Die Kontrastivhypothese ist als erste Theorie über den Zweitspracherwerb entwickelt worden. Sie wurde 1947 von Fries initiiert und 1957 von Lado fortgeführt. Die Kontrastivhypothese ist wie folgend definiert:
„Die Grundsprache des Lerners beeinflußt den Erwerb einer Zweitsprache dadurch, daß in Grund- und Zweitsprache identische Elemente und Regeln leicht und fehlerfrei zu erlernen sind. Unterschiedliche Elemente und Regeln dagegen bereiten Lernschwierigkeiten und führen zu Fehlern.“ 1
Nach dieser Definition steht nicht der Lerner im Mittelpunkt, sondern die zwei Sprachen (Grund- und Zielsprache). Kontrastiv meint in diesem Zusammenhang das Gegenüberstellen verschiedener Sprachsysteme. Durch die Gegenüberstellung der beiden Sprachsysteme kann man Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausfinden (s. Anlage 1). Um aber Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu finden, muß man erst einmal Kriterien aufstellen, nach denen man zwei Sprachen vergleichen kann. Sinnvoll und möglich sind eigentlich nur Vergleiche morphologischer und syntaktischer Strukturen. Vollständige Sprachvergleiche, die die formale und inhaltliche Seite zweier Sprachen erfassen, sind kaum möglich.
Es ist bis heute keine kontrastive Darstellung eines Sprachenpaares gelungen. Die Kontrastivhypothese setzt also voraus, daß man zum Erlernen einer Sprache lediglich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier Sprachen systematisieren und offenlegen muß. Durch den Sprachvergleich kann man dann auch Sprachschwierigkeiten in ihren Ursachen ergründen.
Wie schon gesagt, steht bei dieser Hypothese nicht der Sprecher (Lerner) im Mittelpunkt, sondern die beiden Sprachen. Deshalb kann man keine psycho- und soziolinguistischen Aussagen über das Sprachverhalten des Lerners mit dieser Hypothese treffen. Die Aussagekraft der Kontrastivhypothese ist auf einige formale Aspekte des Zweitspracherwerbs, wie der Erwerb syntaktischer Strukturen, beschränkt. Man kann aber sagen, daß die zu erlernende Zweitsprache von der bereits beherrschten Erstsprache in mehrfacher Weise beeinflußt wird.
Juhász nennt die Verletzung der sprachlichen Norm der Zielsprache „Interferenz“. Ist der Zweitspracherwerber in seiner Übertragung von language 1 (L1) auf language 2 (L2) erfolgreich, so spricht man von einem „positiven Transfer“. Beispiel: L1: „Sie öffnet die Tür.“ => L2: „She opens the door.“ „positiver Transfer“
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Kontrastivhypothese
2. Identitätshypothese
3. Interlanguage-Hypothese
4. Monitor-Theorie
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anlagen
1. Kontrastivhypothese
Die Kontrastivhypothese ist als erste Theorie über den Zweitspracherwerb entwickelt worden. Sie wurde 1947 von Fries initiiert und 1957 von Lado fortgeführt.
Die Kontrastivhypothese ist wie folgend definiert:
„Die Grundsprache des Lerners beeinflußt den Erwerb einer Zweitsprache dadurch, daß in Grund- und Zweitsprache identische Elemente und Regeln leicht und fehlerfrei zu erlernen sind. Unterschiedliche Elemente und Regeln dagegen bereiten Lernschwierigkeiten und führen zu Fehlern.“[1]
Nach dieser Definition steht nicht der Lerner im Mittelpunkt, sondern die zwei Sprachen (Grund- und Zielsprache). Kontrastiv meint in diesem Zusammenhang das Gegenüberstellen verschiedener Sprachsysteme. Durch die Gegenüberstellung der beiden Sprachsysteme kann man Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausfinden (s. Anlage 1). Um aber Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu finden, muß man erst einmal Kriterien aufstellen, nach denen man zwei Sprachen vergleichen kann. Sinnvoll und möglich sind eigentlich nur Vergleiche morphologischer und syntaktischer Strukturen. Vollständige Sprachvergleiche, die die formale und inhaltliche Seite zweier Sprachen erfassen, sind kaum möglich.
