Value Reporting - Ziele, Möglichkeiten, Vorgehensweise und Unternehmenspraxis in Deutschland


Travail d'étude, 2007

69 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition und Begriff des Value Reporting

3 Gründe für das Value Reporting

4 Grundlagen
4.1 Der Shareholder Value
4.2 Informationsasymmetrien
4.2.1 Opportunismus
4.3 Externe Unternehmensrechnung und deren Adressaten
4.4 Informationen des Marktes: Bedarf, Angebot und Nachfrage

5 Ziele des Value Reporting

6 Überblick zu den verschiedenen Value-Reporting-Konzepten
6.1 Das Konzept von MÜLLER (1998)
6.1.1 Inhalte des Total Return Reporting
6.1.2 Inhalte des Value Added Reporting
6.1.3 Inhalte des Strategic Advantage Reporting
6.1.4 Sonstige Angaben
6.2 Das Konzept von LABHART (1999)
6.3 Das Konzept von PELLENS/HILLEBRANDT/TOMASZEWSKI (2000)
6.3.1 Inhalte des Shareholder Return Reporting
6.3.2 Inhalte des Corporate Return Reporting
6.4 Das Konzept von PWC (2001)
6.5 Das Konzept von BAETGE/HEUMANN (2006)

7 Grundsätze für das Value Reporting

8 Möglichkeiten für das Value Reporting

9 Unternehmenspraxis in Deutschland – Ergebnisse empirischer Untersuchungen
9.1 NEMAX 50-Unternehmen (Jahr 1999)
9.2 DAX 30-Unternehmen (Jahre 1997 – 1999)
9.3 DAX 100-Unternehmen (Jahr 2000)
9.4 DAX 30-Unternehmen (Jahr 2001)
9.5 DAX 30-Unternehmen (Jahr 2005)

10 Abschließende Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang
A.1 Untersuchungsergebnisse NEMAX 50-Unternehmen (1999)
A.2 Untersuchungsergebnisse DAX 30-Unternehmen (Jahre 1997 – 1999)
A.3 Untersuchungsergebnisse DAX 100-Unternehmen (Jahr 2000)
A.4 Untersuchungsergebnisse DAX 30-Unternehmen (Jahr 2001)
A.5 Untersuchungsergebnisse DAX 30-Unternehmen (Jahr 2005)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Informationsbedarf, -angebot und -nachfrage

Abbildung 2: Kommunikationsmodell der externen Berichterstattung

Abbildung 3: Wertlücken, deren Ursachen und Ansatzpunkte zum Schließen

Abbildung 4: Das Value-Reporting-Modell nach MÜLLER (1998)

Abbildung 5: Das Value-Reporting-Modell nach Labhart (1999)

Abbildung 6: Das Value-Reporting-Modell nach Pellens/Hillebrand/Tomaszewski (2000)

Abbildung 7: Das Value-Reporting-Modell nach PWC (2001)

Abbildung 8: Das Value-Reporting-Modell nach Baetge/Heumann (2006)

Abbildung 9: Bevorzugte Informations- und Kommunikationsinstrumente der Investoren

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anspruchsgruppen der Unternehmung

