So lässt sich sagen, dass die Topik- Verb- Fokus– Abfolge ausschlaggebend für die Strukturierung des Satzes ist, denn genau dann, wenn ein Fokus nicht an postverbaler Position stehen würde, behilft sich die französische Sprache auf systematische Art und Weise mit Konstruktionen, die im Verlauf dieser Arbeit beschrieben wurden, um diese Abfolge wieder zu garantieren. Dabei greift sie eben nicht auf den „kanonischen“ Satztyp zurück, der einleitend dargestellt wurde, sondern bevorzugt die Struktur [clitic + V(X)].
Gliederung
1. Basissatz und Topic- Verb- Focus- Regel
2. Präsentativkonstruktionen und Cleftsätze
2.1. Konstruktionen nach Adele E. Goldberg
2.2. Cleftsätze
2.3. Präsentativkonstruktionen
3. Zusammenfassung
4. Bibliographie
5. Erklärung
1. Basissatz und Topic- Verb- Focus- Regel
Wer einen Blick in eine französische Standardgrammatik wirft, um sich über die syntaktische Struktur von Sätzen zu informieren, wird erfahren, dass eine „phrase de base“ (RIEGEL 2005: 108) als kanonisches Modell betrachtet wird. Dieser Basissatz verfügt über einen bestimmten syntaktischen Aufbau, der wie folgt darzustellen ist:
(CC) – Sujet - (CC) – Verb - Complément(s)/Attribut - (CC), où (CC) symbolise le complément circonstanciel, facultatif et mobile.(RIEGEL 2005: 109)
Alle anderen Sätze werden in Bezug auf dieses Schema beschrieben, das, aller fakultativen Elemente entledigt, dem einer unmarkierten Satzkonstruktion (SPO) entspricht, wenn alle Argumentpositionen mit vollreferentiellen lexikalischen Nominalphrasen (NPs) ausgefüllt sind, wie dies im folgenden Beispielsatz der Fall ist:
(1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Entweder sind die verglichenen Sätze konform mit dem Basissatz oder eben abweichend. Im letzen Fall wird dann mit Modifikationen gearbeitet, die durch neue Regeln untermauert werden (vgl. RIEGEL 2005: 109). Es werden also häufig nachträglich neue grammatische Regeln erschaffen, um die Analyse von Sätzen, die nicht konform mit diesem Basissatz sind, zu ermöglichen.
Die kanonische Bedeutung des oben angeführten Basissatzes wird betont, obwohl er in seiner unmarkierten Form, also mit vollreferentiellen NPs an allen Argumentpositionen, im mündlichen und schriftlichen Französisch kaum vorkommt (vgl. LAMBRECHT 1988: 135). So hat eine Untersuchung eines Korpus von Konversationen einer Arbeiterfamilie in Paris ergeben, dass von 1550 Nomen lediglich 46 lexikalische Subjekt-NPs waren (vgl. LAMBRECHT 1987: 218).
Im mündlichen Französisch wird vielmehr die Subjekt-NP pronominalisiert (initial clitic). Am häufigsten geschieht das durch Personalpronomen (je, tu,…) oder Demonstrativpronomen (c’est) und das so genannte dummy-il (il faut, il y a).
(2)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Abneigung gegen lexikalische Subjekt-NPs sowie deren häufige Pronominalisierung führt dazu, dass auf der Diskursebene ein Basissatz mit der schematischen Struktur [clitic + Verb+(X)] vorgezogen wird, was pragmatisch betrachtet einer Abfolge von Topik- Verb- Fokus entspricht.
Diese schematische Struktur ist pragmatisch bedingt.
Sätze sind Kommunikationswerkzeuge. Sprache ist immer intersubjektiv, situativ und in einen Kontext zu setzen (vgl. RIEGEL 2005: 24f.). Kommunikation muss effektiv stattfinden, wenn sie gelingen soll, daher gehorcht sie grundlegenden Prinzipien, wie zum Beispiel der Einführung bekannter vor neuer Information, weniger komplexen vor komplexeren Informationseinheiten (vgl. STARK 2002: 307).
Die Pronominalisation der Subjekt-NPs zeugt von diesem Prinzip, denn pronominalisiert kann nur werden, was bereits bekannt ist und was für gelungene Kommunikation nicht mehr als lexikalische NP genannt werden muss. Die Pronominalisation von bereits Bekanntem impliziert zugleich, dass der Fokus eines Satzes im Französischen so gut wie nie in Subjektposition vorkommt. Diese Position ist reserviert für das Topik (vgl. LAMBRECHT 1988: 136), die bekannte Information.
Dass der Fokus, das Informationszentrum des Satzes, an postverbaler Position steht, kann als eine Regel des Französischen sowie vieler anderer natürlicher Sprachen betrachtet werden.
Ziel dieser Arbeit soll es nun sein, zwei markierte, mit speziellen semantischen und pragmatischen Funktionen ausgestattete Satzkonstruktionen des Französischen, die Cleftsätze und die Präsentativkonstruktionen, mittels eines konstruktionsgrammatischen Ansatzes zu beschreiben und dadurch herauszuarbeiten, dass sie auf die Struktur des zuletzt genannten Basissatzes und die pragmatische Prädikat- Fokus- Abfolge zurückführbar sind. Schließlich zeigen diese Ergebnisse, dass „[...]das Individuum seine Äußerungen zwar erzeugt, aber nicht arbiträr, sondern auf der Grundlage vorausgehender Modelle [...].“(COSERIU 1970: 207)
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- Quote paper
- Johanna Zeiß (Author), 2006, Präsentativkonstruktionen und Cleftsätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71845
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