Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorfschulen, legt in seiner Pädagogik drei entscheidende Ereignisse im Entwicklungsprozeß der Frühen und Mittleren Kindheit sowie des Jugendalters fest, die auf grundlegende Veränderungen in der Menschenentwicklung hinweisen. Im weiteren Verlauf verändert sich die Lebenshaltung des Kindes in vielerlei Hinsicht. Jedes dieser Ereignisse weist auf eine Krise hin, die als Folge eine grundlegende und vollständige Veränderung des Wesens nach sich zieht. Die Geburt ist dabei der erste Wendepunkt. Der Erhalt der zweiten Zähne, während des siebten Lebensjahres kennzeichnet den zweiten und die eintretende Pubertät im 14. Lebensjahr den dritten Wendepunkt. Diese drei Wendepunkte erlauben eine Einteilung der menschlichen Entwicklung in drei Bereiche, in so genannte Lebensjahrsiebte.
Die Erforschung der ersten sieben Lebensjahre durch Rudolf Steiner lässt die bereits im kleinen Kind vorhandene Seele und Geist sichtbar werden. Zunächst noch eng an den heran- wachsenden Leib gebunden, werden diese erst allmählich zur Natur und sozialen Umwelt wirksam, indem sie sich von dieser Bindung lösen.
Eine besonders tiefgreifende Wesenswandlung liegt im siebten Lebensjahr, die durch den Zahnwechsel gekennzeichnet ist. Dies berechtigt die ersten sieben Lebensjahre als einen zusammenhängenden Lebens- und Entwicklungsabschnitt des Kindes zusammenzufassen -
die Frühe Kindheit.
Im Folgenden werden in einer umfassenden Betrachtung die Erziehungsaufgaben in Bedeutung und Umsetzung im Entwicklungsabschnitt der Frühen Kindheit dargestellt.
Dabei habe ich mich in meinen Ausführungen auf die Bücher und Texte Stefan Lebers bezogen, da ich mit seinem Standpunkt und Sichtweise konform gehe und mich mit ihnen identifizieren kann. Die Ansichten der israelischen Pädagogin Judith Angress stimmen nicht in allen Punkten mit denen Stefan Lebers überein und beinhalteten dabei für mich interessante und neue Anhalts- und Gedankenpunkte. In meinen Ausführungen habe ich mich auch mit dem Buch „Unser Kind geht auf die Waldorfschule“ auseinandergesetzt. Die interessanten Schilderungen der Eltern, deren Kinder auf die Waldorfschule gingen und gehen, benutzte ich in indirekter Form in meiner Argumentation.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklungsphase der Frühen Kindheit
- Anthroposophische Grundlagen
- Nachahmung als Grundform frühkindlichen Lernens
- Die aufrechte Haltung
- Die Sprache
- Das Denken
- Die Waldorfkindergärten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die frühkindliche Entwicklungsphase im Kontext der Erziehungsaufgaben im Rahmen der Waldorfpädagogik. Sie beleuchtet die Bedeutung und Umsetzung der Erziehungsaufgaben in dieser wichtigen Entwicklungsphase. Die Arbeit basiert auf anthroposophischen Grundlagen und analysiert die Rolle von Nachahmung und Vorbild im frühkindlichen Lernen.
- Anthroposophische Grundlagen der frühkindlichen Entwicklung
- Die Bedeutung der Nachahmung als Lernform in der frühen Kindheit
- Die Rolle des Erziehers als Vorbild
- Entwicklung des Ichs und der physischen Organe
- Die Waldorfpädagogik als Ansatz zur Förderung der frühkindlichen Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die kontinuierliche Entwicklung von Kindheit und Jugend, unterteilt in Phasen mit spezifischen Aufgaben und Methoden. Sie hebt die drei Wendepunkte der menschlichen Entwicklung hervor: Geburt, Zahnwechsel und Pubertät, die Rudolf Steiner als Grundlage der Waldorfpädagogik nutzt. Die Arbeit konzentriert sich auf die ersten sieben Lebensjahre als zusammenhängenden Entwicklungsabschnitt und die Bedeutung dieser Phase für die spätere Entwicklung.
Die Entwicklungsphase der Frühen Kindheit: Dieses Kapitel erörtert die rasante Entwicklung in der frühen Kindheit, insbesondere die ersten Wochen nach der Geburt. Es erklärt anthroposophische Grundlagen, die den physischen, ätherischen und astralen Leib unterscheiden. Die Bedeutung des Zahnwechsels als Übergang zum Ätherleib wird hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der unerforschten Anlagen des Kindes und der Notwendigkeit, diese durch Erziehung anzuregen. Die Erziehung wird als ein Prozess gesehen, der die innere Bestimmung des Kindes unterstützt. Die ungleichmäßige Entwicklung der physischen Organe bei der Geburt, mit dem Kopf als am weitesten entwickeltem Teil, wird im Zusammenhang mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems erläutert.
