Die anhaltende Tendenz zu mehr Markt, Wettbewerb u. überprüfbaren Leistungen auch im Non-Profit-Sektor hat in den letzten Jahren eine heftige Diskussion über die “Ökonomisierung der Sozialen Arbeit“ ausgelöst. Die Soziale Arbeit steht heute mehr als je zuvor unter Legitimations- u. Rechtfertigungsdruck bezüglich der Wirksamkeit u. Wirtschaftlichkeit ihrer Handlungsweise. Bedarfswirtschaftliche Unternehmen im intermediären Bereich sind gefordert, nicht nur Daten zu verarbeiten, die sich auf wirtschaftliche Effizienz u. Ertrag beziehen, sondern auch Datenmaterial zu berücksichtigen u. aufzubereiten, das Auskunft über Konzeptionen, Klientenverläufe, Diagnose, Anamnese, sozialpädagogische Interventionen, Pflege oder Outcome gibt. Das Verstehen wirtschaftspolitischer Zusammenhänge u. Kenntnisse über wirtschaftliches Denken sowie ökonomisch-unternehmerisches Handeln erhalten neben fachlichen Standards einen immer höherer Stellenwert.
In einem kurzen Exkurs über die geschichtliche Entwicklung der Pädagogik / Erziehungswissenschaft (EW) wird der Leser sensibilisiert für die Vielschichtigkeit der heutigen EW, deren wissenschaftliche Bandbreite sich von der „klassischen Erziehungstätigkeit“ bis in Bereiche der Erwachsenenbildung, betrieblichen Organisationsentwicklung, Personalcoaching u. Projektmanagement etc. erstreckt.
Um an den aktuellen Diskussionsstand in der Fachwelt heranzuführen, werden anschließend die themenrelevanten Begrifflichkeiten aus den unterschiedlich definierenden Fachterminologien herausgelöst, um diese auf im Non-Profit-Bereich verwertbare Definitionen zu dekodieren. Im zweiten Teil liegt der Analyseschwerpunkt der Arbeit auf dem Erkennen, Kennzeichnen, Definieren, Darstellen u. Beschreiben ökonomischer Ansätze u. Theorien in Verbindung mit den entsprechenden Management- u. insbesondere Qualitätsmanagementansätzen aus der Betriebs- u. Volkswirtschaftslehre sowie Messkonzepten zur Erfolgsmessung u. deren Übertragbarkeit auf den Bereich der Non-Profit-Organisationen. Dazu erörtert der Autor sowohl die Besonderheiten der Produktion personenbezogener sozialer Dienstleistungen als auch Fragen zur Effektivität, Effizienz u. Qualität in der Sozialen Arbeit. Die beiden einleitenden, theoretischen Teile bilden die Grundlage für die folgende Untersuchung zur Übertragbarkeit u. Wirkung verschiedener Ökonomisierungsansätze u. -konzepte auf die Praxis Sozialer Arbeit.
