Vergleich der Texte "Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre" von Hugo von Hofmannsthal und "Die schöne Krämerin" von Goethe


Seminararbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Die Geschichte des Marschalls von Bassompierre und der schönen Krämerin

3 Der Vergleich der Texte von Goethe und von Hofmannsthal
3.1 Die erste Begegnung
3.2 Die erste Liebesnacht der schönen Krämerin und des Marschalls
3.3 Das Haus der Krämerin und ihr Mann
3.4 Samstag
3.5 Die zweite Nacht
3.6 Schluss

4 Verteidigung gegen Plagiatsvorwürfe

5 Schlusswort

6 Literaturverzeichnis
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur

1 Einleitung

Der Marschall von Bassompierre ist eine wahre Gestalt, die im 17. Jahrhundert gelebt hat. Sein Leben hat er im Journal de ma vie im Jahre 1663 niedergeschrieben. Aus dieser Quelle übernahmen sowohl Johann Wolfgang Goethe als auch Hugo von Hofmannsthal den Stoff für ihre Werke. Die Anekdote, die in Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten von Goethe zu lesen ist, ist eine Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, ob die Erzählung von Hofmannsthal nun nur eine Nachdichtung des Textes von Goethe ist oder aber ein neues, selbstständiges Werk.

Die Arbeit ist in drei Kapitel eingeteilt, und zwar Die Geschichte des Marschalls von Bassompierre und der schönen Krämerin, Der Vergleich der Texte von Goethe und von Hofmannsthal und Verteidigung gegen Plagiatsvorwürfe.

Der erste Kapitel – Die Geschichte des Marschalls von Bassompierre und der schönen Krämerin – stellt eine Zusammenfassung der Geschichte dar, wobei nur der Inhalt wiedergegeben wird, der sowohl für den Text von Goethe als auch für die Erzählung von Hofmannsthal gemeinsam ist. Im zweiten Kapitel - Der Vergleich der Texte von Goethe und von Hofmannsthal – werde ich Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Texten analysieren. Im dritten Kapitel – Verteidigung gegen Plagiatsvorwürfe – werden Meinungen zitiert, die davon zeugen, dass Hugo von Hofmannsthal unberechtigt von seinen Zeitgenossen des Plagiats beschuldigt wurde.

Dieser Arbeit liegen hauptsächlich zwei Bücher zu Grunde: Hugo von Hofmannsthal. Daseinsformen und dichterische Struktur (1970) von Rolf Tarot und Hugo von Hofmannsthal (1968) von Sybille Bauer.

2 Die Geschichte des Marschalls von Bassompierre und der schönen Krämerin

Der Marschall von Bassompierre war eine angesehene Person am Hofe des französischen Königs Ludwig XIII. Als lebensfreudiger Mann hatte er zahlreiche Beziehungen zu Damen und erlebte viele Liebesabenteuer.[1] Die Texte von Johann Wolfgang Goethe und Hugo von Hofmannsthal schildern eins davon, das außergewöhnlich gewesen ist.

Ein paar Monate lang ritt Bassompierre regelmäßig von Fontainebleau nach Paris. Jedes Mal, wenn er eine kleine Brücke überquerte, grüßte ihn eine Krämerin. Der Marschall war an einem sexuellen Abenteuer mit der schönen Frau interessiert und schickte deshalb seinen Bediensten zu ihr, um mit ihr ein Treffen zu vereinbaren.

Bassompierre und die Krämerin sollten sich am Donnerstagabend in einem Bordell treffen. Da zu dieser Zeit in der Stadt eine Pestepidemie herrschte, empfahl der Bedienste dem Marschall zur Sicherheit eigene Decken und Matratzen hinbringen zu lassen. Am Abend, als Bassompierre ins Bordell kam, war die Frau schon dort. Sie verbrachten zusammen eine Nacht, aber der Marschall fand an ihr solch ein großes Gefallen, dass er sie wieder sehen wollte. Er hatte vor, bereits am Sonntag abzureisen. Die Krämerin konnte ihn jedoch erst in der Nacht von Sonntag auf Montag wieder treffen. Also entschied sich der Marschall seinen Aufenthalt in dem Städtchen zu verlängern. Die Frau wollte aber nicht mehr ins Bordell kommen, sondern sich mit ihm im Haus ihrer Tante treffen.