Tabelle 2: Adressaten der externen Unternehmensrechnung

Tabelle 3: Rangfolge der Leistungskennzahlen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Der Kapitalmarkt ist für deutsche Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus bei der Frage nach der Kapitalbeschaffung gerückt.[1] Die Internationalisierung der Finanzmärkte und die gestiegene Anzahl der Neuemissionen führten zu einem gesteigerten Wettbewerb um Risikokapital.[2] Diese Tatsachen und in der Vergangenheit beobachtete Bilanzskandale führten zu einer verstärkten Diskussion der Aussagefähigkeit externer Rechnungswesendaten.[3] Damit Investoren die richtigen Anlageentscheidungen treffen können, muss es den Unternehmen gelingen, die gestiegenen Informationsbedürfnisse am Kapitalmarkt zu befriedigen. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass den Investoren vergleichsweise weniger Informationen als dem Management zur Bestimmung des Unternehmenswertes zur Verfügung stehen. Es herrscht eine Informationsasymmetrie zwischen Investoren und Management, wodurch sich bei den Interessengruppen verschiedene Unternehmenswerte herausbilden.[4] Damit die Asymmetrie und folglich auch die unterschiedliche Unternehmensbewertung beigelegt werden kann, wurde in den vergangenen Jahren die Forderung nach Informationen, welche über die gesetzlichen Publizitätspflichten hinaus gegeben werden, laut. Die Forderung manifestierte sich in dem Verlangen der Marktteilnehmer nach einer wertorientierten (Zusatz-)Berichterstattung, welche unter dem Namen „Value Reporting“ Einzug in die wirtschaftswissenschaftliche Literatur hielt.[5] Diese Forderung geht zeitgleich einher mit dem generellen Umbruch in der Berichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen, wie die Änderungen der Anforderungen an den Konzernlagebericht durch den neuen §315 HGB und die Deutschen Rechungslegungsstandards DRS 15 („Lagebericht“) und DRS 5 („Risikoberichterstattung“) sowie die Verpflichtung zur Aufstellung eines Konzernabschlusses gemäß IFRS zeigen.[6]

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Thema des Value Reportings, den damit verbundenen Zielen, Möglichkeiten und Vorgehensweisen auseinander. Des weiteren soll untersucht werden, inwiefern das Value Reporting Einzug in die Unternehmenspraxis in Deutschland gehalten hat. Dazu soll zu Beginn in Kapitel 2 eine für die vorliegende Arbeit geltende Definition des Value Reporting gefunden werden. Ebenso wird in diesem Kapitel eine Begriffsklärung vorgenommen, bevor dann im Kapitel 3 die Gründe für das Value Reporting erläutert werden sollen. Der Shareholder Value, Informationsasymmetrien, Opportunismus, die Adressaten der externen Unternehmensrechnung sowie die Informationen am Markt bilden die Grundlagen des Value Reportings und werden in Kapitel 4 näher erläutert. Bevor dann in Kapitel 6 ein Überblick zu den Vorgehensweisen anhand von verschiedenen Value Reporting Konzepten gegeben wird soll zunächst auf die Ziele, die man mit dem Value Reporting verfolgt, in Kapitel 5 eingegangen werden. Im Anschluss daran werden die vom Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung“ der Schmalenbach Gesellschaft e.V. erarbeiteten Grundsätze für das Value Reporting genannt. Darauf folgt eine Darstellung der geläufigsten Möglichkeiten wie zusätzliche Informationen an den Kapitalmarkt kommuniziert werden können. Die Unternehmenspraxis in Deutschland soll dann in Kapitel 9 anhand von fünf empirischen Studien aus verschiedenen Zeiträumen untersucht werden. Den Abschluss bildet eine Zusammenfassung der während der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse.

2 Definition und Begriff des Value Reporting

Gemäß LABHART versteht man unter Value Reporting „die offizielle, externe Berichterstattung, die (1) geeignet ist, die Informationsasymmetrien zwischen interner und externer Sicht des Value Based Managements zu reduzieren und (2) selbst Teil des Value Based Managements ist.“[7] Dieser Definition liegt die vertiefte Behandlung des Themas von MÜLLER im Zusammenhang mit seiner praxis- und beratungsorientierten Arbeit zu Grunde.[8] Diese Definition erfährt, je nach wissenschaftlicher Ausrichtung der für die vorliegende Arbeit herangezogenen Literatur, eine für den jeweiligen Untersuchungszweck geeignete Abgrenzung oder Interpretation. So erweitert beispielsweise FISCHER die Definition Labharts wie folgt: „Shareholder Value Reporting ist die strategisch geplante und zielgerichtete Gestaltung der Kommunikationsbeziehung zwischen einer börsennotierten Unternehmung und den Mitgliedern der Financial Community, die geeignet ist, die auf dem Kapitalmarkt bestehenden Informationsasymmetrien zwischen Unternehmensleitung und den Kapitalgebern mit dem Ziel einer positiven Einflussnahme auf den internen und externen Shareholder Value zu reduzieren und damit einen integralen Bestandteil einer wertorientierten Unternehmensführung darstellt.“[9] Während Labhart den Begriff des Value Reportings allgemeingültig definiert, stellt Fischer von vornherein auf die Börsennotierung eines Unternehmens ab.

