Der achtjährige Stefan lebt mit seiner Familie in einem niedersächsischen Dorf. Er besucht die zweite Klasse der dortigen Grundschule und ihm droht ein Verweis von der Schule, weil er nach vielfachen Verwarnungen und Gesprächen mit den Eltern den Unterricht weiterhin massiv stört.
Der weitere Werdegang jener Kinder wie Stefan scheint vorprogrammiert: Dissoziales Verhalten, Schulverweis, Drogen, Kriminalität und nicht selten die Eskalation, in der eine psychiatrische Behandlung, ggf. mit stationärer Aufnahme, erforderlich wird.
Im multiaxialen Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters, werden psychosoziale Umstände, „die für die Verursachung der psychischen Störung relevant sein können“ , klassifiziert. Das mehrdimensionale Abbild zeigt u.a., dass von der Norm abweichende soziokulturelle Umstände signifikante psychiatrische Risikofaktoren darstellen . Bevor es soweit kommt, werden jene Kinder oder Jugendliche oftmals schon in ihrem sozialen Umfeld so auffällig, dass massiver Druck auf die Eltern ausgeübt wird. Die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) soll hier gemäß § 27 SGB VIII (KJHG) helfen.
Gleichzeitig erlebt die Debatte um „Ehrenamt“, „zivilgesellschaftliche Beteiligung“ und „bürgerschaftliches Engagement“ auch im sozialpädagogischen Theoriediskurs eine neue Konjunktur.
Ob eine Integration sozial benachteiligter Familien auf dem Lande in das System der Freiwilligenarbeit möglich ist, und welcher Nutzen für die Jugendhilfe daraus resultieren könnte, ist die zentrale Fragestellung dieser Überlegungen.
Es werden Bürgergesellschaft, Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und Freiwilligenagentur, sowie das Spezifische des „Neuen Ehrenamtes“ (Engagementpotenzial/Zufriedenheitsdifferenziale) erklärt. Weiter werden wesentliche Aspekte und Zielsetzungen der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) im Kontext der Philosophie des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG), sowie der Maximen des 8.Jugendberichtes dargestellt.
Es werden protektive Faktoren hinsichtlich psychosozialer Umstände abgeleitet, um diese mit den Zufriedenheitspotenzialen des freiwilligen Engagements zu vergleichen.
Die Engagementförderung sozial benachteiligter Familien auf dem Lande werden als mögliches innovatives Konzept der Sozialpädagogischen Familienhilfe behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motive und Strategien bürgerschaftlichen Engagements
- Motivationen freiwilligen Engagements
- Definition Ehrenamt
- Definition Freiwilligenarbeit
- Motivation freiwilligen Engagements
- Bürgerschaftliches Engagement
- Bürgergesellschaft
- Strategien zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements
- Freiwilligenagentur
- Motivationen freiwilligen Engagements
- Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Familien
- Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
- Situation sozial schwacher Familien
- Bedingungsfaktoren psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen
- Engagementförderung als neuer Weg in der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH)
- Gründe für freiwilliges Engagement sozial schwacher Familien
- Möglichkeiten lokalen Engagements sozial schwacher Familien
- Hemmnisse und Hindernisse
- Rahmenbedingungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Möglichkeiten der Förderung freiwilligen Engagements sozial benachteiligter Familien auf dem Lande und dessen Nutzen für die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH). Dabei werden die Motivationen und Strategien des bürgerschaftlichen Engagements, die Situation sozial schwacher Familien und die spezifischen Herausforderungen und Chancen einer Integration in das System der Freiwilligenarbeit analysiert.
- Motivationen und Strategien des bürgerschaftlichen Engagements
- Situation und spezifische Problematiken sozial benachteiligter Familien auf dem Lande
- Potenziale und Herausforderungen der Integration sozial benachteiligter Familien in die Freiwilligenarbeit
- Rolle der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) bei der Förderung des Engagements
- Entwicklung von Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen SPFH und kommunalen Freiwilligenagenturen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in die Thematik ein und stellt den Fall eines achtjährigen Jungen aus einer sozial benachteiligten Familie vor, der durch die schwierigen familiären Verhältnisse negative Auswirkungen auf seine Entwicklung erfährt. Die Einleitung erläutert die Relevanz der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) und den wachsenden Stellenwert von bürgerschaftlichem Engagement im Kontext sozialer Probleme.
- Motive und Strategien bürgerschaftlichen Engagements: Dieses Kapitel definiert Ehrenamt und Freiwilligenarbeit und beleuchtet die Motivationen freiwilligen Engagements. Des Weiteren wird die Entwicklung der Bürgergesellschaft, die Strategien zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und die Rolle von Freiwilligenagenturen dargestellt.
- Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Familien: Hier werden die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) und die spezifische Situation sozial schwacher Familien beschrieben. Darüber hinaus werden die Bedingungsfaktoren psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien beleuchtet.
- Engagementförderung als neuer Weg in der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH): In diesem Kapitel werden Gründe für die Förderung freiwilligen Engagements von sozial benachteiligten Familien vorgestellt. Es werden die Möglichkeiten und Herausforderungen des lokalen Engagements dieser Familien beleuchtet und die Hemmnisse und Hindernisse, die ein solches Engagement bisher verhinderten, aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des freiwilligen Engagements, der Sozialpädagogischen Familienhilfe, sozial benachteiligten Familien, Bürgergesellschaft, Freiwilligenagenturen, Motivationen für Engagement und den spezifischen Herausforderungen und Chancen der Integration sozial benachteiligter Familien in die Freiwilligenarbeit auf dem Lande.
- Citar trabajo
- Cordula de Leeuw (Autor), 2006, Förderung des freiwilligen Engagements sozial benachteiligter Familien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74768