Diese Arbeit untersucht weder die Gründe des rasanten Aufstiegs der „Schill-Partei“ noch die ihres fulminanten Absturzes, weder Parteiorganisation, Struktur und Programmatik, noch die Einbettung oder Zuordnung oder Stellenwert im bundesrepublikanischen Parteiensystem. Thema soll vielmehr die Forschung über diese Partei sein: wann und worüber wurde geforscht? Die Frage, warum über die „Schill-Partei“ geforscht und geschrieben wurde und wird, ist vergleichsweise einfach zu beantworten: 1) Niemals zuvor ist es einer Partei gelungen, so wie der „Schill-Partei“ im Hamburger Bürgerschaftswahlkampf 2001, aus dem Stand heraus fast 20% der Wähler für sich zu mobilisieren. Nicht nur das Parteiengefüge als solches, sondern auch vermeintliche Gesetzmäßigkeiten über die Erfolgschancen von Politikneulingen schienen außer Kraft gesetzt. 2) Insofern musste sich die Forschung vermehrt mit dem Phänomen eines in der Bundesrepublik nunmehr erfolgreichen politischen „Populismus“ auseinandersetzten, bzw. mit den Fragen, was Recht- und Linkspopulismus überhaupt sei1. Wenn auch beispielsweise ein Florian Hartleb feine Kategorien zur Bestimmung rechtspopulistischer Charakteristika in Abgrenzung zu rechtsextremen entwickelt – die Schwierigkeiten solcher Unternehmungen werden allerdings spätestens dann klar, wenn versucht wird, einen Bogen zu spannen von Schill, Le Pen, Bossi, Fortuyn, zu Haider und sogar Möllemann. Auf diesem Feld werden noch die unterschiedlichsten Positionen vertreten. Theorien, nach denen Populismus per se eine Angelegenheit der politischen Rechten sei stehen Vergleichen zwischen „rechtspopulistischer Schill-Partei“ und „linkspopulistischer PDS“ gegenüber. Während beispielsweise Drieschner befindet: „Zum anderen ist Schill kein klassischer Rechtspopulist, und seine Anhänger sind überwiegend keine Rechtsradikalen“, wird bei Decker und anderen der Begriff des „Rechtspopulismus“ nicht gründlich hinterfragt. Auf konfuse bzw. synonyme Weise verwendet beispielsweise Patrick Moreau Rechtspopulismus und Rechtsextremismus; Frank Decker, für den der Rechtspopulismus zwischenzeitlich gescheitert schien, befindet noch im Jahr 2000 unbefangen - vor dem Auftauchen des Phänomens Schill: „Die jüngsten Bundestagswahlen haben hier mit Gerhard Schröder einen neuartigen Politikertypus an die Regierungsspitze gebracht, der populistische (eig. Hervorhebung) und pragmatische Eigenschaften auf wählerwirksame Weise vereint“ , und „dehnt“ damit den „Populismus“-Begriff.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungsverfahren zum „Rechtspopulismus“
- Die „Schill-Partei“: kurze Retrospektive, chronologisch
- Publikationen zur Schill-Partei
- Formale Beobachtung
- Beobachtung zu Stil und Rhetorik einiger Publikationen
- Allgemeine Zuschreibungen
- Ängste schüren/von Ängsten profitieren
- Opportunismus
- Untersuchungsfelder und Kriterien des Rechtspopulismus
- Exogenen und endogene Herangehensweisen
- Schill-Partei und PDS - ein komparativer endogener Ansatz
- Untersuchungsfelder
- Law-and-order: ein „Rechtspopulismus-Kriterium\" ?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Forschung über die "Schill-Partei" und deren Einordnung in den Kontext des Rechtspopulismus. Sie beleuchtet insbesondere die Schwierigkeiten und Unschärfen bei der Definition des Begriffs "Rechtspopulismus" im Zusammenhang mit dieser Partei.
- Kritik an den Ansätzen der Parteienforschung und Populismusforschung in Bezug auf die "Schill-Partei"
- Analyse der Schwierigkeiten bei der Definition von "Rechtspopulismus" im Kontext der Schill-Partei
- Untersuchung der Anwendung von "Rechtspopulismus"-Kriterien auf die Schill-Partei im Vergleich zu anderen Parteien wie der PDS
- Bedeutung des "Law-and-order"-Konzepts im Zusammenhang mit der Schill-Partei und der Rechtspopulismus-Forschung
- Bewertung der Schill-Partei im Rahmen einer breiteren europäischen Rechtspopulismus-Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die besondere Bedeutung der "Schill-Partei" im Kontext der deutschen Parteienlandschaft. Sie erläutert die Forschungsfrage und den Fokus auf die Analyse der Forschung über die Partei.
- Begriffsbestimmungsverfahren zum „Rechtspopulismus“: Dieses Kapitel hinterfragt die wissenschaftliche Unschärfe des Begriffs „Rechtspopulismus“ und analysiert die Schwierigkeiten bei seiner Definition und Anwendung. Es werden verschiedene Ansätze und Kritikpunkte zum Begriff diskutiert.
- Die „Schill-Partei“: kurze Retrospektive, chronologisch: Dieses Kapitel liefert eine kurze chronologische Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen im Zusammenhang mit der "Schill-Partei".
- Publikationen zur Schill-Partei: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Publikationen über die "Schill-Partei" und beleuchtet die formalen Beobachtungsansätze, den Stil und die Rhetorik der Publikationen sowie die allgemeinen Zuschreibungen an die Partei.
- Untersuchungsfelder und Kriterien des Rechtspopulismus: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Herangehensweisen und Kriterien zur Analyse von Rechtspopulismus im Kontext der "Schill-Partei". Es beleuchtet sowohl exogene als auch endogene Ansätze und vergleicht die "Schill-Partei" mit der PDS.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind "Rechtspopulismus", "Schill-Partei", "Parteienforschung", "Populismusforschung", "Law-and-order", "Ängste", "Opportunismus", "Exogen", "Endogen", "Komparative Analyse", "PDS", "Kriterien", "Definition", "Forschungsansatz", "Wissenschaftliche Unschärfe", "Politisches System", "Parteienlandschaft".
- Quote paper
- Bernhard Nitschke (Author), 2006, Kritische Diskussion der Ansätze der Parteienforschung und Populismusforschung: die "Schill-Partei". Schwerpunkt: Law and order, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74171