In dieser Arbeit soll die philosophische Schrift De Officiis von Marcus Tullius Cicero vor dem Hintergrund der römischen Wirklichkeit betrachtet werden. Wie sind Ciceros moralische Vorschriften an den Einwohner des Staates vereinbar mit den soziopolitischen Begebenheiten der späten Republik? Diese Fragen gilt es zu erhellen, indem der Autor in den Kontext der administrativen Führungsschicht, der politischen Kulisse Ciceros letzter Lebensjahre und seines idealtypischen Menschenbildes erfasst wird.
Ciceros Werk De Officiis ist in drei Bücher gegliedert und Orientiert sich wie Cicero eigens betont zumindest in den ersten beiden nah an dem griechischem Philosophen und politischen Berater Panaitios, welcher schon etwa 90 Jahre zuvor eine Abhandlung über die Pflichten schrieb.
Cicero schreibt in erster Linie als Vater zu seinem Sohn, der in Athen einem Studium der Philosophie nachgeht. Er folgt hier dem großen Vorbild Cato, welcher prominent die tugendhafte Lehre für den Sohn verfasste. Strittig in der Literatur ist, inwiefern Cicero nicht doch eine breitere Masse aus der römischen Elite ansprechen wollte, wie es aus einem Brief an Atticus hervorgehe . Allerdings besagen die über das Buch verstreuten persönlichen Anreden in Dialogform, dass sich der Vater seine Rolle durchaus immer wieder bewusst gemacht hat. Die äußere Form der „Pflichten“ stellt einen Brief an den Sohn dar, ist aber ein mit pädagogischer Systematik und der entsprechenden Autorität bis hin zur Dogmatik angelegter Lehrbrief, der den jungen Cicero in den Tagen, als die Republik 44 v. Chr. im „Todeskampf“ lag, auf den rechten Weg bringen sollte, damit dieser den angesehenen Stand des homo novus erreiche, wie es schon Cicero geschafft hat, als Bürger in die höchsten Kreise aufzusteigen. Diese Bemühungen waren nicht sehr Fruchtbar, wie der weitere Werdegang des Adressaten noch zeigen sollte aber der postalische Erhalt ist auch nicht an die Nachwelt überliefert. Johann schreibt Cicero die Rolle des politischen Erziehers zu, die meiner Einschätzung nach auch auf De Officiis anwendbar ist.
Pohlenz versieht den Autor andererseits mit dem Motiv, seinem Philosophischen Gesamtwerk einen krönenden Abschluss zu geben, das den Römern eine eigene schriftliche Ethik schenkt. Ich will an dieser Stelle nicht für eine einzelne Intuition eintreten. Viel wahrscheinlicher ist ein Zusammenspiel aus mehreren Ursachen, die sich gegenseitig nicht ausschließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Philosophische Grundlagen
- honestum, decorum und utile
- Das Umfeld von Cicero - Die späte Republik
- Die wirtschaftliche Praxis
- Händler
- Andere Berufe
- Zinswirtschaft
- Reichtum als Voraussetzung für würdiges Leben
- Schlussbemerkung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Ciceros philosophische Schrift "De Officiis" im Kontext der römischen Wirklichkeit. Sie untersucht die Vereinbarkeit von Ciceros moralischen Vorschriften mit den soziopolitischen Gegebenheiten der späten Republik und setzt den Autor in Beziehung zur administrativen Führungsschicht, der politischen Kulisse seiner letzten Lebensjahre und seinem idealtypischen Menschenbild.
- Die philosophischen Grundlagen von Ciceros "De Officiis" und ihre Verwurzelung in der stoischen Philosophie
- Die Rolle von "honestum" (Ehrbarkeit), "decorum" (Anstand) und "utile" (Nutzen) in Ciceros ethischen Überlegungen
- Ciceros Verständnis von Gemeinschaft und das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft
- Die Rolle des Reichtums und der wirtschaftlichen Aktivitäten in Ciceros moralphilosophischem Rahmen
- Die praktische Relevanz von Ciceros "De Officiis" für die römische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach der Vereinbarkeit von Ciceros moralischen Vorschriften mit der römischen Realität der späten Republik.
Das Kapitel "Philosophische Grundlagen" untersucht die philosophischen Wurzeln von Ciceros "De Officiis" und beleuchtet die stoische Philosophie, insbesondere die Gemeinschaftslehre und die Konzepte des "honestum", "decorum" und "utile".
Das Kapitel "honestum, decorum und utile" analysiert Ciceros ethische Überlegungen und die Bedeutung der drei genannten Prinzipien für die Entscheidungsfindung.
Das Kapitel "Das Umfeld von Cicero - Die späte Republik" zeichnet ein Bild von der politischen und sozialen Situation Roms zur Zeit Ciceros.
Das Kapitel "Die wirtschaftliche Praxis" erörtert die verschiedenen wirtschaftlichen Aktivitäten der römischen Eliten, wie zum Beispiel den Handel, andere Berufe und die Zinswirtschaft.
Schlüsselwörter
De Officiis, Cicero, Stoische Philosophie, Gemeinschaftslehre, Honestum, Decorun, Utile, Römische Republik, Wirtschaftliche Aktivitäten, Reichtum, Moral, Ethik, Politik, Gesellschaft.
- Quote paper
- Johannes Schulz (Author), 2007, Wirtschaft und Moral: Über Ciceros "De Officiis" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74455