Mit der außerplanmäßigen Abschreibung und der Verbindlichkeitsrückstellung stehen im deutschen Bilanzrecht (GoB und IFRS) zwei unterschiedliche Instrumente zur Abbildung eines möglicherweise identischen Sachverhalts zur Verfügung. So sind typischerweise beim Erwerb eines Grundstücks mit unbekannten Altlasten die Voraussetzungen sowohl für eine aktivische als auch für eine passivische Berücksichtigung der Kontamination gegeben. Ist die Belastung bereits vor dem Kauf bekannt, wird diese regelmäßig zu einer Minderung des Kaufpreises führen. Die anfallenden Sanierungsaufwendungen sind dann nach GoB und IFRS als nachträgliche Anschaffungskosten zu aktivieren.
In dieser Arbeit wird angenommen, dass die Voraussetzungen für den Einsatz beider Bilanzierungsalternativen gleichermaßen erfüllt sind. Während die Möglichkeit der Rückstellungsbildung für die betrachteten Sachverhalte auch nach IFRS unstrittig erscheint, ist in einem ersten Schritt zu prüfen, ob in den verschiedenen Wertkonzeptionen der IFRS die Voraussetzungen für eine außerplanmäßige Abschreibung gegeben sind.
Der erste Hauptteil der Arbeit (Teil B) befasst sich mit der Problemdarstellung und Auflösung aus Sicht des HGB. Im sich daran anschließenden Teil wird die Problematik aus der Perspektive der IFRS beleuchtet. Gleichzeitig werden die Ergebnisse der beiden Bilanzierungskonzepte miteinander verglichen (Teil C). Zunächst werden jeweils die Instrumente der außerplanmäßigen Abschreibung und Rückstellung dargestellt, bevor auf die Konkurrenzproblematik am Beispiel von kontaminierten Immobilien im Anlagevermögen eingegangen wird. Zur Lösungsfindung wird im Bereich der handelsrechtlichen Bilanzierung zwischen Grundstücken und Gebäuden differenziert. Nach einer Darstellung und Würdigung der Literaturthesen zur Grundstücksproblematik (B.II.1.a) wird eine mögliche Auflösung des Bilanzierungskonflikts mittels Auslegung der GoB (B.II.1.b und B.II.2.b) diskutiert. Bei der Konkurrenzabwägung nach IFRS erfolgt eine Abgrenzung zwischen der Bilanzierung zum Anschaffungskostenmodell (C.II.1) und der Zeitwertbilanzierung (C.II.2). Nach der Analyse einschlägiger Standards (C.II.1.b.aa) wird im weiteren Verlauf ein möglicher Lösungsweg im Rückgriff auf die Informationsfunktion der IFRS entwickelt (C.II.1.b.bb und C.II.2.c).
Inhaltsverzeichnis
- A. Problemstellung
- B. Kritischer Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im System der GoB
- I. Außerplanmäßige Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im System der GoB
- II. Das Verhältnis von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im System der GoB am Beispiel von kontaminierten Immobilien im Anlagevermögen
- C. Kritischer Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS sowie Vergleich zu den Regelungen nach GoB
- I. Außerplanmäßige Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS und Vergleich zu den Regelungen nach GoB
- II. Das Verhältnis von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS sowie Vergleich zu den Regelungen nach GoB am Beispiel von kontaminierten Immobilien im Anlagevermögen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit einem kritischen Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im deutschen Bilanzrecht (GoB und IAS/IFRS). Ziel ist es, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Rechnungslegungsstandards aufzuzeigen und deren Auswirkungen auf die Bilanzierung zu analysieren.
- Vergleich der Bilanzierung von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen nach GoB.
- Analyse des Konkurrenzverhältnisses zwischen außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen im Kontext kontaminierter Immobilien.
- Gegenüberstellung der Regelungen zu außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS.
- Vergleich der IFRS-Regelungen mit den GoB-Regelungen.
- Untersuchung des Konkurrenzverhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS am Beispiel kontaminierter Immobilien.
Zusammenfassung der Kapitel
A. Problemstellung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt die Forschungsfrage der Arbeit: den kritischen Vergleich der Bilanzierung von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen unter GoB und IFRS, insbesondere im Kontext von Umweltschäden an Immobilien. Es wird die Relevanz des Themas für die Praxis betont und der methodische Ansatz der Arbeit skizziert.
B. Kritischer Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im System der GoB: Dieses Kapitel analysiert die Regelungen zu außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen im deutschen Handelsgesetzbuch (GoB). Es werden die jeweiligen Ansatzvoraussetzungen, insbesondere das Vermögenslastprinzip und die Greifbarkeit bei Rückstellungen sowie die Kriterien für außerplanmäßige Abschreibungen wie Dauerhaftigkeit der Wertminderung detailliert untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf dem Konkurrenzverhältnis beider Bilanzierungsmethoden im Fall kontaminierter Immobilien (sowohl abnutzbares als auch nicht abnutzbares Anlagevermögen), wobei verschiedene Thesen zur Prioritätsfrage diskutiert werden. Die Problematik der möglichen Doppelberücksichtigung wird ebenfalls kritisch beleuchtet, und es wird eine zweckkonforme Lösung im Rahmen der GoB vorgeschlagen. Die unterschiedlichen Behandlungen von Sanierungskosten je nach gewählter Bilanzierungsmethode (Rückstellung oder Abschreibung) werden ebenfalls eingehend betrachtet.
