Die Entdeckung der sprachlichen, generationstypischen Eigenarten einer bestimmten sozialen Gruppe begann im 18. Jahrhundert, als Sprache und Sprachverhalten der akademischen Jugend erstmals aufgezeichnet wurden. Seit jeher galt die Sprache der Jugend als besondere Sprachform, die oftmals als Normabweichung und -verletzung wahrgenommen wurde. Man begann Jugendsprache systematisch und wissenschaftlich zu untersuchen, indem man zunächst den abweichenden Wortschatz gesondert analysierte.
Ende der achtziger Jahre fand innerhalb der Jugendsprachforschung ein Paradigmenwechsel statt; Gegenstand der Untersuchungen ist seitdem weniger die Lexikographie, sondern vielmehr die „Ethnographie des Sprechens“ (vgl. Schlobinski 2002: 17).
Durch diesen Perspektivenwechsel entstand eine Neuorientierung der Forschung auf sozio- und pragmalinguistische Aspekte. Es wurden nicht mehr Datenerhebungen mit Wortlisten ausgewertet, sondern konkrete Sprechereignisse in Gebrauchskontexten analysiert.
Der Fokus wird seit jeher weniger auf die kontextunabhängige Wortwahl der Jugendlichen gelegt, vielmehr geht es in neuen Ansätzen der Jugendsprachforschung um praktizierte Sprachmuster und erkennbare Tendenzen in den Jugendsprachen. Zu diesem Zweck werden spezifische Sprachvarianten als Bausteine eines Sprachstils betrachtet.
Jugendsprachen werden nach diesem Ansatz nicht primär auf den spezifischen Wortschatz untersucht, sondern als Sprechstile aufgefasst, die gruppen- und situationsabhängig variieren (vgl. Chovan 2003. 348).
Durch den starken Einfluss der Medien sowie der Fremd- und Sondersprachen unterliegt die Jugendsprache einem schnellen Wandel, der unter anderem durch Zugehörigkeitsbestätigung in der Gruppe, sowie Abgrenzung gegenüber externer Gruppen beschleunigt wird. Phänomene in der Jugendsprache unterliegen rasanten Veränderungen; Jugendsprachliches veraltet schneller als andere sprachliche Formen und wird schneller von anderen Elementen ersetzt. Die schnellen Entwicklungstendenzen können dementsprechend als Anzeichen eines allgemein beschleunigten Sprachwandels gelten. Da viele jugendspezifische Sprechweisen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen, werden die Jugendsprachen allgemein als Entwicklungstendenzen der Gegenwartssprache betrachtet (vgl. Volmert 2004: 141).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wortbildung und Wortschatz
2.1 Sprachliche Attribuierungen und Kompositionen
2.2 Verkürzungen und „Comic-Sprache“
2.3 Prä- und Suffixe
2.4 Anglizismen
2.5 Vulgarismen
3. Stilistische Tendenzen
3.1 Neologismen und Umdeutungen
3.2 Sprachspiele: Das Verfahren der „Bricolage“
3.3 Kommunikative Praktiken
4. Sprachwandel innerhalb der Jugendsprache
5. Resümee und Stellungnahme
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Entdeckung der sprachlichen, generationstypischen Eigenarten einer bestimmten sozialen Gruppe begann im 18. Jahrhundert, als Sprache und Sprachverhalten der akademischen Jugend erstmals aufgezeichnet wurden. Seit jeher galt die Sprache der Jugend als besondere Sprachform, die oftmals als Normabweichung und -verletzung wahrgenommen wurde. Man begann Jugendsprache systematisch und wissenschaftlich zu untersuchen, indem man zunächst den abweichenden Wortschatz gesondert analysierte.
Ende der achtziger Jahre fand innerhalb der Jugendsprachforschung ein Paradigmenwechsel statt; Gegenstand der Untersuchungen ist seitdem weniger die Lexikographie, sondern vielmehr die „Ethnographie des Sprechens“ (vgl. Schlobinski 2002: 17). Durch diesen Perspektivenwechsel entstand eine Neuorientierung der Forschung auf sozio- und pragmalinguistische Aspekte. Es wurden nicht mehr Datenerhebungen mit Wortlisten ausgewertet, sondern konkrete Sprechereignisse in Gebrauchskontexten analysiert.