Eine weitere Definition findet man bei RUHWEDEL/SCHULTZE, welche das Value Reporting als Zusatzberichterstattung in Bezug auf vergangener Wertgenerierung, der Instrumente der wertorientierten Steuerung sowie der Informationen bezüglich prognostizierter, zukünftiger Zahlungsströme definieren.[10] Das Hauptaugenmerk bei dieser Definition liegt klar bei der Eigenschaft des Zusatzberichtes, welcher über die gesetzliche Berichterstattung hinaus gegeben wird, und dessen zeitlichem Bezug.

BAETGE/HEUMANN hingegen verstehen unter Value Reporting „ die regelmäßige, strukturierte externe Berichterstattung eines Unternehmens (...), die [es; d.Verf.] den (potenziellen) Investoren ermöglicht, die Informationsasymmetrien zwischen interner und externer Sicht des Unternehmens zu reduzieren, und die den Unternehmenswert besser schätzbar macht.“[11]

Eine weitere Definition liefern FISCHER/WENZEL in ihren wissenschaftlichen Arbeiten: „Unter Value Reporting werden all jene gesetzlich vorgeschriebenen und freiwilligen Komponenten der Berichterstattung verstanden, mit denen die auf dem Kapitalmarkt zwischen Unternehmensleitung und den Kapitalgebern bestehenden Informationsasymmetrien abgebaut und die wertorientierte Ausrichtung der Unternehmensführung kommuniziert werden sollen.“[12]

Gleichen sich die verschiedenen Definitionen zwar im Kern, so wird dennoch in der Literatur bemängelt, dass „trotz verschiedener Beiträge zum Value Reporting (...) immer noch kein Konsens bezüglich des Begriffsinhaltes [besteht; d.Verf.]“.[13]

In der vorliegenden Arbeit soll sich der Definition nach RUHWEDEL/SCHULTZE aufgrund ihrer allgemeinen Gültigkeit und der Einbeziehung der zeitlichen Komponente der Berichterstattung angeschlossen werden.

Wie schon bei der Definition beobachtet, findet man auch bei der Bezeichnung der Thematik des Value Reporting in der Literatur mehrere Begriffe.[14] So werden beispielsweise Begriffe wie „wertorientierte Zusatzberichterstattung“[15], „wert- und zukunftsorientierte Berichterstattung“[16], „Value-based Reporting“[17] oder „Shareholder Value Reporting“[18] synonym zum Begriff des „Value Reporting“ verwendet. Den Begriff des ValueReporting™ in dieser Schreibweise hat sich PRICEWATERHOUSECOOPERS markenrechtlich schützen lassen.[19]

3 Gründe für das Value Reporting

Aufgrund der Internationalisierung der Finanzmärkte[20] und der fortschreitenden Ausrichtung von Unternehmen auf internationale Kapitalmärkte[21] hat sich der Wettbewerb der Unternehmen um Eigenkapital verstärkt. Die Unternehmen konkurrieren nicht nur miteinander um Eigenkapitalgeber, sondern sehen sich auch mit der Möglichkeit konfrontiert, dass potenzielle Investoren anderen Investitionsmöglichkeiten, wie z.B. Realinvestitionen, den Vorrang geben könnten. Diesbezüglich haben sich die Forderungen der möglichen Investoren nach Informationen grundlegend verstärkt.[22] Die herkömmliche Berichterstattung konnte diesen Anforderungen in der Vergangenheit kaum oder nur mit zeitlicher Verzögerung gerecht werden[23], so die Kritik. Als gravierender Nachteil der herkömmlichen Berichterstattung wird zum einen die Tatsache angesehen, dass Jahresabschlüsse prinzipiell vergangenheitsorientiert und somit für die Meinungsbildung der Investoren im Hinblick auf zukünftige Unternehmenspotenziale kaum brauchbar sind.[24] Ebenso wird bemängelt, dass zukunftsorientierte Informationen bezüglich der Wertetreiber im Unternehmen im herkömmlichen Jahresabschluss nur lückenhaft oder gar nicht abgebildet werden[25] und bilanzielle Erfolgsgrößen durch die Bilanzpolitik verfälscht sein können.[26] Die herkömmliche Berichterstattung wird zwar als „Basis eines strukturierten Dialoges zwischen unternehmensinternen und –externen Parteien [gesehen; d. Verf.], führt aber zu einer verlustbehafteten Komprimierung finanzieller Informationen.“[27]

