Seit den 1980er Jahren haben die Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings, Chinas Volkswirtschaft grundlegend verändert. Bei konstantem Wirtschaftswachstum wird China im Jahr 2009 die Bundesrepublik Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsnation der Erde überholen. Doch trotz dieser Leistung steht die chinesische Wirtschaft vor großen Herausforderungen.
Insbesondere das schwache Finanzsystem setzt Chinas Regierung unter Handlungsdruck. Denn die Mehrzahl der chinesischen Banken tragen eine ungeheure Last fauler Kredite in ihren Bilanzen und weisen gravierende operative Schwächen auf. Zudem ist die die chinesische Volkswirtschaft überwiegend von der Finanzierung durch Bankkredite abhängig. So liegt der Focus der chinesischen Reformen auf einer Diversifizierung der volkswirtschaftlichen Finanzierung. Denn gemessen an der Größe des Landes und der Finanzierungsnachfrage der Unternehmen, sind die Anleihe- und Aktienmärkte geradezu winzig.
Zudem wird die Entwicklung der Kapitalmärkte durch systematische Korruption, Rechtsunsicherheit, eine verworrene Regulierung und eine unterentwickelte Ratingbranche beeinträchtigt. Doch vorerst geht der Wirtschaftsboom ungebremst weiter. Der Börsengang der Commercial Bank of China im Oktober 2006 war der größte in der Börsengeschichte, obwohl die Bank von Fitchratings noch im August 2006 als technisch insolvent eingestuft wurde.
Diese Intransparenz hat System. Internationale Bilanzierungsstandards werden in China nicht eingehalten und börsengelistete Unternehmen können von Mutterfirmen geleitet werden, die nicht zur Offenlegung ihrer Bilanzen verpflichtet sind.
Die Experten stimmen überein, dass die internationalen Ratingagenturen „in einem solchen Nebel operieren, dass viele Investoren den Wert ihrer Arbeit in Frage stellen“. Noch problematischer, auch die chinesische Ratingbranche kämpft um ihre Glaubwürdigkeit, die aufgrund der inflationären Vergabe von AAA-Ratings in Frage gestellt ist. So herrscht die weit verbreitete Meinung unter Analysten, dass die Schwächen des chinesischen Finanzsektors in Zukunft eine Wirtschaftskrise mit weltweiten Folgen verursachen werden, es sei denn China leitet umfangreiche Reformen ein.
Ziel dieser Studie ist es, Analysten, Investoren und Kapitalanlegern den strukturellen Istzustand des chinesischen Finanzsystems im Allgemeinen und im Besonderen die Entwicklung der chinesischen Ratingbranche, sowie die Aktivitäten der internationalen Ratingagenturen in der VR China darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- I.1 Einführung in Chinas Volkswirtschaft
- I.2 Ziele, Aufbau und Schlüsselfragen der Studie
- II. Kapitalmarktentwicklung in der VR China
- II.1 Rahmenbedingungen
- II.2 Effizienz des chinesischen Finanzsystems
- II.3 Der Bankensektor
- II.3.1 Die Struktur des chinesischen Bankensektors
- II.3.2 Transformationsprobleme des chinesischen Bankensektors
- II.3.2.1 Problem der notleidenden Kredite
- II.3.3 Basler Eigenkapitalvereinbarungen und die chinesischen Banken
- II.3.3.1 Basel I
- II.3.3.2 Basel II
- II.3.3.2.1 Modifizierter Standardansatz
- II.3.3.2.2 Internal Ratingbased Approach
- II.3.4 Corporate Governance chinesischer Banken
- II.3.4.1 Risikomanagement
- II.3.4.1 Credit Scoring Modelle
- II.3.4.1 Internes Kontrollsystem
- II.3.5 Auswirkung des instabilen Bankensektor als Bedrohung für Chinas Wirtschaft
