Die vorliegende Arbeit hat die Beschreibung des Wandels britischer Sozialpolitik seit Beginn des 19. Jahrhunderts sowie deren Analyse zum Ziel. Dabei wird die These vertreten, dass in Großbritannien nationalstaatliche Konstanz und sozialpolitische Flexibilität nicht widersprüchlich nebeneinander stehen, sondern im Gegenteil eine stabile Nation förderlich für und auf eine flexible Sozialpolitik wirken kann.
Nach einer kurzen Einleitung und der Klärung bzw. der Kategorien des Nationenbegriffes soll die These chronologisch an den verschiedenen Epochen britischer Sozialgeschichte beginnend mit 1834 als dem Jahr der Einführung der poor laws abgearbeitet und bewiesen werden.
Dabei wird der Bogen vom 19. Jahrhundert über die beiden Weltkriege, die Nachkriegszeit, der Thatcher-Ära hin bis zu der aktuellen Politik New Labours gespannt.
Hier soll es besonders darum gehen, im Vergleich zu Kontinentaleuropa genuin britische Vorraussetzungen, Entwicklungen und Konstellationen aufzudecken, zu analysieren und im Lichte der Hypothese zu interpretieren. Ein zusammenfassendes Fazit mit Zukunftsperspektiven –und Möglichkeiten für die (Weiter-)Entwicklung britischer Sozialpolitik insbesondere im Rahmen der Europäischen Integration sollen den Schluss der Arbeit bilden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Vereinigte Königreich: Seine nationalstaatliche Genese und seine politische Entwicklung
- Großbritannien und der moderne Nationalstaat
- Das parlamentarische Regierungssystem Großbritanniens und seine charakteristischen Merkmale
- Großbritannien als das Mutterland der Industrialisierung
- Der Beginn britischer Sozialpolitik: Der Konflikt zwischen Individualismus und Kollektivismus in der industrialisierten Phase
- Das neue Armengesetz von 1834 und seine Ursachen
- Die individualistische Grundorientierung des neuen Armengesetzes
- Erste kollektivistische Formen der gegenseitigen Unterstützung
- Staatliche Sozialpolitik oder Krisenmanagement im 19. Jahrhundert?
- Wohlfahrtsentwicklungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis Ende des Zweiten Weltkriegs
- Politischer Abriss
- Die Reformen der Liberalen Partei in der Edwardianischen Era (1906 - 1910)
- Der National Insurance Act von 1911 - Das Sozialversicherungsgesetz von 1911
- Krisenmanagement
- Krieg und Beveridge
- Aufbau und Umbau des britischen Wohlfahrtstaates: von Beveridge bis Thatcher
- Auf- und Ausbau universalistischer Strukturen, Krise und Fall des Nachkriegskonsenses
- Postwar-consensus, mixed economy und beginnende Krise 1945 - 1960
- Beginnender wirtschaftlicher Verfall, sanfte soziale Evolution, Verfassungskrise und Abschied vom universellen Wohlfahrtsstaat 1960 - 1979
- Der Thatcherismus als Antithese zum universalistischen Wohlfahrtsstaat
- Zwischenfazit
- Auf- und Ausbau universalistischer Strukturen, Krise und Fall des Nachkriegskonsenses
- Zukunftsträchtiges Vorbild oder längst überholt? New Labour und der Dritte Weg
- John Major, ein Wegbereiter für New Labour
- Ursachen für den starken Sieg Labours und die Abgrenzung von Margaret Thatcher
- Die Entwicklung New Labours und ihre Kernelemente
- Die Wirtschaftspolitik Tony Blairs
- Die Arbeitsmarktpolitik New Labours
- Die Bildungspolitik New Labours
- Gesundheit, Familien, Renten
- Die Regierung und die Devolution; die Britische Europapolitik
- Zwischenfazit
- Zusammenfassung und Ausblick
- Nationalstaatliche Konstanz bedingt sozial-politische Uneindeutigkeit
- Zukunftsausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der britischen Sozialpolitik und die Frage, warum sie im Gegensatz zur bemerkenswerten Konstanz der britischen Staats- und Regierungsform einen so wechselvollen Weg eingeschlagen hat. Die Analyse zeigt die vielfältigen Einflüsse auf die britische Sozialpolitik auf und betrachtet sie im Kontext verschiedener Wohlfahrtsstaatstypen.
- Der Konflikt zwischen Individualismus und Kollektivismus in der britischen Sozialpolitik
- Die Entwicklung des britischen Sozialstaates von seinen Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum Aufstieg von New Labour
- Die Beziehung zwischen politischer Konstanz und sozialpolitischer Flexibilität im Vereinigten Königreich
- Die Einordnung der britischen Sozialpolitik in verschiedene Wohlfahrtsstaatstypen
- Die Rolle von historischen Ereignissen wie Industrialisierung, Weltkriegen und wirtschaftlichen Krisen in der Gestaltung der britischen Sozialpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und die These der Arbeit vor. Sie erklärt, warum die britische Sozialpolitik trotz einer stabilen Staats- und Regierungsform einen dynamischen Verlauf genommen hat. Kapitel 2 behandelt die nationalstaatliche Genese und die politische Entwicklung Großbritanniens. Kapitel 3 untersucht die Anfänge der britischen Sozialpolitik im 19. Jahrhundert und den Konflikt zwischen Individualismus und Kollektivismus. Kapitel 4 analysiert die Wohlfahrtsentwicklungen im 20. Jahrhundert, einschließlich der Reformen der Liberalen Partei, des National Insurance Act von 1911 und der Bedeutung von Krieg und Beveridge. Kapitel 5 beleuchtet den Aufbau und Umbau des britischen Wohlfahrtsstaates, vom Nachkriegskonsens bis zum Thatcherismus. Kapitel 6 behandelt New Labour und den "Dritten Weg" und beleuchtet dessen Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik.
Schlüsselwörter
Britische Sozialpolitik, Nationalstaat, Individualismus, Kollektivismus, Wohlfahrtsstaat, Beveridge-Report, Thatcherismus, New Labour, "Dritter Weg", Sozialversicherungsgesetz, Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik.
- Arbeit zitieren
- T. Winzler (Autor:in), J. Böttcher (Autor:in), T. Gruchmann (Autor:in), V. Oley (Autor:in), 2007, Neuer Wein in alten Schläuchen - Zur Geschichte und Entwicklung einer flexiblen britischen Sozialpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71760