Konflikte im Bereich des Verbraucherschutzes wie die Auseinandersetzung über hormonbehandeltes Fleisch, genmanipulierte Organismen und Rohmilchkäse belasten die transatlantischen Beziehungen seit fast 20 Jahren. Ursache des Konfliktes sind unterschiedliche Risikoperzeptionen und Risikopolitik-Prinzipien in den USA und der EU. Während sich die Risikoperzeption der EU auf die Manipulation eines natürlichen, an sich risikoarmen Zustandes konzentriert und deswegen GMOs und hormonbehandeltes Fleisch als Bedrohung perzipiert werden, Rohmilchkäse hingegen nicht, ist es in den USA die Unvollkommenheit jenes natürlichen Urzustandes, die zur Perzeption von hohen Risiken beim Rohmilchkäse führt, aber nicht bei hormonbehandeltem Fleisch oder GMOs. Letztere Technologien gelten in dieser Perspektive als Verbesserung eines Mangelzustandes. Darüber hinaus verfolgen die Akteure unterschiedliche Prinzipien in der Risikopolitik. Während in den USA das Ideal einer verwissenschaftlichten Regulierungspolitik dominant ist, orientiert sich die EU an einer Politisierung der Risikopolitik. Auf theoretischer Ebene knüpft die Arbeit angesichts der Erklärungsdefizite konventioneller IB-Theorien an eine konstruktivistische Risikotheorie an. Risiko wird hier in einem reflexiven Sinne verstanden, d.h. die Wahrnehmung von Risiken und die Risikopolitik-Prinzipien eines Akteurs werden nicht vom Objekt, sondern von den Ideen des Akteurs bestimmt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DER KONFLIKT IM ÜBERBLICK
- DIE POSITIONEN DER AKTEURE
- Vorüberlegungen zu den Konfliktlinien
- Die Positionen und Argumente der Akteure
- ÜBERBLICK ÜBER DIE REGULIERUNGSVERFAHREN
- KONKURRIERENDE ERKLÄRUNGSMODELLE
- DIE POSITIONEN DER AKTEURE
- THEORETISCHER RAHMEN
- RISIKO UND RISIKOPERZEPTION
- RISIKO UND IDEEN: DIE REFLEXIVE RISIKOTHEORIE
- Die Risikoperzeption im reflexiven Ansatz
- Die Risikopolitik im reflexiven Ansatz
- ZUSAMMENFASSUNG UND PRÄZISIERUNG DER HYPOTHESE
- OPERATIONALISIERUNG
- ZUR REKONSTRUKTION DER VERBRAUCHERSCHUTZPARADIGMEN
- METHODIK: ZUR ANALYSE DER RISIKODISKURSE
- EMPIRISCHE ANALYSE
- RISIKOPERZEPTION IN DER EU UND DEN USA
- Die grundlegenden Unterschiede im Überblick
- Risikoperzeptionen in der EU: „Discourse of Natural Perfection“
- Die Risikoperzeption in der EU im Hormonfleisch-Fall
- Die Risikoperzeption in der EU im GMO-Fall
- Die Risikoperzeption in der EU im Rohmilchkäse-Fall
- Risikoperzeptionen in den USA: „Discourse of Deficiency“
- Die Risikoperzeption in den USA im Hormonfleisch-Fall
- Die Risikoperzeption in den USA im GMO-Fall
- Die Risikoperzeption in den USA im Rohmilchkäse-Fall
- RISIKOPOLITIK-PRINZIPIEN IN DER EU UND DEN USA
- Die grundlegenden Unterschiede im Überblick
- Die Risikopolitik - Prinzipien in der EU: Politisierung als Prinzip
- Die Risikopolitik-Prinzipien in den USA: „Sound Science“
- RISIKOPERZEPTION IN DER EU UND DEN USA
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konflikt zwischen der EU und den USA im Bereich des Verbraucherschutzes, insbesondere in Bezug auf hormonbehandeltes Fleisch, genmanipulierte Lebensmittel und Rohmilchkäse. Ziel ist es, die Ursachen für diese Konflikte zu analysieren, die unterschiedlichen Risikoperzeptionen und Risikopolitik-Prinzipien der beiden Akteure zu beleuchten und die Bedeutung des Themas für die transatlantischen Beziehungen zu verdeutlichen.
- Risikoperzeptionen in der EU und den USA
- Konkurrierende Risikopolitik-Prinzipien
- Theoretische Einordnung des Konflikts
- Die Bedeutung des Verbraucherschutzes für die transatlantischen Beziehungen
- Analyse spezifischer Konfliktfälle (Hormonfleisch, GMOs, Rohmilchkäse)
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Konflikt zwischen der EU und den USA im Bereich des Verbraucherschutzes vor und führt die drei Fallbeispiele – Hormonfleisch, GMOs und Rohmilchkäse – ein. Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über den Konflikt, inklusive der unterschiedlichen Positionen der Akteure und der relevanten Regulierungsverfahren. Es werden zudem konkurrierende Erklärungsmodelle für den Konflikt vorgestellt.
Im dritten Kapitel wird der theoretische Rahmen der Arbeit erläutert. Es wird eine konstruktivistische Risikotheorie eingeführt, die das Konzept des reflexiven Risikos betont und die Wahrnehmung von Risiken sowie die Risikopolitik-Prinzipien als von den Ideen der Akteure beeinflusst sieht.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Operationalisierung der Forschung. Es werden die Methoden zur Rekonstruktion der Verbraucherschutzparadigmen und zur Analyse der Risikodiskurse beschrieben.
Das fünfte Kapitel präsentiert die empirische Analyse. Es werden die Risikoperzeptionen und die Risikopolitik-Prinzipien der EU und der USA in den drei Fallbeispielen (Hormonfleisch, GMOs, Rohmilchkäse) verglichen und die Unterschiede in den Diskurspraktiken aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie Verbraucherschutz, transatlantische Beziehungen, Risikoperzeption, Risikopolitik, konstruktivistische Theorie, Hormonfleisch, GMOs, Rohmilchkäse, EU, USA.
- Citar trabajo
- Ansgar Baums (Autor), 2001, Verbraucherschutzkonflikte in den transatlantischen Beziehungen. Risikoperzeption und Risikopolitik-Prinzipien dies- und jenseits des Atlantiks, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7295