Mit dieser Arbeit möchte ich versuchen, die verschiedenen situativen Bedingungen und Gründe herauszuarbeiten, die die Entscheidung der SPD erklären können. Zuerst erscheint es mir dabei sinnvoll, relevante parteigeschichtliche Tendenzen zu untersuchen, die zum Verständnis der Kreditbewilligung beitragen können, bevor ich auf Faktoren zu sprechen kommen werde, die erst in den Tagen vor der Bewilligung ihren Einfluss entfalteten. Da sich einige dieser Faktoren aber ebenfalls schon in den Jahren vor 1914 herausbildeten, werde ich bei ihrer Untersuchung auf die jeweilige Entwicklung dieser Faktoren eingehen müssen. Auch wenn im Rahmen dieser Arbeit die verschiedenen Gründe und Umstände, die die SPD-Fraktion in ihrer Entscheidung beeinflussten, getrennt in einzelnen Kapiteln behandelt werden, darf man nicht vergessen, dass – wie Susanne Miller es ausdrückt – die Gründe für die Bewilligung der Kriegskredite „in ihrem Ensemble gesehen werden müssen“1, da für jedes der 78 Fraktionsmitglieder, die am 3. August in der Fraktionssitzung bei 14 Gegenstimmen für eine Bewilligung votierten, verschiedene Gründe eine unterschiedlich starke Bedeutung hatten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein parteigeschichtlicher Faktor: Der gewachsene Einfluss des Reformismus in der SPD und seine Bedeutung für die Kriegskreditbewilligung
- Das Scheitern der Antikriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
- Der Einfluss der Reichsregierung und Mitgliedern des rechten Fraktionsflügels auf die Entscheidung zur Kriegskreditbewilligung
- Der Glaube an einen Verteidigungskrieg und der Antizarismus als Faktoren für die Kriegskreditbewilligung
- Die Kriegskreditbewilligung als Patriotismusbeweis und Chance zur Integration in die Nation
- Die Bedeutung des gewerkschaftlichen Burgfriedens und der Repressions- und Verlustangst in der SPD für die Bewilligung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Entscheidung der SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914, die Kriegskredite zu bewilligen. Sie analysiert die verschiedenen Faktoren, die zu dieser Entscheidung führten, und untersucht die Auswirkungen dieses Schrittes auf die deutsche Sozialdemokratie und die deutsche Geschichte.
- Die Rolle des Reformismus innerhalb der SPD vor 1914
- Die Bedeutung des Scheiterns der Antikriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
- Der Einfluss der Reichsregierung und des rechten Fraktionsflügels
- Der Glaube an einen Verteidigungskrieg und die Rolle des Antizarismus
- Die Kriegskreditbewilligung als Ausdruck von Patriotismus und Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung stellt den historischen Kontext der Kriegskreditbewilligung durch die SPD-Reichstagsfraktion dar. Sie erklärt die Bedeutung dieser Entscheidung und stellt die Forschungsfrage, welche Faktoren zu diesem Schritt führten. Die Arbeit will die verschiedenen situativen Bedingungen und Gründe untersuchen, die die Entscheidung der SPD erklären können.
Ein parteigeschichtlicher Faktor: Der gewachsene Einfluss des Reformismus in der SPD und seine Bedeutung für die Kriegskreditbewilligung
Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle des Reformismus innerhalb der SPD und seinem Einfluss auf die Entscheidung der Fraktion. Es analysiert die Entwicklung des Reformismus vor 1914 und zeigt auf, wie er die Entscheidung für die Kriegskredite beeinflusst haben könnte.
Das Scheitern der Antikriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der II. Sozialistischen Internationale und die gescheiterte Antikriegspolitik. Es untersucht, wie die internationale Zusammenarbeit der Sozialistischen Parteien zusammenbrach und welche Auswirkungen dies auf die Entscheidung der SPD-Fraktion hatte.
Der Einfluss der Reichsregierung und Mitgliedern des rechten Fraktionsflügels auf die Entscheidung zur Kriegskreditbewilligung
Dieses Kapitel analysiert den Einfluss der Reichsregierung und der Mitglieder des rechten Fraktionsflügels auf die Entscheidung der SPD. Es untersucht die Argumentationslinien und Druckmittel, die die Reichsregierung und der rechte Flügel einsetzten.
Der Glaube an einen Verteidigungskrieg und der Antizarismus als Faktoren für die Kriegskreditbewilligung
Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle von patriotischen Motiven und der Wahrnehmung des Krieges als Verteidigungskrieg gegen Russland. Es analysiert die Rolle des Antizarismus als ein möglicher Faktor, der zur Bewilligung der Kriegskredite beigetragen hat.
Die Kriegskreditbewilligung als Patriotismusbeweis und Chance zur Integration in die Nation
Dieses Kapitel untersucht die Kriegskreditbewilligung als Ausdruck von Patriotismus und als Möglichkeit für die SPD, sich in die deutsche Nation zu integrieren. Es analysiert die motivierenden Faktoren hinter dieser Sichtweise.
Die Bedeutung des gewerkschaftlichen Burgfriedens und der Repressions- und Verlustangst in der SPD für die Bewilligung
Dieses Kapitel betrachtet den Einfluss des gewerkschaftlichen Burgfriedens und die Angst vor Repression und Verlusten auf die Entscheidung der SPD. Es untersucht, wie diese Faktoren die Entscheidung der Fraktion beeinflusst haben könnten.
Schlüsselwörter
SPD, Kriegskredite, Burgfrieden, Reformismus, Marxismus, II. Internationale, Reichsregierung, Patriotismus, Antizarismus, Repression, Verlustangst
- Citation du texte
- Stefan Ruhnke (Auteur), 2002, Eine Untersuchung der Gründe für die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74336