Die vorliegende Hausarbeit unternimmt den Versuch, die Wurzeln des noch heute latent wirksamen Stereotyps der „milden Weiblichkeit“ in der Zeit vom frühen Biedermeier (ab 1915) bis zum Beginn des 20. Jahrhundert auszugraben. Im Zentrum der Betrachtung steht das Titel gebende „Klavier als Instrument weiblicher Erziehung“. Der Begriff „Instrument“ wird dabei durchaus im doppelten Sinn verstanden, nämlich als Werkzeug zur Erzeugung von Musik einerseits (dieser Aspekt soll eine untergeordnete Rolle spielen) und andererseits als Mittel zur subtilen, musikalisch-codierten Vermittlung weiblicher Rollenideale, wie sie die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert in der ihr eigenen Schärfe und Konsequenz auf die pädagogische Agenda gesetzt hatte.
Nach einer kurzen Bestandsaufnahme zur Rolle der Frau im 19. Jahrhundert („Gesegnete Häuslichkeit“) soll zunächst versucht werden, den innerfamiliären Bedingungen dieser gesamtgesellschaftlichen Situation durch Analyse der bürgerlichern Erziehungsmethoden näher zu kommen („Die Kunst des harmlosen Parlierens“). Im Anschluss konzentriert sich der Hauptteil auf das Klavier - allerdings nicht als Instrument zur Vermittlung ästhetischer Botschaften, sondern vielmehr in seiner Verwendung als (musikalisches) Mittel zum (pädagogischen) Zweck. Dabei sollen neben der Analyse von Motivation, Ablauf und Ziel des Klavierunterrichts junger Mädchen im 19. Jahrhundert auch verwandte Aspekte rund ums Klavier, wie etwa die zeitgenössische Kritik am Klavierunterricht, das Phänomen der Salonmusik und die Rolle des Klaviers im Rahmen der Eheanbahnung, behandelt werden.
Im abschließenden dritten Teil ist dann vom doppelten Ende der „schwarzen“ Klavier-Pädagogik (d. h. der systematischen Installation eines gesellschaftlichen Über-Ichs im Kinde) die Rede. Der Fokus hierbei liegt zunächst auf deren Aussetzen innerhalb individuell-biografischer Kontexte („Die verheiratete Frau und das Klavier“), schließlich auf dem gesellschaftlichen Zusammenbruch des Klaviers als Instrument weiblicher Erziehung, der sich analog zum Niedergang des überkommenen Frauenbildes vollziehen sollte, wie es sich insbesondere in der Epoche des Biedermeier manifestiert hat; oder besser: wie es manifestiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
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- Generelle Einleitung
- Aspekte, Aufbau und Ziel der Hausarbeit
- „Gesegnete Häuslichkeit“
- Die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert
- Die Kunst des harmlosen Parlierens
- Was müssen Biedermeier-Mädchen lernen?
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- Das Klavier als Instrument weiblicher Erziehung
- Kann man Kunst dressieren?
- Das Klavier als Kunst-Killer
- Kritik am Klavierunterricht als Massenphänomen
- Das Klavier als Träume-Generator
- Wie bürgerliche Mädchen aus dem Alltag fliehen
- Das Klavier als Status-Objekt
- Zu Gast im Salon
- Das Klavier als Kuppler
- Eheschließung auf Tastendruck
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- Vom Ende der Erziehung
- Die verheiratete Frau und das Klavier
- Vom Ende einer Epoche
- Niedergang der Piano-Dressur und neue Weiblichkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Rolle des Klaviers als Instrument weiblicher Erziehung im 19. Jahrhundert, insbesondere im Kontext des Biedermeier. Sie analysiert, wie das Klavier als Werkzeug zur Vermittlung von weiblichen Rollenidealen und zur subtilen Kodierung von gesellschaftlichen Erwartungen diente. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Bedingungen und die pädagogischen Methoden, die mit dem Klavierunterricht für junge Mädchen verbunden waren.
- Das Klavier als Mittel zur Vermittlung von weiblichen Rollenbildern
- Die Kritik am Klavierunterricht als Massenphänomen
- Das Klavier als Symbol für Status und gesellschaftliche Zugehörigkeit
- Die Rolle des Klaviers im Rahmen der Eheanbahnung
- Der Niedergang der „Piano-Dressur“ und die Entwicklung eines neuen Frauenbildes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, insbesondere im Kontext des Biedermeier, und führt das Klavier als zentrales Thema der Arbeit ein. Das erste Kapitel beleuchtet die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert und analysiert das Idealbild der „Gesegneten Häuslichkeit“. Im Anschluss werden die Erziehungsmethoden der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert und die Bedeutung des Klaviers als Instrument zur Vermittlung von Tugenden untersucht. Der Hauptteil der Arbeit analysiert das Klavier als Instrument weiblicher Erziehung und beleuchtet verschiedene Aspekte des Klavierunterrichts, wie z. B. die Motivation, den Ablauf und die Ziele des Unterrichts. Außerdem werden die zeitgenössische Kritik am Klavierunterricht, das Phänomen der Salonmusik und die Rolle des Klaviers im Rahmen der Eheanbahnung behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf das Klavier als Instrument weiblicher Erziehung im 19. Jahrhundert. Zu den zentralen Themen zählen die Rolle der Frau im Biedermeier, die bürgerliche Erziehungsmethoden, die Kritik am Klavierunterricht, die Salonmusik und die Eheschließung. Weitere Schlüsselwörter sind: "Gesegnete Häuslichkeit", "Piano-Dressur", "weibliche Rollenideale", "gesellschaftliche Erwartungen", "Pädagogik", "Statussymbole", "Eheanbahnung".
- Citation du texte
- Benjamin Baum (Auteur), 2007, Das Klavier als Instrument weiblicher Erziehung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73212