Adolf Hitler im Spiegel psychologischer Betrachtungsweisen


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

14 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Biografische Daten über Adolf Hitlers Kindheit und Jugend

2. Alice Miller: Hitlers Kindheit unter dem Aspekt der schwarzen Pädagogik: Grundannahmen
2.1. Alice Miller: Deutungen von Hitlers Verhalten als Diktator aus der Sichtweise der schwarzen Pädagogik und der Psychoanalyse

3. Die Person Adolf Hitler und dessen Familiensituation aus der Sicht Joachim Fests

4. Erich Fromms Konzept der Nekrophilie

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Zahl der Publikationen über Adolf Hitler – von Biografien bis zu tiefenpsychologischen Analysen – ist sehr umfangreich, so dass ein breites Spektrum unterschiedlicher Auffassungen zu der Entwicklung Adolf Hitler existiert. Während viele Autoren ihren Schwerpunkt darauf setzen, Hitlers Leben von der Machtergreifung bis zu seinem Freitod genau zu betrachten und nachzuzeichnen, existieren vergleichsweise wenige Lebensbeschreibungen und Analysen, die sich auf Hitlers Kindheit fokussieren und daraus auf Verhaltensweisen im späteren Leben schließen. Diese wichtige Phase für die Persönlichkeitsentwicklung Hitlers soll in dieser Arbeit genauer betrachtet werden.

Anstelle eines Überblicks über den aktuellen Forschungsstand liegt der Fokus dieser Arbeit auf Alice Millers Arbeit „Am Anfang war Erziehung“ (1980), in der sie im Kapitel „Die Kindheit Adolf Hitlers – vom verborgenen zum manifesten Grauen“ Hitlers Leben unter dem Aspekt der Folgen einer schwarzen Pädagogik analysiert, sowie auf Erich Fromms neopsychologischem bzw. hermeneutischem Ansatz, in dem alle Lebensphasen Hitlers als Ausdruck eines nekrophilen Charakters betrachtet werden (1974). Zudem wird auf Joachim C. Fests Hitler-Biografie (1973) eingegangen, der historische Erkenntnisse mit tiefenpsychologischen Ansätzen verbindet.

Ziel dieser Arbeit ist es diese Thesen aufzuzeigen und einander gegenüberzustellen.

Im Anschluss an dieses Kapitel folgt ein kurzer Abriss biografischer Daten Hitlers, die seine ersten Lebensjahre skizzieren.

Im zweiten Kapitel werden Alice Millers Grundannahmen zur schwarzen Pädagogik sowie ihre Einschätzungen der Familiensituation der Hitlers vorgestellt, während sich der zweite Teil mit den Schlussfolgerungen Millers zu Adolf Hitlers Verhalten als Diktator beschäftigt.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Joachim C. Fests Thesen zu Hitlers Leben, wobei in dieser Arbeit vor allem die tiefenpsychologischen Ansätze in Fests Arbeit vorgestellt werden sollen.

Das vierte Kapitel geht auf Erich Fromms hermeneutischen Ansatz der Nekrophilie ein und stellt eine andere psychologische Sichtweise auf die Person Hitler dar, die in vielen Punkten von Millers Analysen abweicht.

Das letzte Kapitel der Arbeit liefert eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse.

1.1. Biografische Daten über Adolf Hitlers Kindheit und Jugend

Geboren wurde Adolf Hitler am 20. April 1889 in Braunau am Inn. Er lebte mit einer kleinen Schwester, sowie zwei Halbgeschwistern aus der ersten Ehe des Vaters in einem Haushalt. In seinen ersten Lebensjahren zog Familie Hitler fünf Mal um, bis sich der Vater 1897 nach seiner Pensionierung in der Nähe von Linz zur Ruhe setzte. 1903 verstarb sein Vater. Hitlers schulische Entwicklung war problematisch. Als Hitler 1905 zum dritten Mal nicht versetzt wurde, brach er die Realschule ab, wohnte bei seiner Mutter und ging keiner geregelten Tätigkeit nach. Im Mai 1906 fuhr Hitler das erste Mal nach Wien und war fasziniert von der Stadt. 1907 bewarb er sich dort an der Akademie für bildende Künste, bestand jedoch das Probezeichnen nicht. Im Dezember 1907 verstarb Mutter Klara. Ende 1909 lebte Hitler verarmt in einem Obdachlosenasyl in Wien und malte Postkarten, um sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1913 verließ Hitler Wien und zog nach München. Fest beschreibt ihn als „melancholischen, verschlossenen jungen Mann ohne Freunde, der auch als Soldat im ersten Weltkrieg ein Sonderling blieb.“ (Fest, 1973: S. 91 und S.102)

2. Alice Miller: Hitlers Kindheit unter dem Aspekt der schwarzen Pädagogik: Grundannahmen

Miller übernimmt weitgehend Freuds psychoanalytische Prämissen der Verdrängung als Ursprung der Neurose. In ihrer Arbeit „Am Anfang war Erziehung“ (1980) stellt sie die Erziehung als Wert überhaupt in Frage und bezeichnet Erziehung als „Verfolgung des Lebendigen.“ (Miller 1980: S.15) Stattdessen plädiert sie für eine „weiße Pädagogik“; eine „Erziehung“ der Begleitung, in der Eltern ihren Kindern mit Toleranz, Sensibilität und Respekt begegnen und Kindern die größtmöglichen Freiheiten gewährt werden.