Ferner wird eine durchgehende Wertorientierung bezüglich der Geschäftspolitik, des Reportings, der Investorenpolitik und der Management-Entlohnung eines Unternehmens als Grundlage für eine effiziente Wertgenerierung und –transformation angesehen. Vor allem auf dem Gebiet des Reporting sieht man jedoch wesentlichen Verbesserungsbedarf.[28] Dies bestätigten Untersuchungen des Arbeitskreises „Finanzierung“ der Schmalenbachgesellschaft e.V., welche zu gleichem Ergebnis kamen.[29] Die Untersuchungsergebnisse des Arbeitskreises resultieren in der Forderung nach einem verbesserten Value Reporting, um den Bedürfnissen des Kapitalmarktes durch ein transparenteres Wertmanagement zu entsprechen.[30]

Von SCHMID/KUHNLE/SONNABEND wird die verstärkte Ausrichtung an den Interessen der Aktionäre im Sinne eines Value Reporting dadurch begründet, dass nur noch ein geringer Teil des Marktwertes eines Unternehmens auf materielle Vermögenswerte zurückzuführen sei.[31] FISCHER/WENZEL erwähnen in diesem Zusammenhang das sogenannte „Intellectual Capital“, welches zum Beispiel durch das Humankapital (Wissen, Erfahrung, Verhalten und Anpassungsfähigkeit), das Innovationskapital (Patente, Markenrechte, Copyrights, Warenzeichen und Dienstleistungsmarken), die Kundenbeziehungen (Anzahl, Struktur und Dauer von Kundenbeziehungen, Auftragsbestand, Lizenz-, Kooperations- und Franchaiseverträge) und die Prozess-Struktur (Informationssystem, Netzwerke, Unternehmenskultur) gebildet werden und einen wesentlichen Bestandteil des Marktwertes des Unternehmens darstellen.[32] Empirische Studien haben diesbezüglich ergeben, dass im Laufe der Zeit von 1982 bis 1999 der Anteil der materiellen Vermögenswerte von 62% auf 16% gesunken sei.[33] Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der immateriellen Vermögenswerte (Intangible Assets) dementsprechend von 38% auf 84%, was einen erhöhten Bedarf an Informationen seitens der Aktionäre bezüglich der Wertentwicklung des Unternehmens begründet. Eine Vernachlässigung der Intangibles führe, so SCHMID/KUHNLE/SONNABEND weiter, zu einer Verzerrung des Bildes über Leistung und Marktwert des Unternehmens. Diese Kritik treffe unter anderem auf die bisherigen Ansätze des Reportings zu, sodass die Forderung nach einem Value Reporting berechtigt und notwendig sei.[34]

Weiterhin wird in der Literatur angemerkt, dass ein gutes Value Reporting in der Lage ist, die Prognosenunsicherheit der Kapitalgeber zu senken, wodurch sich deren geforderte Risikoprämien verringern. Die aus der zusätzlichen Informationsbereitstellung resultierende Verbesserung der Kapitalmarkterwartungen führe dazu, dass sich die Kapitalkosten für das berichtende Unternehmen verringern.[35]

4 Grundlagen

4.1 Der Shareholder Value

Grundlage für das Value Reporting bildet der Shareholder-Value-Ansatz.[36] Dieser Ansatz definiert als oberstes Ziel der unternehmerischen Tätigkeit die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes für die Aktionäre (Eigenkapitalgeber).[37] ACHATZ schreibt in diesem Zusammenhang, dass dies „für börsennotierte Unternehmen (...) nichts anderes [bedeutet; d.Verf.], als einen möglichst hohen Aktienkurs zu erzielen“[38], denn nur so sei es möglich, so der Autor, günstig Eigenkapital aufzunehmen, welches eine wichtige Voraussetzung bei der Beschaffung von Fremdmitteln sei.[39]