Anthroposophische Grundlagen: Dieser Abschnitt vertieft die anthroposophischen Grundlagen der Waldorfpädagogik. Er betont die Notwendigkeit, die menschliche Wesenheit zu verstehen, um eine wirkungsvolle Erziehung zu gewährleisten. Die Bedeutung der Kenntnisse über die Glieder der menschlichen Wesenheit und deren Entwicklung für die pädagogische Arbeit wird herausgestellt. Rudolf Steiners Gründung der ersten Waldorfschule im Jahr 1919 wird im Kontext dieser philosophischen Überlegungen erklärt. Der innere Impuls der Entwicklung und die Gestaltung des Ichs bilden den Kern dieser anthroposophischen Betrachtungsweise.
Nachahmung als Grundform frühkindlichen Lernens: Dieser Abschnitt betont die Bedeutung der Nachahmung und des Vorbilds im frühkindlichen Lernen. Die unmittelbare Nachahmung der Umgebung durch das Kind unterstreicht die Verantwortung des Erziehers, als positives Vorbild zu wirken. Die Nachahmung beeinflusst die Entwicklung der physischen Organe, wobei Freude und Lust eine wichtige Rolle spielen. Die zentrale These besteht darin, dass das Handeln, Sprechen und Bewegen des Erziehers nachahmenswert sein muss, um die Entwicklung des Kindes positiv zu beeinflussen.
Schlüsselwörter
Frühkindliche Entwicklung, Waldorfpädagogik, Anthroposophie, Nachahmung, Vorbild, Erziehungsaufgaben, Lebensjahrsiebte, Ich-Entwicklung, Rudolf Steiner, Stefan Leber, Judith Angress.
Häufig gestellte Fragen zu "Frühkindliche Entwicklung in der Waldorfpädagogik"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit befasst sich mit der frühkindlichen Entwicklung (bis zum 7. Lebensjahr) im Kontext der Waldorfpädagogik. Sie analysiert die Bedeutung anthroposophischer Grundlagen, die Rolle der Nachahmung und des Vorbilds im Lernprozess, sowie die Erziehungsaufgaben in dieser Phase. Die Arbeit enthält eine Einleitung, Kapitel zur Entwicklungsphase der frühen Kindheit (mit Unterkapiteln zu anthroposophischen Grundlagen, Nachahmung, aufrechter Haltung, Sprache, Denken und Waldorfkindergärten), eine Schlussbetrachtung und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf anthroposophische Grundlagen der frühkindlichen Entwicklung, die Bedeutung der Nachahmung als Lernform, die Rolle des Erziehers als Vorbild, die Entwicklung des Ichs und der physischen Organe, und die Waldorfpädagogik als Ansatz zur Förderung der frühkindlichen Entwicklung.
Welche anthroposophischen Grundlagen werden erläutert?
Die Arbeit erläutert die anthroposophische Sichtweise auf den Menschen mit seinen physischen, ätherischen und astralen Leibern. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung des Zahnwechsels als Übergang zum Ätherleib und der Bedeutung der unerforschten Anlagen des Kindes, die durch Erziehung angeregt werden sollen. Die ungleichmäßige Entwicklung der physischen Organe bei der Geburt wird im Zusammenhang mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems erläutert. Rudolf Steiners Gründung der ersten Waldorfschule und seine philosophischen Überlegungen bilden einen weiteren Schwerpunkt.
Welche Rolle spielt die Nachahmung in der frühkindlichen Entwicklung?
Die Nachahmung wird als Grundform frühkindlichen Lernens dargestellt. Das Kind ahmt seine Umgebung und insbesondere die Erzieher nach. Die Arbeit betont die Verantwortung des Erziehers als positives Vorbild und die Bedeutung von Freude und Lust im Lernprozess. Das Handeln, Sprechen und Bewegen des Erziehers muss nachahmenswert sein, um die Entwicklung des Kindes positiv zu beeinflussen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur Entwicklungsphase der frühen Kindheit (mit mehreren Unterkapiteln), und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Frühkindliche Entwicklung, Waldorfpädagogik, Anthroposophie, Nachahmung, Vorbild, Erziehungsaufgaben, Lebensjahrsiebte, Ich-Entwicklung, Rudolf Steiner, Stefan Leber, Judith Angress.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Personen bestimmt, die sich akademisch mit der frühkindlichen Entwicklung und der Waldorfpädagogik auseinandersetzen möchten. Sie eignet sich insbesondere für Studierende der Pädagogik und verwandter Disziplinen.
Welche Bedeutung hat der Zahnwechsel in dieser Arbeit?
Der Zahnwechsel wird als wichtiger Übergangspunkt in der frühkindlichen Entwicklung hervorgehoben, der den Übergang zum Ätherleib markiert.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 1998, Darstellung der frühkindlichen Entwicklungsphase im Zusammenhang mit den Erziehungsaufgaben in ihrer Bedeutung und Umsetzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71347