Die möglichen Folgen einer schwarzen Pädagogik veranschaulicht Miller nun besonders drastisch am Beispiel der Nationalsozialisten in Deutschland und an Adolf Hitler selbst.

Im Folgenden wird noch zu klären sein, inwieweit Miller Hitlers seelische Verletzungen in der Kindheit zu stark ihren eigenen Interpretationsansätzen angleicht, indem ihre Thesen mit denen Fromms und Fests gegenübergestellt werden.

Zentral in Millers Analyse sind Hitlers frühkindliche Erfahrungen mit häuslicher Gewalt sowie die „lieblose“ Familiensituation, in der er aufwuchs, weshalb sie ebenfalls Hitlers Eltern detailliert beschreibt.

Die Tatsache, dass die familiären Hintergründe Hitlers von vielen Biografen und Historikern kaum beachtet werden bzw., wenn auf sie eingegangen wird, die familiäre Gewalt und seelische Grausamkeit beschönigt oder ganz verneint werden, begründet Miller durch den (unbewussten) Wunsch der Autoren die Eltern zu schonen. (Miller 1980: S.187)

Miller hingegen bezeichnet die Familienstruktur Hitlers als den Prototyp des totalitären Regimes, in dem der Vater Alois die Rolle des einzigen, unumstrittenen Herrschers einnimmt und die Kinder rechtlos sind.

Alois Hitler wird als sehr streng, obrigkeitsliebend und gewalttätig charakterisiert. Er verlangte von seinen Kindern absoluten Gehorsam, wer sich nicht „angemessen“ verhielt, wurde vor den Augen aller geschlagen. Adolf wurde zudem von seinem Vater schon im Kleinkindalter bis ins Jugendalter immer wieder körperlich gezüchtigt und erniedrigt. (Miller, 1980, S.180ff.) Durch das Verhalten seines Vaters lebte das Kind Adolf in einer täglichen Bedrohung, in ständiger Angst und im realen Trauma; er war gezwungen, all diese Gefühle zu unterdrücken und konnte seinen Stolz nur dadurch retten, „dass er den Schmerz nicht zeigte und ihn abspalten musste.“ (Miller 1980: S.186) Die Tatsache, dass Adolf noch als Erwachsener an Schlaflosigkeit litt und von Alpträumen mit Wahnvorstellungen, in denen er von seinem Vater bedroht wird, heimgesucht wurde, unterstützt Millers These der traumatischen Erfahrung durch die Gewalt des Vaters. Aus diesen traumatischen Erlebnissen resultiert in ihrer Analyse ein kontinuierlich aufsteigender Hass gegen den Vater, der später u.a. im Judenhass sein Ventil findet.

Adolf Hitlers Beziehung zu seiner Mutter Klara, die 23 Jahre jünger als ihr Mann war, beschreibt Miller ebenfalls als traumatisch. Klaras Befugnisse waren auf den Haushalt beschränkt, und auch sie wurde wie alle Familienmitglieder von Alois körperlich misshandelt. Schon vor Adolfs Geburt war sie – wie ebenfalls viele Biografen attestieren – wahrscheinlich traumatisiert und von Schuldgefühlen geplagt, denn innerhalb von zweieinhalb Jahren gebar sie drei Kinder, die alle wenige Wochen später starben. Aufgrund dieser Erfahrungen und der Hörigkeit gegenüber ihrem Mann war Klara nicht fähig, ihrem Sohn Adolf Liebe und Zärtlichkeit zu geben, geschweige denn ihn vor der Gewalt des Vaters zu schützen.

Aus diesem Familienverhältnissen und Kindheitstraumata resultieren nach Miller Hitlers Perversionen; seine sadomasochistischen Zwänge, sein gestörtes Verhältnis zu Frauen weisen auf frühkindliche Störungen hin und sind ein Indiz dafür, dass er von keiner Seite Liebe erfahren hat.

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Adolf Hitler im Spiegel psychologischer Betrachtungsweisen
Université
University of Hamburg  (Psychologie)
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
14
N° de catalogue
V71463
ISBN (ebook)
9783638635431
Taille d'un fichier
396 KB
Langue
allemand
Mots clés
Adolf, Hitler, Spiegel, Betrachtungsweisen
Citation du texte
Marike Schmidt-Glenewinkel (Auteur), 2007, Adolf Hitler im Spiegel psychologischer Betrachtungsweisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71463

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