Seit dem Ende des Fordismus unterliegt der Arbeitsmarkt, d.h. dessen Akteure und Institutionen, andauernder struktureller Veränderungen. Ein neues einheitliches Produktionsparadigma hat sich nicht etabliert, vielmehr besitzt die Entwicklung einen prozesshaft-dynamischen Charakter mit vielen, auch widersprüchlichen Trends (etwa vergleichbar mit dem physikalischen Zustand der Entropie), was eine ungeheure Komplexität nach sich zieht. Für die Gewerkschaften bedeutet das, dass tradierte arbeitspolitische Maßnahmen und Beziehungen partiell entwertet wurden. Das Auffinden einer relevanten Antwort, als wichtigster kollektiver Vertreter der Arbeiterschaft und sozialpolitischer Einflussfaktor auf die neuen Anforderungen, ist ihnen bis dato nicht gelungen.
Das belegt auch die Zahl von 3,94 Mio. Erwerbslosen im Juli 2005 , welche zwar einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit signalisiert, aber noch längst nicht die viel beschworene Trendwende am Arbeitsmarkt. Ökonomen sind sich einig, dass die hohen Arbeitskosten und die Steuerlast den Wirtschaftsstandort Deutschland unattraktiv werden lassen. Qualifizierte Fachkräfte und ein hohes Bildungsniveau rechtfertigen die hohen Löhne nicht mehr, ganz besonders weil diese Vorraussetzungen mittlerweile auch in anderen, billigeren Staaten erbracht werden.
Die Folgen sind hinlänglich bekannt, Verlagerung von Produktionsstandorten ins Ausland, steigender Kostendruck auf die sozialen Sicherungssysteme und letztendlich Rückbau des Sozialstaates. Vor diesem Hintergrund wirken gewisse Forderungen der Gewerkschaften, beispielsweise die nach höheren Löhnen, irgendwie realitätsfern. Die weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands sorgt für steigende Kritik am System deutscher Interessenvertretung. Manch Befürworter des liberalisierten Marktes denkt gar offen über deren Abschaffung nach.
Dass Gewerkschaften aber nicht nur „Arbeitplatzvernichter“, wenn überhaupt, sind, soll im Folgenden dargelegt werden. Ihre Relevanz als kollektive Interessenvertretung der Arbeitnehmer bleibt für die Zukunft bestehen. Ein struktureller Neuaufbau und eine arbeitspolitische Neuorientierung werden hierfür vonnöten sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der internationale Arbeitsmarkt
- Der nationale Arbeitsmarkt
- Bekenntschaft mit Prekarität
- Kollektive Interessenvertretung auf dem Rückzug
- Gefährden Gewerkschaften Arbeitsplätze?
- Strukturelle Starre behindert neue gewerkschaftliche Politik
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wandel des Arbeitsmarktes im Kontext des Shareholder-Kapitalismus und beleuchtet die Rolle der Gewerkschaften in diesem Umfeld. Sie analysiert die Auswirkungen der globalisierten Wirtschaft auf nationale Arbeitsmärkte und hinterfragt die traditionellen Arbeitsbeziehungen im Angesicht neuer Herausforderungen.
- Der Einfluss des Shareholder-Kapitalismus auf den Arbeitsmarkt
- Die Herausforderungen für Gewerkschaften im globalisierten Kontext
- Die Rolle von Prekarität und Kollektivverhandlungen
- Die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Neuorientierung
- Die Kritik an traditionellen Arbeitsbeziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Arbeitsmarkt im Kontext des Shareholder-Kapitalismus vor und zeigt die Herausforderungen für Gewerkschaften auf. Das erste Kapitel behandelt den internationalen Arbeitsmarkt und die Auswirkungen der Globalisierung auf nationale Wirtschaftssysteme. Im zweiten Kapitel werden die Auswirkungen der Globalisierung auf den nationalen Arbeitsmarkt beleuchtet, wobei die Themen Prekarität, Kollektivverhandlungen und die Rolle der Gewerkschaften im Fokus stehen. Das dritte Kapitel analysiert die Gründe für die strukturelle Starre der deutschen Gewerkschaften und diskutiert die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Neuorientierung.
Schlüsselwörter
Shareholder-Kapitalismus, Globalisierung, Arbeitsmarkt, Gewerkschaften, Prekarität, Kollektivverhandlungen, Interessenvertretung, Arbeitsbeziehungen, Standortkonkurrenz, Deregulierung.
- Citation du texte
- Magister Artium Matthias Alff (Auteur), 2005, Der Arbeitsmarkt im Shareholder-Kapitalismus und die Rolle der Gewerkschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72984