Experteninterviews u. eine kritische Bewertung runden die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Darstellung der Thematik
- Relevanz der Thematik
- Erziehungswissenschaftlicher Bezug
- Die Geschichte der Pädagogik als Entwicklungsgeschichte der Erziehungswissenschaft
- Erziehungswissenschaftliche Schwerpunkte
- Methoden der Erziehungswissenschaft
- Hermeneutisches Verstehen
- Empirische Methoden
- Qualitative Forschungsmethoden
- Themen- und Problembereiche einer Ökonomik für die Soziale Arbeit
- Methodische Überlegungen
- Methode der Arbeit
- Formal-methodische Vorgehensweise
- Recherche des zu analysierenden Datenmaterials
- Analyse des Datenmaterials
- Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Begriffliche und theoretische Grundlagen
- Ökonomisch-wirtschaftliche Grundbegriffe
- Ökonomie bzw. Ökonomik
- Wirtschaft(en)
- Ökonomisierung
- Bedürfnisse, Bedürfnisbefriedigung und Bedarf
- Bedürfnisse und Bedarf
- Klassifikation von Bedürfnissen
- Der Markt als Treffpunkt von Angebot und Nachfrage
- Angebot und Nachfrage
- Markt- oder Preismechanismus
- Käufer- und Verkäufermarkt
- Güter und Dienstleistungen
- Freie Güter und Wirtschaftsgüter
- Sachgüter und Dienstleistungen
- Private, öffentliche u. meritorische Güter u. Dienstleistungen
- Allokations- und Distributionssysteme von Gütern und Dienstleistungen
- Grundprinzipien des Wirtschaftens
- Rationalitätsprinzip und die Verwendung knapper Ressourcen
- Organisation des Wirtschaftsgeschehens
- Planwirtschaft
- Freie Marktwirtschaft
- Soziale Marktwirtschaft als „dritter“ Weg
- Grundbegriffe der Sozialen Arbeit
- Geschichte und Gegenwart der Sozialen Arbeit
- Inhalte und Funktion der Sozialen Arbeit
- Gesellschaftlicher Auftrag der Sozialen Arbeit
- Professionalisierungsdebatte und Diskurs um eine eigenständige Sozialarbeitswissenschaft
- Soziale Arbeit als Profession
- Bestrebungen um eine eigenständige Sozialarbeitswissenschaft
- Herausforderungen für die Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit als personenbezogene professionelle Dienstleistung
- Wirtschaftliches Denken und Soziale Arbeit
- Sozialökonomie
- Sozialmanagement
- Sozialwirtschaft
- Profit-Organisationen versus Non-Profit-Organisationen
- Profit-Organisationen
- Non-Profit-Organisationen
- Non-Profit-Organisationen aus ökonomischer Perspektive
- Non-Profit-Organisationen - eine Reaktion auf Marktversagen
- Non-Profit-Organisationen - eine Reaktion auf Staatsversagen
- Non-Profit-Organisationen und Stakteholder-Ansatz
- Non-Profit-Organisationen und sozio-ökonomische Rationalität
- Besonderheiten sozialwirtschaftlicher Dienstleistungsunternehmen im Non-Profit-Bereich
- Schlüsselbegriffe und Module der Ökonomik in der Sozialen Arbeit
- Ausgewählte Managementansätze für Non-Profit-Organisationen
- Das Freiburger Management-Modell
- Lean Management
- Kosten-, Leistungsrechnung und Controlling
- Organisations- und Personalentwicklung
- Qualitätsmanagement
- Kontraktmanagement
- Risikomanagement
- Balanced Scorecard
- Indikatoren und Kennziffern zur Erfolgsmessung in der Sozialen Arbeit
- Effizienz und Effektivität in der Sozialen Arbeit
- Effizienz
- Effektivität
- Zusammenhang zwischen Effizienz, Effektivität, Input, Output und Outcome
- Probleme bei der Beurteilung von Effizienz, Effektivität und Qualität der Sozialen Arbeit
- Outputdefinition und -messung
- Qualitätsdimensionierung und –sicherung
- Soziale Arbeit und Wohlfahrtsproduktion
- Volkswirtschaftliche Erfassung der Güter- und Dienstleistungsproduktion
- Modell des Wirtschaftskreislaufes
- Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
- Sozialprodukt und Volkseinkommen
- Sozialprodukt
- Volkseinkommen
- Sozialprodukt bzw. Volkseinkommen als Indikator für Wohlstand und Verteilung?
