Jugendliche und Rechtsextremismus


Dossier / Travail, 2004

22 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärungen

3 Erklärungsmodelle in der Rechtsextremismusforschung
3.1 Deprivation und Desintegration als Erklärungsmodelle in der Rechtsextremismusforschung
3.1.1 Deprivation als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung
3.2 Desintegrationserfahrungen als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung
3.3 "Wohlstandschauvinismus" als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung

4 Politische Parteien im rechtsextremistischen Spektrum
4.1 Rechtextremistische Parteien und ihre Ideologien
4.2 Rekrutierung von Jugendlichen

5 Schlussbemerkungen

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Seit den achtziger Jahren ist nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern in ganz Europa der Rechtsextremismus wieder auf dem Vormarsch. Nicht nur die zunehmenden Erfolge der rechtsextremistischen Parteien bei Wahlen, sondern insbesondere auch das steigende Ausmaß rechtsextremer rassistischer Gewalt machen deutlich, dass der Rechtsextremismus längst nicht mehr nur eine gesellschaftliche Randerscheinung ist, sondern in zunehmenden Maße offene Zustimmung in breiten Schichten der Gesellschaft findet. Bis in den achtziger Jahren hinein galt Rechtsextremismus eher als sogenanntes "Restphänomen" einer abgeschlossenen Epoche, eine unerfreuliche Hinterlassenschaft einer demnächst aussterbenden Generation. Doch aufgrund steigender Gewalttaten an Ausländern, Behinderten und Obdachlosen durch rechtsorientierte Jugendliche konnte die deutsche Bevölkerung ihre Augen nicht mehr verschließen.

Aus einer überwiegend soziologisch - pädagogisch ausgerichteten Betrachtungsweise wurde Rechtsextremismus zum "Jugendphänomen", wobei sich die Aufmerksamkeit besonders auf benachteiligte Gruppen konzentrierte.

Als gegen Ende der achtziger Jahre die rechtsextremen Parteien überraschend große Wahlerfolge errangen, schien dieses aus der Enttäuschung unterprivilegierter, vornehmlich in städtischen Ballungszentren wohnenden Schichten zu resultieren. Damit rückte die Frage nach einem Zusammenhang zwischen sozialer Lage und der Wahl rechtsextremer Parteien beziehungsweise der Übernahme rechtsextremistischer Orientierungen in den Vordergrund. Wer kennt sie nicht, die Bilder von fehlsozialisierten, arbeitslosen Jugendlichen ohne Schulabschluss, ohne Zukunftschancen und Perspektiven. Arbeitslose trinkende Väter, Mütter, die fast den ganzen Tag arbeiten und sich nicht um ihre Kinder kümmern können. Anerkennung und Bestätigung gibt es nur in der Gruppe. Wohnen in trostlosen Stadtteilen und , Plattenbausiedlungen ohne Freizeitangebote. Der ganze Frust und die ganze Ohnmacht entladen sich in Gewalt gegen Ausländern, Behinderten und Obdachlosen.

Doch stimmt diese Annahme? Was ist die Ursache für Rechtsextremismus? Schon nach kurzer Beschäftigung mit den Theorien über Rechtsextremismus fällt auf, dass es keinen überzeugenden Erklärungsansatz, sondern eine Vielzahl von Deutungsmustern gibt, die sich zum Teil widersprechen aber zum Teil auch ergänzen. Meine Hausarbeit beschäftigt sich mit drei der gängigsten Erklärungsmodelle für Rechtsextremismus, wobei ich insbesondere auf die Desintegrationsthese eingehen möchte und die gegensätzliche These des "Wohlstandschauvinismus".

Doch zunächst möchte ich auf die Bedeutung des Begriffs Rechtsextremismus eingehen. Bis 1974 wurden die Begriffe Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus von den Verfassungsschutzbehörden nebeneinander als Synonyme zur Kennzeichnung verfassungsfeindlicher Bestrebungen verwendet. Seit dem wurde nur noch der Extremismusbegriff verwendet, weil der Radikalismusbegriff in der politischen Tradition der Aufklärung positiv besetzt ist (vgl. Verfassungsschutzbericht, 2000, S. 179). Im Hinblick auf diese Erklärung vom Niedersächsischen Innenministerium werde ich in dem Punkt Begriffsklärung auf den Extremismusbegriff eingehen.