C. Kritischer Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS sowie Vergleich zu den Regelungen nach GoB: Dieses Kapitel vergleicht die Regelungen zu außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach IFRS mit denen der GoB. Es wird zunächst der Ansatz von Rückstellungen nach IAS 37 detailliert untersucht, einschließlich der Kriterien der gegenwärtigen Verpflichtung, der Wahrscheinlichkeit des Ressourcenabflusses und der zuverlässigen Schätzbarkeit. Anschließend werden die Regelungen zu außerplanmäßigen Abschreibungen nach IAS 36 analysiert, einschließlich des Wertminderungstests, der Ermittlung des erzielbaren Betrags (Fair Value less Costs to Sell und Value in Use) und der Problematik der Bewertung von "cash generating units" und "corporate assets". Der Vergleich mit den GoB-Regelungen konzentriert sich auf die Unterschiede in den Ansatzkriterien und der Behandlung des Konkurrenzverhältnisses zwischen Abschreibungen und Rückstellungen, insbesondere im Fall von Immobilien mit Umweltbelastungen. Die Unterschiede der Bilanzierungsmethoden unter Anwendung des Anschaffungskostenmodells im Vergleich zur Neubewertung nach IAS 16 und der Zeitwertbilanzierung nach IAS 40 werden ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Außerplanmäßige Abschreibungen, Verbindlichkeitsrückstellungen, GoB, IFRS, IAS 37, IAS 36, Kontaminierte Immobilien, Umweltbelastungen, Wertminderung, Realisationsprinzip, Vermögenslastprinzip, Greifbarkeit, Bewertung, Bilanzierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Außerplanmäßige Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im Vergleich von GoB und IFRS
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit vergleicht kritisch das Verhältnis von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im deutschen Bilanzrecht (GoB) und den International Financial Reporting Standards (IFRS). Der Fokus liegt auf den Unterschieden und Gemeinsamkeiten beider Rechnungslegungsstandards und deren Auswirkungen auf die Bilanzierung, insbesondere am Beispiel kontaminierter Immobilien.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die Bilanzierung von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach GoB, analysiert deren Konkurrenzverhältnis im Kontext kontaminierter Immobilien, vergleicht die IFRS-Regelungen mit denen der GoB und untersucht dieses Konkurrenzverhältnis auch unter IFRS. Dabei werden die Ansatzkriterien, die Bewertung und die unterschiedliche Behandlung von Sanierungskosten detailliert betrachtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Die Problemstellung führt in die Thematik ein. Der zweite Teil analysiert das Verhältnis von außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen nach GoB, der dritte Teil vergleicht die IFRS-Regelungen mit den GoB-Regelungen, jeweils mit Fokus auf kontaminierte Immobilien.
Welche Bilanzierungsmethoden werden verglichen?
Es werden außerplanmäßige Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuchs (GoB) und den International Financial Reporting Standards (IFRS) verglichen. Der Vergleich umfasst die Ansatzvoraussetzungen, die Bewertungskriterien und die Behandlung von Sanierungskosten.
Welches Beispiel wird zur Veranschaulichung verwendet?
Kontaminierte Immobilien im Anlagevermögen dienen als zentrales Beispiel zur Illustration der unterschiedlichen Bilanzierungsmethoden und des Konkurrenzverhältnisses zwischen außerplanmäßigen Abschreibungen und Rückstellungen unter GoB und IFRS.
Welche Standards werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht detailliert die relevanten Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs (GoB) sowie die International Accounting Standards IAS 36 (Impairment of Assets) und IAS 37 (Provisions, Contingent Liabilities and Contingent Assets).
Welche zentralen Unterschiede zwischen GoB und IFRS werden aufgezeigt?
Die Arbeit hebt die Unterschiede in den Ansatzkriterien für außerplanmäßige Abschreibungen und Rückstellungen, die Bewertungsansätze (z.B. Anschaffungskostenmodell vs. Neubewertung) und die Behandlung des Konkurrenzverhältnisses beider Methoden hervor. Die unterschiedliche Behandlung von Sanierungskosten je nach gewählter Bilanzierungsmethode wird ebenfalls diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Außerplanmäßige Abschreibungen, Verbindlichkeitsrückstellungen, GoB, IFRS, IAS 37, IAS 36, Kontaminierte Immobilien, Umweltbelastungen, Wertminderung, Realisationsprinzip, Vermögenslastprinzip, Greifbarkeit, Bewertung, Bilanzierung.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit der Bilanzierung im Kontext von GoB und IFRS befassen, insbesondere für Wirtschaftsprüfer, Bilanzbuchhalter und Studierende der Wirtschaftswissenschaften.
- Citation du texte
- Mathias Laubert (Auteur), 2006, Kritischer Vergleich des Verhältnisses von außerplanmäßigen Abschreibungen und Verbindlichkeitsrückstellungen im deutschen Bilanzrecht (GoB und IAS/IFRS), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73210