1. Einleitung
„Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ so lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Dieses lässt sich auf das Verhalten der Justiz im Westen Deutschlands nach 1945 anwenden.
In der BRD wurde kein Jurist, der in der NS-Zeit willkürliche Urteile – mitunter Todesstrafen – ausgesprochen hat, verurteilt.
Dies lässt vermuten, dass die Juristen nach 1945 ihre belasteten Kollegen vor einem Schuldspruch geschützt haben.
Inwieweit haben die bundesdeutschen Juristen ihre Kollegen in Schutz genommen und sie vor einer Verurteilung bewahrt?
Diese Frage möchte ich versuchen im Folgenden zu beantworten.
Zunächst werde ich die Bedeutung der Juristen im Dritten Reich erläutern. Im Anschluss daran erfolgt eine Betrachtung der Entnazifizierung der Juristen von Seiten der Alliierten, wobei ich besonders auf die schrittweise Renazifzierung der Juristen durch das Gesetz 131 sowie auf den Nürnberger Juristenprozess Bezug nehmen werde.
Ein wichtiger Grund, weshalb es zu keiner Verurteilung der belasteten Juristen kam, ist der Missbrauch der Radbruch'schen Formel, auf die man sich immer wieder berufen hat, um das Unrecht, das begangen wurde, zu legitimieren. Die Radbruch'sche Formel bildet den nächsten Punkt meiner Untersuchung. Ein Beispiel für die Anwendung der Radbruch'schen Formel ist der Fall Rehse, bei dem es letzten Endes zu einem Freispruch kam, obwohl Hans-Joachim Rehse in seiner Tätigkeit als Richter am Volksgerichtshof mehr als 230 Todesurteile ausgesprochen hat.
Weitere Untersuchungspunkte meiner Arbeit werden die Anschuldigungen der DDR Ende der fünfziger Jahre sein und die Reaktion der deutschen Justiz darauf.
Abschließend werde ich auf den letzten gescheiterten Versuch der Entnazifizierung der Juristen eingehen – dem Volksgerichtshofverfahren.
In der Schlussbetrachtung erfolgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und es soll festgestellt werden, ob sich die Ausgangsfrage 'Inwieweit haben die bundesdeutschen Juristen ihre Kollegen in Schutz genommen und sie vor einer Verurteilung bewahrt?' beantworten lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bedeutung der Juristen im Dritten Reich
- Die Entnazifizierung von Seiten der Alliierten
- Die schrittweise Renazifizierung der Juristen: „Huckepack-Verfahren“ und das Gesetz 131
- Nürnberger Juristenprozess. Fall 3
- Was damals Recht war, kann heute doch nicht Unrecht sein.
- Die Radbruch'sche Formel
- Hans-Joachim Rehse
- Anschuldigungen von Seiten der DDR
- Blutrichterkampagne
- Reaktion der deutschen Justiz
- Volksgerichtshofverfahren
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Entnazifizierung von Juristen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie untersucht, inwieweit bundesdeutsche Juristen ihre belasteten Kollegen in Schutz genommen und sie vor Verurteilung bewahrt haben.
- Bedeutung der Juristen im Dritten Reich
- Entnazifizierung von Seiten der Alliierten
- Anwendung der Radbruch'schen Formel
- Anschuldigungen der DDR und die Reaktion der deutschen Justiz
- Volksgerichtshofverfahren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Entnazifizierung von Juristen in der BRD ein und stellt die zentrale Forschungsfrage.
Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung der Juristen im Dritten Reich und zeigt auf, wie sie zum Machterhalt des NS-Regimes beitrugen.
Kapitel 3 analysiert die Entnazifizierung der Juristen aus der Perspektive der Alliierten, insbesondere das „Huckepack-Verfahren“ und das Gesetz 131, sowie den Nürnberger Juristenprozess.
Kapitel 4 untersucht die Radbruch'sche Formel und ihre Anwendung in der Praxis, am Beispiel des Falles Rehse.
Kapitel 5 geht auf die Anschuldigungen der DDR gegen ehemalige NS-Juristen und die Reaktion der deutschen Justiz darauf ein.
Kapitel 6 behandelt das Volksgerichtshofverfahren als letzten gescheiterten Versuch der Entnazifizierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Schlüsselthemen wie Entnazifizierung, Justiz, NS-Zeit, Radbruch'sche Formel, Volksgerichtshof, Blutrichterkampagne, Bundesrepublik Deutschland, DDR, Rechtsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Verena Büchel (Autor:in), 2007, Entnazifizierung von Juristen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73361