Untersuchung des deutschen Punk Rock unter besonderer Berücksichtigung seiner politischen Dimensionen


Dossier / Travail, 2006

22 Pages, Note: 1,2


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen
2.1 Punk / Punk Rock
2.2 Subkultur
2.3 Fanzines
2.4 DIY
2.5 Politik

3. Entstehung und Entwicklung
3.1 England
3.2 Deutschland

4. Erscheinungsformen
4.1 Musik
4.2 Aussehen
4.3 DIY
4.4 Fanzines

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis
a) Sekundärliteratur
b) Enzyklopädien
c) Zeitschriften
d) Internetseiten
e) sonstige Medien

7. Anhang
God save the Queen
Liebe ist tot
Nur Idioten brauchen Führer

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Populäre Musik als politische Kommunikation“ hielt ich ein Referat über die Entstehung, Entwicklung und Ausprägung des deutschen Punk Rock. Auf Grund des engen Zeitrahmens war es nicht möglich, detaillierter auf die einzelnen Aspekte einzugehen, was ich nun im Zuge meiner Hausarbeit tun möchte.

Hierbei möchte ich insbesondere der Frage nachgehen, inwieweit Punk politisch ist oder eine politische Aussage hat.

Zunächst werde ich einige Begriffe definieren, die für die Bearbeitung des Themas relevant sind. In einem zweiten Schritt werde ich die Entstehung, Entwicklung und Differenzierung des deutschen Punk skizzieren, wobei ich mit den Gründen für die Entstehung des Punk in England beginnen und dann mit einer genaueren Beschreibung des Punk in Deutschland vor dem Hintergrund meiner Fragestellung fortfahren werde. Darauf folgend werde ich mich mit besonders hervorstechenden Erscheinungsformen des Punk auseinandersetzen, um dann in einem Résumée meine Frage abschließend zu beantworten.

Bezüglich der Literaturfindung ist anzumerken, dass es nur sehr wenige verwertbare wissenschaftliche Abhandlungen zum Thema gibt, da der Fokus der Wissenschaft primär auf jugendpädagogischen und soziologischen Betrachtungsweisen liegt und selbst diese bisher nur sehr rudimentär behandelt wurden. Darüber hinaus ist eine genauere Analyse des Sachverhalts auch dahingehend problematisch, dass die vorhandene Sekundärliteratur aus meiner Sicht oftmals vorurteilsgeprägt ist und wenig Substanzielles enthält, da die Autoren anscheinend häufig keinen fundierten Zugang zum Thema besitzen und sich nur wenig auf die vorhandenen Veröffentlichungen der Szene selbst beziehen. Stattdessen werden allzu häufig gängige Sozialisations- und Pubertätskonflikte zur Erklärung des Phänomens herangezogen, was bei einer seit knapp 30 Jahren existierenden und wenig uniformen Bewegung eindeutig zu kurz greift.

Infolgedessen habe ich mich bei der Auswahl meiner Quellen bemüht, ein möglichst breites Spektrum an Betrachtungsweisen heranzuziehen und einen besonderen Schwerpunkt auf die Primärliteratur zu legen.

„Punk-Literatur gab es nie, dazu war Punk zu schnell und ist die Literatur zu langwellig.“[1]

2. Begriffsdefinitionen

Im Folgenden werde ich einige Begriffe, die ich in meiner Hausarbeit verwenden werde, näher erläutern. Eine dem Hauptteil vorangestellte Begriffsdefinition erscheint mir sinnvoll, um eventuell bestehende Unklarheiten bezüglich der Begriffe zu beseitigen und um eine Ausgangsbasis für meine weiteren Ausführungen zu schaffen. Hierbei beschränke ich mich nicht auf eine vom Kontext losgelöste Begriffserklärung, sondern bringe die Begriffe gleich in Zusammenhang mit dem Thema meiner Hausarbeit.

2.1 Punk / Punk Rock

Laut der Freien Enzyklopädie Wikipedia erscheint der Begriff „Punk“ erstmals im 13. Jahrhundert und ist die Bezeichnung für einen Stapel moderigen Holzes[2]. Im Oxford Dictionary ist die erstmalige Verwendung des Begriffs auf das 16. Jahrhundert datiert, in dem „Punk“ als Substantiv die Bezeichnung einer Hure war und im adjektivischen Gebrauch für „verdorben, wertlos, ohne irgendwelche Qualität“ stand[3]. Der Duden übersetzt „Punk“ mit „Abfall, Mist“[4]. Trotz der unterschiedlichen Übersetzungen und Interpretationen ist allen Begriffen gemein, dass sie negativ konnotiert sind.

Heute bezeichnet der Begriff „Punk“ bzw. „Punk Rock“ sowohl die Musikrichtung als auch die Bewegung. Da ich später detailliert auf den Punk Rock als Musikrichtung eingehen werde, beschränke ich mich hier auf eine kurze Beschreibung der Bewegung.