Abschließend möchte ich noch auf einige Parteien, deren Ideologien und Vorgehensweise bei der Rekrutierung von Jugendlichen eingehen, da ich der Meinung bin, dass diese einen großen Einfluss auf Jugendliche ausüben und durch ihre "Propagandafeldzüge" einen Beitrag zur Übernahme rechtsextremistischer Ideologien bei den Heranwachsenden haben.

2 Begriffsklärungen

Eine eindeutig klar formulierte Definition der Begriffe Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus gibt es nicht. In der Regel werden die Begriffe politisch, gesellschaftlich und wissenschaftlich uneinheitlich genutzt und nicht eindeutig voneinander abgegrenzt. Sowohl in der Alltagssprache als auch in der Fachliteratur wird für den Begriff Rechtsextremismus oft gleichbedeutend die Bezeichnung Rechtsradikalismus verwendet.

So werden umgangssprachlich die Ausdrücke „radikal“ und „extremistisch“ zumeist synonym unter anderem in dem Sinne verwendet, dass beide eine in politisch- ideologischer oder weltanschaulicher Hinsicht übersteigerte Haltung kennzeichnen (vgl. Kind, 1985, S. 315).

Die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder bezeichnen seit 1974 verfassungsfeindliche Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung als Rechts- bzw. Linksextremismus. Bis 1974 wurde sowohl der Extremismusbegriff als auch der Radikalismusbegriff synonym verwendet, doch da der Radikalismusbegriff in der politischen Tradition der Aufklärung positiv besetzt ist, wird er von den Verfassungsschutzbehörden nicht mehr verwendet (vgl. Verfassungsschutzbericht, 2000, S. 179).

Deshalb werde ich in meiner Hausarbeit auch den Begriff des Rechtsextremismus verwenden und folgend versuchen eine Begriffsklärung von Rechtsextremismus zu machen.

Im amtlichen Sprachgebrauch werden Bestrebungen als extremistisch bezeichnet, die sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung des Grundgesetzes, gegen den Bestand und die Sicherheit des Bundes oder eines Landes richten oder eine ungesetzliche Beeinträchtigung der Amtsführung der Verfassungsorgane des Bundes oder eines Landes oder ihrer Mitglieder zum Ziele haben. Extremismus von rechts wurzelt in nationalistischem und rassistischem Gedankengut und propagiert die Ideologie der Volksgemeinschaft (vgl. Stöss, 2001, S. 1).

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht handelt es sich beim Rechtsextremismus um Einstellungen, Verhaltensweisen, Strukturen und Institutionen, deren oberste Richtschnur die Stärkung der staatlichen Ordnung und ihr Schutz vor inneren und äußeren Feinden darstellt. Rechtsextremistische Einstellungen sind dem Verhalten vorgelagert. Sie bilden ein Muster, das sich wenigstens aus folgenden Bestandteilen zusammensetzt: Autoritarismus, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Pronazismus. Wenn sich diese fünf Elemente im Bewusstsein einer Person stark konzentrieren, spricht man von einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild (vgl. Stöss, 2001, S. 1).

Rechtsextreme Einstellungen (latenter Rechtsextremismus) können sich unter bestimmten Umständen in spezifischen Verhaltensweisen manifestieren (manifester Rechtextremismus). Legale Praktiken sind zum Beispiel die Wahl einer rechtsextremen Partei oder die Mitgliedschaft in einer nicht verbotenen rechtsextremen Organisation. Davon sind illegale Verhaltensweisen, wie Gewalt oder Terror, zu unterscheiden. Rechtsextreme Verhaltensweisen sind aber nicht notwendigerweise politisch zielgerichtet, einem Programm oder Organisationszweck verpflichtet. Sie können auch spontan aus Protestverhalten oder um Aggressionen auszuleben erfolgen (vgl. Stöss, 2001, S. 2).

Meiner Meinung nach ist die Definition von Stöss am zutreffendsten, weil sie eine Differenzierung innerhalb des Begriffs Rechtsextremismus vornimmt, und ich der Meinung bin, dass es verschieden starke Ausprägungen von Rechtsextremismus gibt.

[...]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Jugendliche und Rechtsextremismus
Université
University of Osnabrück
Note
1,7
Auteur
Année
2004
Pages
22
N° de catalogue
V72543
ISBN (ebook)
9783638629577
ISBN (Livre)
9783638686921
Taille d'un fichier
447 KB
Langue
allemand
Mots clés
Jugendliche, Rechtsextremismus
Citation du texte
Sabine Dreesmann (Auteur), 2004, Jugendliche und Rechtsextremismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72543

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