Italien hat seit Ende des II. Weltkrieges bereits über fünfzig verschiedene Regierungen durchlaufen und bis heute gelang es den Politikern nicht wirklich, dieser Instabilität Herr zu werden. Doch sind es nicht nur die instabilen Regierungen, die meiner Ansicht nach Italien auf politischer Ebene zu etwas besonderem machen.
Die Thematik meiner Arbeit beschäftigt sich vorwiegend mit Ereignissen, die bereits zehn Jahre und länger zurückliegen, aber aus politikwissenschaftlichen Blickwinkeln äußerst interessant erscheinen – jene Veränderungen, die das italienische Parteiensystem in den Jahren zwischen 1992 bis 1994 durchlaufen hat.
Kommt man mit Italienern und Italienerinnen ins Gespräch über die Politik und die Parteien ihres Landes, so könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, das Desinteresse an den dortigen Geschehnissen überwiege, diesen Aspekt möchte ich später noch genauer beleuchten. Diejenigen, die sich allerdings dafür interessieren, meinen meist, dass sich im Grunde nie etwas geändert habe und bei der Durchsicht der zahlreich vorhandenen Literatur zu diesem Thema stieß ich des öfteren auf folgenden Satz aus Tomasi di Lampedusas „Gattopardo“ :
„Wenn wir wollen, dass alles bleibt wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.“
Italien hat in den Jahren von 1992 bis 1994 einen gravierenden Wandel durchlaufen, und um zu versuchen herauszufinden, welcher Art dieser Wandel war, möchte ich die Kriterien von Herbert Kitschelt aus seinem Artikel „European Party Systems: Continuity and Change“ aus dem Jahr 1996 anwenden. Dafür ist es in erster Linie nötig, die cleavages, welche die italienische Gesellschaft spalten, zu definieren. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, wurde dies allerdings darauf beschränkt, die zwei wichtigsten cleavages zwischen Katholizismus und Kommunismus sowie jenes zwischen Norden und Süden zu beschreiben. Außerdem wird die italienische Problematik des postmateriellen cleavages beleuchtet und ein Versuch unternommen, ob es neue cleavages gibt, an denen sich die italienische Gesellschaft heute spaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Parteiensystem nach Herbert Kitschelt
- Wettbewerbsdimensionen
- Level-Changes....
- Cleavages - Konfliktlinien
- Katholizismus vs. Kommunismus....
- Norden und Süden......
- Neue Cleavages.
- Der Transformationsprozess zwischen 1992 und 1994..
- democrazia bloccata - blockierte Demokratie
- Der Umbruch 1992..
- Das Entstehen neuer Parteien.
- Lega Nord, Forza Italia und Alleanza nazionale..
- Nachfolgeparteien der ehemaligen Staatsparteien DC, PCI und PSI..
- Kleine Parteien: „La rete“ und „,i verdi”
- Wahlbündnisse und Machtwechsel
- Polo vs. Ulivo.....
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung und Transformation des italienischen Parteiensystems im Zeitraum von 1992 bis 1994 zu analysieren. Dabei wird insbesondere untersucht, ob die Veränderungen nach Herbert Kitschelt als Level I, Level II oder Level III change einzustufen sind.
- Die Entwicklung des italienischen Parteiensystems seit Ende des Zweiten Weltkriegs
- Die Analyse der wichtigsten Konfliktlinien (Cleavages) in der italienischen Gesellschaft
- Die Untersuchung der Transformation des Parteiensystems zwischen 1992 und 1994, insbesondere im Kontext des Zusammenbruchs des Kommunismus und der „tangentopoli“-Affäre
- Die Analyse der neuen Parteien, die nach dem Zusammenbruch des alten Systems entstanden sind
- Die Anwendung der Kriterien von Herbert Kitschelt zur Einordnung der Veränderungen des Parteiensystems
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Motivation der Autorin für die Wahl des Themas. Es werden die zentralen Aspekte des italienischen Parteiensystems und dessen Wandel zwischen 1992 und 1994 vorgestellt.
- Das Parteiensystem nach Herbert Kitschelt: Dieses Kapitel erläutert die Konzepte der Wettbewerbsdimensionen und Level-Changes nach Herbert Kitschelt und legt damit den theoretischen Rahmen für die weitere Analyse fest.
- Cleavages - Konfliktlinien: In diesem Kapitel werden die wichtigsten Konfliktlinien in der italienischen Gesellschaft, insbesondere der Konflikt zwischen Katholizismus und Kommunismus sowie der Konflikt zwischen Norden und Süden, dargestellt. Es wird außerdem auf die Bedeutung des postmateriellen Cleavages eingegangen.
- Der Transformationsprozess zwischen 1992 und 1994: Dieses Kapitel analysiert die wesentlichen Entwicklungen des italienischen Parteiensystems im Zeitraum von 1992 bis 1994, insbesondere den Zusammenbruch des alten Systems und die Entstehung neuer Parteien. Es werden die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Kommunismus, der „tangentopoli“-Affäre und der Wahlrechtsreform untersucht.
- Wahlbündnisse und Machtwechsel: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung von Wahlbündnissen und Machtwechseln im Zuge des neuen Parteiensystems.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Transformation des italienischen Parteiensystems, insbesondere im Zeitraum von 1992 bis 1994. Schlüsselbegriffe sind dabei: Parteiensystem, Cleavages, Level-Changes, Herbert Kitschelt, „democrazia bloccata“, „tangentopoli“, Transformationsprozess, neue Parteien, Wahlbündnisse, Machtwechsel.
- Citation du texte
- Regina Bianchi (Auteur), 2003, Eine Analyse der Entwicklung und der Transformation des italienischen Parteiensystems nach Herbert Kitschelt – Level I, Level II oder Level III change?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71482