Analyse: Tod in Arkadien: Das Grabmahl des Androgeo


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

A) Sannazaro’s Arcadia und Genealogie

B) Prosa/ Ekloge V
1. Ungebrochenes Idealbild von Arkadien
1.1. Sonnenuntergang bis Endes des Tages (Vers 1-8)
1.2. Morgendämmerung und Hirten kommen zu Androgeo’s Grabmahl (9-19)
2. Getrübtes Bild Arkadiens
2.1. Erwähnung des Grabes von Androgeo bis Ende der Prosa (Vers 20 – 36)
2.2. Klagelied Ergastos (Vers 1-68)

C) Bezug zu dem Grabmahl von Massilia (Ekloge X)

D) Bruch des Arkadienbildes und Vergleich zu Neapel

Literaturverzeichnis

A) Sannazaro’s Arcadia und Genealogie

Iacopo Sannazaro (1457-1530) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Neapolitanischen Kultur im 15. und 16. Jahrhundert und schuf mit seinem Werk „Arcadia“, das im volgare geschrieben war, ein Modell für die Pastoraldichtung. Das literarische Arkadien ist aber nicht gleichzusetzen mit einer realen, geographischen Landschaft, sondern ist vielmehr ein Ort der freien Liebe und der Dichterkunst, in dem alle Menschen Hirten sind und im Einklang mit der Natur leben. Auch die Thematik der unglücklichen Liebe wird immer wieder in den Eklogen aufgegriffen.[1] Dieses fiktive Arkadien geht zurück auf den lateinischen Schriftsteller Vergil, der seine Eklogen in eben diese Landschaft versetzte. Zudem galt Arkadien als Heimat des Hirtengottes Pan, der eine Hirtenflöte, die sog. Syrinx, aus einem Schilfrohr schnitt. Sannazaro verlegt seinen Schauplatz Arkadien in die Landschaft bei Neapel, seinem Geburtsort, und konstruiert eine Intertextualität zu Vergils Arkadien, indem er nicht nur die Idylle Arkadien aufgreift, sondern sich in seinem Prosimetrum immer wieder auf Vergils „Bucolica“ bezieht. So konstruiert Sannazaro beispielsweise eine Genealogie zu dem Hirtengott Pan, indem er Theokrit und Vergil erwähnt und somit die griechische und römische Antike verbindet. In Sannazaro’s X Ekloge nimmt Sincero (könnte mit Sannazaro gleichgesetzt werden) die gefundene Panflöte an sich, wodurch er sich neben Vergil und Theokrit zu den von Pan erwählten Dichtern zählt. Weiter funktioniert diese Genealogie in der V Ekloge, indem Sannazaro „vaccari“ (Kuhhirten) erwähnt, die im altgriechischen „bucolos“ genannt werden und dies wiederum eine Intertextualität zu Vergils „Bucolica“ ist (Metapoetische Benennung).

Im Folgenden werde ich auf die V Ekloge von Sannazaro’s „Arcadia“ eingehen. Das Idyll Arkadien stelle ich dem getrübten Bild dieses Ortes gegenüber und zeige anschließend den Bezug zwischen dem Grabmahl Androgeos und Massilias aus der X Ekloge auf. Zuletzt verdeutliche ich den Bruch des Arkadienbildes in diesem Kapitel, welches dadurch eingetrübt wird und die erwartete Standartrelation zu Neapel nicht erfüllt.

B) Prosa/ Ekloge V

Die V Ekloge ist zwar wie der Großteil des gesamten Werkes relativ handlungsarm, erweist sich aber wie die anderen Eklogen durch die Koppelung von Vers und Prosa semantisch sehr vielfältig. Sie hebt sich allerdings durch die Brechung des Arkadienbildes, worauf ich später eingehen werde, von den anderen Eklogen der Arcadia inhaltlich ab.

1. Ungebrochenes Idealbild von Arkadien

Das Idealbild Arkadiens, welches bis zur V Ekloge in Sannazaro’s Werk gewahrt wird, zeigt Arkadien als ein Idyll, das ungebrochen positive Eigenschaften aufweist und in ihrer Beschreibung an das Paradies erinnert.

1.1. Sonnenuntergang bis Endes des Tages (Vers 1-8)

Die Hirten sitzen bei Sonnenuntergang am Brunnen und die beiden Hirten Elpino und Logisto, die aus dem vorhergehenden Kapitel (IV Ekloge) wieder aufgegriffen werden, beenden ihre Lieder. Diese Lieder waren als musikalischer Wettstreit gedacht und wer die schönsten Reime vollbrachte wurde von allen gelobt. Der Hirte Salvaggio, der beauftragt wurde diesen durchaus fairen Wettstreit zu entscheiden, teilte beiden das gleiche Lob zu und lies beide siegen.[2] Wettkämpfe dieser Art waren sehr verbreitet in der pastoralen Dichtung, da bereits schon Theokrit diesen wirklich bestehenden Brauch des Wettsingens der Hirten in die Dichtung übernahm.[3] In Sannazaro’s Arcadia gehen Wettkämpfe allerdings nicht unbedingt immer so fair vonstatten wie dieses Wettsingen, wie in Ekloge XI ( I solenni giochi in memoria di Massilia) zu sehen ist.

