Die vorliegende Arbeit gründet auf Recherchearbeiten zur Organisation der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr sowie auf der Vorstellung der von der Bundeswehr dafür eingesetzten unterschiedlichen Methoden und Medien. Das zur Verfügung stehende Material für den Zeitraum ca. von 1990 bis 2000 ermöglicht es, sowohl den fundamentalen Wandel der Rolle der Bundeswehr seit dem Ende des kalten Krieges als auch die Auswirkungen äußerer Einflüsse in ihrer inhaltlichen Widerspiegelung in der Öffentlichkeitsarbeit darzustellen. Die ausführlichen Ergebnisse sowie Anmerkungen zu Recherche und Methoden der Beobachtung finden sich in Kapitel 3.
Als theoretische Grundlage dieser Arbeit dient die Theorie Erving Goffmans (1922 – 1982) über die Merkmale totaler Institutionen. Diese werden in Kapitel 2 vorgestellt und in Bezug gesetzt zur totalen Institution des Militärs dazu verwandt, die Strukturen der Bundeswehr herauszuarbeiten und das Spannungsfeld der Kommunikation einer totalen Institution mit der Öffentlichkeit darzustellen. Die Reflexion der empirisch zu beobachtenden Wirklichkeit durch Abstraktion auf die Theorie ermöglicht im Falle der vorliegenden Untersuchung, die Besonderheiten, Motivationen und Mechanismen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr besser zu verstehen. Entsprechend widmet sich Kapitel 4 der Analyse der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr in Form von Fallbeispielen, an denen die Theorie überprüft, bzw. die Praxis analysiert werden soll. Aspekte des politisch-gesellschaftlichen Wandels in den 1990er Jahren stehen hier im Vordergrund. Exemplarisch werden zwei wichtige Ereignisse des Jahres 1997 aufgegriffen: Das Hochwasser an der Oder und die rechtsradikalen Vorkommnisse in der Bundeswehr. An ihnen soll sich die Frage klären, ob sich Besonderheiten für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr als totale Institution ergeben durch Reaktionen auf Ereignisse, der offensichtlich nur totale Institutionen gewachsen sind, bzw. für die eine totale Institution besonders anfällig ist.
Abschließend werden die Transparenz der Kommunikation und damit der Wahrheitsgehalt der öffentlichen Darstellung der deutschen Streitkräfte vor dem Hintergrund der Theorie Goffmans und unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels kritisch hinterfragt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die "totale Institution" und das öffentliche Interesse
- 2.1. Besonderheiten der "totalen Institution"
- 2.2. Totale Institution Militär
- 2.3. Interessen und Bedürfnisse eines kollektiven Akteurs
- 2.4. Spannungsfeld öffentliches Interesse
- 3. Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr
- 3.1. Bemerkungen zur Recherche
- 3.2. Struktur und Organisation
- 3.3. Richtlinien und Zielgruppen
- 3.3.1. Auftrag der Information: Grundlagen, Ziele, Aufgaben
- 3.3.2. Zielgruppen der Öffentlichkeitsarbeit
- 3.4. Medieneinsatz und Präsentation
- 3.4.1. Printmedien
- 3.4.2. Hörfunk
- 3.4.3. Werbespots in TV und Kino
- 3.4.4. Neue Medien / Internet
- 3.4.5. Tage der offenen Tür, Ausstellungen, Flugblätter
- 4. Theorie und Praxis – Analyse
- 4.1. Oderbruch und Hammelburg - Reaktionen
- 4.2. Transparenz durch Kommunikation?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr im Kontext der Theorie der "totalen Institution" von Erving Goffman. Ziel ist es, die Besonderheiten der Selbstdarstellung der Bundeswehr als totale Institution im Spannungsfeld zwischen öffentlicher Wahrnehmung und institutionellen Interessen zu analysieren.
- Die Merkmale der "totalen Institution" und ihre Anwendung auf das Militär
- Die Organisation und Struktur der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr
- Die Medieneinsatzstrategie und Zielgruppen der Bundeswehr
- Die Analyse von Fallbeispielen, die die Theorie der "totalen Institution" in der Praxis der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr beleuchten
- Die Rolle der Transparenz in der Kommunikation der Bundeswehr
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Forschungsstand vor, erläutert den theoretischen Rahmen der Arbeit und beschreibt den methodischen Ansatz.
- Kapitel 2: Die Theorie der "totalen Institution" wird eingeführt und auf die Bundeswehr angewendet. Die Merkmale der "totalen Institution" werden in Bezug auf das Militär erläutert, und es werden die Interessen und Bedürfnisse eines kollektiven Akteurs wie der Bundeswehr im Spannungsfeld mit dem öffentlichen Interesse diskutiert.
- Kapitel 3: Die Organisation und Struktur der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr werden detailliert dargestellt. Dazu gehören die unterschiedlichen Medien, die die Bundeswehr einsetzt, sowie die Zielgruppen und Strategien ihrer Öffentlichkeitsarbeit.
- Kapitel 4: In diesem Kapitel werden Fallbeispiele zur Analyse der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr präsentiert. Es wird die Theorie Goffmans anhand von Beispielen aus der Praxis überprüft, und es werden die Reaktionen der Bundeswehr auf Ereignisse wie das Hochwasser an der Oder und die rechtsradikalen Vorkommnisse in der Bundeswehr diskutiert. Die Frage nach der Transparenz der Kommunikation der Bundeswehr wird im Kontext dieser Beispiele kritisch hinterfragt.
Schlüsselwörter
Öffentlichkeitsarbeit, Bundeswehr, totale Institution, Erving Goffman, Selbstdarstellung, Kommunikation, Medien, Transparenz, Politik, Gesellschaft, Militär, Institution, Organisation, Zielgruppen, Strategie, Fallbeispiele, Analyse.
- Citation du texte
- Dr. phil. Jürgen Schäfer (Auteur), 2001, Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr - Zur Selbstdarstellung einer totalen Institution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7472