Zu: Sigmund Freud - Das Unbehagen in der Kultur


Hausarbeit, 2004

25 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Freuds Brief an Lou Andreas - Salomé

2. Einleitung

3. Biographische Einordnung Freuds in das Zeitgeschehen

4. Was versteht Freud unter Kultur?

5. Die Rolle des Aggressions- und des Sexualtriebes im Kulturprozess

6. Die Psychoanalyse und die Kultur

7. Fazit

8. Editorisch - Bibliographisches

9. Literaturverzeichnis

1. Freuds Brief an Lou Andreas - Salomé

Nach Beendigung seines Werkes Unbehagen in der Kultur schrieb Freud am 28. Juli 1929 an Lou Andreas - Salomé :

„ Liebste Lou, Sie werden mit gewohntem Scharfsinn erraten haben, warum ich Ihnen so lange nicht geantwortet. Anna hat Ihnen bereits mitgeteilt, dass ich etwas schreibe, und heute habe ich den letzten Satz niedergeschrieben, der die Arbeit, soweit es hier - ohne Bibliothek - möglich ist, beendigt. Sie handelt von Kultur, Schuldgefühl, Glück und ähnlich hohen Dingen und kommt mir, gewiss mit Recht, sehr überflüssig vor, zum Unterschied von früheren Arbeiten, hinter denen doch immer irgendein Drang steckte. Was sollte ich aber tun? Man kann nicht den ganzen Tag rauchen und Karten spielen, im Gehen bin ich nicht mehr ausdauernd, und das meiste, was man lesen kann, interessiert mich nicht mehr. Ich schrieb, und die Zeit verging mir dabei ganz angenehm. Ich habe die banalsten Wahrheiten während dieser Arbeit neu entdeckt.“

2. Einleitung

Sigmund Freuds Werk Das Unbehagen in der Kultur (1930) ist das Thema dieser Hausarbeit.

Ich habe mich für dieses Thema aus der Auswahl der Autoren aus Franz - Peter Burkards Kulturphilosophie (2000) aus zwei Gründen entschieden:

Zum Einen habe ich mich mit dem generellen Thema Kultur und dem Verhältnis zwischen Kultur und Mensch bisher, um ehrlich zu sein, kaum explizit beschäftigt, da ich bis jetzt sowohl in der Schule als auch im Studium noch nicht damit konfrontiert wurde.

Doch der Kulturprozess im Allgemeinen ist ein sehr interessanter und vor allem jeden involvierender Teil unseres Lebens. Insbesondere die von Freud beschriebene Kulturfeindlichkeit der Menschen hat mein Interesse an seinem Text geweckt, da auch dies für mich ein völlig neues Themengebiet darstellte.

Zum Anderen war ich sehr überrascht, auf welchen Gebieten Freud in seinen Forschungen und Überlegungen gearbeitet hat. Bisher hatte ich lediglich das typische (Allgemein) - Wissen über Freud, das sich auf verschiedene Phasen der Kindheit, die drei innerseelischen Instanzen (Es, Ich und Über - Ich) und natürlich die Begründung der Psychoanalyse beschränkte.

Somit beschloss ich also, mich mit Freuds Kulturanalyse zu beschäftigen und mein Interesse wurde während der Arbeit stets größer. Denn je intensiver ich Sigmund Freuds Leben, seine Werke und seine Ansichten auf die Psyche, den Menschen allgemein, die Auswirkungen der Triebe und eben die Kultur analysierte, desto mehr wollte ich auch über diesen vielschichtigen Menschen und seine Leistungen erfahren.

Schließlich zog ich also eine engere Auswahl der Themengebiete, die ich behandeln wollte. Ich entschloss mich dazu, ersteinmal Freuds Leben vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Fakten darzustellen, da ich die Tatsache, dass Freud Jude war, gerade in diesem Zeitrahmen für besonders erachtens-, und erwähnenswert halte und mir eine einfache chronologische Aneinanderreihung seiner Lebensdaten unwichtig erschien.

Dann habe ich den Text anhand dreier Fragestellungen erarbeitet:

Was versteht Freud unter Kultur?

Welche Rolle spielen Aggression und Sexualtrieb im Kulturprozess? Gibt es eine Verbindung zwischen der Psychoanalyse und der Freudschen Kulturansicht? Diese Fragen ermöglichen, so hoffe ich, dem Leser eine Übersicht über den Inhalt des Textes sowie gleichzeitig weiterführende, tiefergehende Erklärungen hinsichtlich Freuds Kulturphilosophie. Besonders interessiert hat mich hierbei die Aggression, die im 5. Kapitel gesondert erwähnt wird.

