Architektur und Ästhetik des Berliner Holocaust-Mahnmals


Exposé (Elaboration), 2007

20 Pages, Note: 1,4


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Wie baut Eisenman das Denkmal für die ermordeten Juden Europas auf und was soll es bewirken

2. Der Architekt
2.1. Peter Eisenman
2.2. Dekonstruktivismus & Werk

3. Das Mahnmal: Allgemeines zum Mahnma

4. Architektur und Ästhetik
4.1. Mahnma
4.2. Ort der Informatio
4.3. Eindrücke und Emotione

5. Fazit: Gelungene Kombination aus Emotionen und Wisse

6. Quellen und Literatur

7. Abbildungen

1. Einleitung

In der Vergangenheit haben Denkmäler immer schon einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen. Es gibt unzählige Gedenklisten, eine Vielzahl an Monumenten für unterschiedlichste politische Gruppen und großen Persönlichkeiten oder ganze Museen, die an gewisse Ereignisse gedenken sollen.[1]

Berlin ist nicht nur Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch die Hauptstadt der Denkmäler. Aufgrund der historischen und politischen Vergangenheit gibt es in Berlin eine hohe Anzahl an Gedächtnisstätten. In erster Linie sind Orte wie die Berliner Mauer, das Brandenburger Tor oder Checkpoint Charlie Anlaufstellen für Touristen aus der ganzen Welt. Seit 2005 hat Berlin ein außergewöhnliches und zwiespältiges Mahnmal dazu erhalten. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurde in diesem Jahr fertig gestellt. Der Architekt, Peter Eisenman, hat es in Verbindung mit dem Ort der Information inmitten Berlins errichten lassen. Schon vor Beginn der Planungen wurde über dieses Denkmal sehr kontrovers diskutiert. Ob ein Einschluss von anderen ermordeten Menschengruppen wie Sinti und Roma oder Homosexuellen stattfinden sollte, wurde von Anfang an abgelehnt.[2]

Selbst nach der Fertigstellung des Denkmals sind die Meinungen immer noch sehr unterschiedlich. Dennoch ist es Publikumsmagnet und zog in den vergangenen zwei Jahren seit der Eröffnung am 12.5.2005 über 3 Millionen Besucher an.[3]

Nach 60 Jahren Kriegsende hat die Bundesrepublik Deutschland einen zentralen Erinnerungsort für die ermordeten Juden durch den Holocaust. Nichtsdestotrotz wird dieser Ort nicht überall begrüßt. Die Bundesregierung hat erst nach langer Debatte entschieden, dass Peter Eisenman seinen Entwurf verwirklichen darf.[4] Wenn ein Denkmal schon im Vorfeld solch eine Diskussion hervorruft, kann es den Sinn erfüllen, an die Toten des Nationalsozialismus zu erinnern? Der Architekt hat die Möglichkeiten, dies zu schaffen. Er muss Mittel finden, mit denen er bezweckt, alle Gruppen von Menschen, gleichwohl was der Grund für den Besuch des Denkmals ist, zu erreichen. Er muss die Verbindung zwischen Mensch und Denkmal herstellen und aufrecht erhalten.

In der folgenden schriftlichen Ausarbeitung zum Thema „Architektur und Denkmal III – Das Holocaust Mahnmal - Architektur und Ästhetik des Mahnmals“ werde ich mich mit den gestalterischen Mitteln von Peter Eisenman auseinandersetzen und das Denkmal näher beschreiben, um aufzuzeigen, wie das Mahnmal wirkt und wirken kann.

2.1. Der Architekt: Peter Eisenman

Um eine Architektur näher kennen lernen zu können, muss man sich zuerst mit dem Planer und Gestalter dieses Werkes auseinandersetzen. Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas wurde von Peter Eisenman entworfen und bis zur Einweihung durch ihn begleitet. Geboren wurde er am 11.08.1932 in Newark, New Jersey. Seine Laufbahn als Architekt startet er 1951, als er an der Cornell University in Ithaca und der Columbia University in New York beginnt, Architektur zu studieren. 1963 beendet er sein Studium mit der Doktorarbeit über Entwurfstheorien. Er ist außerdem Mitbegründer der New York Five, einer Architektengruppe die aus namenhaften Personen bestand, wie Michael Graves, Charles Gwathmey, John Hejduk und Richard Meier, die sich dem bedeutendem Architekten Le Corbusier verschieb, dessen Bauten immer nach ästhetischen Richtlinien gestaltet wurden. Neben seiner Tätigkeit und Karriere als Architekt ist er zugleich auch Autor und Hochschullehrer. Anfang der 80er Jahre gründet er sein eigenes Architektenbüro. Seine Werke sind durch den Dekonstruktivismus geprägt.[5] Peter Eisenman verbirgt hinter seiner Architektur auch Aussagekraft und Intention. In seinen Augen hat Architektur und Kunst eine kritische Funktion. Er will durch Provokation in erster Linie die Auseinandersetzung mit dem inhaltlichen Gegenstand beginnen. Nur durch diese so genannte „Architektur der Erinnerung“ kann solch eine Auseinander­setzung stattfinden. Wichtig sei es, die Aufarbeitung mit der Vergangenheit zu erreichen. Erst durch diese beiden Komponenten, Auseinandersetzung und Aufarbeitung, kann er sein architektonisches Ziel erreichen, nämlich den Denkprozess jedes einzelnen Be­trachters anzuregen. Ihm ist es wichtig, dass sich jeder Betrachter damit befasst. Seine Bauten sind keineswegs eindeutige Aussagen, sondern so ausgelegt, dass kontroverse und unterschiedliche Meinungen entstehen, ausschlaggebend ist nur, ein Entwicklungs- und Denkprozess bei jedem Besuchers zu erreichen. Hier beginnt Eisenmans Angriff auf den herkömmlichen Symbol- und Denkmalbegriff.

