In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Folter in den meisten europäischen Staaten zu einem festen Bestandteil offizieller Strafverfahren. Ihr Ablauf war genau festgelegt. Sie sollte in erster Linie der Wahrheitsfindung dienen, mit dem Ziel, das für die Urteilsfindung überaus bedeutende Geständnis zu erzwingen.
Die Fülle der verschiedenen Folterpraktiken und deren häufige Anwendung zeigen die unglaubliche Grausamkeit und Brutalität des damaligen Rechtssystems, welches sich weder mit unserem heutigen moralischen und ethischen Empfinden noch mit der Rechtssituation des 21. Jahrhunderts vereinen lässt. Insbesondere die frühneuzeitliche Epoche gilt als besonders schrecklich in den Arten und in der Anwendung der Folter. Schon Zeitgenossen übten heftige Kritik an der Rechtslage, wobei diese meist weniger ethischen Ursprungs war, sondern mehr den Wert eines, unter der Folter erlangten, Geständnisses in Frage stellte. Die lang anhaltende Kritik bewirkte, dass es im 18. Jahrhundert zunehmend zu Einschränkungen in den Foltergesetzen und schließlich um 1800 zu deren gänzlicher Abschaffung der Folter kam.
Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, auf welche Weise die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung in der frühen Neuzeit eingesetzt wurde und wie ihr Einbau in das Rechtssystem erfolgte. Dafür soll im Folgenden zunächst ein historischer Abriss erfolgen, um die Entstehung der Folter und ihre Anwendung als Grundlage vorauszusetzen. Des Weiteren möchte kurz auf die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.1 eingehen und anschließend möglichst genau die Voraussetzungen herausarbeiten, die eine Folter rechtlich ermöglichten, bis hin zum Folterverlauf und den Folterpraktiken selbst. Abschließend möchte ich noch die Folterbestimmungen schildern, die für den Ausnahmefall der Hexenverfolgungen galten, um dann mit der Abschaffung der Folter am Ende des 18. Jahrhunderts zu enden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Forschungsstand
- Historischer Rückblick
- Das Recht vor dem 12. Jahrhundert
- Rechtsrevolution im 12. Jahrhundert
- Die Constitutio Criminalis Carolina von 1532
- Die juristische Rechtfertigung der Folter
- Die Folter
- Der Folterverlauf
- Die Folterwerkzeuge
- Die Folter in den Hexenprozessen
- Die Abschaffung der Folter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Folter als Mittel der Wahrheitsfindung in der frühen Neuzeit. Sie untersucht, wie die Folter in das Rechtssystem integriert wurde und welche rechtlichen Voraussetzungen ihre Anwendung ermöglichten.
- Historische Entwicklung der Folter
- Die Constitutio Criminalis Carolina und ihre Folterbestimmungen
- Rechtliche Rechtfertigung und Praxis der Folter
- Folterpraktiken und Folterwerkzeuge
- Die Rolle der Folter in den Hexenprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet den Forschungsstand zum Thema Folter in der frühen Neuzeit. Sie erläutert die methodischen Herangehensweisen und die Relevanz der Thematik.
- Historischer Rückblick: Dieses Kapitel liefert einen historischen Überblick über die Entwicklung der Folter und ihre Anwendung im Rechtssystem vor dem 12. Jahrhundert. Es analysiert die Rechtsrevolution des 12. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf die Strafpraxis.
- Die Constitutio Criminalis Carolina von 1532: Dieses Kapitel widmet sich der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und analysiert deren Bedeutung für die Folterpraxis in der frühen Neuzeit. Es beleuchtet die neu eingeführten Folterbestimmungen und deren Auswirkungen.
- Die juristische Rechtfertigung der Folter: Dieses Kapitel untersucht die rechtlichen Grundlagen und Argumente, die die Anwendung der Folter in der frühen Neuzeit rechtfertigten. Es beleuchtet die Rolle der Folter als Mittel der Wahrheitsfindung und die rechtlichen Vorgaben für deren Anwendung.
- Die Folter: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Praxis der Folter. Es beschreibt den Ablauf der Folterprozedur, die eingesetzten Folterwerkzeuge und die physischen und psychischen Folgen der Folter für die Verurteilten.
- Die Folter in den Hexenprozessen: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Folter in den Hexenprozessen. Es beleuchtet die Besonderheiten der Folterpraxis in diesem Kontext und die spezifischen Foltermethoden, die zur Erlangung von "Geständnissen" eingesetzt wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Folter in der frühen Neuzeit und untersucht die rechtlichen und historischen Aspekte ihrer Anwendung. Schlüsselbegriffe sind: Folter, Strafrecht, Rechtsgeschichte, Wahrheitsfindung, Constitutio Criminalis Carolina, Hexenprozesse, mittelalterliche Rechtsgeschichte, Frühneuzeit, Rechtssystem, Strafverfahren, Peinliche Befragung, Folterwerkzeuge, Brutalität, Grausamkeit, Geständnis, Wahrheitsfindung.
- Arbeit zitieren
- Sandra Schonvogel (Autor:in), 2005, Die Folter in der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74211