Bei der Bearbeitung ergaben sich leider immer wieder Schwierigkeiten bezüglich der Literatur. Denn es scheint mir, als gebe es unendlich viel Literatur über all´seine anderen Werke, jedoch explizit über Das Unbehagen in der Kultur war es recht schwierig, etwas zu finden.

Sehr hilfreich allerdings war mir Peter Gays Freud. Eine Biographie für unsere Zeit (1995), da dieses Buch mir einen guten, umfangreichen Überblick über Freuds Leben und seine Werke verschafft hat.

Am Anfang meiner Recherchen ist mir der Brief Freuds an Lou Andreas - Salomé aufgefallen (s. S.1), der mich stutzig werden ließ, da es sich für mich, da ich mich noch kaum mit Freud beschäftigt hatte zu dem Zeitpunkt, beinahe so anhörte, als ob dieses Werk fast sinnlos und ohne Nutzen sei. Da selbst Freud es so abschätzig beurteilt, indem er von einem „überflüssigen“ Text und geradezu sarkastisch von den von ihm behandelten Themen „Kultur, Schuldgefühl, Glück und ähnlich hohen Dingen“ spricht.

Nun war ich erst recht motiviert und stellte mir die Frage, ob Freud wirklich nur die „banalsten Wahrheiten“ in diesem Werk erkannte oder ob er nicht eventuell viel mehr damit erreichte...?!

3. Biographische Einordnung Freuds in das Zeitgeschehen

Sigmund Freud wurde am 6. 5. 1856 unter dem Namen Sigismund Schlomo Freud in Freiberg (Mähren) als Sohn des mittellosen jüdischen Kaufmannes Jacob Freud und seiner jüdischen Frau Amalia Freud (geb. Nathanson) geboren.

Freud wuchs in für ihn schwierigen familiären Verhältnissen auf, wie sich später für ihn in seiner Selbstanalyse herausstellt.

Sein Vater Jacob lebte mit seiner Mutter Amalia schon in dritter Ehe und hatte aus erster Ehe zwei erwachsene Söhne, Emanuel und Philipp, die genauso alt waren wie Amalia, denn diese war gerade mal zwanzig Jahre alt und somit halb so alt wie ihr Mann. Dies brachte für Sigmund Freud die ersten Schwierigkeiten hervor, denn er dachte, sein Halbbruder Philipp passe viel besser zu seiner Mutter als sein Vater.

Zudem war Freuds erster enger Spielgefährte sein eigener Neffe John, einer der Söhne Emanuels, was für Freud nicht weniger verwirrend sein durfte.

Als dann noch seine Schwester Anna geboren wurde, betrachtete er sie als Rivalin.

Zudem hatte die Familie finanzielle Schwierigkeiten und lebte in ärmlichen Verhältnissen. Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, zogen sie 1859 nach Leipzig und 1880 nach Wien. Die Stadt war Freud allerdings lebtags verhasst.

Die Situation wurde nicht leichter, als noch vier weitere Schwestern: Rosa, Mitzi, Dolfi und Pauli sowie ein Bruder Alexander geboren wurden.

Auch, dass Freud, selber Jude, nicht nur von Juden großgezogen wurde, betrachtete er im Nachhinein als schwierig: Seine langjährige Kinderfrau war strenge Katholikin. Er betrachtete sein eigenes Judentum relativ neutral, verleugnete es in schwierigen Zeiten nicht, lebte es aber auch nicht passioniert aus, denn er wurde nicht streng jüdisch erzogen: „ Mein Vater“, so Freud 1930, „ ließ mich in voller Unwissenheit über alles, was das Judentum betrifft, aufwachsen.“[1]

In Freuds Jugendjahren in Wien unter dem Kaiser Franz Joseph I. von Österreich unter der Österreich - Ungarischen Doppelmonarchie mussten österreichische Juden durch den stärker werdenden Nationalismus zwar gewisse Benachteiligungen gesellschaftlicher Art verkraften, lebten ansonsten aber wie andere Nicht - Juden auch. Vielmehr die wachsende Unzufriedenheit der nationalen Minderheiten, besonders der Tschechen, brachten vermehrte Unruhen, die schließlich bis zu einer Lähmung des Staates führten.

Freud war zu dieser Zeit Schüler des Gymnasiums und erwies sich als sehr fleißig, ehrgeizig und selbstsicher, er absolvierte die Schule mit Auszeichnung.