- II.4 Die Finanzmärkte in der VR China
- II.4.1 Die Aktienmärkte
- II.4.1.1 Entwicklung und Größe der Aktienmärkte
- II.4.1.2 Institutionelle und internationale Investoren
- II.4.1.3 Marktsegmente und Börsenhandel
- II.4.1.4 Transformationsprobleme der Aktienmärkte
- II.4.1.4.1 Korruption bei der Emissionsplatzierung
- II.4.1.4.2 Staatlicher Einfluss auf das Volumen handelbarer Aktien
- II.4.1.4.2.1 Reformierung staatlicher Einflüsse auf das Volumen handelbarer Aktien
- II.4.1.4.3 Anlegerschutz
- II.4.1.4.4 Marktvolatilität
- II.4.2 Die Anleihemärkte
- II.4.2.1 Entwicklung und Größe der Anleihemärkte
- II.4.2.2 Die Struktur der chinesischen Anleihemärkte
- II.4.2.2.1 Der Interbankenmarkt
- II.4.2.2.2 Der Anleihemarkt an den Börsen
- II.4.2.3 Transformationsprobleme des Anleihemarktes
- II.4.2.3.1 Restriktive Emissionsverordnungen für Corporate Bonds
- II.4.2.3.2 Regulierung der Zinssätze
- II.4.2.3.3 Diskriminierung des Sekundärhandels
- II.5 Regulierungsbehörden im chinesischen Finanzsystem
- II.4.1 Die Aktienmärkte
- III Einführung in das Credit Rating
- III.1 Definition und Funktion von Rating
- III.1.1 Definition und Erläuterung von Credit Rating
- III.2 Aussage des Ratings
- III.3 Ratingqualität
- III.4 Nachfrager von Ratings
- III.5 Rating Prozess
- III.6 Ratingarten
- III.6.1 Internes- und externes Rating
- III.6. 2 Solicit und Unsolicit Rating
- III.6.3 Debt und Equity Ratings
- III.6.4 Emissions- und Emittentenrating
- III.7 Ratingtypen
- III.7.1 Einteilung der Ratingtypen in Dimensionen
- III.7.2 Ratings für lang- und kurzfristige Anleihen
- III.7.3 Ratings für Strukturierte Finanzierungen
- III.7.3.1 Strukturierte Finanzierungen in der VR China
- III.7.4 Ratings für Counterparty-Risk und Vorzugsaktien
- III.7.4.1 Finanzderivate in der VR China
- III.7.5 Financial-Strength-Ratings
- III.7.6 Rating für Bankdepositen
- III.7.7 Rating von Investmentfonds
- III.7.8 Länderratings
- III.7.8.1 Sovereign Ceiling Konzept
- III.7.8.2 Das Länderrating der VR China
- IV Ratingnutzen und Rolle der Ratingagenturen in den Finanzmärkten
- IV.1 Ratingnutzen für den Investor
- IV.2 Ratingnutzen für den Emittenten
- IV.3 Rolle der Ratingagenturen in den globalen Finanzmärkten
- IV.3.1 Kritik an der Rolle der Ratingagenturen in Emerging Markets
- IV.3.2 Schwacher Track Record globaler Ratingagenturen in Emerging Markets
- IV.3.3 Ursachen für den schwachen Track Record am Beispiel der asiatischen Währungskrise 1997/98
- V. Die Rolle von Ratingagenturen in der VR China
- V.1 Anzahl und Typen von Credit Ratingagenturen
- V.2 Entwicklung des Ratingmarktes in der VR China
- V.3 Nationale Ratingagenturen in der VR China
- V.3.1 Informationspolitik chinesischer Credit Ratingagenturen
- V.3.2 Geschäftsbereiche der chinesischen Credit Ratingagenturen
- V.3.3 Die fünf großen chinesischen Ratingagenturen
- V.3.3.1 China Chengxin
- V.3.3.1.1 Kooperation mit internationalen Agenturen und Eigentümerstruktur
- V.3.3.1.2 Rating-Auswertung
- V.3.3.2 Dagong Global Credit Rating
- V.3.3.2.1 Kooperation mit internationalen Agenturen und Eigentümerstruktur
- V.3.3.2.2 Rating-Auswertung
- V.3.3.3 Xinhua Shanghai Far East
- V.3.3.3.1 Kooperation mit internationalen Agenturen und Eigentümerstruktur
- V.3.3.3.2 Rating-Auswertung
- V.3.3.4 Lianhe
- V.3.3.4.1 Kooperation mit internationalen Agenturen und Eigentümerstruktur
