Zu: Imre Kertesz, "Roman eines Schicksallosen"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Der Autor: Imre Kertesz

3.Roman eines Schicksallosen“
3.1. Zur Entstehung des Romans
3.2. Autobiographischer Hintergrund des Romans
3.2.1. Was kennzeichnet eine Autobiographie?
3.2.2. „Roman eines Schicksallosen“ - eine Autobiographie?

4. „Roman eines Schicksallosen“ - ein skandalöses Buch?

5. Literaturverzeichnis

„Ja, davon, vom Glück der Konzentrationslager, müßte ich ihnen erzählen,

das nächste Mal, wenn sie mich fragen.“

(Romanfigur György Köves in „ Roman eines Schicksallosen “)

1. Vorwort

Den „Roman eines Schicksallosen“ habe ich im Herbst 2003 erstmals gelesen. Dabei ging es mir, wie vermutlich den meisten anderen Lesern auch. Ich war erschüttert ob der abgeklärten, nüchternen, fast schon flapsigen Sprache des Jungen Györgys, der seine Erfahrungen bei der Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz und seine Erlebnisse in diesem und anderen Konzentrationslagern (Buchenwald und Zeitz) beschreibt. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, begann ich, mich verstärkt über den Autor Imre Kertesz zu informieren und stellte dabei fest, dass dieser keinen fiktiven Roman geschrieben hat, sondern im „Roman eines Schicksallosen“ seine eigene Geschichte erzählt.

Mit dieser Hausarbeit möchte ich mein persönliches Interesse an diesem Buch mit dem Thema unseres Hauptseminars „Kindheit und Jugend in Autobiographien des 18.-20. Jahrhunderts“ verbinden. Daher habe ich mir zwei Fragestellungen ausgesucht, die ich in dieser Arbeit beantworten möchte. In Kapitel 3.2. möchte ich darstellen, inwiefern der „Roman eines Schicksallosen“, obwohl ihn der Titel als Roman (und somit als fiktiv) zu entlarven scheint, einen autobiographischen Hintergrund hat. Im vierten Kapitel möchte ich dann untersuchen, warum der „Roman eines Schicksallosen“ viele seiner Leser zunächst erschüttert und mit Unverständnis reagieren lässt.

2. Der Autor: Imre Kertesz

In diesem ersten Kapitel möchte ich einen kurzen Überblick über wichtige Daten im Leben von Imre Kertesz geben. Bei meinen Recherchen musste ich feststellen, dass es nur wenige Quellen mit zuverlässigen Informationen über Imre Kertesz gibt. Der Großteil der nachfolgenden Angaben stammt von der Homepage www.nobel.se/literature, die einen Überblick über alle Gewinner des Literatur-Nobelpreises bietet.

Kertesz wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf. Mit fünfzehn wurde Kertesz in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Kurze Zeit später wurde er nach Buchenwald gebracht, wo er mit anderen Häftlingen 1945 befreit wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Imre Kertesz (aus: www.nobel.se/literature)

Die Erlebnisse bei der Deportation, in den Konzentrationslagern und bei seiner Rückkehr nach Budapest beschreibt Kertesz unter anderem in seinem „Roman eines Schicksallosen“. Auf den autobiographischen Hintergrund dieses Romans möchte ich verstärkt in Kapitel 2.2. eingehen.

Nach seiner Rückkehr nach Budapest arbeitete Kertesz zunächst als Journalist für die ungarische Zeitung „Világosság“. Als sich die Zeitung zur kommunistischen Partei bekannte, wurde Kertesz 1951 entlassen. Nach einer zweijährigen Wehrpflicht war er als freier Schriftsteller tätig und verfasste Musicals, Theaterstücke, Romane und Erzählungen. Nachdem der „Roman eines Schicksallosen“ veröffentlicht wurde (siehe 2.1.) arbeitete Kertesz als Übersetzer deutschsprachiger Autoren (Friedrich Nietzsche, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Elias Canetti u.a.). Dem „Roman eines Schicksallosen“ lässt Kertesz weitere Romane und Erzählungen folgen, die wie „Trabanten um das eine wichtigste Buch, den Roman eines Schicksallosen, [kreisen].“ (www.zeit.de). Dadurch, dass Kertesz in seinen Romanen immer wieder den Holocaust und seine Folgen beschreibt, gilt er auch als der „Autor des Holocaust“.

