Der Mythos der Wasserfrau wird in der Literaturgeschichte immer wieder aufgegriffen und erfuhr bisher mehrfache Veränderungen. Die Figur der Wasserfrau ist ein Geschöpf der Phantasie, ein Zwitterwesen, das sowohl tierische als auch menschliche Elemente in sich vereint. Somit vereint diese Figur auch Merkmale zweier Welten bzw. Daseinsformen in sich. Gleichzeitig verkörpern sich in diesem Mythos sowohl die Sehnsucht nach Überschreitung von Grenzen, als auch die Hilflosigkeit diese zu überwinden. In meiner Arbeit werde ich das Motiv der Wasserfrau anhand Ingeborg Bachmanns Erzählung Undine geht hinsichtlich der Konstruktion von Geschlechteridentitäten untersuchen. Die Autorin Ingeborg Bachmann löst ihre Protagonistin Undine von diesem aufgepressten Frauenbild los, indem sie einen Perspektivenwechsel vornimmt und Undine somit Gehör verschafft. Undine ist im Gegensatz zu ihren Gleichgesinnten kein passives Wassergeschöpf mehr, sondern möchte ihrem eigenen Mythos entsteigen. Dabei fordert sie ihre eigene Kultur und vor allem ihr selbst entworfenes Spiegelbild. Wie der Titel meiner Arbeit schon andeutet, werde ich mich mit der Frage beschäftigen, ob Bachmanns Undine am Ende wirklich geht und sich von ihrem Zwang, einen Menschen namens Hans zu lieben, befreien kann. Ich werde so vorgehen, dass ich zunächst allgemein auf Ingeborg Bachmanns Erzählung Undine geht eingehe. Dabei ist der vorgenommene Perspektivenwechsel, den ich bereits erwähnt habe, ein wesentlicher Bestandteil der Undinenkonzeption bei der Autorin.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zur Thematik
- Ingeborg Bachmanns Erzählung Undine geht
- Ingeborg Bachmanns Perspektivenwechsel in Undine geht
- Undines Welten
- Welt der Einsamkeit
- Kritik an den deformierten Geschlechterbeziehungen
- Utopia - Strategie der Absonderung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Ingeborg Bachmanns Erzählung "Undine geht" mit dem Fokus auf die Konstruktion von Geschlechteridentitäten im Kontext des Wasserfrauenmythos. Sie untersucht, wie die Autorin die traditionelle Darstellung der Wasserfrau aufbricht, indem sie ihr Subjektqualitäten verleiht und ihren Perspektivenwechsel in den Mittelpunkt stellt.
- Die Auflösung der traditionellen Darstellung der Wasserfrau als passives Geschöpf
- Kritik an den traditionellen Geschlechterrollen und den Machtverhältnissen zwischen Mann und Frau
- Die Suche nach Autonomie und Selbstbestimmung durch die Protagonistin
- Die Darstellung von Undines verschiedenen "Welten" und ihre Bedeutung für die Konstruktion ihrer Identität
- Die Frage, ob Undine am Ende tatsächlich ihre Fesseln des Zwangs zur Liebe zu einem Menschen namens Hans lösen kann
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik der Wasserfrau und ihre Bedeutung in der Literaturgeschichte. Es wird der klassische Wasserfrauenmythos aus der männlichen Perspektive dargestellt und ein Vergleich mit der Figur der Undine bei Ingeborg Bachmann gezogen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Bachmanns Erzählung "Undine geht". Es wird der Perspektivenwechsel der Autorin beleuchtet, der der Undine eine Stimme verleiht. Bachmann löst ihre Protagonistin vom traditionellen Frauenbild und ermöglicht ihr, eigene Erfahrungen und Emotionen auszudrücken.
Im dritten Kapitel werden die verschiedenen "Welten" von Undine dargestellt und diskutiert. Der Fokus liegt auf der Welt der Einsamkeit, der Kritik an deformierten Geschlechterbeziehungen sowie auf der Utopie als Strategie der Absonderung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind Wasserfrauenmythos, Geschlechteridentitäten, Perspektivenwechsel, Kritik an Geschlechterrollen, Selbstbestimmung, Utopie, Absonderung, Ingeborg Bachmann, Undine geht.
- Quote paper
- B.A. Daniela Künzel (Author), 2006, Ingeborg Bachmann: Geht Undine wirklich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72325