Die Punk-Bewegung gilt als die „auffälligste und kompromissloseste Jugendbewegung der 80er Jahre“[5], deren Charakteristika ein auffälliges und auf die Umwelt häufig abstoßend wirkendes Aussehen, die offene Ablehnung der (Konsum-)Gesellschaft und jeglicher Autorität und die Negation bürgerlicher Wertvorstellungen sind. Martin Büsser definiert „Punk“ als „eine diesseits gewandte Religion [...], die das Paradies auf Erden suchte und wußte, daß sie es in dieser Gesellschaft nicht finden würde. Darum erklärte Punk dieser Gesellschaft den Krieg und schließlich den Kapitalismus zu einem andauernden Kriegsschauplatz.“[6]. Den Begriff „Religion“ finde ich deshalb problematisch, weil der Punk-Bewegung keine Ideologie zugrunde liegt[7] und vor allem keine Gottheit verehrt wird, wie man es in vielen Religionen antrifft.

Allerdings drückt das Zitat die „No Future“-Haltung und die desillusionierte Weltanschauung der Punks aus, die ihren Ursprung in der meist schwierigen sozioökonomischen Situation der Angehörigen dieser Subkultur hat.

2.2 Subkultur

In der Soziologie bezeichnet der Begriff „Subkultur“ einen Personenkreis mit eigenen Werten und Verhaltensweisen innerhalb einer dominanten Mehrheitskultur, der entweder von der dominanten Kultur akzeptiert wird oder in Opposition zu ihr steht[8]. Mike Brake sieht in Anlehnung an Downes den Grund für die Etablierung einer Subkultur in der sich auf diese Weise bietenden Möglichkeit eines bestimmten, meist sozial unterprivilegierten Personenkreises, „kollektiv erfahrene Schwierigkeiten zu lösen“[9]. Zudem bietet die Subkultur dem einzelnen Mitglied eine größere Identifikationsmöglichkeit als die dominante Kultur. Brake charakterisiert die Punk-Szene als eine „schichtenmäßig relativ uneindeutige Subkultur“[10], da ihre Anhänger nicht zwangsläufig einer bestimmten sozialen Schicht zuzuordnen sind.

2.3 Fanzines

Der Begriff „Fanzine“ ist ein Kompositum aus den Wörtern Fan und Magazin und bezeichnet eine kommerzielle Musikzeitschrift, die bestimmte Musikrichtungen oder –gruppen zum Inhalt hat und deren Ziel die Popularisierung eben dieser Richtungen oder Gruppen ist. Rolf Lindner weist zu Recht darauf hin, dass diese Bezeichnung im Punk Rock eigentlich widersprüchlich ist, da die Punk-Fanzines gerade nicht kommerziell, sondern individuell und unabhängig sind und keinen Starkult betreiben wollen[11]. Ulrike Groos beschreibt sie als „eine widerborstige und fetzige Gegenschönheit zur gängigen Zeitschriftenästhetik“[12]. Die Fanzines bestehen aus Konzertreporten und- terminen, Interviews, Kolumnen, Kontaktadressen und Berichten zu aktuellen Anlässen, werden nicht zensiert und dienen der Punk-Bewegung somit als „eigene“ Presse.

2.4 DIY

Die Abkürzung DIY (Do it yourself) bedeutet „Mach es selbst“ und ist hauptsächlich im Bereich der Handwerker und Künstler, des Punk und des Hardcore zu finden. Wesentliches Merkmal der DIY-Kultur ist es, eine Idee von der Konzeption über die Umsetzung bis zum Vertrieb und / oder bis zur Präsentation ausschließlich eigenständig zu realisieren. Im Bereich des Punk äußert sich dies u.a. in der Organisation und Mitgestaltung von Konzerten, in der Gestaltung und Veröffentlichung von Fanzines, in der Kreation von Kleidung und der Entwicklung eigener Vertriebswege. Ulrike Groos u.a. erkennt in der Idee des DIY im Punk eine Revolte gegen den Ausschluss von der Partizipation am öffentlichen Leben: „Die Intention, dass jeder Musik veröffentlichen kann, Fanzines herstellt, Filme dreht und Veranstaltungen organisiert, ist als Reaktion auf ein ungerechtes Mediensystem zu verstehen, das nur einer Elite die Möglichkeit gibt, sich zu artikulieren.“[13].

2.5 Politik

Da ich der Frage nachgehen möchte, ob Punk politisch ist, halte ich es für unumgänglich, auch diesen Begriff zu definieren. Hierfür ziehe ich den Duden heran:

1. „Auf die Durchsetzung bestimmter Ziele (besonders im staatlichen Bereich) und auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens gerichtetes Handeln von Regierungen, Parlamenten, Parteien, Organisationen oder Ähnlichem.
2. Berechnendes, zielgerichtetes Verhalten, Vorgehen.“[14]

3. Entstehung und Entwicklung

Nach der Erläuterung einiger für meine Hausarbeit relevanter Begriffe werde ich nun auf dem Hintergrund meiner Fragestellung die Gründe für die Entstehung der Punk-Bewegung und ihre Entwicklung beleuchten.