Zu seinen Auszeichnungen gehört der Brandenburger Literaturpreis (1995), der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (1997), der Herder-Preis (2000), der Welt-Literaturpreis (2000), der Hans Sahl-Preis (2002) und der Nobelpreis für Literatur (2002).

Heute lebt Kertesz mit seiner Frau in Budapest und auch in Berlin. Über seine Familie (Eltern, Kinder) gibt es keine weiteren Hinweise.

3. „Roman eines Schicksallosen“

In den beiden nachfolgenden Kapiteln möchte ich einen Überblick über die Entstehung des Romans geben bzw. erläutern, inwiefern der „Roman eines Schicksallosen“ als autobiographisches Werk begriffen werden kann.

3.1. Zur Entstehung des Romans

Bereits im Jahr 1960 begann Imre Kertesz mit dem Schreiben an „Sorstalanság“, wie der autobiographische Roman im ungarischen Original heißt. Als er dieses Werk im Jahr 1973 publizieren wollte, wurde die Veröffentlichung im kommunistischen Ungarn jedoch zunächst abgelehnt. Erst 1975 fand der Roman seinen Weg in die Öffentlichkeit, von der er allerdings kaum beachtet wurde. Erst mit einer Neuauflage 1985 wurde der Roman und sein Autor einem größeren Publikum bekannt.

Unter dem Titel „Mensch ohne Schicksal“ erschien das Werk 1990 im Ostberliner Verlag „Rütten und Loening“ das erste Mal in Deutschland. Doch auch hier fehlten die Beachtung und das öffentliche Interesse. 1996 wurde der autobiographische Roman vom Rowohlt Verlag publiziert und von Christina Viragh neuübersetzt. Seitdem trägt Kertesz’ Werk den Namen „Roman eines Schicksallosen“ und stößt auch international auf großes Interesse. Dieses Interesse wurde nochmals gesteigert, nachdem Kertesz für den „Roman eines Schicksallosen“ 2002 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

Kertesz versteht den „Roman eines Schicksallosen“ zusammen mit seinen Werken „Fiasko“ (Originalausgabe erschien 1988 unter dem Titel „A kudarc“) und „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ (Originalausgabe erschien 1990 unter dem Titel „Kaddis a meg nem született gyermekért“) als „Trilogie der Schicksallosigkeit“.

3.2. Der autobiographische Hintergrund des Romans

In diesem Abschnitt meiner Hausarbeit möchte ich untersuchen, inwiefern der „Roman eines Schicksallosen“ als Autobiographie verstanden werden darf. Dabei möchte ich zunächst mit Hilfe von verschiedenen Definitionen versuchen, das Feld der „Autobiographie“ einzugrenzen, um danach auf die Besonderheiten im „Roman eines Schicksallosen“ eingehen zu können.

3.2.1. Was kennzeichnet eine Autobiographie?

Eine allgemeine Definition, die ich bei meinen Recherchen gefunden habe, stammt von Georg Misch: „Sie [die Autobiographie, d. Verf.] lässt sich kaum näher bestimmen als durch Erläuterung dessen, was der Ausdruck besagt: die Beschreibung (graphia) des Lebens (bios) eines Einzelnen durch diesen selbst (auto).“ (Misch, 1907, S. 38).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Zu: Imre Kertesz, "Roman eines Schicksallosen"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Deutsche Sprache und Literatur I)
Veranstaltung
Kindheit und Jugend in Autobiographien des 18. bis 20. Jahrhunderts
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V74058
ISBN (eBook)
9783638681278
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Umfang der Hauptseminararbeit durfte 12 Seiten nicht übersteigen.
Schlagworte
Imre, Kertesz, Roman, Schicksallosen, Kindheit, Jugend, Autobiographien, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Alexander Maus (Autor:in), 2004, Zu: Imre Kertesz, "Roman eines Schicksallosen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74058

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