Das absolute Prinzip in der europäischen Philosophie


Trabajo Escrito, 2006

17 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Metaphysik
2.1. Was ist Metaphysik?
2.2. Historische Betrachtung der Metaphysik
2.3. Kritik an der Metaphysik

3. Das absolute Prinzip in der europäischen Philosophie
3.1. Vom Animismus zum abstrakten absoluten Prinzip
3.2. Hellenismus und Christentum: Gott als absolutes Prinzip
3.3. Nachchristliche Metaphysik: Rationalismus und Idealismus

4. Das Gottesbild in der europäischen Philosophie
4.1. Scholastik: christlicher Gott, hellenistisches Prinzip
4.2. Der Universalienstreit und die theologische Wende nach Ockham
4.3. Überwindung Gottes: die atheistische Philosophie

5. Schlusswort: Das Absolute heute- hat die Metaphysik eine Zukunft?

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

absolut, zu lat. absolutus >abgelöst< (gr. Apolytos), mit den Bedeutungen: in sich abgeschlossen, vollständig, vollkommen; von nichts anderem abhängig, für sich bestehend, keiner näheren Bestimmung bedürftig, unbedingt, uneingeschränkt. Das Absolute bez. Das, was als von keiner Bedingung abhängig gedacht wird...“[1].

Das Absolute ist das höchste Prinzip in der Philosophie und findet sich bei Platon als die Idee wieder, in der christlichen Philosophie als Gott und bei Schopenhauer als der Wille, das allem Sein zugrunde liegt.

Das Absolute ist ein Gegenstand der Metaphysik. Die Metaphysik basiert auf der Annahme, dass der menschliche Verstand die wahre Wirklichkeit erkennen und zum Urgrund des Seins intellektuell vordringen kann. Alle Philosophien vom Absoluten sind deshalb Metaphysiken, und so beginne ich diese Untersuchung über die Entwicklungsgeschichte des Gedankens vom absoluten Prinzip mit einer Darstellung der Metaphysik, ihrer Möglichkeiten und ihrer Grenzen.

2. Die Metaphysik

2.1. Was ist Metaphysik?

Aristoteles bestimmt die Metaphysik als eine theoretische Wissenschaft von der ersten Ursache des Seienden. So schreibt er: „Denn wer das Erkennen um seiner selbst willen wählt, der wird die höchste Wissenschaft am meisten wählen, dies ist aber die Wissenschaft des im höchsten Sinne Erkennbaren, im höchsten Sinne erkennbar aber sind das Erste (Prinzipien) und die Ursachen; denn durch diese und aus diesen wird das übrige erkannt, nicht aber aus dem Untergeordneten[2]. Die Wissenschaft, die die Prinzipien und die Ursachen von allem Seienden untersucht ist für Aristoteles die Höchste in der Hierarchie der Wissenschaften.

Die Sammlung der Schriften des Aristoteles über die höchste Wissenschaft erhält die Bezeichnung „Metaphysik“ vom Redaktor Andronikos[3]. Später etabliert sich die Bezeichnung „Metaphysik“ für eine spekulative Philosophie von den ersten Ursachen des Seienden. In der Neuzeit untersucht die „allgemeine Metaphysik“ das Seiende als Seiendes, die „spezielle Metaphysik“ beschäftigt sich mit Gott, der Seele und den weltlichen Dingen. Die „allgemeine Metaphysik“, die höchste Wissenschaft des Aristoteles, erhält im 17.Jh. den Namen „Ontologie“[4].