Tabelle 1: Anspruchsgruppen der Unternehmung

(Quelle: in Anlehnung an Baier 2000, S. 64)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Begründung für diese zentrale Ausrichtung des Shareholder-Value-Ansatzes auf wertsteigernde Maßnahmen zugunsten der Eigenkapitalgeber lässt sich darin finden, dass Eigenkapitalgeber als Einzige einen Anspruch an einem möglichen Unternehmenserfolg besitzen, da andere Interessengruppen, wie zum Beispiel Fremdkapitalgeber, Mitarbeiter oder staatliche Institutionen fixe Zahlungen wie Kapitalzinsen, Einkommen oder Steuern unabhängig vom Unternehmenserfolg erhalten (vgl. Tabelle 1).[40]

Die strikte Ausrichtung auf die Wertmaximierung für die Eigenkapitalgeber wurde in der Vergangenheit häufig kritisiert.[41] Als zentrale Kritikpunkte wurden hervorgebracht:[42]

1) Der Shareholder-Value-Ansatz verleite zu einseitigem und übermäßigem Profitstreben auf Kosten der anderen Interessengruppen des Unternehmens.[43]
2) Es bestünden Anreize zu kurzfristigen, aktienkurssteigernden Entscheidungen, welche den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnten.
3) Der Aktienkurs sei als Maßstab für den eigenkapitalorientierten Unternehmenserfolg nicht geeignet, da dieser sich nicht fundamental bilden würde.

All diese Kritikpunkte konnten jedoch abgeschwächt werden. Dem ersten Punkt konnte entgegnet werden, dass andere Interessengruppen des Unternehmens notwendige Ressourcen darstellen und sich eine Vernachlässigung dieser negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens – und somit nachteilig für den Shareholder-Value – auswirken würde.[44]

Dem zweiten Kritikpunkt lag die Auffassung zugrunde, dass Bewertungsverfahren kurzfristige Erfolge überbewerten könnten und dass der Kapitalmarkt grundsätzlich unfähig wäre, langfristige Maßnahmen angemessen zu bewerten. Diesen Argumenten konnte jedoch entgegnet werden, dass neuere Bewertungsmethoden wie z.B. das DCF-Verfahren zunehmende Akzeptanz erfahren, da sie keinesfalls auf Kurzfristigkeit ausgelegt seien. Die fortschreitende Professionalisierung des Kapitalmarktes trägt dazu bei, Fehlbewertungen zu vermeiden, da diese dem Wettbewerb der Akteure am Markt unweigerlich Anreize zur Korrektur bieten.

Dem dritten Kritikpunkt konnte man entgegenhalten, dass Fehlbewertungen aufgrund kurzfristiger Orientierung sowie nicht-fundamentaler Preisbildung tendenziell eine Folge von intransparenten Informationen seien, dem das Unternehmen mit einer angemessenen Informationspolitik – und damit auch durch ein angemessenes Value Reporting – gegenüber dem Kapitalmarkt begegnen sollte.[45]

Eine investorenorientierte Unternehmensführung gemäß dem Shareholder-Value-Ansatz wird in heutiger Zeit vor allem durch die zunehmende Globalisierung der Kapitalmärkte, eine erhöhte Verfügbarkeit bewertungsrelevanter Informationen z.B. durch Rating Agenturen[46] und durch veränderte Konkurrenzsituationen der Unternehmen aufgrund des Wegfalls von Handelsschranken[47] begründet.