- V.3.3.4.2 Rating-Auswertung
- V.3.3.5 Shanghai Brilliance
- V.3.3.5.1 Kooperation mit internationalen Agenturen und Eigentümerstruktur
- V.3.3.5.2 Rating Auswertung
- V.3.3.1 China Chengxin
- V.4 Die internationalen Ratingagenturen in der VR China
- V.4.1 Rahmenbedingungen für internationale Credit Ratingagenturen
- V.4.2 Moody's Investors Service
- V.4.2.1 Das China Engagement von Moody's Investor Relations
- V.4.2.2 Rating-Auswertung
- V.4.3 Standard and Poor's
- V.4.3.1 Das China Engagement von Standard and Poor's
- V.4.3.2 Rating-Auswertung
- V.4.4 Fitchratings
- V.4.4.1 Das Chinaengagement von Fitchratings
- V.4.4.2 Rating-Auswertung
- VI Ratingqualität der Ratingagenturen in der VR China
- VI.1.1 Inflationäre Vergabe von Top-Investmentgrade Ratings
- VI.1.1.1 Ursachen für die inflationäre Vergabe von Top-Investmentgrade- Ratings
- VI.1.2 Ratingverfahren chinesischer Credit Ratingagenturen
- VI.1.1 Inflationäre Vergabe von Top-Investmentgrade Ratings
- VII. Regulierung der Ratingbranche der VR Chinas
- VII.1 Indirekte Regulierung der chinesischen Ratingbranche
- VIII. Risiko- und Kreditkultur in der VR China
- VIII.1 Guanxi-System
- VIII.2 Bilanzierungsstandards
- VIIII Kritische Würdigung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Kapitalmärkte und Credit Ratingagenturen in der Volksrepublik China. Die Arbeit analysiert die Transformationsprozesse des chinesischen Finanzsystems und untersucht den Einfluss der Ratingagenturen auf die Finanzmärkte in China. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Qualität und Effizienz der Credit Ratings, sowohl der nationalen als auch der internationalen Ratingagenturen.
- Entwicklung der Kapitalmärkte in der VR China
- Transformation des chinesischen Finanzsystems
- Rolle der Credit Ratingagenturen in China
- Ratingqualität und Effizienz
- Einfluss von Ratingagenturen auf die Finanzmärkte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die chinesische Volkswirtschaft und erläutert die Ziele und den Aufbau der Studie. Kapitel II analysiert die Kapitalmarktentwicklung in China und beleuchtet die Rahmenbedingungen, die Effizienz des Finanzsystems, den Bankensektor und die Finanzmärkte. Dabei werden auch Transformationsprobleme und Herausforderungen im chinesischen Finanzsystem untersucht. Kapitel III befasst sich mit der Einführung in das Credit Rating und erläutert die Definition, Funktion, Aussage und Ratingqualität. Kapitel IV analysiert den Ratingnutzen und die Rolle der Ratingagenturen in den Finanzmärkten. Kapitel V untersucht die Rolle der Ratingagenturen in China, sowohl nationale als auch internationale, und betrachtet deren Entwicklung, Informationspolitik und Geschäftsbereiche. Kapitel VI widmet sich der Ratingqualität der Ratingagenturen in China und untersucht die inflationäre Vergabe von Top-Investmentgrade Ratings.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Themen der Kapitalmarktentwicklung, dem chinesischen Finanzsystem, Credit Ratingagenturen, Ratingqualität, Finanzmärkte, Transformationsprozesse und der Volksrepublik China.
- III.1 Definition und Funktion von Rating
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- Diplom Betriebswirt (FH) Melchior Ballreich (Autor), 2007, Kapitalmarktentwicklung und Credit Rating in der Volksrepublik China, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73762