Seit der Eröffnung der ersten Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835 hat das Eisenbahnwesen in Deutschland eine turbulente Entwicklung seitens Art und Weise der Unternehmungsführung, des Images und der Konkurrenzsituation auf den Verkehrsmärkten durchlebt. Ursprünglich durch private Aktiengesellschaften finanziert, anschließend verstaatlicht, wird 1920 die Deutsche Reichsbahn gegründet. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Bahn einen Anteil von 70 % des Gesamtverkehrsaufkommens. In den 30er Jahren sowie nach dem zweiten Weltkrieg verlor die Bahn zunehmend an Marktanteilen, vor allem an den durch Flexibilität und höhere Kundenorientierung gekennzeichneten Kraftverkehr. In Westdeutschland wird die Bundesbahn nach dem Krieg in Behördenform im Staatseigentum weitergeführt und wirkt gegen die Konkurrenz auf der Straße eher schwerfällig und komplex. In Ostdeutschland behält die Bahn ihre Bezeichnung Reichsbahn und wird nach der Teilung Deutschlands in der sozia-listischen Planwirtschaft zentralistisch geleitet. Die Reichsbahn behielt bis zur Wende das Verkehrsmonopol. Im Westen hat der Behördenapparat dem Konkurrenzdruck nichts entgegenzusetzen. Das Schienennetz war seit dem Krieg stark beschädigt und vernachlässigt, die Maschinen veraltert und die Reparationszahlungen an die Siegermächte zu hoch. Das einst so profitable und imageträchtige Verkehrsunternehmen, vor allem im Hinblick auf die großen Leistungen im Wiederaufbau, entwickelte sich mehr und mehr zum Verlustgeschäft. Nach der Wiedervereinigung, Anfang der 90er Jahre, hatte die Bundesbahn/Reichsbahn bereits nur noch einen Marktanteil im Güterverkehr von unter 20 %. Gleichzeitig stieg der Schuldenberg drastisch an: in der Summe beliefen sich die Schulden 1994 auf ca. 34 Milliarden Euro. Eine Prognose des Verkehrsministeriums rechnete die Schulden für das Jahr 2003 auf rund 200 Milliarden Euro hoch [vgl. BMVBS, 2006]. Es lag also nah, dass etwas passieren musste. Die Bahn sollte wieder zu einem ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verkehrsmittel werden. Nach fünfjähriger Reformdiskussion, die bereits Ende der 80er Jahre begann, wird 1994, initiiert durch die Regierungskommission um Privatisierung und Zusammenführung von Bundesbahn und Reichsbahn, die Deutsche Bahn AG gegründet. Durch die Bahnstrukturreform werden Jahre des Umbruchs in Form von neuen unternehmerischen Handeln bei gleichzeitiger Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben eingeläutet. Die Bahnstrukturreform ist Grundlage dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Allgemeine Begriffsdefinitionen des Eisenbahnmarktes
- 2.1 Staatsmonopole
- 2.2 Spannungsfeld Wettbewerb - Regulierung
- 2.3 Privatisierung
- 3. Die Situation vor der Bahnstrukturreform
- 3.1 Marktstrukturen im Eisenbahnmarkt
- 3.2 Gründe und Ziele der Bahnstrukturreform
- 4. Die Bahnstrukturreform
- 4.1 Bestandteile und Zeitrahmen der Bahnstrukturreform
- 4.2 Inhalte der Bahnstrukturreform als Grundlagen für Wettbewerbsorientierung
- 4.3 Beurteilung der Auswirkungen der Bahnstrukturreform
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Privatisierung der Deutschen Bahn und untersucht den Wandel vom Staatsmonopol zum Börsengang. Dabei werden die theoretischen Grundlagen des Eisenbahnmarktes beleuchtet, die Situation vor der Bahnstrukturreform analysiert und die Reform selbst in ihren Bestandteilen, Inhalten und Auswirkungen betrachtet.
- Staatsmonopole und ihre ökonomischen Besonderheiten
- Das Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Regulierung im Eisenbahnmarkt
- Die Privatisierung als Instrument zur Verbesserung der Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit
- Die Gründe und Ziele der Bahnstrukturreform
- Die Auswirkungen der Bahnstrukturreform auf den Eisenbahnmarkt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Privatisierung der Deutschen Bahn ein und stellt den historischen Kontext dar. Es beleuchtet die Entwicklung des Eisenbahnwesens in Deutschland vom Staatsmonopol zur Aktiengesellschaft.
Kapitel 2 definiert die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit der Bahnstrukturreform. Hierbei werden Staatsmonopole, das Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Regulierung sowie der Begriff der Privatisierung erläutert.
Im dritten Kapitel werden die Marktstrukturen im Eisenbahnmarkt vor der Bahnstrukturreform dargestellt. Es werden die Gründe und Ziele der Reform beleuchtet, die eine Anpassung an den europäischen Binnenmarkt und eine Verbesserung der Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit anstrebten.
Kapitel 4 befasst sich mit den Bestandteilen und dem Zeitrahmen der Bahnstrukturreform. Es analysiert die Inhalte der Reform, die auf eine stärkere Wettbewerbsorientierung des Eisenbahnmarktes ausgerichtet waren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Privatisierung, Staatsmonopole, Bahnstrukturreform, Wettbewerb, Regulierung, Effizienz, Wettbewerb, Güterverkehr, Personenverkehr, Infrastruktur, Marktstrukturen, deutsche Bahn.
- Arbeit zitieren
- Dipl. oek. Sabine Schanz (Autor:in), 2006, Vom Staatsmonopol zum Börsengang - Die Privatisierung von Staatsunternehmen am Beispiel der Deutschen Bahn , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73429