2.2. Historische Betrachtung der Metaphysik

In der Antike wird die Metaphysik unter dem Namen „Epoptie“ geführt. Schmidinger schreibt: „Der Begriff „Epoptie“ stammt aus der Mysteriensprache und bezeichnet das Erfassen „vollkommener, einfacher, unbewegter und seliger Erscheinungen“ (Phdr. 250c; Symp. 210a). Bei Platon beziehen sich diese Erscheinungen auf die fundamentalsten Bestimmungen und tiefsten Ursachen der Wirklichkeit, d.h. auf die höchste Idee (des Guten und des Schönen) sowie auf das Göttliche[5]. Die platonische Ideenlehre ist das erste metaphysische System in der europäischen Philosophie, aber die Metaphysik selbst als eine spekulative Philosophie vom Seienden als Seiendem beginnt mit den Vorsokratikern, wobei Heraklit und Parmenides besonders zu erwähnen sind- die platonische Ideenlehre schöpft vielfach aus den Gedanken des Parmenides, und Heraklit ist der Begründer der Dialektik- er sagt, alles sei ununterbrochen in Veränderung, welche sich durch ein Wechselspiel von Gegensätzen vollziehe[6].

Die aristotelische Metaphysik mit ihrer Lehre von der ersten und zweiten Substanz sowie der Kategorienlehre gilt bis ans Ende der Antike und später im Mittelalter, als die Schriften des Aristoteles im christlichen Abendlang wieder entdeckt werden. Thomas von Aquin bemüht sich um eine Synthese der Lehren der Bibel und der Kirchenväter mit der Philosophie des Aristoteles, um den im 12.Jh. durch die frühen Nominalisten Abaelard und Roscelin entbrannten Universalienstreit mit der scholastischen Methode zu lösen. Der Sieg der späten Nominalisten Duns Scotus und Wilhelm von Ockham im Universalienstreit bedeutet zunächst ein Ende der Metaphysik, bis Descartes diese im 17.Jh. neu begründet.

Aristoteles begründete die Metaphysik von Außen, durch die Betrachtung der Dinge der Welt, Descartes begründet sie von Innen, vom Verstand her. Er zweifelt zunächst an der Existenz ihn umgebenden Dinge, an seinen Wahrnehmungen und gar an der Existenz der Außenwelt, bis er an einen Punkt gelangt, den er nicht mehr anzweifeln kann- an seinen Zweifel. Zweifelte man daran, dass man zweifelt, würde man sich selbst widersprechen.

„Ich denke, also bin ich“ – postuliert Descartes den Wahlspruch des Rationalismus. Parmenides sprach von der Einheit des Denkens und des Seins- Platon gelangt zu dieser Einheit durch die vom Denken unabhängigen objektiven Ideen, die für ihn das wahrhaft Seiende sind und vom Denken erschlossen werden können, er postuliert ein absolutes Sein und schließt daraus auf das Denken. Descartes schließt aus dem Denken auf das Sein, denn was denkt, ist ein Seiendes.

Descartes belebt die Metaphysik wieder, indem er noch weiter geht, als die Nominalisten, die die Metaphysik zerstört hatten- der Frage, ob die Dinge, die jeweils nur als Einzeldinge erscheinen, in Universalbegriffe zusammengefasst werden können, ordnet er die Frage vor, ob all die erscheinenden Einzeldinge überhaupt real sind. Er legt nahe, dass man an der Realität der Einzeldinge genauso berechtigte Zweifel haben kann, wie an der Geltung der Universalien. Es ist möglich, meint Descartes, dass man seinen Augen nicht trauen kann, und dass die Wirklichkeit empirisch nicht erkennbar ist- in seinem methodischen Zweifel weitet er die Kritik an der empirischen Unerkennbarkeit der Universalien auf die gesamte Wahrnehmung aus.

Nicht die Sinnlichkeit, sondern allein das Denken kann nach Descartes etwas über die Wahrheit aussagen, und so wird das Denken selbst zum Prinzip der Philosophie. Es entstehen im 17.Jh. grandiose metaphysische Systeme (Spinoza, Leibniz) und im 19.Jh. bildet der Deutsche Idealismus einen Höhepunkt der spekulativen Philosophie. Hegel meint, Kants Philosophie zu vollenden, indem er sie scheinbar in ein höheres Ganzes integriert, aber verkennt, dass Kant der spekulativen Philosophie eine Absage erteilt und die Metaphysik ihrer Gegenstände entledigt. Schmidinger formuliert Kants Absage an die Metaphysik: „Die Wirklichkeit als Ganze kann niemals Gegenstand der menschlichen Erkenntnis in ihrer Endlichkeit sein[7]. Hegel postuliert das genaue Gegenteil und hebt die Endlichkeit der menschlichen Erkenntnis spekulativ auf, indem er ein absolutes Subjekt annimmt.