Doch ab dem 9. Mai 1873, dem Tag des Börsenkraches, sollte sich auch die Lage für die österreichischen Juden ändern: Es wurde ein Sündenbock für die drastischen finanziellen Verluste gesucht und dieser in den Juden gefunden. Antisemitische Propaganda gehörte nun zur Tagesordnung, wurde allerdings noch als relativ harmlos eingestuft.

In diesem Jahr begann auch Freud sein Medizin Studium an der Wiener Universität, motiviert durch starkes Interesse an der Lehre Darwins. Sein Hauptinteresse, wie sich später herausstellte, galt der Natur des Menschen und der Erforschung dieser.

An der Universität wurde auch Sigmund Freud mit dem Judenhass konfrontiert und reagierte mit Trotz: Er verzichtete darauf, dazuzugehören und empfand seine Isolierung sogar als gut tuend, was eine gewisse Selbstachtung und Größe beweist.

Er promovierte schließlich mit 25 Jahren, verbrachte also acht Jahre seines Lebens mit dem Studium (1873 - 1881).

Währenddessen forschte und arbeitete er unter Aufsicht seines Mentors Ernst Wilhelm Ritter von Brücke in dessen Laboratorium, musste allerdings von 1879 bis 1880 seinen Militärdienst ableisten.

Im Jahre 1882 nahm er eine Stelle im Wiener Allgemeinen Krankenhaus an und war dort an der Erforschung der schmerzstillenden Wirkung von Kokain beteiligt.

Im selben Jahr lernte er die Tochter einer jüdischen Hamburger Familie, Martha Bernays, kennen und verliebte sich in sie, die Verlobung folgte zwei Monate später.

1885 nahm er eine Stelle als Dozent für Neuropathologie an der Wiener Universität an und lehrte dort bis 1902.

Im darauffolgenden Jahr heiratete Freud Martha Bernays und eröffnete eine eigene neurologische Praxis in Wien. Freud war, wie die vorherrschende Ansicht zu der Zeit, der Überzeugung einer klaren Rollenverteilung von Mann und Frau und gestand auch seiner Ehefrau die Ausübung eines Berufes außerhalb der Aufgaben im Haushalt und der Kindererziehung keineswegs zu.

Er arbeitete 1895 gemeinsam mit Josef Breuer und bekam im selben Jahr das fünfte der insgesamt sechs Kinder: Anna Freud wurde geboren.

In den folgenden Jahren beschäftigte Freud sich mit u. a. dem „Ödipus - Komplex“, der „Traumdeutung“, der Bedeutung von Vergesslichkeit und Versprechern, erotischen Impulsen bei Kleinkindern, dem Sexualtrieb allgemein, Hysterie, Nervenkrankheiten, Inzest, Aggressionen und der menschlichen Kultur.

1900 führte er die grundlegenden Begriffe der frühen Psychoanalyse ein, die ihm Weltruhm brachten und Freud als einen der Vertreter der kulturellen Blütezeit um 1900 ausmachen.

Doch politisch eskaliert die Situation: Der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wurde 1914 bei dem Attentat von Sarajevo ermordet, was zum Ersten Weltkrieg führte.

Während des Krieges lehrte Freud weiterhin an der Wiener Universität und hielt die Vorlesung „Einführung in die Psychoanalyse“.

Nach dem Krieg 1918 zerfiel die Österreich - Ungarische Monarchie in viele kleine Staaten, ein kleiner Rest blieb bestehen und hieß „Deutsch - Österreich“. Doch dieser Name wurde schnell von den Alliierten in „Republik Österreich“ geändert.

Die Republik entwickelte sich vorerst trotz der Nachkriegs - Probleme wirtschaftlich recht gut, doch 1929 änderte sich dies durch die Weltwirtschaftskrise rasch.

[...]


[1] Freud an J. Dwossis (in Jerusalem), 15. Dezember 1930. Freud Museum, London. In: Gay, P. 1995, S. 14

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Zu: Sigmund Freud - Das Unbehagen in der Kultur
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Note
2.0
Autor
Jahr
2004
Seiten
25
Katalognummer
V72252
ISBN (eBook)
9783638722629
ISBN (Buch)
9783638844727
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sigmund, Freud, Unbehagen, Kultur
Arbeit zitieren
Julia Bremer (Autor:in), 2004, Zu: Sigmund Freud - Das Unbehagen in der Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72252

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