Die recusatio imperii des Tiberius Claudius Nero im September 14 nach Christus


Trabajo Escrito, 2007

15 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I „sine ira et studio“[1]?

II Die recusatio imperii des Tiberius Claudius Nero im September 14 nach Christus
1. Eine Begriffsbestimmung
1.1 Die Erklärung des lateinischen Ausdrucks
1.2 Die Bedeutung des Begriffs
2. Die antiken Überlieferungen und der moderne Forschungsstand
3. Ein kurzer Überblick über die Ereignisse im September 14 n. Chr.
4. Gründe für die recusatio und ihre Deutungen
4.1 negative Interpretationen
4.2 positivere Deutungsansätze
5. Theorien über das Ende der recusatio

III Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters

IV Quellen- und Literaturverzeichnis

I „sine ira et studio“ ?

Zu Beginn seiner Annalen schreibt Tacitus davon, dass er in seinem Geschichtswerk „den Prinzipat des Tiberius und seiner Nachfolger“[2] überliefern wolle und zwar ausdrücklich „sine ira et studio“, also „alles ohne Haß und Vorliebe“, da ihm dafür „jeglicher Grund fehlt.“[3] Beginnt man jedoch mit der Lektüre, so wird dem Leser recht schnell deutlich, dass Tacitus keineswegs auf die angekündigte unparteiische Art und Weise von der damaligen Zeit berichtet. Im Gegenteil, er „hat ein Bild des Kaisers Tiberius von großer suggestiver Kraft geschaffen“[4], welches durch eine sehr geschickte Darstellung vermittelt wird. So schreibt Tacitus über die Phase kurz vor Augustus Tod, dass „Gerüchte(n) über die kommenden Herrscher“ umgingen, denen zufolge „Tiberius Nero zwar in reifen Jahren“ sei, und „auch im Kriege erprobt, aber von dem alten, der Familie der Claudier angeborenem Hochmut beseelt, und viele Anzeichen von Grausamkeit, auch wenn er sie noch so sehr unterdrücke, brächen schon hervor.“ In dieser Formulierung wird deutlich, dass Tacitus zwar nicht selbst diese Aussage trifft, dafür bietet er trotz allem eine Charakterdarstellung, die sich natürlich, stetig weiter ausgeschmückt und wiederholt, im Kopf des Lesers festsetzt. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Beschreibung des Rhodos-Aufenthaltes von Tiberius, während dessen er „unter dem Anschein freiwilliger Zurückgezogenheit die Rolle eines Verbannten gespielt“, jedoch „auf nichts anderes als auf Haß, Heuchelei und geheime Lüste gesonnen.“[5] Diese indirekt subjektive Art der Beschreibung wird von Tacitus auch nach dem Tod und zu Beginn des Prinzipats Tiberius’ benutzt, um diesen von vornherein beim Rezipienten in einem negativen Licht erscheinen zu lassen. Sehr effektvoll beginnt der Autor mit dem Satz „Die erste Untat des neuen Prinzipats war die Ermordung des Agrippa Postumus.“[6] Tacitus beschuldigt Tiberius nicht direkt seinen zu dem Zeitpunkt einzigen „Rivalen“ ermordet zu haben, sondern lässt die Worte für sich sprechen, denn Tiberius stellt ja faktisch den Prinzipat dar.

Aufgrund dieser stets negativ gefärbten Geschichtsschreibung ist es unbedingt von Bedeutung immerzu auch andere antike Autoren sowie moderne Forschungsansichten herbeizuziehen, um ein möglichst vielseitiges Bild der damaligen Situation zu erhalten. Diese Hausarbeit stellt nun den Versuch dar, mittels der besagten vielfältigen Literatur einen kleine Einblick auf die recusatio imperii des Tiberius Nero zu werfen und dialektisch ihre Deutungen darzustellen.