- Aktueller Forschungsstand: das Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Projekt
- Allokative Effizienz Sozialer Arbeit
- Wirtschaftlichkeit versus Qualität
- Messkonzepte in der Sozialen Arbeit – ökonomische Legitimation des Ressourceneinsatzes
- Kosten-Nutzen-Analyse
- Kosten-Effektivitäts-Analyse
- Praxisbeispiel zur Kosten-Nutzen- und Kosten-Effektivitäts-Analyse im Bereich der kommunalen Beschäftigungsförderung der Stadt Düsseldorf
- Nutzwert-Analyse
- Soziale Rechenschaftslegung
- Einführung grundlegender ökonomischer Konzepte und ihre Relevanz für die Soziale Arbeit
- Analyse der Ökonomisierungstendenzen in der Sozialen Arbeit und deren Folgen für die Profession
- Bewertung der Auswirkungen der Ökonomisierung auf die Qualität und Effizienz sozialer Dienstleistungen
- Diskussion der ethischen Herausforderungen im Kontext der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit
- Entwicklung von Lösungsansätzen und Perspektiven für eine zukunftsorientierte Soziale Arbeit im Spannungsfeld von Ökonomie und Ethik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive. Sie untersucht die Einbettung ökonomischer Prinzipien und Denkweisen in die Soziale Arbeit und analysiert die Auswirkungen auf die Profession und ihre Praxis.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit stellt die Thematik der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit vor und erläutert deren Relevanz aus erziehungswissenschaftlicher Sicht. Es werden historische und aktuelle Entwicklungen der Pädagogik und der Erziehungswissenschaft beleuchtet, die den heutigen Diskurs über die Ökonomisierung beeinflussen. Außerdem werden zentrale Methoden der Erziehungswissenschaft vorgestellt und die spezifischen Herausforderungen für die Soziale Arbeit im Kontext der Ökonomisierung erörtert.
Im zweiten Kapitel werden die methodischen Grundlagen der Arbeit dargelegt. Es werden die gewählte Methode, die Vorgehensweise bei der Recherche und Analyse des Datenmaterials sowie die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit erläutert.
Kapitel drei widmet sich der Erörterung wichtiger begrifflicher und theoretischer Grundlagen. Dabei werden zentrale ökonomische Grundbegriffe wie Ökonomie, Wirtschaften, Ökonomisierung, Bedürfnisse und Bedarf, der Markt, Güter und Dienstleistungen sowie Grundprinzipien des Wirtschaftens erläutert. Des Weiteren werden zentrale Grundbegriffe der Sozialen Arbeit wie ihre Geschichte, Inhalte und Funktion, der gesellschaftliche Auftrag und die Herausforderungen der Profession behandelt. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Denken und Sozialer Arbeit betrachtet, indem Konzepte wie Sozialökonomie, Sozialmanagement und Sozialwirtschaft diskutiert werden.
Kapitel vier beschäftigt sich mit der Erfolgsmessung in der Sozialen Arbeit. Es werden wichtige Indikatoren und Kennziffern wie Effizienz und Effektivität eingeführt und deren Bedeutung im Kontext der Ökonomisierung beleuchtet. Außerdem werden Probleme bei der Beurteilung von Effizienz, Effektivität und Qualität sozialer Dienstleistungen diskutiert. Es werden Modelle und Konzepte zur volkswirtschaftlichen Erfassung der Güter- und Dienstleistungsproduktion vorgestellt und die Frage nach der allokativen Effizienz sozialer Arbeit erörtert. Abschließend werden verschiedene Messkonzepte in der Sozialen Arbeit wie die Kosten-Nutzen-Analyse, die Kosten-Effektivitäts-Analyse und die Nutzwert-Analyse erläutert und die Bedeutung der sozialen Rechenschaftslegung in der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Ökonomisierung, Soziale Arbeit, Erziehungswissenschaft, Professionalisierung, Sozialmanagement, Sozialwirtschaft, Effizienz, Effektivität, Qualität, Indikatoren, Kennziffern, Kosten-Nutzen-Analyse, Kosten-Effektivitäts-Analyse, Non-Profit-Organisationen, Markversagen, Staatsversagen
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- Dipl.Päd. Dipl.Soz.arb. Klaus Bäcker (Author), 2006, Die Bedeutung der Ökonomie für die Soziale Arbeit und die Sozialpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73386