Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer Schrift Carl Schmitts, die in der wissenschaftlichen Publikation nach dem II. Weltkrieg nur noch verhältnismäßig wenig Beachtung fand: Die „Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht“ aus dem Jahre 1939.1 Die ‚Völkerrechtliche Großraumordnung’ erfreute sich in der kurzen Periode zwischen 1939 und circa 1943/44, in der ihre Aktualität reell und ihre Thesen mehr als nur eine Fingerübung eines Stubengelehrten erschienen, einer breiten Rezeption nicht nur in der nationalsozialistischen Propagandaliteratur, sondern auch im angelsächsischen Ausland, wenn auch dort unter eben diesen Vorzeichen. Schmitt selbst hat nach dem Wissensstand des Autors nach 1945 jede direkte Stellungnahme zu seiner Schrift vermieden. Nicht jedoch hat in den Nachkriegsjahren seine Beschäftigung mit dem tieferen Thema seiner Arbeit aufgehört, nämlich der engen Wechselbeziehung zwischen Recht und Raum, wovon eine breite Bibliographie kündet, die freilich im beschränkten Rahmen dieser Arbeit nur ansatzweise fruchtbar gemacht wird.
Im Zentrum meiner Arbeit steht die Frage, was Schmitts Großraumtheorie im einzelnen ausmacht, welche neuen Elemente in das Völkerrecht einfließen, welche herkömmlichen Begrifflichkeiten ersetzt werden sollen und welche Entwicklungen überhaupt ein neues Völkerrecht notwendig machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Recht als Einheit von Ordnung und Ortung
- Die Landnahme als politischer Ur-Akt
- Der Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum
- Die Auflösung der europäischen Staats- und Völkerrechtsordnung
- Die globale Raumrevolution: Der europäische Nomos der Neuzeit
- Der elementare Gegensatz zwischen Land- und Seemächten
- Die technologische Raumrevolution: Der europäische Nomos der Gegenwart
- Enthegung und Entrechtlichung des Krieges
- Der, Universalismus'
- Die, Wendung zum diskriminierenden Kriegsbegriff'
- Verlust der Neutralität als friedenserhaltendes Prinzip
- Vom gerechten Gegner zum totalen Feind
- Die Großraumtheorie
- Der zeitgeschichtliche Rahmen
- Der Bedeutungsverlust des Staates
- Der Reichsbegriff
- Reich und Großraum
- Völkerrechtliches Interventionsverbot für fremdräumige Mächte
- Der Volksbegriff
- Abschließende Bemerkungen
- Der paradoxe Effekt der Reichsordnung
- Die NS-Rezeption der Großraumtheorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Carl Schmitts „Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte" von 1939 und untersucht die darin enthaltene Großraumtheorie. Das Ziel ist es, die zentralen Elemente dieser Theorie zu analysieren, die neu eingeführten Aspekte des Völkerrechts zu beleuchten und zu verstehen, welche herkömmlichen Begriffe ersetzt werden sollen.
- Die Verbindung von Recht und Raum in Schmitts Denken
- Die Landnahme als grundlegendes Rechtsprinzip
- Die Bedeutung der Raumrevolutionen für die Veränderung des Völkerrechts
- Die Kernpunkte der Großraumtheorie
- Die Rolle der Großraumtheorie im Kontext des NS-Regimes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Erläuterung von Schmitts grundlegenden Rechts- und Raumordnungsvorstellungen, wobei die Landnahme als zentraler rechtsbegründender Akt hervorgehoben wird. Anschließend werden die von Schmitt analysierten Raumrevolutionen und die daraus resultierenden Veränderungen des Völkerrechts behandelt. Im dritten Kapitel wird Schmitts Großraumtheorie selbst im Detail betrachtet, wobei insbesondere die neuen Aspekte und die zu ersetzenden Elemente im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Großraumtheorie, Carl Schmitt, Völkerrecht, Raumordnung, Landnahme, Raumrevolutionen, Reichsbegriff, NS-Rezeption, Recht, Politik, Geschichte.
- Citation du texte
- Holger Michiels (Auteur), 2004, Die Großraumtheorie von Carl Schmitt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74286