II Die recusatio imperii des Tiberius Claudius Nero im September 14 nach Christus

1. Eine Begriffsbestimmung

Um die Herrschaftsverweigerung bzw. das Hinauszögern der Herrschaftsübernahme durch Tiberius im September 14 n. Chr. darstellen zu können, bedarf es wohl zu erst einmal einer genauen Bestimmung des Begriffes recusatio und seiner in den verschiedenen Geschichtswerken antiker und moderner Natur gebräuchlicher Synonyme. Demnach folgt nun zunächst eine Definition und dann eine Erläuterung darüber, welchen Hintergrund und welche Bedeutung dieser Begriff in der Theorie und Praxis besitzt.

1.1 Die Erklärung des lateinischen Ausdrucks

Das Wort recusatio bedeutet in der Übersetzung des Pons Wörterbuch für Schule und Studium „1.Ablehnung, Weigerung“[7]. Tacitus gebraucht den Ausdruck „cunctabundus“[8], um das zögernde Verhalten Tiberius vor dem Senat während der Zeit des Interregnums zu beschreiben. Es lautet nach Pons übersetzt „zögernd, zaudernd“[9]. Sueton verwendet im gleichen Zusammenhang die Worte „recusavit“, „cunctatione“[10] und „Cunctandi“[11], deren Übersetzungen in ihren Grundformen unter anderem „ablehnen, zurückweisen, etw. ausschlagen, sich sträuben“[12], „das Zögern, Zaudern, Unentschlossenheit; Zurückhaltung;“ und „zögern, zaudern; “[13] lauten. Bei Velleius tritt das Wort „recusare“[14] bei der Behandlung des Themas der recusatio tiberii auf, es stellt die Grundform zum von Sueton verwendeten „recusavit“ in derselben Bedeutung dar.

1.2 Die Bedeutung des Begriffes

Um später auf die hier aktuelle recusatio imperii des Tiberius eingehen zu können, ist es notwendig zunächst einmal kurz zu klären, was diese Zurückweisung bzw. das Hinauszögern der Herrschaft in der Theorie tatsächlich bedeutet. Ulrich Huttner gibt in seiner Dissertation zum Thema eine gelungene Kurzdefinition: Recusatio imperii bedeutet also die lediglich inszenierte, oder aber die konsequente Ablehnung der Machtübernahme durch den Prätendenten.“[15] Der Grundgedanke, der hinter dem Prinzip dieser Herrschaftsablehnung steht, ist letztendlich die Legitimierung der eigenen Herrschaft. „Der princeps wird als der bestmögliche Anführer durch einen breiten Konsens“ (gemeint sind das Volk bzw. der Senat) „ausersehen, die Macht wird ihm übertragen, er drängt sich nicht danach und unterscheidet sich so darin vom Tyrannen.“[16] Dies bedeutet also, dass der betreffende Kandidat gewählt wird, und durch diese Erwählung wird seine Herrschaft legitimiert. In diesem Zusammenhang steht nun auch die Zurückweisung der Regierungsgewalt: selbst wenn deutlich ist, wer der zukünftige Herrscher sein wird, muss bzw. sollte dieser die Macht zunächst zurückweisen, damit nach Konsens und Akklamation durch die Masse seine Herrschaft als rechtmäßig anerkannt werden kann. Hinzu kommt dass der Prätendent durch die recusatio auch herausstellt, dass er nicht machthungrig ist und der Herrschaftsübernahme würdig aufgrund seines maßvollen Charakters.[17]

Soweit zur Theorie über die recuastio imperii.