4.2 Informationsasymmetrien

Zwischen den Investoren und dem Management eines Unternehmens bestehen vertragliche Beziehungen im Sinne der Prinzipal-Agent-Theorie. Solche Beziehungen entstehen immer dann, wenn ein Akteur (der Prinzipal) einen anderen Akteur (den Agent) unter Vertrag nimmt.[48] Aufgrund des unterschiedlichen Wissensstandes zwischen Prinzipal und Agent entstehen sogenannte asymmetrische Informationsverteilungen.[49] Im Falle der Beziehung zwischen Management und Aktionär sind diese Informationsasymmetrien darin zu finden, dass das Management bezüglich der zu erwartenden, zukünftigen Cash-Flow-Ströme des Unternehmens – und somit auch des Shareholder Value – ein Mehrwissen gegenüber den Anteilseignern besitzt.[50] Aufgrund dessen wird in der Literatur zwischen einem „internen Shareholder Value“, also dem Unternehmenswert aus Sicht unternehmensinterner Personen, und einem „externen Shareholder Value“, welcher den Wert des Unternehmens aus Sicht der Aktionäre angibt, unterschieden.[51]

4.2.1 Opportunismus

Informationsasymmetrien können die beteiligten Akteure zu opportunistischem Verhalten veranlassen.[52] Neben anderen Reaktionen ist in der vertraglichen Beziehung zwischen Aktionär und Management vor allem opportunistisches Handeln bezüglich versteckter Aktionen (hidden actions) und versteckter Informationen (hidden information) zu erwarten. Diese könnten sich beispielsweise dadurch zeigen, „dass das Management Informationen über seine Handlungsmöglichkeiten und die Risiken gegenüber den Eigentümern verbirgt (hidden information) und dass das Management über dies hinaus (...) für den Shareholder unerkennbare Aktionen ergreift, die den Interessen der Shareholder widersprechen (hidden action)“.[53] Um diesem Handeln des Managements entgegen zu wirken, bieten sich den Unternehmenseignern die Möglichkeiten entsprechende Überwachungs- und Anreizsysteme zu schaffen.[54] Diese Systeme sind allerdings mit Agency-Kosten verbunden. Da sie es jedoch nicht schaffen das für die Anteilseigner nachteilige Verhalten des Managements vollständig zu unterbinden, entstehen sogenannte Residualverluste, welche als „Vermögensverluste der Anteilseigner, die auf das abweichende Verhalten der Manager zurückgehen“[55] zu verstehen sind. COENENBERG weist im Zusammenhang mit der Agency-Problematik auf die wichtigen Funktionen der externen Rechnungslegung hin.[56] Gemäß der Auffassung des Autors hat der Jahresabschluss zwei wesentliche Zwecke um dem opportunistischen Verhalten vorzubeugen:

1) Der Jahresabschluss ist Informations- und Kontrollinstrument und soll der Gefahr von verborgenen Informationen entgegenwirken. Eine vollständige und objektive Rechnungslegung wird dazu vorausgesetzt.
2) Der Jahresabschluss ist Bemessungsgrundlage für finanzielle Zielgrößen. Hierbei soll der mit dem Jahresabschluss gemessene Erfolg in Form von Gewinn bzw. Verlust als Maßgröße für ein Anreizsystem dienen, welches die Interessen von Unternehmenseignern und Management koppelt und somit verborgenen Handlungen entgegenwirkt.

MIDDELMANN verweist auf den Einsatz von Instrumentarien des Wertmanagements und der Corporate Governance, um den Prinzipal-Agent-Konflikt zu mindern.[57]

4.3 Externe Unternehmensrechnung und deren Adressaten

Unterscheidet man streng nach dem Empfängerkreis des Rechnungswesens, so lassen sich zwei unterschiedliche Arten definieren: das interne und das externe Rechnungswesen. Das interne Rechnungswesen richtet sich vorzugsweise an die Unternehmensleitung, während das externe Rechnungswesen an außerhalb der Unternehmensleitung stehende Adressaten wie z.B. Anteilseigner, Gläubiger oder Wirtschaftspresse gerichtet ist.[58] Dem externen Rechnungswesen kommt dabei eine Informations-, Dokumentations- und Ausschüttungsbemessungsfunktion zu. Das interne Rechnungswesen soll hingegen eine Entscheidungsunterstützungsfunktion für das Management erfüllen.[59] Hierbei kann das externe Rechnungswesen und dessen Rechnungslegung der externen Unternehmensrechnung zugeordnet werden.[60]

Auf eine Abwendung von einer strikten Trennung zwischen interner und externer Unternehmensrechnung, hin zu einer Harmonisierung dieser Teilbereiche wird in jüngerer Literatur hingewiesen.[61] Als wesentliche Ursachen dafür werden genannt:[62]