Der Fokus wird seit jeher weniger auf die kontextunabhängige Wortwahl der Jugendlichen gelegt, vielmehr geht es in neuen Ansätzen der Jugendsprachforschung um praktizierte Sprachmuster und erkennbare Tendenzen in den Jugendsprachen. Zu diesem Zweck werden spezifische Sprachvarianten als Bausteine eines Sprachstils betrachtet. Jugendsprachen werden nach diesem Ansatz nicht primär auf den spezifischen Wortschatz untersucht, sondern als Sprechstile aufgefasst, die gruppen- und situationsabhängig variieren (vgl. Chovan 2003. 348). Durch den starken Einfluss der Medien sowie der Fremd- und Sondersprachen unterliegt die Jugendsprache einem schnellen Wandel, der unter anderem durch Zugehörigkeitsbestätigung in der Gruppe, sowie Abgrenzung gegenüber externer Gruppen beschleunigt wird. Phänomene in der Jugendsprache unterliegen rasanten Veränderungen; Jugendsprachliches veraltet schneller als andere sprachliche Formen und wird schneller von anderen Elementen ersetzt. Die schnellen Entwicklungstendenzen können dementsprechend als Anzeichen eines allgemein beschleunigten Sprachwandels gelten.
Da viele jugendspezifische Sprechweisen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen, werden die Jugendsprachen allgemein als Entwicklungstendenzen der Gegenwartssprache betrachtet (vgl. Volmert 2004: 141). Dementsprechend könnte man Jugendsprache als erste Stufe des Sprachwandels bezeichnen, da vor allem Elemente aus den Medien und den Fremdsprachen von Jugendlichen meist zuerst in den Sprachgebrauch übernommen werden, und erst dann über weitere Verbreitung allmählich in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen, wobei sich der Übergang von Jugend- zu Allgemeinsprache immer mehr zu beschleunigen scheint. Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, pragmalinguistische Tendenzen in dem Bereich der Jugendsprache an einigen Beispielen aufzuzeigen. In diesem Kontext sollen sprachliche Auffälligkeiten unter anderem in Wortschatz und Wortbildung, sowie stilistische Tendenzen im Sprachgebrauch jugendlicher Gruppen herausgestellt werden. Des Weiteren möchte ich Verfahren jugendlicher Peer-Groups in Bezug auf ihren innovativen Sprachgebrauch vorstellen, um gruppeninterne Praktiken der Kommunikation exemplarisch aufzuzeigen.
In diesem Kontext möchte ich auch die unterschiedlichen Einflüsse ansprechen, welche zu dem schnellen Sprachwandel in der Jugendsprache führen und gleichzeitig sprachliche Ressourcen für Neologismen und sprachspielerische Verfahren wie das der sogenannten „Bricolage“ dienen.
2. Wortbildung und Wortschatz
2.1 Sprachliche Attribuierungen und Kompositionen
Ein charakteristisches Merkmal für die Sprachstile von Jugendlichen stellt das Verfahren der Hyperbolik dar. Der Trend zu verbalen Steigerungen wird in jugendlichen Gruppierungen am häufigsten durch Attribuierungen ausgedrückt. Durch meist adjektivische Attribuierung und adverbiale Verstärkung findet innerhalb der Kommunikation jugendlicher Peer-Groups eine Art des sich gegenseitigen „Überbietens“ statt, wodurch immer wieder neue Wortbildungs- und Wortschöpfungsmuster entstehen. Oft vorkommende Attribute mit einer steigernden Funktion sind hier beispielsweise riesig, kosmisch, gigantisch, galaktisch (vgl. Volmert 2004: 142).
In diesem Kontext finden darüber hinaus unterschiedliche Präfixe beziehungsweise Präfixoide im Sprachgebrauch Jugendlicher Verwendung, welche dem gleichen Zweck der plakativen Steigerung dienen. Als Beispiele hierfür sind unter anderem die Präfixoide super-, hyper-, mega-, ultra- zu nennen.
Ein weiteres Phänomen in der Jugendsprache ist die Umdeutung und Umbewertung aus der Gemeinsprache entnommener Wörter. Begriffe wie zum Beispiel krass, tierisch, stark, scharf, cool, brutal usw. werden ambivalent verwendet, können also je nach Kontext für eine extrem positive oder negative Bewertung stehen (vgl. Volmert 2004: 142).