Nach diesem Wettstreit kehren die Hirten ins Dorf zurück. Hierbei wird vor allem die paradiesische Landschaft hervorgehoben und Hirtenspiele, die zum Zeitvertreib auf dem Nachhauseweg gespielt werden.

Bei den Unterkünften angekommen wird sich von dem anstrengenden Tag ausgeruht.[4] Auf profane Tätigkeiten, die in der Realität das Hirtenleben ausmachen, wie z.B. Schafe scheren usw., wird kein einziges Mal eingegangen. Der Hirtenalltag in Arkadien scheint aus spielen, dichten und musizieren zu bestehen, alles vor dem Hintergrund der idyllischen Natur. Durch diese Leichtigkeit des arkadischen Hirtenlebens hat Sannazaro’s Arkadien nicht nur auf Menschen, die der Zivilisation und des Arbeitalltags überdrüssig waren, eine enorme Anziehungskraft.

1.2. Morgendämmerung und Hirten kommen zu Androgeo’s Grabmahl
(9-19)

Am nächsten Morgen zum Morgengrauen erwachen die Hirten wieder aus ihrem Schlaf und begeben sich auf den Weg in die Wälder.[5]

Auf deren Weg fragt Opico, ein älterer und sehr geschätzter Hirte, ob er die anderen Hirten führen solle, da er seit seiner Jugend mit dieser Gegend vertraut ist und beginnt anschließend Geschichten aus seiner Jugend und von einer verflossenen Liebe zu erzählen, was eine typische Anlehnung an Petrarca ist. „…con la mia falce scrissi il nome di quella che sovra tutti gli greggi amai…“[6]

Der Name „Opico“ ist abgeleitet von dem Namen eines Volkes aus der Campania, wobei Sannazaro, wie des öfteren, auch diesen Namen möglicherweise für ein Synonym eines nicht identifizierbaren Mitglieds der „Accademia pontaniana“ verwendet.

Unter der Führung Opicos passieren die Hirten den arkadischen Fluss Erimanto und beginnen einen Berg aufzusteigen, wobei dieser Aufstieg durch die erschreckenden Laute der Nymphen, die in dieser Gegend wohnen, den Hirten erschwert wird. Nymphen, weibliche Naturdämonen und Gefolge des Gottes Merkur, werden in der Arcadia immer wieder angesprochen, ebenso wie andere Fabelwesen.

Diese durchaus zwiespältigen Geschöpfe, die sehr wohl böse und gefährlich werden können, haben in Sannazaro’s Werk eine ausschließlich positive Bedeutung und verstärken den Eindruck der idyllischen Landschaft.

Am höchsten Punkt des Berges angekommen legen die Hirten eine Rast ein, als sie plötzlich von Weiten einen Klang wie von Dudelsack und Kastagnetten vermischt mit vielen hohen Rufen und Stimmen von Hirten. Die Hirten standen erneut auf und gingen durch den Wald in die Richtung, aus der dieser Lärm herzukommen schien. Dort angekommen fanden sie etwa zehn Kuhhirten vor, die um das Grab des erwürdigen Hirten Androgeo tanzten, und zwar auf eine Weise, die an die anstößigen Satyren (Wald- und Berggeister, die den Nymphen hinterher jagen) erinnert.[7]

[...]


[1] Corti, Maria: Methodi e fantasmi. Il codice bucolico e L’ “Arcadia” di Jacopo Sannazaro. Feltrinelli. Milano, 1977. S.286

[2] Sannazaro, Iacopo. Arcadia. Mailand, Mursia 1990. Vers 1-3

[3] Iser, Wolfgang. Das Fiktive und das Imaginäre. Frankfurt a. M., Suhrkamp 1991. S.61

[4] Sannazaro, Iacopo. Arcadia. Vers 4-8

[5] ebd. Vers 9-11

[6] ebd. Vers 13

[7] ebd. Vers 15-19

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Analyse: Tod in Arkadien: Das Grabmahl des Androgeo
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V73865
ISBN (eBook)
9783638783682
Dateigröße
404 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Arkadien, Grabmahl, Androgeo
Arbeit zitieren
Katharina Bindl (Autor:in), 2007, Analyse: Tod in Arkadien: Das Grabmahl des Androgeo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73865

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