- Unterschiede in den einzelnen Teilbereichen der Unternehmensrechnung stören die zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit und die Einheitlichkeit der Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozesse bzgl. der damit verbundenen unterschiedlichen Unternehmensziele.
- Zunehmend besser ausgebaute strategische Planungs- und Kontrollinstrumente (z.B. Erfahrungs- und Lebenszykluskurven) erfordern eine Verzahnung von kurz- und langfristig orientierten Teilgebieten des Rechnungswesens.
- Ein stärkeres Zusammenspiel zwischen internen Steuerungskonzepten (z.B. Shareholder Value) und externer Finanzberichterstattung als Reaktion auf die gestiegenen Informationsbedürfnisse der Kapitalmarktteilnehmer.

Tabelle 2: Adressaten der externen Unternehmensrechnung

(Quelle: in Anlehnung an Wagenhofer/Ewert 2003, S. 5)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gemäß WAGENHOFER/EWERT werden Finanzinformationen von unternehmensexternen Adressaten (vgl. Tabelle 2) für zwei verschiedene Zwecke verwendet. Zum einen dienen sie der Bereitstellung entscheidungsnützlicher Informationen und zum anderen zur Anspruchsbemessung und Vertragsgestaltung.[63] Besonders Informationen über die erwartete, künftige Entwicklung des Unternehmens werden von externen Adressaten als wertvoll erachtet. Ebenso sind „Unternehmensdaten (...) für Investoren von hoher Bedeutung, um das mit dem Aktienengagement verbundene Risiko besser einschätzen zu können.“[64] Allgemeiner ausgedrückt werden Unternehmensinformationen als „die im Verhältnis zum Kapitalmarkt wohl wichtigste „vertrauensbildende Maßnahme“ des Unternehmens zur Steigerung des „Shareholder Value“ angesehen.“[65] Auch in diesem Zusammenhang wird das potenzielle Problem opportunistischen Verhaltens erwähnt, da die externe Unternehmensrechnung von unternehmensinternen Personen, nämlich dem Management, erstellt wird und sich somit Aktionsspielraum aufgrund von Informationsasymmetrien ergeben kann.[66]

[...]


[1] vgl. z.B. Ruhwedel/Schultze 2002, S. 602; Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski 2000, S. 178

[2] vgl. Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski 2000, S. 178

[3] vgl. Ruhwedel/Schultze 2004, S. 489

[4] vgl. Middelmann 2004, S. 15

[5] vgl. Henselmann 2005, S. 296

[6] vgl. Baetge/Heumann 2006, S. 345

[7] Labhart 1999, S. 30f.

[8] vgl. Müller 1998, S. 124ff. und vgl. Fischer 2003, S. 25

[9] Fischer 2003, S. 28

[10] vgl. Ruhwedel/Schultze 2002, S. 604

[11] Baetge/Heumann 2006, S. 345

[12] vgl. z.B. Fischer/Wenzel 2001a, S. 1209; Fischer/Wenzel 2001b, S. 2001

[13] Schmid/Kuhnle/Sonnabend 2005, S. 55

[14] vgl. Ruhwedel/Schultze 2004, S. 490 und vgl. Baetge/Heumann 2006, S. 345

[15] vgl. z.B. Coenenberg 2005, S. 921; Middelmann 2004, S. 15

[16] vgl. PWC 2006, S. 6

[17] vgl. Fischer 2003, S. 26

[18] vgl. z.B. Fischer 2003, S. 28

[19] vgl. z.B. Fußnote bei Fischer 2003, S. 26; Fischer/Wenzel 2001a, S. 1209

[20] vgl. Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski 2000, S. 178

[21] vgl. Bracklo/Bilstein 2002, S. 220

[22] vgl. Schander/Lucas 1998, S. 76ff.

[23] vgl. z.B. Wagenhofer/Ewert 2003, S. 346; Müller 1998, S. 124; Schander/Lucas 1998, S. 82

[24] vgl. z.B. Saitz/Wolbert 2002, S. 321; Kley 2003, S. 840; Müller 1998, S.136

[25] vgl. Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski, S.178

[26] vgl. Volkart/Schön/Labhart 2005, S. 519

[27] Labhart/Volkart 2001, S. 113

[28] vgl. Labhart/Volkart 2001, S. 113f.