Oft im Sprachverhalten Jugendlicher vorzufinden sind auch verschiedene Kompositionen mit dem vielseitig verwendbaren Begriff geil; neben den mittlerweile gebräuchlichen Komposita supergeil, affengeil usw., setzt sich im aktuellen Sprachgebrauch Jugendlicher mehr und mehr die Variante geilo durch. Die Abgrenzungsintention gegenüber nichtjugendlichen Gruppen und der Gemeinsprache spielt hier eine wesentliche Rolle (vgl. Volmert 2004: 142).
Die häufige Verwendung im Sprachgebrauch jugendlicher Peer-Groups sowie der relativ schnelle Übergang in den allgemeinen Sprachgebrauch können in diesem Zusammenhang zu einer raschen Entwertung einzelner Elemente führen, was von den Jugendlichen oftmals durch zusätzliche Adverbien beziehungsweise Adjunkte kompensiert wird, wie zum Beispiel voll, echt, absolut und andere.
Mit dieser Funktion werden auch Kompositionen mit verschiedenen Substantiven gebildet, wie etwa Wahnsinns-Fete (vgl. Volmert 2004: 143). Durch diese Kompositionen entstehen neue Wortkonstruktionen, welche im alltäglichen Sprachgebrauch weniger üblich sind, und daher dem Anspruch jugendsprachlicher Elemente, innovativ und von anderen Sprachgruppen abgrenzbar zu sein, eher entsprechen können. Dies ist unter anderem ein Grund dafür, warum sich Jugendsprachliches schneller und häufiger wandelt als andere sprachliche Elemente.
2.2 Verkürzungen und „Comic-Sprache“
Ein weiteres wichtiges Charakteristikum innerhalb jugendsprachlicher Verwendungsformen ist die Wortverkürzung. Grundsätzlich sind hier zwei Verkürzungsarten zu unterscheiden, die Verkürzung mit der Endung –i und die Verkürzung mit der Endung –o (vgl. Volmert 2004: 143). Die Verkürzungen lassen sich auf die sprachkreativen Trends der Studentenbewegung, sowie auf die Einflüsse der Comic- und Kindersprache zurückführen. Die in der Jugendsprache zuerst auftretenden Verkürzungen führen aus sprachökonomischen Gründen oftmals zu einer Übernahme in die Gemeinsprache. Insbesondere die i-Bildungen wachsen im Sprachgebrauch immer weiter an, und sind zu einem großen Teil bereits in die allgemeine Umgangssprache übernommen worden. Beispiele hierfür sind Alki, Promi, Depri, Softi (...).
Die Verkürzungen auf o erscheinen vergleichsweise zwar weniger produktiv, es ist jedoch auch hier ein Trend zu einem vermehrten Übergang in die allgemeine Umgangssprache zu konstatieren. In Bezug auf die o-Bildungen sind gängige Begriffe wie Macho, Öko, Pseudo und Psycho zu nennen (vgl. Volmert 2004: 143).
Diese Verkürzungen setzen sich aus Gründen der Vereinfachung und Sprachökonomie immer mehr im allgemeinen Sprachgebrauch durch. In der Allgemeinsprache sind jugendtypische Phänomene wie Abkürzungen (Uni, Zivi, Profi), Nominalstil und Genitivschwund bereits gebräuchlich (vgl. Ehmann 1992: 15). Durch jugendliche Gruppierungen eingeführt, erweisen sich diese Phänomene als Vereinfachung und werden übernommen.
Neben dem Trend zur Verkürzung sind im Sprachgebrauch Jugendlicher in diesem Kontext vermehrt Onomatopoien vorzufinden, die in Anlehnung an die sogenannte „Comic-Sprache“ als Einwortkommentare verbal eingesetzt werden. So werden beispielsweise die Elemente peng, ächz und stöhn als bewertende Zwischenkommentare oder resümierende Äußerungen in die Kommunikation eingebracht. Diese sprachliche Erscheinungsform wurde und wird von Autoren immer wieder kritisiert, da diese Sprechweise als „Sprachlosigkeit der Jugend“ und als „Zeichen einer verkümmerten Syntax“ abgelehnt wurde (vgl. Volmert 2004: 144).
