Spektakuläre Bilanzskandale in Unternehmen wie Enron und Worldcom in den USA oder Vivendi, Ahold und Parmalat in Europa schädigten nachhaltig das Vertrauen in die Kapitalmärkte und die korrekte Führung von Unternehmen. Das inflationäre Auftreten dieser Fälle führt vor allem Regulierungsbehörden letztlich zu der Frage, wie die Steuerung und Überwachung von Unternehmen verbessert werden kann, um die Interessen sowohl der Anteilseigner als auch der Unternehmensleitung und anderer Stakeholder bestmöglich zu berücksichtigen und damit ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden. Diese Diskussion wird unter dem Schlagwort „Corporate Governance“ geführt.
Die Unternehmen unterliegen immer weit reichender den gesetzlichen Regelungen zur Corporate Governance (Regulierungen), da sie verstärkt in anderen Ländern tätig sind oder Kapital aufnehmen und damit den dort geltenden Gesetzen unterliegen. Vor allem der Sarbanes-Oxley Act, der als die tiefst greifende Reform des US-Kapitalmarktrechts seit den Kapitalmarktgesetzen von 1933 und 1934 gilt, hat enorme Auswirkungen auch auf deutsche und europäische Unternehmen.
Über die Bedeutung dieser Regulierungen für die Gesellschaftsorgane, die Wirtschaftsprüfer und den Kapitalmarkt existiert eine Vielzahl an Publikationen. Aufgrund der umfangreichen Vorschriften zur Rechnungslegung werden auch die Änderungen für das externe Rechnungswesen umfassend diskutiert. Nahezu ungeklärt ist in diesem Zusammenhang jedoch die Rolle des Controlling als Träger des internen Rechnungswesens. Als Ansatz zur Unternehmenssteuerung muss das Controlling einerseits diese Einflüsse wahrnehmen und seine Methoden und Strategien entsprechend der Auswirkungen dieser Regelungen anpassen. Auf der anderen Seite ist zu prüfen, welche zusätzliche Hilfestellung das Controlling bei der Lösung der Konflikte geben kann, die der Diskussion um Corporate Governance zugrunde liegen.
Von dieser Problemstellung ausgehend werden die Auswirkungen der Regulierungen auf das Controlling deutscher Unternehmen erforscht, die sich aus der Literatur, aus Praxisberichten und aus Studien erschließen lassen. Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, werden dabei die für deutsche – vorrangig kapitalmarktorientierte – Unternehmen relevanten deutschen und europäischen Bestimmungen zum Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht untersucht. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung und Reichweite liegt der Schwerpunkt der Arbeit jedoch auf den Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Act.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Motivation
- Ziel der Arbeit und Gliederung
- Corporate Governance und ihre Regulierung
- Abgrenzung des Begriffs Corporate Governance
- Aufgaben und Ziele der Corporate Governance
- Principal-Agent-Theorie und Asymmetrische Informationsverteilung
- Unternehmenswertsteigerung durch Senkung von Agency-Kosten
- Notwendigkeit von Regulierung
- Regulierung der Corporate Governance
- Sarbanes-Oxley Act of 2002
- Historische Entwicklung und Zielsetzung
- Geltungsbereich
- Abschnitte und Maßnahmen
- Abschnitt I: Public Company Accounting Oversight Board
- Abschnitt II: Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfer
- Abschnitt III: Audit Committee
- Abschnitt III: Disclosure Controls and Procedures
- Abschnitt IV: Offenlegungspflichten für Finanzinformationen
- Abgrenzung zwischen Section 302 und 404
- Regulierung der Corporate Governance in der EU
- Regulierung der Corporate Governance in Deutschland
- Regulierungen im internationalen Vergleich
- Controlling
- Herleitung des Begriffs Controlling
- Aufgaben und Ziele des Controlling
- US-amerikanisches vs. deutsches Controllingverständnis
- Internes Kontrollsystem und Risikomanagement
- Begriffsabgrenzungen
- Internes Kontrollsystem (IKS)
- Risikomanagement und Risikocontrolling
- Rahmenwerke
- Rahmenwerke im Überblick
- COSO I als Rahmenwerk für das interne Kontrollsystem
- COSO II als Rahmenwerk für das Risikomanagement
- Anwendung von Rahmenwerken in der Praxis
- Auswirkungen der Regulierungen auf das Controlling
- Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Act
- Auswirkungen auf Bedeutung und Aufgaben des Controlling
- Einrichtung eines SOA-konformen internen Kontrollsystems
- Einrichtung von Kontrollen und Verfahren zur Offenlegung
- Durchführung von Prüfungsmaßnahmen
- Bewertungsaufgaben
- Bewertung von Vermögen
- Bewertung außerbilanzieller Transaktionen
- Bewertung von Pro-forma-Erfolgsmaßen
- Zunehmende Bedeutung der internen Beratung
- Steuerung von Outsourcing-Beziehungen
- Auswirkungen auf die Organisation des Controlling
- Aufbauorganisation und Zentralisierung
- Technologie und Automatisierung
- Verbesserung der Planungsqualität
- Beschleunigung von Abschluss-Prozessen
- Auswirkungen auf genutzte Controlling-Instrumente
- Personelle und arbeitsrechtliche Auswirkungen
- Auswirkungen europäischer und deutscher Regulierungen
- Zunehmende Bedeutung des Risikomanagement
- Informationsversorgung des Aufsichtsrates
- Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards
- Änderungen der externen Berichterstattung
- Komplementäre Funktion von Controlling und Regulierungen der Corporate Governance
- Controlling als Ergänzung von Regulierungen
- Nutzen für das interne Kontrollsystem
- Nutzen für das Risikomanagement
- Synergieeffekte durch Koordination verschiedener Regulierungen
- Optimierung von Geschäftsprozessen
- Grenzen des Nutzens für die Corporate Governance
- Schlussbetrachtungen
- Zusammenfassung der Erkenntnisse
- Fazit und weiterer Forschungsbedarf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Regulierungen der Corporate Governance auf das Controlling, wobei der Fokus auf dem Sarbanes-Oxley Act liegt. Die Arbeit analysiert die Regulierungen und ihre Auswirkungen auf das interne Kontrollsystem, das Risikomanagement und die Aufgaben des Controllers.
- Auswirkungen des Sarbanes-Oxley Act auf das Controlling
- Regulierungen der Corporate Governance in der EU und Deutschland
- Komplementäre Funktion von Controlling und Regulierungen der Corporate Governance
- Entwicklung eines SOA-konformen internen Kontrollsystems
- Bedeutung des Risikomanagements im Kontext der Corporate Governance
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Problemstellung und Motivation sowie das Ziel der Arbeit dargelegt werden. In Kapitel 2 wird der Begriff Corporate Governance abgegrenzt und die Aufgaben und Ziele der Corporate Governance erläutert. Des Weiteren werden die wichtigsten Regulierungen der Corporate Governance, insbesondere der Sarbanes-Oxley Act, vorgestellt. Kapitel 3 befasst sich mit der Herleitung des Begriffs Controlling und den Aufgaben und Zielen des Controlling. Das vierte Kapitel widmet sich dem internen Kontrollsystem und dem Risikomanagement, wobei die wichtigsten Rahmenwerke, wie COSO I und COSO II, vorgestellt werden. In Kapitel 5 werden die Auswirkungen der Regulierungen auf das Controlling untersucht, sowohl im Hinblick auf den Sarbanes-Oxley Act als auch auf die Regulierungen der EU und Deutschlands. Das sechste Kapitel befasst sich mit der komplementären Funktion von Controlling und Regulierungen der Corporate Governance, wobei die Vorteile und Grenzen dieser Verbindung dargestellt werden. Die Arbeit endet mit Schlussbetrachtungen, in denen die Erkenntnisse zusammengefasst und der weitere Forschungsbedarf aufgezeigt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der Corporate Governance, dem Sarbanes-Oxley Act, dem internen Kontrollsystem, dem Risikomanagement und dem Controlling. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen von Regulierungen auf das Controlling und untersucht die komplementäre Funktion von Controlling und Regulierungen der Corporate Governance. Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Unternehmenswertsteigerung, Agency-Kosten, Regulierung der Finanzmärkte, internationale Rechnungslegungsstandards und Risikobewertung.
- Arbeit zitieren
- Joachim Rechenburg (Autor:in), 2007, Auswirkungen von Regulierungen der Corporate Governance auf das Controlling. Der Sarbanes-Oxley Act, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71524