Die politische und gesellschaftskritische Dimension in der Aufführung "Big in Bombay" von Constanza Macras


Trabajo Escrito, 2005

14 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Einleitung

Die Aufführung "Big in Bombay“ stellt ein reines Patchwork-Projekt dar. Die Choreographin und Regisseurin Constanza Macras vermengt alles, was man nur vermengen kann: Angefangen mit der Musik, die von Pop über eine opernähnliche Skizze eines aus den 70er Jahren stammenden lateinamerikanischen Songs bis hin zum französischen Schlager reicht. Die elf Schauspieler-/innen und Tänzer-/innen der Truppe „Dorky Park“ bewegen sich geschult in Bollywood-Derwish-Flamenco-Musical-Tabledance-MTV-Trash1. Dazu kommen fantastische Flic-Flac-Einlagen und andere akrobatische Kunstwerke der einzelnen Darsteller. Musikalisch und schauspielerisch werden die elf „Dorky Parker“ von vier Musiker und Sänger der Musikkapelle „A Rose Is“ unterstützt.

Es wird live gesungen, viel mit Video-Projektionen und Live-Aufnahmen gearbeitet. Der Zuschauer wird immer wieder dazu aufgefordert, seine Wahrnehmung mal auf den realen und mal auf den auf der Leinwand abgebildeten Körper der Darsteller zu richten, also zwischen der Live- und Video-Präsenz der Darsteller zu oszillieren. Ein Zustand der Unsicherheit entsteht: Ist das, was in den Medien gezeigt wird, auch wirklich real, warum berührt uns das, was vor unserer Haustür passiert viel mehr als die hungernden Kinder in Afrika oder das Erdbeben im Iran?!

Constanza Macras bedient sich zahlreicher Motive aus verschiedenen Kulturen: Indische und mexikanische Folklore, Indianer-Rituale, Pop- und Disneyland-Trash. Die gebürtige Argentinierin hat schon sehr viel von der Welt gesehen und bringt selbstverständlich ihre Inspirationen aus verschiedenen Ländern in ihren Choreographien zum Ausdruck.

Der multikulturelle Charakter dieser Aufführung wird auch noch durch vier Sprachen (Englisch, Deutsch, Spanisch und vermutlich Arabisch) hervorgehoben.

1. Da der Bühnenraum für diese Aufführung von zentraler Bedeutung ist, widme ich ihm extra Aufmerksamkeit.

Wenn man den Zuschauerraum betritt, bemerkt man fünf sitzende Darsteller im großen Glaskasten, der sich vorne rechts auf der Bühne befindet und ungefähr die Hälfte der Bühnenfläche einnimmt. In seinem Inneren sind gelbe Plastikschalensessel, – die so ähnlich aussehen wie im Wartezimmer einer Arztpraxis oder eines Flughafens, - montiert. Die vorderen, hinteren und die linken Wände dieses Glaskastens lassen sich leicht – wie es sich im Laufe der Aufführung herausstellen wird – durch Schiebetüren auf- und zumachen.

Auch die Dachfläche dieses Kastens, zu der eine Treppe führt, wird bespielt. Durch die lila Schwingtür auf der rechten Seite erscheinen und verschwinden die Darsteller. Der tunnelähnliche Raum hinter der lila Tür ist mit einer Videokamera versehen und wird im zweiten Teil als eine Art Aufnahmestudio gebraucht. Auch im Glaskasten selbst ist links oben eine Videokamera angebracht, sie wird für die Live-Aufnahmen genutzt. Ein weiterer Beamer ist ganz vorne rechts auf der Bühne versteckt, durch ihn werden die Indien-Aufnahmen projiziert. Zu diesem Zweck wird im Glaskasten kurz ein weißer Vorhang an der vorderen Wand entlang von rechts nach links gezogen. Für den gleichen Zweck wird auch noch die ganze hintere Bühnenwand benutzt.

Die von Constanza Macras selbstgedrehten Indien-Aufnahmen zeigen mal eine noble Hotelanlage mit einem schicken Friseursalon und mal die Slums von Bombay, einen großen Müllberg mit einem toten Affen und von Hektik und Sorgen gezeichnete Menschen in den überfüllten Straßen Indiens.

Die Gegensätze zwischen sehr reich und sehr arm sind auf der ganzen Welt zu finden und liegen oft eng beieinander. Der Trend geht global eher dorthin, dass die Kluft zwischen arm und reich sich immer weiter vergrößern wird.

In Deutschland sprechen die konsequenten Bemühungen der Bundesregierung um den Abbau des Sozialstaates , z. B. durch die Aufhebung des Verbotes der Zahlung von Studiengebühren durch das Karlsruher Bundesverfassungsgericht auch dafür. Diese Tatsache wird wie in den USA und Großbritannien zur elitären Bildungsschicht der Besserverdiener und gleichzeitig zur Verschuldung der jungen Menschen führen.

2. Bei der Selektion der Szenen der Aufführung, die für mein spezifisches Thema von großem Interesse zu sein schienen, bin ich auf ein Problem gestoßen. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob denn nicht fast jedes Glassteinchen des Kaleidoskops entweder einen politischen oder einen gesellschaftskritischen Charakter enthalten würde. Obwohl ich meine Frage mit „Ja“ beantwortet habe, entscheide ich mich für drei Szenen, die meiner Meinung nach mein Thema am deutlichsten veranschaulichen können. Diese werden nicht chronologisch präsentiert.

Angst regiert die Welt...

Der zweite Teil der Aufführung wird durch einen auf die hintere Leinwand projizierten Monolog einer jungen Frau (Jo Stone) eröffnet. Der Zuschauer sieht die sitzende Schauspielerin in dem kleinen tunnelähnlichen Raum, der hinter der lila Schwingtür anfängt und dessen Wände mit vielen indischen Postern beklebt sind. Der Globalisierungsgedanke kommt mir an dieser Stelle in den Sinn. Eine Europäerin könnte sich auch in Indien befinden, diese Tatsache würde nichts an ihren Befürchtungen und Paranoiazuständen ändern, weil die Welt politisch, wirtschaftlich und ökologisch sehr stark vernetzt ist.

[...]


1 Vgl. Wittman, Gabriele: Kommentar: Indische Inspiration – Constanza Macras “Big in Bombay” im Haus der Berliner Festspiele. 2005

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Die politische und gesellschaftskritische Dimension in der Aufführung "Big in Bombay" von Constanza Macras
Universidad
Free University of Berlin  (Institut für Theaterwissenschaft)
Calificación
1,0
Autor
Año
2005
Páginas
14
No. de catálogo
V74737
ISBN (Ebook)
9783638716826
ISBN (Libro)
9783638774345
Tamaño de fichero
431 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Dimension, Aufführung, Bombay, Constanza, Macras
Citar trabajo
Julia Kies (Autor), 2005, Die politische und gesellschaftskritische Dimension in der Aufführung "Big in Bombay" von Constanza Macras, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74737

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