Ein wichtiger Grund für das gestiegene Interesse an guter Corporate Governance ist eine nicht unumstrittene Generalthese, dass Unternehmen mit guter Corporate Governance eine bessere Kapitalmarktbewertung erfahren als Unternehmen mit schlechter Corporate Governance.
Ausgehend von dieser Problemstellung wurden drei Arbeitshypothesen erarbeitet.
(1) Untersuchungshypothese: Zwischen der Güte der Corporate Governance eines Unternehmens und seinem dazugehörigen Unternehmenswert besteht ein positiver Zusammenhang.
(2) Erste Erklärungshypothese: Zwischen der Güte der Corporate Governance eines Unternehmens und dessen Cashflows besteht ein positiver Zusammenhang.
(3) Zweite Erklärungshypothese: Zwischen der Güte der Corporate Governance eines Unternehmens und dessen Kapitalkosten besteht ein negativer Zusammenhang.
Im ersten Hauptteil dieser Arbeit wurden die drei Arbeitshypothesen auf einer analytischen Ebene bearbeitet. Dies erfolgte an Hand eines einfachen CG-Modells, das mit Hilfe der optimalen Monitoringaktivität drei Eigenschaften aufzeigen und beweisen konnte, bei denen eine Zunahme der unternehmensspezifischen CG-Qualität direkt zu tieferen Monitoringkosten, indirekt zu tieferen Residualkosten und insgesamt zu tieferen Agencykosten führte. Infolge dieser Ergebnisse konnte die Untersuchungshypothese direkt am CG-Modell positiv getestet werden. Die erste Erklärungshypothese wurde zur Testung am Modell angepasst und u.a. mit einer Erfolgsinterpretation der Aktienrendite begründet. Nach der erfolgten Anpassung konnte sie ebenfalls am CG-Modell bestätigt werden. Die zweite Erklärungshypothese konnte mit Hilfe eines erweiterten CAPM in Anlehnung an Lombardo/Pagano (2000) ebenfalls am CG-Modell bestätigt werden. Aufgrund der sehr restriktiven und vereinfachten Annahmen des CG-Modells ist die Aussagekraft der Ergebnisse jedoch gering.
Im zweiten Hauptteil dieser Arbeit wurden die drei Arbeitshypothesen an Hand ausgewählter CG-Studien auf einer (empirischen) Ebene erneut getestet. Nachdem mögliche Indikatoren zur Messung des Unternehmenserfolgs im Kontext der Arbeitshypothesen erläutert wurden, erfolgte eine ergebnisorientierte Untersuchung von 12 CG-Studien. Besonders aus den europäischen bzw. deutschen CG-Studien konnte insgesamt kein klarer Zusammenhang zwischen der CG-Güte und Unternehmenserfolg abgeleitet werden. Somit konnten die Arbeitshypothesen auf der empirischen Ebene nicht allgemeingültig bestätigt oder verworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Thematik
- Problemstellung
- Zielsetzung der Arbeit
- Gang der Untersuchung
- Unternehmensbewertung und Unternehmenswert
- Übersicht der Bewertungsverfahren
- Gesamtbewertungsverfahren
- Kapitalwertkalkül
- Discounted-Cashflow-Methode
- Capital-Asset-Pricing-Modell
- Zwischenfazi
- Corporate Governance
- Ausgangspunkt einer Corporate Governance Betrachtung
- Überblick zur Corporate Governance
- Theoretische Grundlagen zur Corporate Governance
- Principal-Agent-Theory
- Theorie der unvollständigen Verträge
- Asymmetrische Informationsverteilung
- Shareholder vs. Stakeholder Ansatz
- Zwischenfazi
- Corporate Governance Modell
- Zweck des Modells
- Annahmen des Modells
- Bestandteile des Modells
- Principal-Agent-Kostenstruktur
- Corporate Governance Instrumente
- Analytische Untersuchung des Modells
- Analytische Modellannahmen
- Definition des Unternehmensmarktwertes
- Definition der Residualkosten
- Definition der Monitoringkosten
- Situative Governance Effizienz
- Corporate Governance Einfluss auf den Unternehmensmarktwert
- Erklärungsansätze
- Erklärungsansatz über Cashflows
- Erklärungsansatz über ein erweitertes Capital-Asset-Pricing-Modell
- Kritische Würdigung des Modells
- Ergebnis: Analytischer Beweis der Arbeitshypothesen!