Kants erneute Zerstörung der Metaphysik umfasst drei Schritte: erstens vermutet der Rationalismus die Wirklichkeit im denkenden Subjekt, zweitens wendet der Empirismus Lockes und Humes ein, dass das Subjekt alle Inhalte des Denkens aus der empirischen Wirklichkeit erhält und selbst zunächst leer ist- Locke bezeichnet den Geist des Neugeborenen als eine tabula rasa -, und drittens bleibt nur festzustellen, dass ein leeres Subjekt, welches sich auf seine sinnliche Wahrnehmung nicht verlassen kann, seine Wirklichkeit selbst konstruiert. Die Wirklichkeit des Subjekts ist stets eine subjektive Wirklichkeit, aber das Subjekt hat keine Möglichkeit, über diese subjektive Wirklichkeit hinaus zu kommen um eine objektive Wirklichkeit zu erfahren, denn dafür müsste das Subjekt aus sich selbst hinaus kommen, und dies ist unmöglich. So bleibt eine vom Subjekt erkannte Wirklichkeit immer eine subjektive Wirklichkeit, was zur Folge hat, dass Fragen nach einer objektiven Realität keinen Sinn mehr haben- sie ist schlicht unerfahrbar.

2.3. Kritik an der Metaphysik

Aristoteles postuliert die Metaphysik als eine Wissenschaft. Die fundamentalste Kritik an der Metaphysik ist also eine Kritik an deren Wissenschaftlichkeit. Diese Kritik bringt Karl Popper vor. Die Sätze der Metaphysik sind nicht falsifizierbar, d.h. es gibt keine theoretisch vorstellbare Bedingung, bei welcher ein Satz wie „Totus est ratio“ falsch wäre.

Eine weitere Metaphysikkritik ist die Kritik an der Gegenstandlosigkeit dieser Disziplin der Philosophie: nach Kant befinden sich die Gegenstände der Metaphysik außerhalb des Bereichs möglicher Erkenntnis, nach der Auffassung der modernen Naturwissenschaft und des Marxschen Materialismus existieren diese Gegenstände überhaupt nicht. Marx entdeckt auch den machtpolitischen Aspekt der Metaphysik. „Ähnlich wie die Religion hat die Metaphysik die Funktion, falsche Herrschaftsansprüche zu legitimieren[8], schreibt Schmidinger zur Marxschen Metaphysikkritik.

Es ist zu beobachten, dass, je weiter die Wissenschaft fortschreitet, umso schwächer der Einfluss der Religion und der Metaphysik auf den Zeitgeist wird. Das Absolute spielt weder in der naturwissenschaftlichen Weltdeutung noch bei der Begründung von Staatsformen heute eine Rolle und zieht sich immer mehr in die Sphäre der persönlichen Lebensanschauungen zurück. Ob ein metaphysischer Ansatz für eine Begründung des Sinns des persönlichen Lebens notwendig ist, wird im Schlusswort behandelt.

