Die Frage nach indirekten Sprechakten gehört seit knapp 30 Jahren zu den wichtigsten Fragen der allgemeinen Sprechakttheorie im Rahmen Pragmatik. In der vorliegenden Arbeit sollen, ausgehend von zwei grundlegenden Texten der Forschung auf entsprechendem Gebiet, einige Anwendungsfälle, Erklärungsansätze und kontroverse Hypothesen vorgestellt und diskutiert werden.
Nach einer kurzen Einführung ins Forschungsfeld der indirekten Sprechakte unter dem Fragebanner „Was sind indirekte Sprechakte?“ in Kapitel 1.2 sollen zunächst die beiden Ur-Texte zur Theorie der indirekten Sprechakte vorgestellt und abgeglichen werden. John Searles Aufsatz „Indirekte Sprechakte“ (Searle: 1982) verfolgt dabei den vom Autor bereits Anfang der 70er Jahre eingeschlagenen Weg eng an der Semantik von Sprechakten entlang, indem behauptet wird, dass per Bezugnahme auf die bereits im Rahmen der allgemeinen Sprechakte definierten Glückenbedingungen bestimmter Sprechaktklassen auf den ihnen zu Grunde liegenden Sprechakt verwiesen werden könne (Kap. 2.1). Diesem Ansatz soll in Kapitel 2.2 unter dem Titel „Indirect Acts and Illocutionary Standardization“ (Bach/Harnish: 1979) die eher pragmatische Theorie von Bach & Harnish entgegen gestellt werden, im Rahmen derer für indirekte wie direkte Sprechakte gleichermaßen ein Schlussprozess angenommen wird.
In Kapitel 3 schließlich sollen einige Reaktionen auf die inzwischen jeweils durchaus etwas in die Jahre gekommenen Texte vorgestellt und diskutiert werden. Da als Parade-Motiv zum Einsatz indirekter Sprechakte immer wieder die Höflichkeit angeführt wird, soll hier das in „Politeness“ skizzierte Höflichkeitskonzept von Brown & Levinson aus dem Jahr 1987 kurz zur Sprache kommen, ehe mit Meibauers Vorschlag zur Rhetorizität („Rhetorische Fragen“, 1986) in Kapitel 3.2 einige Standardanwendungen indirekter Sprechakte skizziert werden. Zum Ende des dritten Kapitels sei noch die skeptische Hypothese Bertolets („Are there indirect speech acts?“, 1994) diskutiert, im Rahmen derer die Existenz jeglicher indirekter Sprechakte in Frage gestellt wird. In einem kurzen Fazit (Kap. 4) sollen abschließend noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit gebündelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Einleitung
- Was sind indirekte Sprechakte?
- Abgleich
- Indirekte Sprechakte bei Searle
- Indirekte Sprechakte bei Bach & Harnish
- Nagelprobe
- Rhetorizität
- ein Parade-Beispiel
- Höflichkeit ein Parade-Motiv
- Indirekte Sprechakte per Implikatur?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit indirekten Sprechakten, einem zentralen Thema der pragmatischen Sprachwissenschaft. Ausgehend von zwei einflussreichen Texten aus der Forschung auf diesem Gebiet, wird die Arbeit Anwendungsfälle, Erklärungsansätze und kontroverse Hypothesen zum Thema indirekte Sprechakte vorstellen und diskutieren.
- Vorstellung und Abgleich zweier grundlegender Theorien indirekter Sprechakte von Searle und Bach & Harnish
- Analyse von Parade-Beispielen für indirekte Sprechakte, insbesondere im Hinblick auf Rhetorizität und Höflichkeit
- Diskussion der Hypothese, dass indirekte Sprechakte durch Implikatur entstehen
- Präsentation und kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Ansätzen zur Erklärung indirekter Sprechakte
- Zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen der Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel bietet eine allgemeine Einleitung in das Forschungsfeld der indirekten Sprechakte und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Es wird auf die Bedeutung indirekter Sprechakte in der allgemeinen Sprechakttheorie eingegangen und der Fokus der Arbeit auf die Gegenüberstellung zweier prominenter Theorien von Searle und Bach & Harnish gelegt.
- Abgleich: Dieses Kapitel präsentiert und vergleicht die beiden Ur-Texte zur Theorie der indirekten Sprechakte von Searle und Bach & Harnish. Searle argumentiert, dass indirekte Sprechakte durch Bezugnahme auf die Glückenbedingungen direkter Sprechakte erklärt werden können, während Bach & Harnish einen Schlussprozess für sowohl direkte als auch indirekte Sprechakte annehmen.
- Nagelprobe: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Aspekte und Anwendungsbeispiele indirekter Sprechakte. Es werden die Rolle von Rhetorizität und Höflichkeit bei der Verwendung indirekter Sprechakte beleuchtet und die Hypothese von Bertolet diskutiert, die die Existenz jeglicher indirekter Sprechakte in Frage stellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Konzepten der Pragmatik, insbesondere mit indirekten Sprechakten, Sprechaktklassen, Glückenbedingungen, Implikatur, Rhetorizität und Höflichkeit. Sie analysiert die Theorien von Searle, Bach & Harnish und Bertolet zum Thema indirekte Sprechakte.
- Citar trabajo
- Benjamin Baum (Autor), 2007, Jenseits des Wörtlichen - Theorien zu indirekten Sprechakten , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72001