Bassompierre wartete ungeduldig auf das zweite Treffen mit der schönen Krämerin und die zweite Liebesnacht. Als er jedoch am Sonntagabend am vereinbarten Ort eintrat, erwartete ihn eine böse Überraschung. Im Zimmer sah er Menschen Bettstroh verbrennen und zwei nackte Körper einer Frau und eines Mannes, die offensichtlich an Pest gestorben waren

Am nächsten Tag setzte Bassompierre seine Reise nach Lothringen fort. Nach seiner Rückkehr versuchte er, etwas über das Schicksal der schönen Krämerin zu erfahren, aber niemand wusste, was mit der Frau geschehen war.

3 Der Vergleich der Texte von Goethe und von Hofmannsthal

Beim Lesen beider Texte fällt als Erstes auf, dass Hofmannsthal viele Sätze aus dem Text von Goethe übernommen und dabei die Satzstruktur sowie die Wortwahl Goethes beibehalten hat. Hofmannsthal hat jedoch viel hinzugefügt, so dass seine Geschichte vier Mal länger, ausdrucksvoller und emotionaler ist. Der Erzähler ist in beiden Geschichten der Marschall von Bassompierre, der sich an das Erlebnis zurückerinnert. Es ist aber in beiden Texten ein anderer Bassompierre. Der Icherzähler bei Goethe gibt nur das eigentliche Ereignis wieder, nur das, was er selbst sieht, hört und fühlt.[2] Hofmannsthals Icherzähler erzählt mit und in Bildern, deutet das, was er sieht, hört und fühlt, seine Erzählerweise ist viel poetischer und metaphorischer als des Bassompierre bei Goethe. Die weiteren, inhaltlichen Unterschiede werde ich nun abschnittsweise analysieren.

3.1 Die erste Begegnung

Hofmannsthal setzt das Ereignis im Spätwinter an, was einerseits damit zu begründen sein kann, dass sich der historische Bassompierre im Juli 1606 an sein Liebesabenteuer zurückerinnert, das vor vier oder fünf Monaten geschehen ist, also im Spätwinter.[3] Andererseits mag Hofmannsthal diese Jahreszeit gewählt haben, um besondere Atmosphäre zu erzeugen. Der Spätwinter und das Pestmotiv als Hintergrund für das Liebesabenteuer verstärken die Leidenschaft und Außergewöhnlichkeit der Liebe zwischen dem Marschall und der Krämerin.

Auffallend ist, dass Bassompierre bei Hofmannsthal von mehreren Menschen gegrüßt wird und nicht von der Krämerin alleine, wie es bei Goethe der Fall ist. Bassompierre erzählt:

„[Ich wurde] meist von einigen Handwerkern oder anderen Leuten aus dem Volk erkannt und gegrüßt, am auffälligsten aber und regelmäßigsten von einer sehr hübschen Krämerin.“[4] Dies lässt nicht nur den Marschall als eine besonders wichtige und allgemein bekannte Person erscheinen, aber unterstreicht zudem die Auffälligkeit, mit der die Krämerin Bassompierre gegrüßt hat.

[...]


[1] S. Rolf Tarot, Hugo von Hofmannsthal. Daseinsformen und dichterische Struktur (Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1970), S. 306. Nachfolgend zitiert als: Tarot und Seitenangabe.

[2] S. Ebd., S. 307.

[3] S. Werner Kraft, „Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre“. In: Hugo von Hofmannsthal. Herausgegeben von Sybille Bauer (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1968), S.256. Nachfolgend zitiert als: Kraft und Seitenangabe.

[4] Hugo von Hofmannsthal, „Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre“. In: Erzählungen. Derselbe (Stuttgart: Reclam, 2000), S. 131. Nachfolgend zitiert als: Hofmannsthal und Seitenangabe.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Vergleich der Texte "Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre" von Hugo von Hofmannsthal und "Die schöne Krämerin" von Goethe
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V73532
ISBN (eBook)
9783638780995
ISBN (Buch)
9783638890854
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Texte, Erlebnis, Marschalls, Bassompierre, Hugo, Hofmannsthal, Krämerin, Goethe
Arbeit zitieren
Katarzyna Paluba (Autor:in), 2004, Vergleich der Texte "Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre" von Hugo von Hofmannsthal und "Die schöne Krämerin" von Goethe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73532

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