2. Die antiken Überlieferungen und der moderne Forschungsstand

Um die tiberische recusatio imperii dialektisch darstellen zu können, ist es wichtig verschieden antike Quellen und auch moderne Blickwinkel auf das Thema herbeizuziehen. In dieser Arbeit werden zum einen die entsprechenden Passagen in den Annalen des Tacitus verwendet, welche da wären die Kapitel sieben und elf bis dreizehn im ersten Buch[18] als grundlegende Basis. Verglichen werden diese Interpretation und Schilderungen mit denen des Sueton in seiner vita über Tiberius Kapitel 24/25[19], der Entsprechung im Buch 57 des Cassius Dio, Kapitel 1-3[20] und der dazu gehörigen Beschreibung bei Velleius Paterculus im zweiten Buch Kapitel 124. Den modernen Forschungsstand betreffend werde ich hauptsächlich auf die Beiträge von Huttner[21], Flach[22], Shotter[23], Levick[24] und Baar[25] eingehen. An dieser Stelle sei vermerkt, dass sich die Antike, vertreten durch Tacitus, Sueton und Cassius Dio, mit ihrem negativen Tenor dem Versuch der modernen Forschung, exklusive des Buches von Baar, die recusatio des Tiberius etwas positiver und vor allem objektiver zu schildern und zu interpretieren, gut für eine dialektische Darstellung des Themas gegenüberstellen lassen.

[...]


[1] C.Tacitus, Annalen. Lateinisch-Deutsch. Ed. von Carl Hoffmann. München 1954. S.6, Tac. I,1,3.

[2] Ebenda, S.7.

[3] Ebenda, S.7.

[4] U. Knoche, Zur Beurteilung des Kaisers Tiberius durch Tacitus. In: Gymnasium 70, Heft 3. Heidelberg 1963. S.211.

[5] Tacitus, Annalen. S.11.

[6] Ebenda, S.13.

[7] Pons Wörterbuch für Schule und Studium. Lateinisch-Deutsch. Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig 1986. S.876.

[8] Tacitus, Annalen. S.16, Tac. I,7,5.

[9]. Pons Wörterbuch, S.242.

[10] C. Suetoni Tranquilli, Opera Vol.I. De Vita Caesarum. Libri VIII. Recensuit Maximilianus Ihm. Editio Minor. Stuttgart 1958. S.125. Sueton, Tiberius 24,1.

[11] Ebenda, S.125. Sue., Tib. 25,1.

[12] Pons Wörterbuch, S.876.

[13] Ebenda, S.242.

[14] Huttner, Recusatio Imperii. S. 138/139, Velleius II, 124, 2.

[15] U. Huttner, Recusatio Imperii. Ein politisches Ritual zwischen Ethik und Taktik. Spudasmata, Band 93. Hildesheim, Zürich, New York 2004. S.16.

[16] Ebenda, S.23.

[17] Ebenda, S.22-30.

[18] Tacitus, Annalen. Tac. I,7 und 11-13.

[19] Sueton, De Vita Caesarum. Sue., Tib 24,25. Sowie die Übersetzung: Sueton, Cäsarenleben. Herausgegeben und erläutert von Max Heinemann. Mit einer Einleitung von Rudolf Till. Stuttgart 1957. S. 182-185.

[20] Cassius Dio, Römische Geschichte. Band IV, Bücher 51-60. Übersetzt von Otto Veh. München 1995. Dio 57,1-3.

[21] Huttner, Recusatio Imperii.

[22] D.Flach, Der Regierungsanfang des Tiberius. In: Historia 22, 1973. S.552-569.

[23] D.Shotter, Tiberius Caesar. London und New York 2004.

[24] B.Levick, Tiberius the politician. London 1976.

[25] M.Baar, Das Bild des Kaisers Tiberius bei Tacitus, Sueton und Cassius Dio. Stuttgart 1990.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Die recusatio imperii des Tiberius Claudius Nero im September 14 nach Christus
Universidad
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg
Calificación
1,3
Autor
Año
2007
Páginas
15
No. de catálogo
V72988
ISBN (Ebook)
9783638731065
Tamaño de fichero
412 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Tiberius, Claudius, Nero, September, Christus
Citar trabajo
Marie-Christin Schwab (Autor), 2007, Die recusatio imperii des Tiberius Claudius Nero im September 14 nach Christus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72988

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