Parataktische Kurzsätze im Comicstil wie Grübel-grübel, Schock(ing), Vollstress können auf die Tendenz zur Vereinfachung zurückgeführt werden; dieser Trend ist mittlerweile sowohl in der Jugend- als auch in der Allgemeinsprache erkennbar (vgl. Ehmann 1992: 15).
2.3 Prä- und Suffixe
Innerhalb der Wortbildungsmuster bei Jugendlichen sind Prä- und Suffixe wie ab- besonders häufig und werden mit beliebigen Verben verbunden, wie zum Beispiel in der Wendung „ auf Jemanden abfahren“. Auch in den meist jugendspezifischen Begriffen wie ablachen oder abchecken wird eine solche Bedeutungsveränderung beziehungsweise -erweiterung durch Affigierung erzielt. Das Beispiel abchecken zeigt, dass auch Entlehnungen und Anglizismen mit Prä- und Suffixen verbunden werden, und so in den deutschen Sprachgebrauch integriert werden.
Sehr häufig bei der Sprechweise Jugendlicher sind Vorsilben wie rum- und weg-, welche zusammen mit Begriffen aus der Standardsprache eine Bedeutungsveränderung erfahren; rumhängen wird dann in der Bedeutung von sich langweilen verwandt, die Wendung „sich wegschmeißen“ meint in vielen Kontexten sehr lachen oder sich wundern (vgl. Heinemann 1990: 31).
Darüber hinaus verwenden Jugendliche vermehrt sogenannte unechte Suffixe wie - mäßig und - technisch, die aus verschiedenen Adjektiven der Normalsprache gebildet werden und zu neuen Wortbildungsmustern führen (vgl. Bachofer 2003: 62). Eine weitere jugendsprachliche Besonderheit stellt die Affixlexikalisierung dar, die zu einer zunehmend freieren Verwendung der Affixe super-, hyper- und mega- führt. Super- gilt mittlerweile als ein allgemeinsprachliches Adjektiv, das ursprünglich nur in der Jugendsprache als freies Lexem verwendet wurde. Diese Entwicklung findet auch in Bezug auf die Affixe hyper- und mega- statt, deren lexikalische Verwendung in der allgemeinen Umgangssprache hingegen noch eher unüblich ist (vgl. Elsen 2003: 269).
2.4 Anglizismen
Die deutsche Jugendsprache zeichnet sich durch einen hohen und immer weiter wachsenden Anteil fremdsprachlicher Entlehnungen und Anglizismen aus. Anglizismen beziehungsweise Amerikanismen werden von den Jugendlichen entweder unverändert in den Sprachgebrauch integriert, oder durch Flexion den grammatikalischen Regeln des Deutschen angepasst; Substantive werden dem deutschen Lexem entsprechend einem deutschen Genus zugeordnet und erhalten das deutsche Plural-s, die Verben werden dann meist auf –en gebildet (vgl. Bachofer 2003: 67).
Diesen Trend zur Übernahme von Anglizismen und deren Deklination und Konjugation nach den Regeln der deutschen Grammatik bemängelt Sebastian Sick in seinem Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ im Rahmen seiner Sprachkritik als Phänomen des allgemeinen Sprachgebrauchs. Sick kritisiert in erster Linie, dass Fremdwörter oftmals völlig unnötig gleichwertige deutsche Wörter ersetzten oder verdrängen, wenn beispielsweise gevotet statt abgestimmt verwendet wird. Willkommen hingegen seien solche Fremdwörter, die unsere Sprache bereichern, weil sie kürzer oder prägnanter als ihre deutschen Entsprechungen sind, wie zum Beispiel die Begriffe gestylt oder gescannt (vgl. Sick 2005: 147).
Man kann diesen Trend auf die wachsende Verwendung von Anglizismen in der Computer- und Werbesprache zurückführen, wobei der Anteil der Übernahme englischer Begriffe in jugendlichen Gruppierungen wesentlich höher ist als unter Erwachsenen. Einerseits stellen Jugendliche die breite Zielgruppe vieler Werbeprojekte dar, andererseits beschäftigen sich Jugendliche mehr mit dem Medium Internet, wodurch die Verwendung englischer Begriffe befördert wird.
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