Es ist bis heute keine kontrastive Darstellung eines Sprachenpaares gelungen.
Die Kontrastivhypothese setzt also voraus, daß man zum Erlernen einer Sprache lediglich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier Sprachen systematisieren und offenlegen muß. Durch den Sprachvergleich kann man dann auch Sprachschwierigkeiten in ihren Ursachen ergründen.
Wie schon gesagt, steht bei dieser Hypothese nicht der Sprecher (Lerner) im Mittelpunkt, sondern die beiden Sprachen. Deshalb kann man keine psycho- und soziolinguistischen Aussagen über das Sprachverhalten des Lerners mit dieser Hypothese treffen. Die Aussagekraft der Kontrastivhypothese ist auf einige formale Aspekte des Zweitspracherwerbs, wie der Erwerb syntaktischer Strukturen, beschränkt. Man kann aber sagen, daß die zu erlernende Zweitsprache von der bereits beherrschten Erstsprache in mehrfacher Weise beeinflußt wird.
Juhász nennt die Verletzung der sprachlichen Norm der Zielsprache „Interferenz“. Ist der Zweitspracherwerber in seiner Übertragung von language 1 (L1) auf language 2 (L2) erfolgreich, so spricht man von einem „positiven Transfer“.
Beispiel:
L1: „Sie öffnet die Tür.“ => L2: „She opens the door.“
- „positiver Transfer“
In diesem Fall entspricht die syntaktische Struktur von L1 der syntaktischen Struktur von L2. Durch die Gleichheit der Elemente und Regeln kann ein korrekter Satz gebildet werden.
Diese Gleichheit ist aber nur zufällig, das zeigt das nächste Beispiel:
L1: „Dieses Buch lese ich heute.“ => L2: „This book read I today.“
- „negativer Transfer“ („Interferenz“)[2]
Die direkte Übertragung vom Deutschen ins Englische führt hier zu einem Fehler.
Strukturidentität von Grund- und Zweitsprache führt zu einem positiven Transfer und damit zu einer Lernerleichterung und einer korrekten zweitsprachlichen Äußerung. Eine Strukturdivergenz von Grund- und Zweitsprache dagegen führt zu einem negativen Transfer (Interferenz) und damit zu Lernschwierigkeiten und zu einer fehlerhaften zweitsprachlichen Äußerung.
Folgende Kritik wurde an der Kontrastivhypothese geübt:
Die Annahme, daß Strukturidentität zu einem positiven Transfer und Strukturdivergenz zu einem negativen Transfer führt, ist falsch. Man kann Lernschwierigkeiten nicht aus unterschiedlichen Strukturen von L1 und L2 ableiten, denn auch strukturelle Ähnlichkeiten können zu Fehlern führen. So kann man z.B. das englische Wort „trouble“ nicht mit „Trubel“ übersetzen, „to ring“ nicht mit „ringen“, „brave“ nicht mit „brav“ und „to become“ bedeutet auch nicht „bekommen“.
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wie Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Sprachen vom Lerner wahrgenommen und verarbeitet werden. Es gibt außer den Interferenzen noch weitere Fehlerquellen, die in dieser Hypothese nicht berücksichtigt werden. Die Interferenz wird bei weitem überschätzt. Außersprachliche Faktoren, wie z.B. persönliche Bedingungen des Lerners, die Erwerbssituation oder der soziale Kontext des Lerners, werden nicht berücksichtigt.
Als Fazit kann man sagen, daß die Kontrastivhypothese abgeschwächt werden muß. Sie besagt deshalb nur noch, daß die Erstsprache sowohl positive als auch negative Einflüsse auf den Erwerb der Zweitsprache ausübt.
[...]
[1] Merten, Stephan: S. 73
[2] vgl.: Merten, Stephan: S.74
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.