„Symbole haben eine sinnbildliche Bedeutung oder Darstellung, es sind sichtbare, klangliche, rituelle oder gedankliche Zeichen, die auf einen sonst nicht wahrnehmbaren Sinngehalt verweisen.“[6] Eisenman erreicht diesen Symbolcharakter auf der Provokations­ebene. Seine Denkmäler, Mahnmale und Bauwerke sollen durch Provokation anregen, sich selbst mit einer Thematik zu beschäftigen und sich eine Meinung zu bilden. Bezeichnend für alles, was er konstruiert und umsetzt, ist eine seiner Aussagen, die er über Kunst und Architektur getroffen hat: „art has always been critical of life.“[7]

2.2. Dekonstruktivismus

„Der Dekonstruktivismus ist eine Architekturrichtung, in den 1980er- und 1990er-Jahren beginnend, die abgeleitet vom Lebensgefühl dieser Zeit auf den ganzheitlichen Sinnzusammenhang verzichtet. Der traditionelle konstruktive Architektenentwurf wird zugunsten von fragmentierten, zerstückelten, zersplitterten und wieder neu zusammen­gesetzten „Baumassen“ aufgegeben. Alternativ zum Senkrecht und Waagerecht, zu den Gesetzen von Tragen und Lasten, werden schräg gestellte Wände, abfallende oder ansteigende Decken und Böden, unregelmäßig geneigte oder ins Leere gehende Stützen, wahllos verteilte, unregelmäßige Fassadenöffnungen, sich durchdringende Bauelemente, disharmonische Farbigkeit und Materialzusammenstellung für beabsichtigte Brüche vorgeführt.“[8]

Eisenman prägte diese Stilrichtung entscheidend mit und konnte dennoch durch seine widersprüchlichen Konstruktionen einen hohen Stellenwert als Architekt in der modernen Baukunst erlangen. Er sieht Architektur als eine Art „Spiel von Formen und Strukturen“[9] an. Er lässt ihnen sozusagen freien Lauf. Für ihn gibt es keine einheitlichen, vorgegebenen Formen, sondern er nimmt bei jedem seiner Projekte neue Verlaufsstrukturen und Materialien in seine Konstruktionen mit auf, um dieses Spiel weiter vorantreiben zu können.

Werke und Bauten

Eines seiner bekanntesten Werke ist das Ciudad de la Cultura de Galicia (Baujahr 1999 – heute) in Santiago de Compostela in Spanien. Weiterhin sind das Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Baujahr 1998 – 2005) in Berlin und das Wexner Center (Baujahr 1983 – 1989) in Columbus, Ohio (Abb. 1) herausragende Werke, die zu seinen Vorzeigeobjekten geworden sind. Auch das Fussballstadion (Baujahr 2001) für die beiden Münchener Vereine FC Bayern München und TSV 1860 München sind durch sein Architektenbüro entworfen worden.[10] Anhand des Wexner-Centers sind die dekonstruktiven Gestaltungsformen sehr gut zu erkennen. Die Stahlkonstruktion, die sich über die Länge des gesamten Komplexes zieht, hat keinerlei Funktion, sie schützt weder vor Regen, Schnee oder Sonne, noch hat sie einen statischen Grund oder hält das Gebäude zusammen. Der Sinn fehlt. Außerdem sind die Türme oder Schornsteine, die an den Ecken des Centers angebracht sind, in der Mitte geteilt. Sie erfüllen auf keinen Fall die Funktionen der eigentlichen Bauelemente. All das sind starke Ausprägungen des Dekonstruktivismus, die Eisenman gerne benutzt.

[...]


[1] Vgl. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation II. Bonn (2000), S. 106 f.

[2] Ebd.

[3] Engel, Esteban: Ort der Besinnung und Touristenmagnet. http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/8/0,3672,3932264,00.html,17.02.07

[4] Vgl. Deutscher Bundestag. Stenographischer Bericht. 48. Sitzung. Bonn (1999), S. 4110 f.

[5] Vgl. Peter David Eisenman. http://biografien.focus.de/templ/te_bio.php?PID=1583&RID=1, 17.02.07

[6] Bedürftig, Friedmann, Fremdwörterlexikon

[7] Architekt Eisenman. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/20/0,4070,2292564-5,00.html, 17.02.07, (o.V.)

[8] Duden Kunst. Mannheim (2005), S. 327 f.

[9] Duden Kunstgeschichte II. Mannheim (2003), S. 50 f.

[10] Past projects. www.eisenmanarchitects.com, 17.02.07, (o.V.)

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Architektur und Ästhetik des Berliner Holocaust-Mahnmals
Université
Justus-Liebig-University Giessen  (Institut für Politikwissenschaft)
Cours
Visuelle politische Kommunikation - WS 06/07
Note
1,4
Auteur
Année
2007
Pages
20
N° de catalogue
V73036
ISBN (ebook)
9783638716642
ISBN (Livre)
9783638820936
Taille d'un fichier
1132 KB
Langue
allemand
Mots clés
Architektur, Berliner, Holocaust-Mahnmals, Visuelle, Kommunikation
Citation du texte
Lutz Mueller (Auteur), 2007, Architektur und Ästhetik des Berliner Holocaust-Mahnmals, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73036

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