Der Sicherheitsrat ist, wie die aktuelle Diskussion um den Einsatz einer Friedenstruppe im Libanon beweist, ein zentrales Organ zur Regelung und im Idealfall zur Schlichtung internationaler Konflikte. Die mediale Resonanz auf sicherheitspolitisch relevante Sicherheitsrats-Beschlüsse gibt einen Hinweis auf die bedeutende Stellung in den Internationalen Beziehungen. Auch in der wissenschaftlichen Diskussion ist der Sicherheitsrat seit seiner Gründung 1945 ausgiebig behandelt worden. Dabei werden dem Sicherheitsrat, wie dem System der Vereinten Nationen insgesamt, immer wieder Handlungsunfähigkeit und Bürokratismus vorgeworfen. Dem Sicherheitsrat kommt im System der Vereinten Nationen eine gewichtige Rolle zu. Als einziges Organ kann er für alle Mitgliedsstaaten bindende Beschlüsse fassen. Diese Funktion misst ihm besondere Bedeutung zu und hat ihn wiederholt ins Licht und die Kritik der öffentlichen Aufmerksamkeit gestellt, gerade wenn wie in Ruanda Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden und der Sicherheitsrat unzureichend gehandelt hat. Die Unzulänglichkeiten des Sicherheitsrats, also die ihm durch die Charta zugedachte und unbefriedigend erfüllte Aufgabe der Wahrung des Weltfriedens, hat die Debatte um die Reform besonders nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes und der neuen Handlungsfähigkeit des Sicherheitsrats wieder entfacht. Es gibt viele Bestrebungen die von den meisten Mitgliedern konstatierte Reform des Sicherheitsrats, angesichts der vielfältigen Probleme in Angriff zu nehmen. Allerdings mangelt es bis heute an einem konsensfähigen Vorschlag.
Diese werden in der vorliegenden Arbeit diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung
- Zusammensetzung des Sicherheitsrats, Vetorecht und Sicherheitsbegriff
- Vorgehensweise
- Einordnung in den Kontext der Reformbemühungen
- Institutionelle Reformen
- Reformen im Bereich der Friedenssicherung
- Reformdiskussion im Bereich des Völkerrechts
- Reformen im Bereich der Wirtschaft, Entwicklung und Umwelt
- Argumente in der Reformdiskussion
- Argumente für eine Reform
- Globalisierung als neue Herausforderung
- Die neue Rolle des Sicherheitsrats nach Ende des Ost-West Konflikts
- Gestiegene Mitgliederzahl
- Vetorecht - gerecht?
- Abwahl ständiger Mitglieder?
- Praxis des Sicherheitsrats. Rechtliche Grundlage und Realität
- Zusammensetzung des Sicherheitsrats
- Argumente gegen eine Reform
- Effektivitätserhöhung ohne Chartarevision
- Reformmodelle
- Reformanforderungen
- Aktuell diskutierte Reformvorschläge
- Warum gab es noch keine Reform?
- Ein europäischer Sitz?
- Deutschland
- Italien
- Andere europäische Staaten
- Reformwille der ständigen Sicherheitsratsmitglieder
- Fazit und Reformperspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den aktuellen Vorschlägen zur Reform des UN-Sicherheitsrats und deren Relevanz für die Europäische Union. Die Analyse zielt darauf ab, die unterschiedlichen Argumente für und gegen eine Reform des Sicherheitsrats zu beleuchten und die verschiedenen Reformmodelle zu bewerten. Darüber hinaus wird die Position der EU und insbesondere Deutschlands in der Reformdebatte untersucht.
- Die Reform des UN-Sicherheitsrats
- Die Rolle des Sicherheitsrats in der internationalen Politik
- Die Argumente für und gegen eine Reform des Sicherheitsrats
- Die Position der EU in der Reformdebatte
- Die Relevanz einer Reform des Sicherheitsrats für die EU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz des Sicherheitsrats im Kontext internationaler Konflikte heraus. Sie beleuchtet die Kritik am System der Vereinten Nationen und dessen Handlungsunfähigkeit. Weiterhin werden die Zusammensetzung des Sicherheitsrats, das Vetorecht der ständigen Mitglieder und die Entwicklung des Sicherheitsbegriffs erläutert.
Das zweite Kapitel ordnet die Reformdiskussion des Sicherheitsrats in den Kontext weiterer Reformbemühungen ein. Es werden verschiedene Reformbereiche wie institutionelle Reformen, Reformen der Friedenssicherung, Reformen des Völkerrechts und Reformen im Bereich der Wirtschaft, Entwicklung und Umwelt betrachtet.
Das dritte Kapitel untersucht die Argumente für und gegen eine Reform des Sicherheitsrats. Die Argumente für eine Reform umfassen die wachsende Bedeutung der Globalisierung, die neue Rolle des Sicherheitsrats nach dem Ende des Kalten Krieges, die gestiegene Mitgliederzahl der Vereinten Nationen, die Frage nach der Gerechtigkeit des Vetorechts, die Möglichkeit der Abwahl ständiger Mitglieder, die Praxis des Sicherheitsrats und die Zusammensetzung des Gremiums. Die Argumente gegen eine Reform beziehen sich auf die Effektivitätserhöhung des Sicherheitsrats ohne Chartarevision.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Reformmodellen, die in der aktuellen Diskussion eine Rolle spielen. Es beleuchtet die Reformanforderungen, die aktuell diskutierten Vorschläge und die Gründe für das bisherige Fehlen einer Reform.
Das fünfte Kapitel untersucht die Frage, ob ein europäischer Staat einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat erhalten soll. Es werden die Positionen Deutschlands, Italiens und anderer europäischer Staaten sowie die Reformbereitschaft der ständigen Sicherheitsratsmitglieder beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Reform des UN-Sicherheitsrats, seine Rolle in der internationalen Politik und die Auswirkungen einer möglichen Reform auf die Europäische Union. Die zentralen Begriffe umfassen den Sicherheitsrat, das Vetorecht, die ständigen und nicht ständigen Mitglieder, die Friedenssicherung, die Globalisierung, die Reformdebatte, die verschiedenen Reformmodelle und die Position der EU und Deutschlands in der Reformdebatte.
- Citation du texte
- Julian Lenk (Auteur), 2006, Die aktuell diskutierten Vorschläge zur Reform des UN-Sicherheitsrates und die EU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74191