3.1 England

Die Entstehung des englischen Punk muss im Zusammenhang mit der damaligen ökonomischen Situation der Jugendlichen in England betrachtet werden: Mitte der 70er Jahre herrschte in England die höchste Jugendarbeitslosigkeit seit über 30 Jahren, wovon hauptsächlich die Jugendlichen der Arbeiterklasse betroffen waren[15]. Punk diente den Jugendlichen als Ventil, um ihrer Wut, Hilflosigkeit und Zukunftsangst in lauter und aggressiver Form Ausdruck zu verleihen. Zudem ist er auch als Reaktion auf den Idealismus der Hippies zu verstehen.

Durch ihr Outfit und mittels der Musik als Transportmedium der eigenen Gefühle schrien sich die Jugendlichen ihre aufgestaute Wut über ihre Perspektivlosigkeit (daher der Slogan „No Future“), die soziale Isolation, über ausbeutende Beschäftigungsverhältnisse und den aus ihrer Sicht repressiven Staat von der Seele[16] und es entwickelte sich eine Subkultur, die ganz klar in Opposition zur Mehrheitskultur stand und auch immer noch steht.

Das Postulat „No Future“ darf hier nicht zwangsläufig mit Pessimismus oder gar Lethargie in Verbindung gebracht werden. Charlotte Greig sieht in der Punk-Bewegung einen „völlig unerwarteten Ausbruch von Optimismus, Begeisterung und Enthusiasmus vor dem grauen Hintergrund einer gemäßigten Politik des breiten Konsenses einer miserablen britischen Wirtschaftslage“[17].

Die bekannteste Punk-Band dieser Zeit waren die „Sex Pistols“, die, 1975 in London gegründet, vor allem mit ihren beiden Liedern „God save the Queen“ (siehe Anhang) und „Anarchy in the U.K.“ das Gefühl der Jugendlichen aufgriffen und in ihren Texten verarbeiteten.

Als weitere bedeutende Band ist ab 1978 „The Clash“ zu nennen: „Die ,Clash’ bliesen erneut zum Angriff auf die Autoritäten, aber nicht anarchistisch-ironisch wie die ,Pistols’, sondern bitterernst-politisch.“[18].

3.2 Deutschland

Die Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre entstehende „Endzeitstimmung“, hervorgerufen durch steigende Arbeitslosigkeit, Waldsterben, Verseuchung des Grundwassers, den fahrlässigen Einsatz von Atomkraft, den Höhepunkt des Kalten Krieges und das zunehmende Wettrüsten der Supermächte USA und UDSSR, bereitete den Nährboden für die Entstehung des Punk in Deutschland. Hinzu kam das Verlangen vieler junger Menschen, aus dem bürgerlichen Lebenswandel auszubrechen, ohne sich den Dogmen der Alternativbewegung zu unterwerfen[19].

[...]


[1] Groos/Gorschlüter/Treipel (Hrsg.): Zurück zum Beton, S. 127

[2] vgl. www.wikipedia.de

[3] vgl. Spiegel: Punk. Kultur aus den Slums: brutal und häßlich, S. 140

[4] vgl. Duden: Fremdwörterbuch, S. 826

[5] Müller-Wiegand: Zeigt mir, was Ihr könnt!, S. 48

[6] Büsser: Wie klingt die neue Mitte?, S. 106

[7] vgl. Wagner: Pop 2000, S. 123

[8] vgl. Brake: Soziologie der jugendlichen Subkulturen, S. 17

[9] ebd.: S. 18

[10] ebd.: S. 94

[11] vgl. Lindner: Punk Rock, S. 76

[12] Groos/Gorschlüter/Treipel (Hrsg.): Zurück zum Beton, S. 123

[13] Groos/Gorschlüter/Treipel (Hrsg.): Zurück zum Beton, S. 169

[14] Duden: Fremdwörterbuch, S. 782

[15] vgl. Brake: Soziologie der jugendlichen Subkulturen, S. 95

[16] vgl. Müller-Wiegand: Zeigt mir, was Ihr könnt!, S. 45

[17] Greig: Mary me, S. 184

[18] Stark/Kurzawa: Der große Schwindel?, S. 46

[19] vgl. Stille: Punk Rock BRD Vol. 1, S. 12

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Untersuchung des deutschen Punk Rock unter besonderer Berücksichtigung seiner politischen Dimensionen
Université
University of Kassel
Note
1,2
Auteur
Année
2006
Pages
22
N° de catalogue
V72253
ISBN (ebook)
9783638632508
Taille d'un fichier
426 KB
Langue
allemand
Mots clés
Untersuchung, Punk, Rock, Berücksichtigung, Dimensionen
Citation du texte
Birte Hundhammer (Auteur), 2006, Untersuchung des deutschen Punk Rock unter besonderer Berücksichtigung seiner politischen Dimensionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72253

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