"Sie werden auf allen Wegen, mit allen Mitteln, unter allen Gefahren in endlosen Massen herandrängen - überallhin, wo es nur um ein geringeres besser zu sein scheint, als in ihrer Heimat. Die reicheren Länder werden sich gegen diesen Ansturm zur Wehr setzen. Sie werden Befestigungsanlagen an ihren Grenzen errichten, wie sie heute nur zum Schutz von Kernkraftwerken dienen. Sie werden Mienenfelder legen und Todeszäune und Hundelaufgehege bauen". Dieses Horrorszenario über Zuwanderung stammt aus den 1980er Jahren. Auch wenn die Debatte seitdem sachlicher geworden ist, erhitzt das Thema nach wie vor die Gemüter. Dies machte auch der „Eklat“ um die Abstimmung über ein Zuwanderungsgesetz im Bundesrat im März 2002 deutlich. Fernab von diesen polemischen Auseinandersetzungen hat seit nunmehr fast 120 Jahren eine theoretische Diskussion um die Ursachen von Migration stattgefunden. Wer sich eingehender mit der Migration beschäftigt wird sehr schnell feststellen, dass eine nahezu unüberschaubare Menge an Literatur zu diesem Thema existiert. Analog dazu existiert eine Vielzahl von Theorien, die den verschiedensten Traditionen entsprungen. Das Interesse an Wanderungsbewegungen war immer höchst interdisziplinär, da Migration zahlreiche Bereiche des öffentlichen Lebens tangiert.
Gebräuchlich ist der Begriff „Migration“, mitunter wird aber auch von „Wanderung“ oder „Mobilität“ gesprochen. Als erstes wird der theoretische Ansatz von Ravenstein vorgestellt. Dieser stellt den Anfang der theoretischen Diskussion dar. Die so genannten Gravitationsmodelle wurden vor allem in den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts diskutiert. Die einfachste Form stammt von Zipf. Außerdem werden die Varianten von Dodd und Stewart vorgestellt. Stellvertretend für die Gruppe der makroökonomischen Migrationstheorien wird ein Ansatz von Todaro kurz vorgestellt. Nicht berücksichtigt werden in dieser Arbeit ökologische Ansätze, die Kalter ebenfalls zu den Makrotheorien zählt. Ebenso ausgeklammert wird Stouffer mit seiner Konzeption der „Intervening opportunities“ und „Competing Migrants“. Als Literatur wurden nahezu ausschließlich die Texte der jeweiligen Theoretiker bzw. die Übersichtsarbeiten von Kalter herangezogen. Die vor allem in den Fachzeitschriften ausgetragene Diskussion um die hier vorgestellten Theorien konnte deshalb nicht berücksichtigt werden. Zum Abschluss dieser Arbeit soll ein vorsichtiges Fazit gezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Probleme der Begriffsbestimmung: Was ist Wanderung?
- Eine erste „Theorie“: Die „Gesetze der Wanderung“ von Ravenstein
- Typologie der Wanderer nach Ravenstein
- Ravensteins „Gesetze“
- Kritik an Ravenstein
- Gravitationsmodelle
- Ein Beispiel für eine makroökonomische Theorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den frühen makrotheoretischen Ansätzen in der Migrationsforschung und analysiert deren Beiträge zur Erklärung von Wanderungsbewegungen. Sie untersucht verschiedene Definitionen von „Wanderung“ und zeigt die Komplexität des Begriffs auf. Darüber hinaus werden wichtige Theorien wie die „Gesetze der Wanderung“ von Ravenstein, Gravitationsmodelle und makroökonomische Ansätze vorgestellt.
- Definition und Bedeutung von „Wanderung“
- Frühzeitige theoretische Ansätze zur Erklärung von Migration
- Makrotheoretische Modelle und deren Grenzen
- Analyse der „Gesetze der Wanderung“ von Ravenstein
- Bedeutung von Gravitationsmodellen und makroökonomischen Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie die Relevanz der Migrationsforschung und die historische Debatte um Zuwanderung beleuchtet. Sie führt die verschiedenen theoretischen Ansätze und Disziplinen ein, die sich mit Migration beschäftigen, und konzentriert sich auf die makrotheoretischen Ansätze, die im weiteren Verlauf der Arbeit vorgestellt werden. Die Arbeit beschränkt sich auf die Darstellung makrotheoretischer Ansätze und klammert Mikrotheorien aus.
2. Probleme der Begriffsbestimmung: Was ist Wanderung?
Dieses Kapitel analysiert die Schwierigkeiten, die mit der Definition von „Wanderung“ verbunden sind. Es zeigt die Vielfältigkeit des Begriffs auf, der in der Alltagssprache und in wissenschaftlichen Diskursen unterschiedliche Bedeutungen besitzt. Verschiedene Definitionen von Migration aus der Literatur werden vorgestellt, um die Herausforderungen bei der Festlegung eines einheitlichen Begriffs zu verdeutlichen.
3. Eine erste „Theorie“: Die „Gesetze der Wanderung“ von Ravenstein
Dieses Kapitel stellt die Theorie von Ravenstein über die „Gesetze der Wanderung“ vor, die als ein frühes Beispiel für die systematische Analyse von Migrationsbewegungen gilt. Die Arbeit untersucht Ravensteins Typologie der Wanderer, seine „Gesetze“ und die Kritik, die an seiner Theorie geübt wurde. Die „Gesetze“ von Ravenstein beschreiben allgemeine Muster von Migrationsbewegungen und bieten einen wichtigen Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der Migrationsforschung.
4. Gravitationsmodelle
Dieses Kapitel befasst sich mit Gravitationsmodellen, die in den 1940er und 1950er Jahren entwickelt wurden. Es beschreibt das einfachste Modell von Zipf und stellt die Varianten von Dodd und Stewart vor. Die Modelle basieren auf dem Prinzip der Gravitation und versuchen die Migrationsströme zwischen Orten mithilfe mathematischer Formeln zu erklären.
5. Ein Beispiel für eine makroökonomische Theorie
Dieses Kapitel präsentiert einen Ansatz von Todaro, der ein Beispiel für eine makroökonomische Migrationstheorie darstellt. Die Arbeit beleuchtet die ökonomischen Faktoren, die Migration beeinflussen, und analysiert die Entscheidungsprozesse von Migranten im Hinblick auf ihre Arbeitssuche und Lebensbedingungen.
Schlüsselwörter
Migration, Wanderung, Mobilität, Makrotheorie, Ravenstein, Gravitationsmodelle, makroökonomische Ansätze, Begriffsbestimmung, Typologie, Gesetzmäßigkeiten, ökonomische Faktoren, Lebensbedingungen.
- Citation du texte
- Dominik Clemens (Auteur), 2003, Frühe makrotheoretische Ansätze in der Migrationsforschung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72291