3. Das absolute Prinzip in der europäischen Philosophie

3.1. Vom Animismus zum abstrakten absoluten Prinzip

Die Welt galt in vorphilosophischer Zeit als belebt, alles, was geschah, hatte seinen Grund in einem zielgerichteten Willen- es blitzte und donnerte, weil Zeus so wollte, man war erfolgreich bei der Jagd, weil Artemis einem nachhalf. Über Leben und Tod wachte die moira, das Schicksal, welchem nicht nur Menschen, sondern auch Götter unterworfen waren[9]. Die mythische Welt des vorphilosophischen Griechenlands wurde insbesondere von Homer und Hesiod festgehalten, aber auch weiter entwickelt. Homer bringt das Schicksal, die Notwendigkeit, als eine höchste Instanz in die zuvor noch chaotische Weltordnung hinein, in der die Götter durch Zufall und Willkür den Menschen ihren Willen aufzwangen, so dass das Schicksal der göttlichen Willkür eine Grenze setzt. Hesiod geht noch weiter: „Bei Hesiod sind die zufällig handelnden Götter Homers zu allgemeinen naturgegebenen Größen umgedeutet[10], schreibt Wuchterl und stellt bezüglich der Besonderheit des antiken Griechenlands für die Geschichte der Philosophie fest: „Von Indien abgesehen sind die übrigen Hochkulturen in der Reflexion des Ethischen außerhalb der Religion nicht über das Gnomische hinausgekommen. In Griechenland dagegen wurde dieses Stadium direkt von der Philosophie abgelöst: die philosophischen Kosmologien verdrängten die mythologischen Kosmologien, die universalen ethischen Konzeptionen das Gnomische[11].

Thales gilt im allgemeinen als der erste Philosoph. Er habe erstmals die Frage nach dem Urgrund aller Dinge gestellt und die Antwort in einem uns wohlbekannten Stoff, dem Wasser, gefunden[12], konstatiert Wuchterl. Wenn Thales der erste Philosoph ist, dann ist das Wasser das erste absolute Prinzip in der Geschichte der Philosophie. Bemerkenswert ist, dass es sich erstens um ein stoffliches absolutes Prinzip handelt, und zweitens, dass der Stoff, der allem Seienden zugrunde liegen soll, uns wohlbekannt ist. Thales vermutet keinen den Sinnen verborgenen Urstoff als Ursache von allem Seienden, sondern spekuliert auf den Stoff, welcher erstens ein Gegenstand alltäglicher Erfahrung ist und zweitens nach den damaligen Vorstellungen des griechischen Seefahrervolkes - die Griechen kolonisierten in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v.Chr. fast die gesamte Mittelmeerküste - unbegrenzt auf der Welt vorkommen musste.

[...]


[1] Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Hamburg: Meiner, 1998, S.6

[2] Aristoteles- Philosophische Schriften. Band 5. Hamburg: Meiner, 1995. S.5f.

[3] vgl. Schupp, Franz: Geschichte der Philosophie im Überblick. Band 1. Hamburg: Meiner, 2003. S. 303

[4] vgl. Schmidinger, Heinrich: Metaphysik. Ein Grundkurs. Stuttgart: Kohlhammer, 2000. S.17.

[5] Ebd.,S.14.

[6] vgl. Skirbekk, Gunnar / Gilje, Nils: Geschichte der Philosophie. Band 1. Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 1993. S. 24f.

[7] Schmidinger, Heinrich: Metaphysik. Ein Grundkurs. Stuttgart: Kohlhammer, 2000. S.18.

[8] Schmidinger, Heinrich: Metaphysik. Ein Grundkurs. Stuttgart: Kohlhammer, 2000. S.42.

[9] vgl. Schupp, Franz: Geschichte der Philosophie im Überblick. Hamburg: Meiner, 2003. S. 17.

[10] K. Wuchterl: Grundkurs: Geschichte der Philosophie. Stuttgart, Bern: Haupt, 1986. S. 21.

[11] Ebd., S. 22.

[12] Ebd., S. 24.

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Das absolute Prinzip in der europäischen Philosophie
Universidad
University of Hannover
Calificación
1,0
Autor
Año
2006
Páginas
17
No. de catálogo
V72348
ISBN (Ebook)
9783638730228
ISBN (Libro)
9783638769464
Tamaño de fichero
517 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Prinzip, Philosophie, absolut, Metaphysik
Citar trabajo
Konstantin Karatajew (Autor), 2006, Das absolute Prinzip in der europäischen Philosophie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72348

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