- Empirische Zusammenhänge
- Messung des Unternehmenserfolgs im Kontext der Arbeitshypothesen
- Unternehmenserfolg im Kontext der Untersuchungshypothese
- Unternehmenserfolg im Kontext der ersten Erklärungshypothese
- Unternehmenserfolg im Kontext der zweiten Erklärungshypothese
- Literaturüberblick im Kontext der Arbeitshypothesen
- US-amerikanische, asiatische und länderübergreifende Studien
- Mitton (2002)
- Klapper und Love (2002)
- Gompers, Ishii und Metrick (2003)
- Brown und Caylor (2004)
- Black, Jang und Kim (2005)
- Zwischenfazi
- Europäische Studien
- Bauer, Günster und Otten (2003)
- Nandelstadh und Rosenberg (2003)
- Beiner, Drobetz, Schmid und Zimmermann (2004)
- Zwischenfazit
- Deutsche Studien
- Drobetz, Schillhofer und Zimmermann (2003)
- Zimmermann, Goncharov und Werner (2004)
- Nowak, Rott und Mahr (2004)
- Bassen, Kleinschmidt, Prigge und Zöllner (2005)
- Zwischenfazi
- Probleme der empirischen Corporate Governance Forschung
- Datengrundlage
- Datenerhebung
- Auswertung
- Ergebnis: Empirischer Beweis der Untersuchungshypothese?
- Schlussbetrachtung
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Fazit im Kontext der Arbeitshypothesen
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die möglichen Einflüsse von Corporate Governance auf den Unternehmenswert. Sie analysiert, wie bestimmte Governance-Strukturen und -Instrumente den Wert eines Unternehmens beeinflussen können. Dabei wird ein theoretisches Modell entwickelt, das die Zusammenhänge zwischen Corporate Governance und Unternehmenswert beleuchtet.
- Corporate Governance und Unternehmenswert
- Theoretische Grundlagen der Corporate Governance
- Analytische Untersuchung der Governance-Einflüsse
- Empirische Überprüfung der Untersuchungshypothesen
- Bewertung der Ergebnisse und Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt die Problemstellung dar und definiert die Zielsetzung der Arbeit. Sie beschreibt auch den Aufbau und den Gang der Untersuchung.
Das Kapitel "Unternehmensbewertung und Unternehmenswert" gibt einen Überblick über verschiedene Bewertungsverfahren und konzentriert sich auf Gesamtbewertungsverfahren wie das Kapitalwertkalkül, die Discounted-Cashflow-Methode und das Capital-Asset-Pricing-Modell. Das Kapitel endet mit einem Zwischenfazit.
Im Kapitel "Corporate Governance" werden zunächst der Ausgangspunkt einer Corporate Governance Betrachtung und ein Überblick über die Corporate Governance gegeben. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen zur Corporate Governance erörtert, einschließlich der Principal-Agent-Theory, der Theorie der unvollständigen Verträge und der Asymmetrischen Informationsverteilung. Das Kapitel untersucht auch den Shareholder vs. Stakeholder Ansatz und endet mit einem Zwischenfazit.
Das Kapitel "Corporate Governance Modell" entwickelt ein theoretisches Modell, das die Zusammenhänge zwischen Corporate Governance und Unternehmenswert analysiert. Es definiert den Zweck, die Annahmen und die Bestandteile des Modells, einschließlich der Principal-Agent-Kostenstruktur und der Corporate Governance Instrumente. Das Kapitel führt eine analytische Untersuchung des Modells durch, die die situative Governance Effizienz und den Einfluss von Corporate Governance auf den Unternehmensmarktwert beleuchtet. Es analysiert auch verschiedene Erklärungsansätze und endet mit einer kritischen Würdigung des Modells und dem Ergebnis der analytischen Beweisführung der Arbeitshypothesen.
Das Kapitel "Empirische Zusammenhänge" beschäftigt sich mit der Messung des Unternehmenserfolgs im Kontext der Arbeitshypothesen und gibt einen Überblick über relevante Literatur in diesem Bereich. Es analysiert sowohl US-amerikanische, asiatische und länderübergreifende Studien als auch europäische und deutsche Studien. Das Kapitel behandelt auch die Probleme der empirischen Corporate Governance Forschung, einschließlich Datengrundlage, Datenerhebung und Auswertung.
Schlüsselwörter
Corporate Governance, Unternehmenswert, Bewertungsverfahren, Gesamtbewertungsverfahren, Kapitalwertkalkül, Discounted-Cashflow-Methode, Capital-Asset-Pricing-Modell, Principal-Agent-Theory, Theorie der unvollständigen Verträge, Asymmetrische Informationsverteilung, Shareholder vs. Stakeholder Ansatz, Governance-Strukturen, Governance-Instrumente, analytisches Modell, empirische Untersuchung.
- Arbeit zitieren
- Hendrik Bliesam (Autor:in), 2006, Mögliche Einflüsse von Corporate Governance auf den Unternehmenswert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73569