[29] vgl. AK Fin 2003, S. 536

[30] vgl. AK Fin 2003, S. 538

[31] vgl. hier und im Folgenden Schmid/Kuhnle/Sonnabend 2005, S. 46f.

[32] vgl. Fischer/Wenzel 2001a, S. 1211

[33] Schmid/Kuhnle/Sonnabend 2005, S.46; ähnlich bei PWC 2006, S. 4

[34] vgl. Schmid/Kuhnle/Sonnabend 2005, S.47ff.

[35] vgl. AK EU 2002, S. 2337

[36] vgl. z.B. Fischer 2003, S. 28; Fischer/Wenzel 2001a, S.1209

[37] vgl. z.B. Schierenbeck/Lister 2001, S. 77; Fischer 2003, S. 14; Zemelka 2003, S. 38; Achatz 1998, S. 17;
Middelmann 2004, S. 5; Coenenberg 2005, S. 1177f.; Labhart/Volkart 2001, S. 113

[38] Achatz 1998, S. 17

[39] vgl. Achatz 1998 , S. 17

[40] vgl. Volkmann 2005, S. 6

[41] vgl. Hütten 2000, S. 65f.

[42] vgl. hier und im Folgendem Volkmann 2005, S. 8f.

[43] vgl. Friedlaender/Stabernack 1998, S. 29ff.

[44] vgl. Middelmann 2004, S. 5

[45] vgl. Volkmann 2005, S. 9

[46] vgl. Volkmann 2005, S. 10

[47] vgl. Baier 2000, S. 61

[48] vgl. Schwarz 2002, S. 95

[49] vgl. Middelmann 2004, S. 13f.

[50] vgl. Wagenhofer/Ewert 2003, S. 6

[51] vgl. Fischer 2003, S. 15

[52] vgl. z.B. Schwarz 2002, S. 95ff.; Coenenberg 2005, S. 1178f., Middelmann 2004, S. 13

[53] Coenenberg 2005, S. 1178

[54] vgl. Schwarz 2002, S. 95 und vgl. Baetge/Heumann 2006, S. 347

[55] Buckley et. al. 2000, S. 42f.

[56] vgl. Coenenberg 2005, S. 1178

[57] vgl. Middelmann 2004, S. 13

[58] vgl. Hebeler 2003, S. 52f.

[59] vgl. Ruhwedel/Schultze 2004, S. 494

[60] vgl. Wagenhofer/Ewert 2003, S. 3

[61] vgl. Lorson/Schedler 2002, S. 257ff. und vgl. Ruhwedel/Schultze 2004, S. 493

[62] vgl. hier und im folgenden Lorson/Schedler 2002, S. 259

[63] vgl. Wagenhofer/Ewert 2003, S. 4

[64] von Rosen 2004, S. 326

[65] Schander/Lucas 1998, S. 79f.

[66] vgl. Wagenhofer/Ewert 2003, S. 9f.

Fin de l'extrait de 69 pages

Résumé des informations

Titre
Value Reporting - Ziele, Möglichkeiten, Vorgehensweise und Unternehmenspraxis in Deutschland
Université
Brandenburg Technical University Cottbus
Note
1,7
Auteur
Année
2007
Pages
69
N° de catalogue
V71392
ISBN (ebook)
9783638619707
Taille d'un fichier
702 KB
Langue
allemand
Mots clés
Value, Reporting, Ziele, Möglichkeiten, Vorgehensweise, Unternehmenspraxis, Deutschland, Bilanzierung, Jahresabschluss, Berichterstattung, wertorientiert, wertorientierte Berichterstattung, HGB, Shareholder Value, kapitalmarktorientiert, kapitalmarktorientierte Berichterstattung, Value Reporting, Empirie, empirisch, empirische, Untersuchung, Studie
Citation du texte
Dipl.-Ing. Thomas Purdel (Auteur), 2007, Value Reporting - Ziele, Möglichkeiten, Vorgehensweise und Unternehmenspraxis in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71392

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