische Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
I) Einleitung
Gerhard Heller, ein Sprachwissenschaftler, beschreibt seine anfängliche Begeisterung über die Ernennung zum Sonderführer der Propaganda-Staffel in Paris im Jahr 1940. Er stellt seine Arbeit in diesem Kontext dar und vergleicht sie mit ähnlichen Werken von Karl Epting und Otto Abetz, die ebenfalls über ihre Rolle im besetzten Frankreich berichteten. Heller betont jedoch, dass er im Gegensatz zu Abetz nicht das Bedürfnis nach Rechtfertigung verspürte, obwohl er für ein Regime arbeitete, das Unterdrückung anstrebte.
II) Hauptteil
1.) Hintergrundinformationen
a) Die Besetzung Frankreichs
Die deutsche Besetzung Frankreichs im Jahr 1940 wird mit den zentralen Ereignissen und Konsequenzen geschildert: Einfahrt der Panzer in Paris, Waffenstillstand in Compiègne, Teilung Frankreichs in besetztes und unbesetztes Gebiet, Annexion des Elsass und der Lorraine, französische Kriegsgefangenschaft.
b) Die Kulturpolitik der deutschen Besatzer
Deutschland setzte während der Besetzung Frankreichs auf Kulturpolitik, um die Bevölkerung subtil zu beeinflussen. Die Eröffnung des Deutschen Instituts in Paris und die Verbreitung deutscher Kultur und Propaganda, inklusive Musik, Literatur, Zeitungen und Zeitschriften, sind Beispiele dafür. Die Deutschen kontrollierten die Verlage, enteigneten jüdische Häuser und stellten die Zensur der französischen Literatur sicher.
Schlüsselwörter
Das Buch behandelt zentrale Themen wie die deutsche Besetzung Frankreichs, die Kulturpolitik des Nazi-Regimes, die Zensur von Literatur, die Zerrissenheit zwischen persönlicher Überzeugung und Mitarbeit im Nazi-Regime, die Rolle der Propaganda und die Herausforderungen, denen sich Personen wie Gerhard Heller in dieser Zeit gegenüber sahen. Die Analyse von Hellers persönlichen Erfahrungen und seiner Positionierung gegenüber dem Nazi-Regime stehen im Mittelpunkt des Buches.
- 1.)
- Quote paper
- Sonja Breining (Author), 2002, Gerhard Heller - In einem besetzten Land, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7132